Dienstgrade der Kaiserlichen Marine

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Die folgende Aufzählung der Dienstgrade der Kaiserlichen Marine (ohne Marineinfanterie) gibt den Stand um das Jahr 1914 wieder.

Um die Dienstgrade an der Uniform unterscheiden zu können, gab es diverse Abzeichen und Merkmale. Offiziere unterschieden sich durch Schulterstücke (ggf. mit Sternen) und in bestimmten Laufbahnen darüber hinaus durch Tressen auf den Ärmeln. Deckoffiziere durch Achselklappen auf der Oberbekleidung. Unteroffiziere und Mannschaften durch Abzeichen auf dem linken Oberarm. Dazu kamen in allen Personalkategorien weitere Merkmale, beispielsweise bestimmte Mützen, ein Portepee, Tressen und anderes mehr. Die Farbe der Tressen (Metallgespinst) und Knöpfe richtete sich nach der organisatorischen Zuordnung: Silber bei den Werftdivisionen, Bekleidungsämtern und dem Maschinen- und Feuermeisterpersonal der Torpedoabteilungen, Gold für alle übrigen Unteroffiziere. Darüber hinaus gaben bei den Deckoffizieren die Achselklappen durch zusätzliche Abzeichen und bei den Unteroffizieren die Dienstgradabzeichen durch verschiedenartige Ausgestaltung Auskunft über die Laufbahn zu der der Betreffende gehörte.

Beamte der kaiserlichen Marine sind in dieser Übersicht nicht berücksichtigt.

Detaillierte Bekleidungsvorschriften für Angehörige der Kaiserlichen Marine sind unter dem Artikel Uniformen der Kaiserlichen Marine aufgeführt.

Dienstgrade

Mannschaften (Matrosen)

  • Matrose
  • Einjährig-Freiwilliger: Oben offener Winkel aus doppelter Wollschnur in den Reichsfarben schwarz-silber (statt weiß)-rot
  • Obermatrose: Oben offener Winkel aus Borte, in gelb (zur blauen Uniform) oder blau (weiße Uniform)

Anmerkungen: Einjährig-Freiwilliger war kein Dienstgrad, sondern Bezeichnung der Anwärter für eine Reserveoffizierslaufbahn. Matrosen und Obermatrosen wurden in diversen Laufbahnen, bei vorangestellter Laufbahnbezeichnung, Gast (Mehrzahl: Gasten) genannt (z. B. Malersgast, Signalobergast).

Unteroffiziere ohne Portepee (Maate)

  • Maat: Blauer stehender Anker (weiße Uniform) mit aufgelegtem Laufbahnabzeichen. Auf blauem Matrosenhemd und Matrosenjacke war das Emblem in Metallausführung (gold oder silber). Ärmelaufschläge der Jacke mit Metalltresse eingefasst
  • Obermaat: wie Maat, über dem Anker zusätzlich Kaiserkrone mit fliegenden Abzeichen

Anmerkungen: Die Maate und Obermaate wurden gemäß ihrer Laufbahn geführt, zum Beispiel als Bootsmannsmaat, Zimmermannsmaat oder Oberfeuerwerksmaat.

Unteroffiziere mit Portepee (Feldwebel)

  • Vize-Feldwebel bzw. Vize-Wachtmeister: stehender, klarer Anker (Metall) unter Kaiserkrone mit fliegenden Bändern. Unter dem Emblem ein oben offener Winkel aus Metalltresse. Zur standardmäßig getragenen Matrosenjacke (Aufschlagtressen wie Maate) weißes Hemd mit hohem Eckkragen („Vatermörder“) und Querbinder. Schirmmütze der Deckoffiziere. Lange blaue Hosen und Halbschuhe. Offizierssäbel mit Portepee.
  • Feldwebel bzw. Wachtmeister: wie Vize-Feldwebel bzw Vize-Wachtmeister, zusätzlich zweiter Tressenwinkel unter Laufbahnabzeichen; über den Ärmelaufschlägen umlaufendes Band aus Metalltresse („Kolbenring“)

Anmerkungen: Feldwebel war ein Dienstgrad der Werftdivisionen (Marinedienste zu Land), Wachtmeister war ein Dienstgrad des seemännischen Dienstes, der besonders die Abteilungen unter Deck beaufsichtigte.

Portepee-Unteroffiziere mit mehr als 25 Dienstjahren (ab 1913 mit 15 Dienstjahren) legten die Uniform der Deckoffiziere mit den Abzeichen der Portepee-Unteroffiziere an. Seit 1914 trugen alle Portepee-Unteroffiziere, unabhängig vom Dienstalter, Deckoffiziersuniform mit den Abzeichen der Portepee-Unteroffizieren.

Deckoffiziere

  • Deckoffizier (Bootsmann, Steuermann etc.): Dienstanzug ähnlich dem der Offiziere, jedoch flacherer Mütze und Mannschaftsüberzieher (Ausnahme: Vize-Deckoffiziere!). Statt der Schulterstücke zu allen Anzugsarten blaue Achselklappen mit dem Laufbahnabzeichen (zum Beispiel unklarer Anker bei Bootsleuten, Zahnrad bei Maschinisten) in Metallausführung. Auf den Ärmelaufschlägen drei waagerecht angeordnete Ankerknöpfe. Schirmmütze ähnlich der Offizierskopfbedeckung, mit niedrigerem Deckel und ohne Eichenlaubkranz, über der Nationalkokarde (Schwarz, Weiß, Rot) die Kaiserkrone mit fliegenden Kronenbändern.
  • Oberdeckoffizier (Oberbootsmann, Obersteuermann etc.): wie Deckoffizier, jedoch über den Laufbahnabzeichen auf den Achselklappen die Kaiserkrone mit fliegenden Bändern

Anmerkung: Deckoffiziere als Offizierstellvertreter kennzeichneten Goldtressen an den beiden Seiten der spitz zulaufenden Achselklappen. Von den Vize-Deckoffiziere unterscheidbar waren sie anhand von deren trapezförmig zulaufenden Achselklappen.

Offizieranwärter

  • Seekadett (bis 17. April 1899 Kadett): Uniform ähnlich den Vize-Feldwebeln, jedoch ohne deren Tressen und Ärmelabzeichen, dazu die Ärmelaufschläge der Deckoffiziere (mit drei Ankerknöpfen). Auf den Schultern Spangen aus schwarz-rot durchzogener Silberlitze. Mütze ähnlich dem Seeoffiziersmodell, aber flacher und ohne Eichenlaubstickerei um die Kokarde. Marinedolch ohne Portepee.
  • Fähnrich zur See (bis 17. April 1899 Seekadett): wie Seekadett, jedoch Marinedolch mit Portepee. Mütze mit Eichenlaubstickerei um die Kokarde. Nach bestandener Offiziersprüfung Offizierssäbel alternativ zum Marinedolch erlaubt (umgs. dann Säbel-Fähnrich).
  • Vize-Deckoffizier (bis 1893: Vize-Seekadett): bis 1893 Uniform ähnlich der Vize-Feldwebel, jedoch Ärmelabzeichen ohne Krone, auf den Schultern Litzenspangen wie aktive Offizieranwärter. Offiziersmütze. Zur Uniform immer Offizierssäbel (unabhängig von bestandener Offiziersprüfung, im Unterschied zur Praxis bei den Anwärtern der aktiven Laufbahn, Seekadett und Fähnrich!). Ab 1893 Uniform wie Deckoffiziere, jedoch Offiziersüberzieher und Offiziersschirmmütze. Blaue Achselklappen am Knopflochende trapezförmig, seitlich und oben mit Goldtresse eingefasst. Laufbahnabzeichen wie Deckoffizier. Offizierssäbel.

Anmerkungen: Seekadetten und Fähnriche zur See waren Seeoffizieranwärter der aktiven Laufbahn (Berufsoffizier). Seekadetten rangierten zwischen Maat und Obermaat. Fähnriche zur See standen im Rang zwischen Obermaat und Vizefeldwebel, nach bestandener Offiziersprüfung aber unmittelbar hinter den Feldwebeln (umgs. dann Säbel-Fähnrich bzw. bis 1899 Säbel-Kadett).

Vize-Deckoffiziere waren Offizieranwärter der Reservelaufbahn. Sie rangierten vor den Vize-Feldwebeln/Vize-Wachtmeistern, jedoch hinter den Feldwebeln/Wachtmeistern und den Säbel-Fähnrichen (mit bestandener Offiziersprüfung). Ihnen standen kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges zunächst drei Reserveoffizier-Laufbahnen offen: der seemännische Dienst (Vize-Steuermann), die Marineartillerie (Vize-Feuerwerker) und die Ingenieur-Laufbahn (Vize-Maschinist). 1915 kam die Seeflieger-Laufbahn hinzu (Vize-Flugmeister). Da die Seeflieger über kein eigenes Offizierskorps verfügten, erfolgte die Weiterbeförderung über den seemännischen Dienst (Leutnant zur See d. R.) oder über die Artillerie-Laufbahn (Leutnant d. R. der Marineartillerie). Nach bestandener Offiziersprüfung wurden Vize-Deckoffiziere auch nach 1893 umgs. noch einige Zeit als Vize-Säbel-Kadetten bezeichnet.

Offiziere

Karl Boy-Ed als Fregattenkapitän
Titus Türk als Kapitän zur See
  • Deckoffizierleutnant (Deckoffizieringenieur; im Januar 1916 eingeführt): Seeoffizier- oder Marineingenieurmütze. Silberne, schwarz-rot durchwirkte Achselstücke mit dem Deckoffizier-Laufbahnabzeichen. Auf den Kragenseiten kleine vergoldete Kaiserkrone mit Bändern.
  • Leutnant zur See (bis 31. Dezember 1898 Unterleutnant zur See): über Ärmelaufschlägen umlaufende schmale Metalltresse; fransenlose Epauletten bzw. Schulterstücke aus vier zusammen genähten, schwarz-rot durchzogenen Silberplattschnüren (wie beim Landheer) (ohne Rangstern)
  • Oberleutnant zur See (bis 31. Dezember 1898: Leutnant zur See): mittelbreite Ärmeltresse; Epauletten mit dünnen Fransen, Schulterstücke wie Leutnant (1 Stern)
  • Kapitänleutnant: zwei mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dünnen Fransen, Schulterstücke wie Leutnant (2 Sterne)
  • Korvettenkapitän: drei mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dichten Fransen bzw. geflochtene Schulterstücke aus schwarz-rot durchzogener Silberschnur (ohne Stern)
  • Fregattenkapitän (Bezeichnung eingeführt am 23. November 1898): vier mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dichten Fransen, Schulterstücke wie Korvettenkapitän (1 Stern)
  • Kapitän zur See: vier mittelbreite Ärmeltressen; Epauletten mit dichten Fransen, Schulterstücke wie Korvettenkapitän (2 Sterne)

Anmerkung: Die Bezeichnung Fregattenkapitän ersetzte Korvettenkapitän mit Oberstleutnantsrang. Deckoffizierleutnants bzw. Deckoffizieringenieure waren Offiziere ohne Patent und gingen aus den Deckoffizieren hervor.

Admirale

  • Konteradmiral (bis 31. Dezember 1898: Contreadmiral): eine breite Ärmeltresse, darüber eine mittelbreite Ärmeltresse; Epauletten mit dicken Fransen bzw. geflochtene Schulterstücke aus zwei Goldschnüren und einer mittig eingefassten schwarz-rot durchzogenen Silberschnur (ohne Stern)
  • Vizeadmiral: eine breite Ärmeltresse, zwei mittelbreite Tressen; Epauletten mit dicken Fransen, Schulterstück wie Konteradmiral (1 Stern)
  • Admiral: eine breite Ärmeltresse, drei mittelbreite Tressen; Epauletten mit dicken Fransen, Schulterstück wie Konteradmiral (2 Sterne)
  • Großadmiral: eine breite Ärmeltresse, vier mittelbreite Tressen; Epauletten mit dicken Fransen, Schulterstück wie Konteradmiral (gekreuzte Kommandostäbe)

Literatur

  • Rolf Noeske & Claus P. Stefanski: Die deutschen Marinen 1818-1918. Organisation, Uniformierung, Bewaffnung und Ausrüstung Wien 2011
  • Gerhard Beckmann: Die Kaiserliche Marine. Deutsche Gesellschaft für Heereskunde e.V., Potsdam 2001
  • Karl Schlawe: Die Deutsche Marine in ihrer gegenwärtigen Uniformierung. Moritz Ruhl Verlag, Leipzig 1913

Weblinks

  • Dienstgrade und Abzeichen der kaiserlichen Marine (Memento vom 23. April 2008 im Internet Archive)