Die Feuerzangenbowle (1944)

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Film
Titel Die Feuerzangenbowle
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1944
Länge 94 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Helmut Weiss
Drehbuch Heinrich Spoerl
Produktion Heinz Rühmann
Musik Werner Bochmann
Kamera Ewald Daub
Schnitt Helmuth Schönnenbeck
Besetzung

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Die Feuerzangenbowle ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahre 1944 von Helmut Weiss nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Spoerl.

Handlung

Dem Film ist ein (angepasstes) Zitat aus dem Roman vorangestellt: „Dieser Film ist ein Loblied auf die Schule, aber es ist möglich, daß die Schule es nicht merkt.“

Die Rahmenhandlung des Films beginnt mit einer Runde zumeist älterer Herren, die sich bei einer Feuerzangenbowle Geschichten aus ihrer Schulzeit erzählt. Der erfolgreiche junge Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer beneidet seine Freunde um den Spaß, den sie in der Schule hatten. Ihm selbst blieb solcher versagt, da er von einem Hauslehrer erzogen wurde. Seine Freunde animieren ihn daraufhin, sich als Schüler zu verkleiden und für ein paar Wochen eine richtige Schule zu besuchen. Die Wahl fällt auf ein Gymnasium in der kleinen Stadt Babenberg.

In der Binnenerzählung besucht er die Schule als Oberprimaner Hans Pfeiffer. Er ist bald in der Klasse beliebt und spielt zusammen mit seinen Klassenkameraden den Lehrern Crey (genannt Schnauz) und Bömmel sowie dem Direktor Knauer (genannt Zeus) übliche Schüler-Streiche. Seine extravagante Freundin Marion reist ihm nach und versucht, ihn zur Rückkehr zu bewegen. Er lässt sich zunächst von ihr überreden, nach Berlin zurückzukehren, beschließt aber im letzten Moment, an der Schule zu bleiben und Marion allein zurückreisen zu lassen. Er hat sich in die siebzehnjährige Eva, Tochter des Direktors, verliebt und offenbart ihr seine wahre Identität. Eva nimmt ihn diesbezüglich jedoch nicht ernst.

Durch diese Zurückweisung gekränkt, beschließt er, seinen Hinauswurf aus der Schule zu provozieren. Zunächst lädt er die Oberklasse der benachbarten Mädchenschule zum gemeinsamen Unterricht im Jungengymnasium ein. Er selbst hält den Chemieunterricht, verkleidet als Prof. Crey (dem echten Professor hat Pfeiffer Wecker und Uhr verstellt, sodass Crey sich erst viel zu spät auf den Weg zur Schule begibt). Just am selben Tag besucht der Oberschulrat das Gymnasium, um die Eignung des Prof. Crey für das Direktorat einer eigenen Schule zu prüfen. Als das den Unterricht visitierende Lehrerkollegium feststellt, dass Pfeiffer den Unterricht hält, fleht ihn Direktor Knauer an, den Schwindel weiterzuspielen. Gerade als der Oberschulrat, zufrieden mit dem erlebten Unterricht, abreisen möchte, stürmt der wahre Prof. Crey zur Tür hinein und steht Pfeiffer gegenüber. Der Oberschulrat empfiehlt den beiden Herren, sich zu einigen, wer denn nun der wahre Crey sei, und reist ab. Pfeiffer beendet die Maskerade und erwartet seinen Hinauswurf für diese Aktion, was aber nicht geschieht. Zuletzt droht Pfeiffer damit, die Tochter des Direktors zu entführen, die spontan aufspringt und zu ihm stürmt. Da er sein Diplom, seine Promotionsurkunde und Einkommensnachweise präsentieren kann, steht einer Verbindung der beiden letztlich nichts im Wege.

Der Film endet mit der Rahmenhandlung: Pfeiffer, wieder als Erwachsener, erklärt, all das soeben Erzählte sei eigentlich nur erfunden. Nur die Szenerie mit der Feuerzangenbowle sei Wirklichkeit.

Hintergrund

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Heinrich Spoerl und hält sich eng an die literarische Vorlage. Die Dialoge kann man größtenteils mitlesen. Lediglich einige wenige Stellen wurden ausgelassen oder geringfügig verändert. Als merkliche Konzession an die NS-Zeit wurde Spoerls Oberlehrer Dr. Brett ins Straffe und Schneidig-Scharfe verschoben (nicht von Spoerl selbst, der mit der Bearbeitung seines Drehbuchs unzufrieden war, sondern vermutlich von Rühmann). Bereits 1934 war eine etwas freiere Verfilmung des Romans unter dem Titel So ein Flegel erschienen. Auch hier spielt Heinz Rühmann die Hauptrolle, ja sogar in einer Doppelrolle. Das Drehbuch schrieb Hans Reimann.

Die Feuerzangenbowle spielt in einer „guten alten Zeit“, die nicht genau datiert ist, aber um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zu verorten ist. Das zeigt sich an den Schülermützen, die zum Drehzeitpunkt schon seit etlichen Jahren abgeschafft waren. Die Kleidung der vorkommenden Personen entspricht der Zeit um 1900. Auch die Uniform eines in einer Szene kurz auftretenden Polizisten mit Pickelhaube spricht für diese Datierung, ferner die Tatsache, dass Pfeiffer am Anfang des Films zu dem Treffen mit seinen Freunden mit einer Kutsche gefahren wird. Das Element Radium, das Pfeiffer den Schülerinnen und Schülern vorzustellen vorgibt, wurde 1898 entdeckt. Das im Direktorenzimmer hängende Bild zeigt dagegen den schon 1888 verstorbenen deutschen Kaiser Wilhelm I.

Das Ellwanger Schloss (rechts) und die Wallfahrtskirche Schönenberg (links) sind im Film durch ein Schulfenster zu sehen.

Der Film wurde von der Ufa-Tochter Terra Film[1] produziert und auf 35-mm-Film im Originalformat 1:1,18 gedreht.[1] Bei Kinoprojektion (24 Bilder/Sek.) hat er eine Länge von 98:11 Minuten, bei TV-Projektion (25 Bilder/Sek.) ist er 95:15 Minuten lang. Die Dreharbeiten begannen am 18. März 1943 und dauerten bis zum Juni 1943. Die Filmaufnahmen fanden weitgehend auf dem Gelände der Ufa-Studios in Babelsberg statt,[1] wobei das im Film gezeigte Schulgebäude ein Modell war, das dem Rheingau-Gymnasium in Berlin-Friedenau und dem Goethe-Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf nachempfunden sein soll. Innenaufnahmen wurden in den Räumen des damaligen Peutinger-Gymnasiums und heutigen Landgerichts in Ellwangen (Jagst) gedreht. Der Kurpark in Bad Salzschlirf, die Altstadt von Schwäbisch Hall und das Rathaus Potsdam-Babelsberg sind ebenfalls im Film zu sehen.

Im Januar 1944 versuchte der Reichserziehungsminister Bernhard Rust die Freigabe des Films zu verhindern, mit der Begründung, dass der Film die Autorität der Schule und der Lehrer gefährde, was die schwierige Situation durch den kriegsbedingten Lehrermangel noch erschwere. Rühmann fuhr daraufhin persönlich mit einer Filmkopie für zwei Tage in die Wolfsschanze, wo über Hermann Göring die Meinung Adolf Hitlers zum Film eingeholt wurde. Nach dessen Zustimmung erhielt der für Propaganda zuständige Minister Joseph Goebbels die Anweisung, den Film freizugeben. Die Premiere fand drei Tage später am 28. Januar 1944 in den Berliner Ufa-Palästen Königstadt und Tauentzien statt.[2][1]

Fernsehausstrahlungen

Die erste Fernsehausstrahlung fand am 28. Dezember 1964 im Deutschen Fernsehfunk der DDR statt. In der Bundesrepublik Deutschland wurde der Film erstmals am 26. Dezember 1969 im ZDF gezeigt und erreichte eine Einschaltquote von 53 % (20 Millionen Zuschauer).[1]

Kritiken

„Bis in die Montageprinzipien hinein, bis in die Kostüme und Bauten vermittelt der Film das Glück einer emotionalen Rückwärtsbewegung, eines erlösten Verschwindens. […] Er vermittelt eine Strategie des Vergessens, der sich niemand vollständig entziehen kann; sie entfernt von der historischen Wirklichkeit ebenso wie von den wirklichen Erfahrungen der Institution Schule, wie von dem Ärger, den wir heute morgen im Büro hatten.“

epd film 3/94

„Immer noch vergnügliche Verfilmung von Heinrich Spoerls humoristischem Roman […] Unterstützt von potenten Komiker-Kollegen, zeigt sich Rühmann von seiner liebenswürdigsten komödiantischen Seite.“

Aktuelle Rezeption

Winterkino mit Aufführung des Filmes Die Feuerzangenbowle

Vielerorts – häufig an Universitäten – werden in der Adventszeit Vorführungen des Filmes organisiert, die Eventcharakter haben. Die größte Feuerzangenbowle-Party mit über 10.000 Teilnehmern wird in Göttingen durchgeführt.[4]

Trivia

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Backstage – Daten und Fakten zum Film „Die Feuerzangenbowle“. In: feuerzange-derfilm.de. Cornelia Meyer zur Heyde, abgerufen am 28. Dezember 2015.
  2. Benjamin Maack: Kultfilm – Der (M)untergang. In: einestages. 28. Januar 2009. Heinz Rühmann erzählt die Begebenheit in seiner Autobiographie Das war’s (Ullstein, München/Frankfurt/Wien 1982) minutiös ab S. 152.
  3. Lexikon des internationalen Films (CD-ROM-Ausgabe), Systhema, München 1997.
  4. Britta Mersch: Uni-Kultfilm "Feuerzangenbowle": Jeder nor einen wönzigen Schlock. In: spiegel.de. Spiegel Online GmbH, 18. Dezember 2006, abgerufen am 30. Januar 2009.