Kreis Bensheim
Der Kreis Bensheim war ein Landkreis im Großherzogtum Hessen und dem Volksstaat Hessen in der Provinz Starkenburg. Er bestand vom 20. August 1832 bis zum 1. November 1938.[1] Kreisstadt war Bensheim.
Aus der Zusammenlegung mit dem benachbarten Kreis Heppenheim entstand daraus 1938 der Landkreis Bergstraße.[2]
Einordnung des Kreises in das Großherzogtum Hessen
Zusammen mit den Kreisen Darmstadt, Dieburg, Erbach, Groß-Gerau, Heppenheim und Offenbach, sowie zeitweise mit den Kreisen Lindenfels, Neustadt und Wimpfen, bildete der Kreis Bensheim die Provinz Starkenburg, die wiederum zusammen mit den Provinzen Oberhessen und Rheinhessen das Großherzogtum Hessen darstellten.
Geschichte
Nach der Neugründung der Provinzen im Großherzogtum Hessen 1815 waren zunächst Ämter als Verwaltungseinheit vorgesehen. In Südhessen waren das die Ämter Bensheim, Fürth, Gernsheim, Heppenheim, Hirschhorn, Kürnbach (Wimpfen), Lampertheim, Lindenfels, Lorsch, Pfungstadt, Schönberg, Seeheim, Wald-Michelbach, Wimpfen und Zwingenberg.[3] Diese Ämter wurden dann zu größeren Verwaltungseinheiten zusammengefasst.
Nach der Verkündigung der Verfassung des Großherzogtums Hessen am 17. Dezember 1820 folgte am 14. Juli 1821 eine umfassende Verwaltungsreform. Statt der Ämter wurden nun Landratsbezirke eingesetzt. Diese waren die Vorläufer der Kreise. Im Bereich des heutigen Landkreises Bergstraße wurden die Landratsbezirke Bensheim, Heppenheim, Lindenfels und Hirschhorn, sowie Wimpfen mit Amt Kürnbach als Exklave in Baden gebildet. Dabei wurden einige Orte an benachbarte Landratsbezirke abgegeben.
Mit dem Inkrafttreten einer Verordnung der Darmstädter Regierung am 15. Oktober 1832 wurde aus dem ursprünglichen Landratsbezirk Bensheim und dem Landratsbezirk Heppenheim der Kreis Bensheim gebildet.
Nach der am 20. August 1832 bekanntgegebenen Neugliederung sollte es in Süd-Starkenburg künftig nur noch die Kreise, nicht mehr Landratsbezirke, Bensheim und Lindenfels geben. Heppenheim war zur Eingliederung in den Kreis Bensheim vorgesehen, sein Landratsbezirk sollte an den Kreis Bensheim fallen. Noch vor dem Inkrafttreten der Verordnung zum 15. Oktober 1832 wurde diese aber dahingehend revidiert, dass statt des Kreises Lindenfels neben dem Kreis Bensheim der Kreis Heppenheim als zweiter Kreis gebildet, die Stadt Heppenheim mithin nicht in den Kreis Bensheim eingegliedert wurde.
Der Landratsbezirk Wimpfen blieb selbständiger Verwaltungsbezirk.
Mit der Grossherzoglichen Regierungsverordnung Nr. 37 vom 31. Dezember 1839 wurde mit Wirkung zum 15. Januar 1940 die folgenden Orte des Schönberger- und Zeller-Tals vom Kreis Heppenheim getrennt und dem Kreis Bensheim zugeschlagen:[4]
Schönberg, Zell, Gronau, Elmshausen, Wilmshausen, Reichenbach, Hohenstein (heute ein Forsthaus in der Gemarkung Reichenbach), Lautern, Gadernheim, Oder- und Unter-Raidelbach mit den zugehörigen Höfen, Mühlen und einzelnen Häusern.
Mit der gleichen Verordnung wurde verfügt, dass die Orte Viernheim und Lampertheim mit Hüttenfeld und den dazugehörigen Höfen und einzelnen Häusern vom Kreis Bensheim zum Kreis Heppenheim kommen.
Am 31. Juli 1848 wurden die beiden Kreise Bensheim und Heppenheim dann zum Regierungsbezirk Heppenheim zusammengeschlossen. Der Landratsbezirk Wimpfen kam zum Regierungsbezirk Erbach. Diese Verwaltungsreform dauerte jedoch nur knapp vier Jahre, denn am 12. Mai 1852 wurde die Zusammenlegung wieder aufgehoben. Dabei entstand ein neu abgegrenzter Kreis Bensheim aus Teilen der Landgerichtsbezirke Gernsheim und Zwingenberg.[5][6]
Im Zuge der 1874 im Großherzogtum Hessen nach preußischem Vorbild vorgenommenen Reform der Kreisverfassung kam es zu umfangreichen Gebietsänderungen:
- Die Gemeinde Malchen wechselte aus dem Kreis Bensheim in den Kreis Darmstadt.
- Die Gemeinden Gernsheim und Klein-Rohrheim wechselten aus dem Kreis Bensheim in den Kreis Groß-Gerau.
- Die Gemeinden Bobstadt, Bürstadt, Groß-Hausen, Hofheim, Klein-Hausen, Lampertheim und Lorsch wechselten aus dem Kreis Heppenheim in den Kreis Bensheim.
- Die Gemeinden Glattbach, Knoden, Kolmbach, Laudenau, Lindenfels, Schannenbach, Schlierbach, Seidenbach, Seidenbuch, Winkel und Winterkasten wechselten aus dem aufgelösten Kreis Lindenfels in den Kreis Bensheim.[7]
Die damals geschaffene Gliederung der Provinz Starkenburg in die Kreise Bensheim, Darmstadt, Dieburg, Erbach, Groß-Gerau, Heppenheim, Offenbach hatte mehr als sechs Jahrzehnte Bestand. Am 3. Oktober 1937 wurde der Erbhöfeweiler Rosengarten, der auf Teilgebieten von Bürstadt, Hofheim und Lampertheim entstanden war, aus dem Kreis Bensheim ausgegliedert und in die Stadt Worms eingemeindet.
Nach der 1936 erfolgten Auflösung der Provinzial- und Kreistage im nunmehrigen Volksstaat Hessen (ab 1918) und der 1937 durchgeführten Aufhebung der drei Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen wurde am 1. November 1938 in Hessen eine einschneidende Gebietsreform durchgeführt, in deren Rahmen der Kreis Bensheim aufgelöste wurde:
- Der größte Teil des Kreises wurde dem Kreis Heppenheim zugeschlagen, der in Landkreis Bergstraße umbenannt wurde und Rechtsnachfolger des Kreises Bensheim wurde.[8]
- Die Gemeinden Alsbach, Balkhausen, Bickenbach, Hähnlein, Jugenheim, Ober-Beerbach und Seeheim wechselten in den Landkreis Darmstadt.[9]
- Die Gemeinden Biblis, Bobstadt, Bürstadt, Groß-Rohrheim, Hofheim, Lampertheim, Nordheim, Riedrode und Wattenheim wechselten in den Landkreis Worms, der aus dem Kreis Worms in der Provinz Rheinhessen hervorging.[10]
Als „Entschädigung“ für den verlorenen Kreissitz bekam Bensheim die Kreisleitung der NSDAP. Die so geschaffene Kreiseinteilung des Volksstaates hatte zunächst bis zum Kriegsende 1945 Bestand. Nach Kriegsende entbrannte ein Streit zwischen den beiden traditionell rivalisierenden Städten Bensheim und Heppenheim um den Kreissitz. Erst 1956 wurde Heppenheim endgültig als Kreisstadt bestätigt.
Kreisräte
- 1832–1848 Peter Josef von Rüding
- 1852–1858 Peter Camesasca
- 1859–1863 Friedrich Müller
- 1867–1872 Heinrich Knorr
- 1872–1888 Julius Usinger
- 1888–1894 Hermann von Bechtold
- 1894–1903 Franz Gros
Einwohnerentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahlen im Kreis Bensheim[6][11]:
Datum | Einwohnerzahl |
---|---|
1852 | 29.832 |
1900 | 55.916 |
1910 | 65.760 |
1925 | 72.863 |
1933 | 78.917 |
Gemeinden
Der Landkreis umfasste am 1. Januar 1908 folgende Kommunen:[12]
Wilmshausen wurde von der Gemeinde Elmshausen mitverwaltet und 1907/1910 als Ortsteil nach Elmshausen eingegliedert. Groß-Hausen und Klein-Hausen wurden am 1. April 1937 zur neuen Gemeinde Einhausen zusammengeschlossen. Am 10. Juli 1936 wurde aus Teilen von Bürstadt, Klein-Hausen und Lorsch die neue Gemeinde Riedrode gebildet.
Einzelnachweise
- ↑ GenWiki Kreis Bensheim
- ↑ Land Hessen 1939 Verwaltungsstruktur
- ↑ Kreis- und Landratsämter (1816-1968), HStAD Bestand G 15 Serie In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
- ↑ Hessisch Grossherzogliche Regierungsverordnung Nr. 37 vom 31. Dezember 1839. S. 480 (online), abgerufen im Oktober 2015
- ↑ Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt 1852 (No. 30) (online bei der Bayrischen Staatsbibliothek)
- ↑ a b Philipp A. F. Walther: Das Großherzogthum Hessen nach Geschichte, Land, Volk, Staat und Oertlichkeit: Kreis Bensheim. 1854, abgerufen am 2. März 2016.
- ↑ Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. Nr. 28. Darmstadt 12. Juni 1874, S. 247 (Digitalisat).
- ↑ 175 Jahre BA – 175 Schlagzeilen. (PDF; 9,0 MB) Die Entstehung des Kreises Bergstraße. In: Morgenweb. Bergsträßer Anzeiger, , S. 109, archiviert vom am 20. Dezember 2014; abgerufen am 9. Februar 2015.
- ↑ Land Hessen Stadt- und Landkreis Darmstadt
- ↑ Land Hessen Stadt-und Landkreis Worms
- ↑ Land Hessen Kreis Bensheim
- ↑ Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis 1910. (HTML [abgerufen am 10. März 2016]).
Literatur
- Kreis Bergstraße – Geschichte, Wirtschaft und Kultur in zwölf Jahrhunderten, herausgegeben vom Kreisausschuß des Kreises Bergstraße, 1988