Hafenlohr (Fluss)
Hafenlohr früherer Name: Lohrbach[1] | ||
Die Hafenlohr bei Windheim | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 2456 | |
Lage | Spessart
| |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Main → Rhein → Nordsee | |
Quellen | Rothenbuch: am Schloss: 49° 58′ 4″ N, 9° 23′ 52″ O im Tiergartengrund: 49° 58′ 41″ N, 9° 23′ 18″ O | |
Quellhöhe | 385 m ü. NHN[2] Q. im Tiergartengrund | |
Mündung | bei Hafenlohr in den MainKoordinaten: 49° 52′ 6″ N, 9° 36′ 16″ O 49° 52′ 6″ N, 9° 36′ 16″ O | |
Mündungshöhe | 142 m ü. NHN[3] | |
Höhenunterschied | 243 m | |
Sohlgefälle | 8,8 ‰ | |
Länge | 27,7 km[4] mit Tiergartenbach | |
Einzugsgebiet | 147,31 km²[4] | |
Abfluss am Pegel Hafenlohr[5] AEo: 147 km² Lage: 600 m oberhalb der Mündung |
NNQ MNQ 1971–2014 MQ 1971–2014 Mq 1971–2014 MHQ 1971–2014 HHQ (26.01.1995) |
50 l/s 300 l/s 1,71 m³/s 11,6 l/(s km²) 15,8 m³/s 38,6 m³/s |
Linke Nebenflüsse | Mäusbach | |
Rechte Nebenflüsse | Tiergartenbach, Breitbach, Steinbach, Wachenbach | |
Die Hafenlohr nahe Windheim |
Die Hafenlohr ist ein 26,5 km (mit Tiergartenbach 27,7 km) langer, rechter Zufluss des Mains in den unterfränkischen Landkreisen Aschaffenburg und Main-Spessart im bayerischen Spessart.
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 772 war sie in der Markbeschreibung der Benediktinerabtei Neustadt am Main erstmals als super fluviolum Lara (dt. über das Flüsschen Lara)[6] beschrieben.[7] 1273 wurde der Fluss als Lare und 1494 Lore erwähnt.[8] Erst im 16. Jahrhundert schrieb man Hafenlohr. Das Bestimmungswort des Kompositums Hafenlohr geht auf das mittelhochdeutsche Havenaere zurück, das Hafner (Töpfer) bedeutet.[8] Der Ursprung des Grundwortes Lohr ist derselbe wie beim nahen Fluss Lohr. Vom Fluss Hafenlohr hat die Gemeinde Hafenlohr ihren Namen.[8]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen der Hafenlohr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hafenlohr entspringt aus zwei Quellen im Gemeindegebiet von Rothenbuch. Der längere und zeitweise wasserreichere Quellast ist der Tiergartenbach, der an trockenen Tagen oft versiegt. Amtlich wird er als Oberlauf des Hafenlohr-Gewässerhauptstrangs angesehen. Der als Hafenlohrquelle benannte Ursprung in der Mitte des Ortes gibt fast ganzjährig Wasser.
Hafenlohrquelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hafenlohrquelle befindet sich am Schloss Rothenbuch. Sie wurde im Zuge der Straßenverbreiterung der St 2317 in Sandstein gefasst. Ihr Wasser fließt durch den Schlossgraben nordwestwärts und mündet etwa nach hundert Metern von der linken Seite in das Bett des aus dem Tiergartengrund am Nordrand des Dorfes heranziehenden und bereits 1,3 km[9] langen Tiergartenbach. Er liefert nicht ganzjährig Wasser, zeitweise aber mehr als die ebenfalls perennierende Quelle am Schloss.
Die Quelle am Schloss war früher vermutlich ein Treffpunkt zum Jagen im östlichen Spessart, weshalb im Jahre 1342 hier der Bau eines Jagdschlosses begonnen wurde. Mit dem aufstoßenden Quellwasser bespeiste man den Schlossgraben und einige umliegende, heute nicht mehr bestehende Forellenseen.
Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Zusammenfluss der Quellbäche läuft die Hafenlohr weiter in der schon vom Tiergartenbach eingeschlagenen südöstlichen Richtung. Etwa 3 km östlich von Weibersbrunn im Hochspessart wird sie am Ahlmichdamm von rechts vom Steinbach verstärkt. Die Hafenlohr zieht ostnordöstlich durch ein tief eingeschnittenes Tal, dessen Sohle das Naturschutzgebiet Hafenlohrtal einnimmt. Größere Ansiedlungen fehlen hier ganz, was dem Wanderer Ruhe und Erholung gewährt. Westlich von Lichtenau fließt ihr beim kleinen Eichensee im Nebentalmund dann von links her der aus dem Nordnordwesten kommende Mäusbach zu. Die Hafenlohr läuft dann im weiterhin tief eingeschnittenen Tal durch den Lichtenauer Grund, fließt an mehreren kleinen Teichen vorbei und erreicht danach das Naturschutzgebiet Mainzer Eck, ab wo das Tal sich etwas zu schlängeln beginnt. Der Berg Klosterkuppel (552 m ü. NN) hindert hier die Hafenlohr an der Fortsetzung ihres inzwischen östlichen Kurses und sie wendet sich bei Erlenfurt dauerhaft nach Südosten.
Mehrere staatliche und fürstliche Forsthäuser säumen dann das Ufer, zunächst Alte und Neue Diana. Vorbei an Einsiedel, erreicht die Hafenlohr, zunächst in südlicher und dann in südöstlicher Richtung ziehend, den Lindenfurterhof, ab dem das Tal nun wieder gestreckter verläuft. Unterhalb von ihm, noch knapp vor der Straßenbrücke, steht ein sehenswertes Aquädukt. Danach passiert sie das Torhaus Breitfurt. Weiter abwärts zieht sie durch ein romantisches, naturbelassenes Tal, das im Südwesten vom gemeindefreien Gebiet Fürstlich Löwensteinscher Park begrenzt wird. Rechts auf der Hochebene liegt darin die Karlshöhe, eine 449 m ü. NN erreichende flache Bergkuppe, auf der ein Ausflugslokal und ein Jagdschlösschen stehen.[10] Weiter talab folgen das Forsthaus Fürstenbrücke und Hubertus, früher Bahnbrückenmühle geheißen, wo der Jugendzeltplatz Windheim des Landkreises Main-Spessart liegt.
Hier fließt ihr von rechts und aus Südwesten der Wachenbach zu, auch Wagenbach[11] genannt, ihr mit Abstand größter Nebenfluss. Sie verläuft dann an mehreren kleinen, von ihr gespeisten Teichen vorbei eine kurze Strecke parallel zur Hafenlohrtalstrasse, durchquert in einer auffälligen Talweitung den Ort Windheim und fließt dann an der linken Seite des niedrigen, einzeln stehenden Achtelsbergs (235 m ü. NN) vorbei, der Umlaufberg einer ehemaligen Mainschlinge ist. Die Hafenlohr nutzt auf ihrem Restlauf den zulaufenden Teil der alten Talschlinge, sie passiert die Große Au und fließt an einigen kleinen Teichen vorbei, danach durch die Kleine Au, nun schon beidseits zwischen Siedlungsteilen von Hafenlohr. Dort unterquert sie die längs des großen Flusses verlaufende Hauptstraße des Ortes und mündet dann am östlichen Ortsrand zu diesem von rechts und zuallerletzt in östlicher Richtung in den Main.
Zuflüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den Zuflüssen der Hafenlohr gehören (flussabwärts aufgezählt):[12]
Name | GKZ | Lage | Länge in km |
Mündungshöhe in m ü. NHN |
Mündung |
---|---|---|---|---|---|
Tiergartenbach | 2456 | rechts | 1,3 | 353 | Rothenbuch |
Breitbach | rechts | 1,3 | 308 | Rothenbuch | |
Steinbach | 24562 | rechts | 5,5 | 281 | Weibersbrunn |
Mäusbach | links | 2,8 | 254 | Rothenbuch-Lichtenau | |
Wachenbach | 24564 | rechts | 10,4 | 163 | Hafenlohr-Windheim |
Hafenlohrtal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Freizeit und Erholung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das schöne Hafenlohrtal lädt zum Wandern ein. Hier gibt es eine Vielzahl von Wander- und Radwegen[13][14]
Naturschutzgebiet
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das 71 ha[15] große Naturschutzgebiet Hafenlohrtal erstreckt sich auf verschiedenen Grünlandtypen in einem etwa 4 km langen Talabschnitt oberhalb von Lichtenau. Die Hafenlohr mäandriert durch diese Wald- und Wiesenlandschaft. Durch Entbuschung und regelmäßige Mahd werden Nass-, Feucht- und Trockenwiesen erhalten und gefördert. Das Verlassen der Wege ist im gesamten Naturschutzgebiet verboten.
Flusssystem Hafenlohr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]siehe Liste der Fließgewässer im Flusssystem Hafenlohr
Hochwasser
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lebewesen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Hafenlohrtal ist ein artenreiches Biotop, in der Tier- wie der Pflanzenwelt.[16]
Fauna
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fische
Die naturnahe Hafenlohr ist ein Refugium vieler Fischarten. So kann man im Frühjahr im Unterlauf des Baches das Schauspiel des Laichaufzuges der Nase (im Volksmund: Speier) beobachten, eines stattlichen Friedfisches. Weiter kommen vor:
- Äsche, Bach- und Regenbogenforelle, Bachsaibling, Mühlkoppe, Steinbeißer, Groppe und Bachneunauge.
- Krebse
- Insekten
sind recht vielfältig im Hafenlohrtal vertreten. So kommen u. a. vor:
- Käfer (Großer Eichenbock, Sägebock, Wespenbock, Hirschkäfer, Nashornkäfer und Balkenschröter)
- Schmetterlinge (Großer Schillerfalter, Großer Eisvogel, Großer Fuchs, Trauermantel und Dukatenfalter)
- Heuschrecken (Sumpfschrecke[18])
- Libellen (Blauflügel-Prachtlibelle[18])
- Lurche
- Schwanzlurche (Bergmolch, Teichmolch, Fadenmolch und Feuersalamander)
- Froschlurche (Erdkröte, Gelbbauchunke, Grasfrosch und Wasserfrosch)
- Kriechtiere
- Eidechsen (Zauneidechse, Bergeidechse und Blindschleiche)
- Schlangen (Schlingnatter und Ringelnatter)
- Vögel
Das Hafenlohrtal ist ein Rückzugsgebiet für viele, teilweise seltene Vogelarten.
- Singvögel (Braunkehlchen, Dorngrasmücke, Gartenrotschwanz, Pirol, Tannenhäher, Wasseramsel, Neuntöter[18] und Seidenschwanz)
- Greifvögel und Falkenartige (Habicht, Sperber, Baumfalke, Schwarzmilan, Fischadler und Raufußbussard)
- Eulen (Steinkauz und Schleiereule)
- Schnepfenvögel (Bekassine und Waldschnepfe)
- Sonstige (Wachtelkönig, Zwergtaucher, Graureiher, Mittelspecht, Eisvogel, Schwarzstorch[18] und Wendehals).
- Säugetiere
Flora
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gräser (Seggen-, Binsenarten und Schmalblättriges Wollgras)
- Farne und Bärlappgewächse (Sumpffarn, Sprossender Bärlapp und Keulen-Bärlapp)
- Orchideen (Breitblättriges Knabenkraut, Stattliches Knabenkraut, Geflecktes Knabenkraut, Großes Zweiblatt, Weißes Waldvöglein, Nestwurz, Breitblättrige Stendelwurz, Kleines Knabenkraut und Brandknabenkraut)
- Asternähnliche (Fieberklee, Sumpfbaldrian, Hohe Schlüsselblume, Roter Fingerhut, Golddistel, Tausendgüldenkraut)
- Rosenähnliche (Seidelbast, Wald-Geißbart)
- Lilienähnliche (Maiglöckchen und Sumpf-Schwertlilie)
- Hahnenfußgewächse (Akelei und Sumpfdotterblume)
- Sonstige (Knöllchen-Steinbrech, Milzkraut und Rundblättrige Sonnentau)
Hafenlohrtalspeicher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bayerische Staatsregierung hatte drei Jahrzehnte lang den Bau des Hafenlohrtalspeichers geplant, einer Talsperre, die als Trinkwasserspeicher dienen sollte. Dieser Plan wurde im September 2008 nach zahlreichen Protesten verschiedener Parteien und Verbände mit Beschluss des regionalen Planungsverbandes endgültig aufgegeben.[19]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anja Zeller: Spessarter Flusstouren: Durch das Elsava- und Hafenlohrtal. Eine Genusstour in den Hochspessart. CoCon, Hanau 2009, ISBN 978-3-937774-81-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hafenlohrtal: private Website mit 100 Bildern.
- Hafenlohr mit Nebengewässern (Fließgewässer)
- Verlauf der Hafenlohr auf dem BayernAtlas
- Hafenlohrtal, Gemeinde Hafenlohr
- Hafenlohrtal, BUND Naturschutz in Bayern e. V.
- Arbeitsgemeinschaft Hafenlohrtal
- Pegel bei Hafenlohr, HND Bayern
- Umlaufberg Achtelsberg (PDF; 239 kB)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bayernviewer der Bayerischen Vermessungsverwaltung: Historisches Kartenwerk aus den Jahren 1817–1841 ( vom 5. September 2012 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Bayernatlas: Kartenausschnitt Tiergartengrund
- ↑ Stauziel auf dem Mainabschnitt unterhalb der Staustufe Rothenfels und oberhalb der Staustufe Lengfurt nach dem BayernViewer.
- ↑ a b Verzeichnis der Bach- und Flussgebiete in Bayern – Flussgebiet Main, Seite 123 des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Stand 2016 (PDF; 3,3 MB)
- ↑ Hauptwerte Pegel Hafenlohr
- ↑ Übersetzung von fluviolum = Kleiner Fluss
- ↑ Klaus Weyer, Vom Keltenheiligtum zum karolingischen Missionskloster – Neustadt am Main. Königshausen & Neumann, Würzburg 2019, ISBN 978-3-8260-6740-2, Seite 131
- ↑ a b c Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 93 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ LFU Bayern: Alphabetisches Gewässerverzeichnis – Gewässerkennzahlen, Längen, Abflusswege
- ↑ Wanderung zu idyllischem Waldschlösschen im Spessart ( vom 11. April 2008 im Internet Archive)
- ↑ Die Wachengrund-Site
- ↑ Topografische Karte 1:10.000 Bayern Nord
- ↑ Erholungswert wird oftmals übersehen. In: Main-Echo, 4. September 2006
- ↑ Wanderung um den „Tanzplatz“: Hafenlohrtal – Breitsee – Weibersbrunn ( vom 4. Juli 2007 im Internet Archive)
- ↑ Informationstafel vor Ort
- ↑ Flora und Fauna des Tales
- ↑ Die Hafenlohr im Spessart ( vom 13. Mai 2006 im Internet Archive) Flyfishers Corner
- ↑ a b c d e Rothenbuch ( vom 5. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 57 kB) In: Main-Post, 12. März 2008
- ↑ Bund Naturschutz in Bayern e. V.: Aus für den Hafenlohrtalspeicher. Stand 1. Februar 2017