Hafenlohr (Fluss)
Hafenlohr (Historisch: Lohrbach[1]) | ||
Die Hafenlohr bei Windheim |
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Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 2456 | |
Lage | Landkreis Aschaffenburg, Landkreis Main-Spessart (Bayern) | |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Main → Rhein → Nordsee | |
Quelle | Hafenlohrquelle in Rothenbuch 49° 58′ 3″ N, 9° 23′ 52″ O | |
Quellhöhe | 355 m ü. NN[2] | |
Mündung | Bei Hafenlohr in den MainKoordinaten: 49° 52′ 6″ N, 9° 36′ 16″ O 49° 52′ 6″ N, 9° 36′ 16″ O | |
Mündungshöhe | 142 m ü. NN[3] | |
Höhenunterschied | 213 m | |
Sohlgefälle | 8,6 ‰ | |
Länge | 24,8 km[4] | |
Einzugsgebiet | 147,37 km² | am Pegel Hafenlohr|
Linke Nebenflüsse | Mäusbach | |
Rechte Nebenflüsse | Tiergartenbach, Breitbach, Steinbach, Wachenbach | |
Die Hafenlohr nahe Windheim |
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Die Hafenlohr ist ein knapp 25 km langer, rechter Zufluss des Mains in den Landkreisen Aschaffenburg und Main-Spessart im bayerischen Spessart.
Name
Der Name Hafenlohr geht aus dem mittelhochdeutschen Bestimmungswort Havenaere, was Hafner (Töpfer) bedeutet, hervor.[6] Für den Ursprung des Wortes Lohr siehe 'Name' bei der Lohr. Der Fluss gab der Gemeinde Hafenlohr ihren Namen.
Geographie
Hafenlohrquelle
Die Hafenlohr entspringt in Rothenbuch aus der in der Ortsmitte liegenden Hafenlohrquelle. Die Quelle befindet sich direkt an der Mauer des Schlosses. Sie wurde im Zuge der Straßenverbreiterung der St 2317 in Sandstein gefasst. Die dort entspringende Hafenlohr fließt noch im Schlossgraben nach Nordosten, knickt dann in nordwestliche Richtung ab und vereinigt sich nach etwa 100 m mit dem bereits 1,6 km langen Tiergartenbach. Dieser führt im Sommer meist wenig, manchmal auch gar kein Wasser. Nach Starkregen oder der Schneeschmelze übertrifft er die Hafenlohr jedoch deutlich. Deshalb wird der Tiergartenbach oft als Oberlauf der Hafenlohr angesehen.
Die Hafenlohrquelle war früher vermutlich ein Treffpunkt zum Jagen im östlichen Spessart. Deshalb wurde 1342 an der Quelle mit dem Bau eines Jagdschlosses als Stützpunkt begonnen. Die Quelle wurde zu dieser Zeit zum Befüllen des Schlossgrabens und der umliegenden, heute nicht mehr bestehenden Forellenseen genutzt.
Verlauf
Nach ihrer Quelle verläuft die Hafenlohr in südöstliche Richtung. Etwa 3 km östlich von Weibersbrunn im Hochspessart am Ahlmichdamm verstärkt sie von rechts der Steinbach. Die Hafenlohr zieht ostnordöstlich durch ein tief eingeschnittenes Tal, dessen Sohle das Naturschutzgebiet Hafenlohrtal einnimmt. Größere Ansiedlungen fehlen hier ganz, was dem Wanderer Ruhe und Erholung gewährt. Westlich von Lichtenau fließt ihr beim kleinen Eichensee im Nebentalmund dann von links her der aus dem Nordnordwesten kommende Mäusbach zu. Die Hafenlohr läuft dann im weiterhin tief eingeschnittenen Tal durch den Lichtenauer Grund, fließt an mehreren kleinen Teichen vorbei und erreicht danach das Naturschutzgebiet Mainzer Eck, ab wo das Tal sich etwas zu schlängeln beginnt. Der Berg Klosterkuppel (552 m ü. NN) hindert hier die Hafenlohr an der Fortsetzung ihres inzwischen östlichen Kurses und sie wendet sich bei Erlenfurt dauerhaft nach Südosten.
Mehrere staatliche und fürstliche Forsthäuser säumen dann das Ufer, zunächst Alte und Neue Diana. Vorbei an Einsiedel, erreicht die Hafenlohr, zunächst in südlicher und dann in südöstlicher Richtung ziehend, den Lindenfurterhof, ab dem das Tal nun wieder gestreckter verläuft. Unterhalb von ihm, noch knapp vor der Straßenbrücke, steht ein sehenswertes Aquädukt. Danach passiert sie das Torhaus Breitfurt. Weiter abwärts zieht sie durch ein romantisches, naturbelassenes Tal, das im Südwesten vom gemeindefreien Gebiet Fürstlich Löwensteinscher Park begrenzt wird. Rechts auf der Hochebene liegt darin die Karlshöhe, eine 449 m ü. NN erreichende flache Bergkuppe, auf der ein Ausflugslokal und ein Jagdschlösschen stehen.[7] Weiter talab folgen das Forsthaus Fürstenbrücke und Hubertus, früher Bahnbrückenmühle geheißen, wo der Jugendzeltplatz Windheim des Landkreises Main-Spessart liegt.
Hier fließt ihr von rechts und aus Südwesten der Wachenbach zu, auch Wagenbach[8] genannt, ihr mit Abstand größter Nebenfluss. Sie verläuft dann an mehreren kleinen, von ihr gespeisten Teichen vorbei eine kurze Strecke parallel zur Hafenlohrtalstrasse, durchquert in einer auffälligen Talweitung den Ort Windheim und fließt dann an der linken Seite des niedrigen, einzeln stehenden Achtelsbergs (235 m ü. NN) vorbei, der Umlaufberg einer ehemaligen Mainschlinge ist. Die Hafenlohr nutzt auf ihrem Restlauf den zulaufenden Teil der alten Talschlinge, sie passiert die Große Au und fließt an einigen kleinen Teichen vorbei, danach durch die Kleine Au, nun schon beidseits zwischen Siedlungsteilen von Hafenlohr. Dort unterquert sie die längs des großen Flusses verlaufende Hauptstraße des Ortes und mündet dann am östlichen Ortsrand zu diesem von rechts und zuallerletzt in östlicher Richtung in den Main.
Zuflüsse
Zu den Zuflüssen der Hafenlohr gehören (flussabwärts aufgezählt):[9]
Name | GKZ | Länge [km] |
Zufluss- richtung |
Mündungs- höhe |
Mündung |
Tiergartenbach | 245600 | 1,6 | rechts | 355 | Rothenbuch |
Breitbach | 1,3 | rechts | 308 | Rothenbuch | |
Steinbach | 24562 | 5,7 | rechts | 281 | Weibersbrunn |
Mäusbach | 2,8 | links | 254 | Rothenbuch-Lichtenau | |
Wachenbach | 24564 | 10,3 | rechts | 163 | Hafenlohr-Windheim |
Hafenlohrtal
Freizeit und Erholung
Das schöne Hafenlohrtal lädt zum Wandern ein. Hier gibt es eine Vielzahl von Wander- und Radwegen[10][11]
Naturschutzgebiet
Das 71 ha[12] große Naturschutzgebiet Hafenlohrtal erstreckt sich auf verschiedenen Grünlandtypen in einem etwa 4 km langen Talabschnitt oberhalb von Lichtenau. Die Hafenlohr mäandriert durch diese Wald- und Wiesenlandschaft. Durch Entbuschung und regelmäßige Mahd werden Nass-, Feucht- und Trockenwiesen erhalten und gefördert. Das Verlassen der Wege ist im gesamten Naturschutzgebiet verboten.
Flusssystem Hafenlohr
siehe Liste der Fließgewässer im Flusssystem Hafenlohr
Hochwasser
Lebewesen
Das Hafenlohrtal ist ein artenreiches Biotop, in der Tier- wie der Pflanzenwelt.[13]
Fauna
- Fische
Die naturnahe Hafenlohr ist ein Refugium vieler Fischarten. So kann man im Frühjahr im Unterlauf des Baches das Schauspiel des Laichaufzuges der Nase (im Volksmund: Speier) beobachten, eines stattlichen Friedfisches. Weiter kommen vor:
- Äsche, Bach- und Regenbogenforelle, Bachsaibling, Mühlkoppe, Steinbeißer, Groppe und Bachneunauge.
- Krebse
- Insekten
sind recht vielfältig im Hafenlohrtal vertreten. So kommen u. a. vor:
- Käfer (Großer Eichenbock, Sägebock, Wespenbock, Hirschkäfer, Nashornkäfer und Balkenschröter)
- Schmetterlinge (Großer Schillerfalter, Großer Eisvogel, Großer Fuchs, Trauermantel und Dukatenfalter)
- Heuschrecken (Sumpfschrecke[15])
- Libellen (Blauflügel-Prachtlibelle[15])
- Lurche
- Schwanzlurche (Bergmolch, Teichmolch, Fadenmolch und Feuersalamander)
- Froschlurche (Erdkröte, Gelbbauchunke, Grasfrosch und Wasserfrosch)
- Kriechtiere
- Eidechsen (Zauneidechse, Bergeidechse und Blindschleiche)
- Schlangen (Schlingnatter und Ringelnatter)
- Vögel
Das Hafenlohrtal ist ein Rückzugsgebiet für viele, teilweise seltene Vogelarten.
- Singvögel (Braunkehlchen, Dorngrasmücke, Gartenrotschwanz, Pirol, Tannenhäher, Wasseramsel, Neuntöter[15] und Seidenschwanz)
- Greifvögel (Habicht, Sperber, Baumfalke, Schwarzmilan, Fischadler und Raufußbussard)
- Eulen (Steinkauz und Schleiereule)
- Schnepfenvögel (Bekassine und Waldschnepfe)
- Sonstige (Wachtelkönig, Zwergtaucher, Graureiher, Mittelspecht, Eisvogel, Schwarzstorch[15] und Wendehals).
- Säugetiere
Flora
- Gräser (Seggen-, Binsenarten und Schmalblättriges Wollgras)
- Farne und Bärlappgewächse (Sumpffarn, Sprossender Bärlapp und Keulen-Bärlapp)
- Orchideen (Breitblättriges Knabenkraut, Stattliches Knabenkraut, Geflecktes Knabenkraut, Großes Zweiblatt, Weißes Waldvöglein, Nestwurz, Breitblättrige Stendelwurz, Kleines Knabenkraut und Brandknabenkraut)
- Asternähnliche (Fieberklee, Sumpfbaldrian, Hohe Schlüsselblume, Roter Fingerhut, Golddistel, Tausendgüldenkraut)
- Rosenähnliche (Seidelbast, Wald-Geißbart)
- Lilienähnliche (Maiglöckchen und Sumpf-Schwertlilie)
- Hahnenfussgewächse (Akelei und Sumpfdotterblume)
- Sonstige (Knöllchen-Steinbrech, Milzkraut und Rundblättrige Sonnentau)
Hafenlohrtalspeicher
Die Bayerische Staatsregierung hatte drei Jahrzehnte lang den Bau des Hafenlohrtalspeichers geplant, einer Talsperre, die als Trinkwasserspeicher dienen sollte. Dieser Plan wurde im September 2008 nach zahlreichen Protesten verschiedener Parteien und Verbände mit Beschluss des regionalen Planungsverbandes endgültig aufgegeben.[16]
Siehe auch
Literatur
- Anja Zeller: Spessarter Flusstouren: Durch das Elsava- und Hafenlohrtal. Eine Genusstour in den Hochspessart. CoCon, Hanau 2009, ISBN 978-3-937774-81-7.
Weblinks
- Verlauf der Hafenlohr auf dem BayernAtlas
- Hafenlohrtal
- Arbeitsgemeinschaft Hafenlohrtal
- Pegel bei Hafenlohr, HND Bayern
- Umlaufberg Achtelsberg (PDF; 239 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Bayernviewer der Bayerischen Vermessungsverwaltung: Historisches Kartenwerk aus den Jahren 1817–1841 ( vom 5. September 2012 im Webarchiv archive.today)
- ↑ BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)
- ↑ Stauziel auf dem Mainabschnitt unterhalb der Staustufe Rothenfels und oberhalb der Staustufe Lengfurt nach dem BayernViewer.
- ↑ Kartenservice des bayrischen Landesamtes für Umwelt ( vom 10. Februar 2007 im Internet Archive)
- ↑ Bayerischer Hochwassernachrichtendienst (Stand: 6. September 2011)
- ↑ Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 93 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Wanderung zu idyllischem Waldschlösschen im Spessart
- ↑ Die Wachengrund-Site
- ↑ Topografische Karte 1:10.000 Bayern Nord
- ↑ Erholungswert wird oftmals übersehen. In: Main-Echo, 4. September 2006
- ↑ Wanderung um den „Tanzplatz“: Hafenlohrtal – Breitsee – Weibersbrunn
- ↑ Informationstafel vor Ort
- ↑ Flora und Fauna des Tales
- ↑ Die Hafenlohr im Spessart Flyfishers Corner
- ↑ a b c d e Rothenbuch (PDF; 57 kB) In: Main-Post, 12. März 2008
- ↑ Bund Naturschutz in Bayern e. V.: Aus für den Hafenlohrtalspeicher. Stand 12. September 2008