Jacob Heinrich von Flemming

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Jacob Heinrich von Flemming

Jacob Heinrich Reichsgraf von Flemming, modernisiert auch Jakob Heinrich Reichsgraf von Flemming, (* 3. März 1667 in Hoff, Hinterpommern; † 30. April 1728 in Wien) war Großstallmeister des Großherzogtums Litauen, der Krone Polen Generalfeldzeugmeister, Erblandmarschall in Hinterpommern, königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Generalfeldmarschall, wirklicher Geheimer Rat und Kabinettsminister, Geheimer Kriegsrat, Präsident des Elefanten-, Johanniter- und St.-Andreasordens, Ritter, Herr der Herrschaften Slawentzitz, Schlabervizevia, Wolezin, Burg- und Schloßgesessener zu Martentin und Boehe.

Leben

Flemming war der Sohn des kurbrandenburgischen Geheimen Rats und Präsidenten des hinterpommerschen Hofgerichts Georg Caspar von Flemming, der Neffe des Feldmarschalls Heino Heinrich von Flemming und der Bruder des kursächsischen Kammerherrn Joachim Friedrich von Flemming sowie des brandenburgischen Generalleutnants Bogislaw Bodo von Flemming und besaß dank seiner Familie das Privileg eines Erblandmarschalls von Hinterpommern (seit 1695).

Flemming machte nach vollendetem Jurastudium (1688) eine Reise nach England und trat hierauf in brandenburgische Dienste. Er befand sich 1689 bei der Belagerung von Kaiserswerth und Bonn, 1690 bei der Schlacht von Fleury, 1691 bei Leuze und wurde im selben Jahr in den Johanniterorden aufgenommen. 1692 nahm er als kurbrandenburgischer Adjutant an der Aktion bei Heilbronn teil und im nächsten Jahr unter dem Kommando des Herzogs von Schomberg an der Schlacht bei Marsaglia im Piemont. Danach machte ihn der sächsische Kurfürst Johann Georg IV. zum Oberst und Generaladjutanten. Nach dem Tod des Kurfürsten (1694) wurde Flemming von dessen Nachfolger, dem Kurfürsten Friedrich August, als Generaladjutant übernommen, vor allem weil dieser im Gegensatz zu Flemming nur unzureichend Französisch sprach, aber auch Flemming als tapferen Soldaten kennengelernt hatte.

Da Flemming außer Deutsch und Französisch fließend Englisch, vor allem aber Polnisch sprach und in Polen eine weitläufige, einflussreiche Verwandtschaft hatte (er war unter anderem mit dem polnischen Großschatzmeister Przebendowski verschwägert), ernannte ihn Kurfürst Friedrich August von Sachsen, der die Wahl zum König von Polen anstrebte, 1697 zum Gesandten in Warschau. Seit dem Tod Königs Johann III. Sobieski 1696 war die polnisch-litauische Krone vakant.

Flemming sah, dass nur etwa ein Viertel der Stimmen auf August entfallen würde, und bediente sich einer unkonventionellen Taktik, um diesem die Krone zu sichern – anstatt seinen Herrscher direkt zu begünstigen, half er immer neuen Kandidaten (z. B. Don Livio Odescalchi, dem Neffen des Papstes), bis es am Ende noch acht weitere gab und die Konkurrenz so hoffnungslos zersplittert war. Trotzdem wurde es am Ende ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Prinzen Conti, der vor vollendete Tatsachen gestellt wurde – während jener aus Frankreich erst anreiste, schwor Flemming stellvertretend für August den Starken öffentlich den Eid auf die Pacta conventa.

Der frisch gekrönte König August II. von Polen-Litauen (bekannter unter dem Namen August der Starke) ernannte Flemming 1698 zum Generalmajor des kursächsischen Heeres, Geheimen Kriegsrat und Generalpostmeister von Sachsen (letzteres Amt verkaufte Flemming für 150.000 Taler). 1699 wurde Flemming zum Generalleutnant und Großstallmeister von Litauen befördert.

Im Jahr 1700 nahm Flemming am Livland-Kurland-Feldzug teil, mit dem August der Starke den Großen Nordischen Krieg gegen Karl XII. eröffnete. Flemming eroberte dabei mit seinen Truppen die Düna-Schanze bei Riga und benannte sie in „Augustenburg“ um, doch 1701 schlugen die Schweden das verbündete Russisch-Sächsische Heer in der Schlacht an der Düna. 1702 wurde er in der Schlacht bei Klissow schwer verwundet und 1703 als Gesandter nach Kopenhagen geschickt. Innenpolitisch sorgte er im gleichen Jahr für den Sturz des Großkanzlers Wolf Dietrich von Beichlingen, an dessen Besitz er sich persönlich bereicherte.

Im Jahr 1705 machte ihn der Kurfürst zum General der Kavallerie und Kriegsminister. Im Frieden von Altranstädt 1706 verlangte Karl XII. Flemmings Auslieferung, denn er habe Güter in Pommern und sei somit schwedischer Untertan. Flemming befreite seinen Kurfürsten aus dieser Zwickmühle, indem er nach Preußen abreiste – sein Titel als Erblandmarschall von Hinterpommern kam ihm nun zupass, denn er konnte sich so in Preußen jederzeit frei bewegen. Als die Schweden aus Polen abgezogen waren (Karl XII. wandte sich gegen Russland und wurde 1709 bei Poltawa geschlagen), holte August der Starke (nun erneut König von Polen) Flemming 1707 als Gouverneur der Residenz Dresden zurück. Im Jahr 1712 wurde Flemming zum Generalfeldmarschall und Geheimen Kriegsrat-Präsident ernannt und führte im Pommernfeldzug 1715/1716 die sächsischen Truppen gegen die Schweden unter Magnus Stenbock, unter anderem bei den Belagerungen von Stralsund und Tönning und in der Schlacht bei Gadebusch. 1712 verlieh ihm der Kurfürst das Amt des dirigierenden Ministers.

Im Jahr 1715 führte Flemming nach dem siegreichen Ende der Kampfhandlungen in Norddeutschland die sächsischen Truppen nach Polen, die er dort unterhalten wollte. Dagegen und gegen seine Pläne, die polnische Königskrone im Hause der Wettiner erblich zu machen, bildete sich 1715 die Konföderation von Tarnogród, deren Truppen er im Dezember 1715 bei Sandomierz schlug. Danach verhandelte er mit den Konföderierten und erreichte immerhin 1716 die erneute Anerkennung Augusts als König von Polen, allerdings musste das sächsische Heer bis auf 1.200 Mann Garde aus Polen abziehen. Dieses Ergebnis wurde im „Stummen Sejm“ 1717 bestätigt. Im Jahr 1719 unterzeichnete Flemming das Bündnis Augusts des Starken mit dem Kaiser und Hannover gegen Preußen.

Flemming, der zwischen 1702 und 1714 Besitzer der Standesherrschaft Slawentzitz war, gilt als einer der Wegbereiter des oberschlesischen Hüttenwesens. Slawentzitz tauschte er 1714 mit Adolph Magnus Graf von Hoym gegen Schloss Burgscheidungen mit Anteilen von Kirchscheidungen.[1] 1718 erwarb er Nebra mit Birkigt hinzu. 1721 veräußerte er die Güter wieder weiter. 1719 hatte er auch Lichtenwalde günstig ersteigert, um es 1722 weiterzuverkaufen.

Im Jahr 1714 erwarb er das Palais Flemming-Sulkowski in Dresden, ließ es erweitern und mit einem prächtigen Treppenhaus ausstatten; 1724 veräußerte er es an den König, übernahm es jedoch von 1726-28 erneut. 1715 errichtete er ferner den heutigen Elbflügel des Japanischen Palais in Dresden, das er 1717 an den König veräußerte und von 1722 bis 1726 wieder zurückerhielt. Als Sommerresidenz vor den Toren Dresdens gab er um 1725 das Schloss Übigau in Auftrag, welches er aber bereits kurz vor Fertigstellung an Kurfürst August den Starken verkaufte. 1724 erwarb er aus der Konkursmasse des hoch verschuldeten Hof- und Justizrates Thomas August von Fletscher das Schloss Crossen, das dann als einzige seiner Erwerbungen für viele Generationen (bis 1925) im Besitz seiner Familie blieb.

1725 heiratete Flemming, nachdem er sich von seiner ersten Gemahlin, der Gräfin Franziska Sapieha hatte scheiden lassen, die Tochter des litauischen Großkanzlers, Prinzessin Thekla Radziwill. Seine drei Söhne sind jung gestorben.

Jacob Heinrich Graf von Flemming starb am 30. April 1728 auf einer diplomatischen Reise in Wien, sein Leichnam wurde nach Sachsen zurückgebracht und auf seinem 1724 ersteigerten Gut Putzkau bei Bautzen in der dortigen Kirche beigesetzt.

Trivia

In der Filmreihe Sachsens Glanz und Preußens Gloria wurde Flemming vom Schauspieler Alfred Struwe verkörpert.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Rüdiger Bier: 1500 Jahre Geschichte und Geschichten der herrschaftlichen Sitze zu Kirchscheidungen und Burgscheidungen, Eigenverlag Rittergut Kirchscheidungen 2009, S.313-315

Weblinks