Intertecnica

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Intertecnica Export
Rechtsform GmbH
Gründung 1818
Sitz Borsigallee 6, Bonn, Deutschland
Leitung Bassel Maduar
Branche Dienstleister u.a. für Medaillen, Orden und Ehrenzeichen sowie Export von Automobilen, Maschinenbau- und Flughafen-Zubehör
Website http://www.intertecnica.de/

Die Intertecnica Export GmbH ist ein Anfang des 19. Jahrhunderts unter dem Namen Ferdinand Hoffstätter in Bonn gegründetes Unternehmen für Entwurf und Prägung von Medaillen, Orden und Ehrenzeichen, Plaketten, metallenen Marken, Abzeichen und Repliken etwa musealer Skulpturen.[1] Sitz der GmbH, die zusätzlich Automobile, deren Komponenten, Maschinenbau- und Flughafen-Zubehör in den Mittleren Osten und nach Nordafrika exportiert sowie Ingenieurs-Dienstleistungen anbietet, ist die Borsigallee 6 in Bonn.[2]

Geschichte

Die Firma führt ihre Anfänge zurück auf den Kürschner-Sohn Ferdinand Hoffstätter[1] (* um 1798), der 1818 in der Sternstraße in Bonn einen Goldschmiedebetrieb eröffnete.[3] Der Unternehmer mit seiner in Beuel ansässigen Fabrik für Orden und Ehrenzeichen[4] war am 4. April 1833 der Goldbeschützer während der Trauung seiner Schwester Sibilla Francisca Hofstaetter mit dem Gold- und Silberarbeiter Georg Leonhard Nörpel. Der Fabrikant selbst heiratete Margareta Fuchs, die neben einer Totgeburt vom 12. März 1834 auch den Sohn Lorenz Hofstätter jun. gebar, der später die Herstellung von Trauringen in dem Familienunternehmen ausbaute.[Anm. 1] Zuvor war dem Unternehmensgründer 1856/57 für die Herstellung von Staats-Orden und kunstgewerblichen Produkten der Titel eines Hof-Juwelieres verliehen worden.[3]

In dritter Generation übernahm Ferdinand Hofstaetter (II) die Führung des Unternehmens, der nach einem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten 1879 bis 1880 Großaufträge von Schützenvereinen und Karnevalsorden ausführte. Unter der neuen Firmenleitung wurde der Betrieb,[3] die „Juwelier, Gold- u. Silberwaaren-Handlung“ in der damaligen Sternstraße 38[5] noch zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs 1906 in den (heutigen) Bonner Ortsteil Limperich verlegt, von wo aus vor allem während des Ersten Weltkrieges der große Bedarf an Orden und Ehrenzeichen bedient wurde.[3]

Ein Urenkel des Firmengründers, Lorenz Hoffstätter (II)[3] ein langjähriger Pfadfinder, gelernter Graveur, Mitglied des Freikorps Oberland und mehrfach inhaftiert, trat noch während der Weimarer Republik 1928 der Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) bei und wurde noch im Jahr der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten als NS-Kreisleiter des Siegkreises in Küdinghoven, Wahlkreis 20 (Köln-Aachen) Mitglied des damaligen Reichstages.[6] 1938, im Jahr der Reichspogromnacht, übernahm Lorenz Hoffstätter die alleinige Führung des Betriebes[3] und belieferte von dort aus seine Partei und die Wehrmacht mit Orden und Abzeichen.[7]

Nach dem Zweiten Weltkrieg zählte die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) unter ihrem Bundesvorsitzenden Adolf von Thadden und die Christlich Demokratische Union unter Kurt Georg Kiesinger zu den Auftraggebern der Medaillenfabrik von Lorenz Hoffstätter. Dieser geriet in bundesweite Schlagzeilen, nachdem 1970 – laut Zitat eines Mitarbeiters des Verfassungsschutzes im Auftrag der rechtsextremen Aktion Widerstand und damit der NPD – eine „Schmäh-Münze“ geprägt werden sollte in der Form einer 2-DM-Kursmünze: Sie sollte einerseits das Porträt von Bundeskanzler Willy Brandt und die Aufschrift „Deutsche Inflationsmark“ tragen, die Kehrseite der Medaille mit der Aufschrift "Gesamtdeutsches Blech" den Kopf des Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, des Chefs der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Walter Ulbricht. Nachdem diese Absichten ruchbar geworden waren, musste Lorenz Hoffstätter in der Kanzlei des Bonner Rechtsanwalts Erich Schumann „das Versprechen ab[geben], den Münzen-Auftrag nicht auszuführen und bei Nichteinhalten seiner Zusage eine Strafe von 10 000 Mark zu zahlen“.[7]

Wenige Jahre zuvor, am 17. Oktober 1968, hatte der Betrieb eine Feier zum 150-jährigen Bestehen des Unternehmens ausgerichtet. Aus diesem Anlass war eine Festschrift mit den Abbildungen der bis dahin von der Firma produzierten bedeutendsten Abzeichen, Plaketten, Medaillen und Orden erschienen, auf die auch die Goldschmiede Zeitung mit einem Artikel Bezug nahm.[3]

Spätestens in den 1980er Jahren war das Bonner Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden, die um 1987 einen Umsatz von rund 4 Millionen DM erzielte.[8] 2002 wurde die Kunstprägeanstalt,[9] in der Künstler wie Harry Maximilian Buchberger oder Karl Menser nach eigenen Entwürfen prägen ließen,[10] von der Intertecnica Export GmbH übernommen. Diese produziert sowohl in Bonn als auch im Ausland, meidet jedoch „Billigware“ will die Tradition künstlerisch hochwertiger Prägeprodukte fortsetzen. Geliefert wird außer in Länder in Europa auch nach Übersee, insbesondere in die USA, nach Mexiko und Brasilien.[9]

Literatur

  • Goldschmiede Zeitung, Ausgabe 12, 1968, S. 1363 (u.a. mit einem Porträt des Firmengründers)
  • Josef Arens: 1818–1968. 150 Jahre Firma Ferdinand Hoffstätter, Bonn. Jubiläumsbroschüre, Bonn 1968

Weblinks

Anmerkungen

  1. Laut Wolfgang Scheffler „vermutlich auch“ ein Sohn Ferdinand Hofstaetters ist der Bonner Juwelier P. J. Hoffstatter, der sich am 26. April 1830 in Wien in das Stammbuch des in Celle tätigen Goldschmiedes Cristof Conrad Siebrecht eintrug; s.a. ders: Christof Conrad Siebrecht, in: Goldschmiede Niedersachsens: Daten - Werke - Zeichen. Halbbd. 1 : Aerzen - ...; online über Google-Bücher

Einzelnachweise

  1. a b Vergleiche die Webseite der Firma Intertecnica nebst Querverweis: Über uns (Memento vom 11. Dezember 2002 im Internet Archive)
  2. Vergleiche Mechanical Engineering / Department Airport Equipment ... (Memento vom 11. November 2013 im Internet Archive)
  3. a b c d e f g Wolfgang Scheffler: Ferdinand Hofstaetter, in: Goldschmiede Rheinland-Westfalens. Daten; Werke; Zeichen, Halbbd. 1: Aachen - Köln, de Gruyter, Berlin, New York 1973, ISBN 3-11-003842-0, S. 100.
  4. Beueler Industriegeschichte / Mit der Wäsche fing alles an, in: General-Anzeiger vom 12. Mai 2012
  5. Ferdinand Hoffstätter Bonn im Adressbuch der Stadt Bonn von 1902, transkribiert vom Verein für Computergenealogie
  6. Intertecnica in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  7. a b Münzen / Aktion Widerstand. Gesamtdeutsches Blech, in: Der Spiegel, Heft 43/1970 vom 19. Oktober 1970
  8. Schmaler Grat, in: Der Spiegel, Heft 9/1987 vom 23. Februar 1987, S. 74–76.
  9. a b Benjamin Fritzsch, Lena Bokenhans: Medaillen aus Deutschland; in: TuWas-Magazin, hrsg. vom SuS Phönix Bielefeld 09 e.V., Ausgabe Juni - Oktober 2014, S. 28f.
  10. Ferdinand Dahl: Katalog zur Ausstellung Kunstmedaillen - Medaillenkunst, Teil 2 (Der Streckenreiter. Dem Münzvergnügen gewidmete Nebenstunden. Eine Münzpost der Numismatischen Gesellschaft Bonner Münzfreunde e.V., Folge 87). Numismatische Gesellschaft Bonner Münzfreunde, Bonn 2013, S. 7, 16 (mit Abbildungen); als (PDF-Dokument)

Koordinaten: 50° 41′ 56,6″ N, 7° 3′ 25,9″ O