Kubanische Literatur

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Die kubanische Literatur ist die spanischsprachige Literatur Kubas und als solche Teil der hispanoamerikanischen Literatur. Sie ist eine der profiliertesten, bedeutendsten und einflussreichsten Literaturen Lateinamerikas und ein wichtiges Element spanischsprachiger Literatur insgesamt mit zeitweise starker Ausstrahlung ins übrige Lateinamerika und nach Europa. Sie schließt auch eine umfangreiche Exilliteratur ein, wobei bevorzugte Exilländer Frankreich, Mexiko und später Spanien und die USA waren bzw. sind. Zahlreiche Autoren kehrten aber auch wieder aus dem Exil in ihre Heimat zurück. So erhält die kubanische Literatur von Anfang an ein transkulturelles Moment.

Kolonialzeit (bis 1898)

Kuba war von allen spanischsprachigen Ländern Lateinamerikas die längste Zeit Kolonie (und später US-amerikanische Halbkolonie) und behielt auch die Sklavenhaltung länger bei als andere hispanoamerikanische Staaten, nämlich bis 1880/86. Beides hinterließ seine Spuren in der Literatur. So entstanden sehr früh erste nationalrevolutionäre Periodika, z.B. die 1824–1826 in den USA herausgegebene Zeitschrift El Habanero. Anders als in anderen lateinamerikanischen Ländern mussten schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Autoren, die sich für die Unabhängigkeit, einsetzten, ins Exil gehen, so der von italienischen und deutschen Vorbildern beeinflusste romantische Lyriker José María Heredia[1] oder der Publizist Domingo del Monte. Der literarisch tätige Mulatte Gabriel de la Concepción Valdés wurde im Sklavenaufstand 1844 hingerichtet. Auch Cirilo Villaverde, Verfasser des bedeutenden Romans Cecilia Valdés (1882), musste in die USA emigrieren. Annexionisten, die den Anschluss an die USA forderten, Separatisten, die die Unabhängigkeit von Spanien verlangten, und Monarchisten bekämpften sich in der zweiten Jahrhunderthälfte erbittert auf literarisch-publizistischem Terrain. José Martí, der Held der Unabhängigkeitskriege 1868–1898, wurde als Jugendlicher nach Spanien deportiert und lebte später im Exil. Er veröffentlichte 1882 seine Gedichtsammlung Ismaeilillo, ein frühes Zeugnis des eigenständigen lateinamerikanischen Modernismo. Doch im Unterschied zu seinem nikaraguanischen Kollegen Rubén Darío erteilte er den europäischen Vorbildern eine Absage und forderte im Sinne eines antiimperialistischen Panamerikanismus eine Hinwendung zu den präkolumbianischen Kulturen. Die realistische Erzähltradition wurde begründet von Ramón Meza y Suárez Inclán (Mi tío el empleado, 1887).

Von der Gründung der Republik 1902 bis zur Revolution 1959

Schon bald nach Gründung der Republik, bei der eine Gewaltherrschaft durch ein pseudodemokratisches, von den USA abhängiges Regime ersetzt wurde, geriet die kubanische Literatur in eine Identitätskrise. Die Mehrzahl der Schriftsteller wandten sich von der Neoromantik ab und der Sozialkritik zu. Der romantische Costumbrismo, der in Zentralamerika und Kuba bis nach 1900 nachwirkte, wurde durch den Sociologismo, eine sozialrealistische Strömung, die alle Phänomene des Lebens als sozial determiniert betrachtete und damit dem frühen Naturalismus nahestand. Die Autoren dieser Phase waren - so der Romancier, Essayist und Literaturwissenschaftler Alberto Garrandés - sensible Seismographen der Gesellschaft, aber blind für das Unbewusste. Zu den Vertretern zählen Jesús Castellanos, der 1898 aus dem mexikanischen Exil zurückkehrte, nur um Kuba 1904 wieder zu verlassen, der Erzähler, Romancier, Dramatiker und Diplomat Alfonso Hernández Catá (1885–1940) mit seiner verspielt-eleganten Prosa, die formal Anklänge an den Modernismo erkennen lässt, aber auch von der novela gótica[2] und der amerikanischen Short Story beeinflusst ist; ferner Luis Felipe Rodríguez und Enrique Serpa, Publizist, Dichter und führendes Mitglied der Künstlergruppe Grupo minorista.[3] Diese vier bereiteten den Boden für die moderne kubanische erzählende Literatur.

Prosa

Die erzählende Literatur der 1930er bis 1960er Jahre ist (nach Garrandés) durch vier Varianten des Realismus geprägt:[4]

  • Realismo rural imaginativo: Vertreter waren vor allem Castellanos und Rodríguez (Roman Ciénaga, Madrid 1937). Das einfache Leben auf dem Land und das des Bauern erhalten den Rang des Archetypischen, wobei die Welt der Afroamerikaner noch weitgehend ausgespart wurde.
  • Realismo urbano, der die Welt des Arbeiters und kleinen Angestellten beschrieb, was nicht immer gelang. Die Erzähler blieben oft an der Oberfläche der Dinge, gingen ihnen nicht auf den Grund. Ihr Realismus bewegte sich im häuslich-urbanen Milieu und gründete auf einer Ästhetik des Schlichten und des Alltags. Vertreter in Kuba waren Guillermo Cabrera Infante, Calvert Casey, der erst 1959 aus den USA nach Kuba einwanderte, ferner Humberto Arenal und Antonio Benítez.
  • Realismo metafísico, der sich dem Inneren des Subjekts zuwendet, seinen Abgründen und seinem essentiellen Anders-Sein. Vertreter dieser dem Existenzialismus verwandten Strömung in Kuba waren Labrador Ruíz, Rodríguez Tomeu und der im argentinische Exil von Jorge Luis Borges beeinflusste Virgilio Piñera, der auch als Dramatiker wirkte.
  • Realismo mitopoético, auch Nativismo mit der mythischen Erhöhung des „wunderbar-wirklichen“ alltäglichen Lebens der autochthonen Bevölkerung oder historischer Ereignisse, in denen ein heroisches Subjekt gegen feindliche Mächte in Natur oder Gesellschaft kämpft. Als dessen in Europa bekanntester Vertreter gilt der vom Pariser Surrealismus beeinflusste Alejo Carpentier (El reino de este mundo, 1949), der immer wieder das Leben der Afrokubaner beschreibt. Diese allerdings auch als pseudo-afroamerikanisch kritisierte Spielart des Realismus ist mit dem peruanischen Indigenismo [5] vergleichbar. Auch der mit barocker Sprachphantasie begabte Lezama Lima, dessen die Kritiker polarisierender Roman Paradiso (1966) von El Mundo zu den besten 100 Romanen des 20. Jahrhunderts in spanischer Sprache gezählt wird,[6] sodann der von Hemingway beeinflusste Lino Novás Calvo, die eher unpolitische, vom Magischen Realismus geprägte Dulce María Loynaz und Ezequiel Vieta können dieser Strömung zugerechnet werden.

Die 1940er und frühen 1950er Jahre wurden zum „goldenen Jahrzehnten“ der kubanischen Kurzgeschichte, die in einer Phase vorübergehender Hochkonjunktur, Sozial- und Bildungsreformen viele Leser in den Mittelschichten fand.

Lyrik

Zwischen 1923 und 1933 entwickelte sich gleichzeitig der lateinamerikanische Avantgardismus und beeinflusste die Lyrik (und die Musik) durch die Befreiung von grammatischen Regeln, freie Versbildung und reiche Metaphorik. In der erzählenden Literatur hat er jedoch kaum Spuren hinterlassen. Stilmittel des Negrismo - dem haitianischen vergleichbar - ist die afroamerikanische Rhythmik. Nicolás Guillén, bekannt geworden vor allem als Lyriker, hat die afroamerikanische Kultur Kubas für die Literatur erschlossen. Seine Werke (Motivos de Son, 1930, Sóngoro Cosongo 1931) sind von der kubanischen Musik, dem Son, inspiriert; die „Mestizaje“, also die Vermischung der europäischen und afrikanischen Rasse, ist eines seiner Hauptthemen. Seit 1953 hielt er sich überwiegend im Ausland auf; 1958 emigrierte er in Paris, da er mit seiner Verhaftung rechnen musste. Nach der Revolution 1959 kehrte er nach Kuba zurück und wurde Präsident des Schriftstellerverbandes.

Nicolás Guillén (1942)

Deutlich im Schatten von Guillén standen die negristischen Lyriker Ramón Guirao und Marcelino Arozarena Ramos (1912–1996).[7] Als einflussreicher Lyriker und Prosaist ragt José Lezama Lima hervor, der Herausgeber von Literaturzeitschriften und Kulturfunktionär war.

Während des spanischen Bürgerkriegs hielt sich der spanische Dichter und Nobelpreisträger Juan Ramón Jiménez 1937/38 zeitweise in Kuba auf, wo er Konferenzen organisierte und große Erfolge feierte. Sein Besuch übte einen starken Einfluss auf junge kubanische Lyriker aus.

1959 bis 1989

Nach der Revolution 1959 wurde Havanna kurzfristig ein Literaturzentrum Lateinamerikas mit starker Ausstrahlung auf Lateinamerika und Europa. 1960 ging der Premio de las Casas Américas aus einem Literaturwettbewerb hervor und wurde jährlich an einen lateinamerikanischen Schriftsteller verliehen (u.a. 1962 an Heberto Padilla für El justo tiempo humano). 1959 wurde das Kulturzentrum Casa de las Américas mit angeschlossenem Verlag gegründet, das die Zusammenarbeit mit anderen lateinamerikanischen Künstlern und Einrichtungen fördern sollte.

Mitte der 1960er setzte unter staatlichem Druck eine Politisierung der Literatur ein. Es entstand ein Typ von Erzählungen, der sich mit Themen der Revolution befasste. Die Schweinebuchtinvasion, der Kampf gegen „Banditen“, die Alphabetisierungskampagne und das Alltagsleben in Kuba waren vorrangige Themen der Literatur der revolutionären Epoche. Die kubanische Literatur sollte in dieser Phase eine unmittelbare soziale Mission erfüllen. Als Vertreter dieser Epoche gelten Jesús Díaz, Norberto Fuentes, Manuel Cofiño, Eduardo Heras León, Julio Travieso, Arturo Chinea, Sergio Chaple, Enrique Cirules. In diese Zeit fällt auch Miguel Barnets Biografía de un Cimarrón (1966).

Nach dem Nationalen Kongress der Erziehung und Kultur 1971 änderte sich die Situation einschneidend. Die zunehmende staatliche Reglementierung der Kunst führte dazu, dass nur wenige Autoren sich außerhalb der erwarteten Norm bewegten. Dazu zählen der Science-Fiction-Autor Ángel Arango (1926–2013), Miguel Collazo (1936–1999), der Autor fantastischer, später realistischer Erzählungen, oder der von Ernest Hemingway beeinflusste Onelio Jorge Cardoso. Insgesamt dominierte während der nächsten 10 Jahre die Mittelmäßigkeit. Viele Schriftsteller verließen in den „grauen fünf Jahren“ das Land, so u.a. 1980 der bedeutende Lyriker Heberto Padilla, ein scharfer Regimekritiker, der trotz Fürsprache vieler Prominenter verfolgt, inhaftiert und erst 2013 rehabilitiert wurde. Carpentier behielt jedoch die magisch-indigene Perspektive auf die kubanischen Diktaturen der Zeit vor 1959 auch in seinen späteren Werken bei (El recurso des método 1974, dt.: Staatsraison).

Gegen Ende der 1970er Jahre entwickelte sich ein Erzählstil, der sich in einer erneuerten Technik und einer neuen Darstellungskraft ausdrückte. Zu nennen sind Gustavo Eguren, Guillermo Prieto, Miguel Collazo, Eduardo Heras. In den 80er Jahren rückten die Emotionen der literarischen Figuren in den Vordergrund der Darstellung. Vertreter dieser Zeit sind Miguel Mejides, Félix Luis Viera, Francisco López Sacha, Luis Manuel García Méndez, Reinaldo Montero, Guillermo Vidal, Arturo Arango. 1982 wurde der Premio Nacional de Literatura de Cuba (Kubanischer Staatspreis für Literatur) des kubanischen Kultusministeriums ins Leben gerufen. Der Empfang eines Kulturpreises begünstigt die Schriftsteller bei der Papierzuteilung, was wichtig ist, da Honorare für Veröffentlichungen in Kuba gar nicht oder kaum gezahlt werden. Erster Staatspreisträger war Nicolás Guillén.

Die neue Aufbruchszeit überlebte jedoch die Krise der frühen 90er Jahre nicht. Das Werk und die Rolle des Dichters und marxistischen Literaturtheoretikers Roberto Fernández Retamar, der seit 1986 die Leitungsfunktion der Casa de las Américas innehatte und die Literatur Kubas als Dritte-Welt-Literatur gegen den europäischen Ästhetizismus zu positionieren versuchte, war stark umstritten.[8]

Mit der kulturpolitischen Liberalisierung der 1980er Jahre ging die Gründung von Schreibwerkstätten einher, in denen eine neue Generation von Autoren ausgebildet wurden: die Novísimos.

Die Zeit seit 1990: die „Novísimos“

Die Epoche der literarischen Werkstätten war um 1990 beendet, hatten doch die Autoren die Regeln der traditionellen Erzählungen offenbar nur erlernt, um sie zu verletzen – auf sehr unterschiedliche Art und mit unterschiedlichen sprachstilistischen Ausprägungen. Das unterscheidet sie von den Erzählern der 1980er Jahre, die die traditionellen Regeln beherrschten und respektierten, jedoch nicht immer mit künstlerisch gelungenem Ergebnis.

Umso bemerkenswerter ist, dass die jüngeren Autoren – geboren um 1958 bis 1966 – trotz der drohenden gesellschaftlichen Paralyse und der verschärften wirtschaftlichen Situation nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nach 1990 zu den Vorbildern der Avantgarde zurückkehrten. Sie orientierten sich an europäischen Schriftstellern, tauchten ein in die Trivialkultur, die Welt der Frau, den Minimalismus, die westliche Philosophie, die Welt des Sex, der Armut und der Nacht.

Die Autoren der 1990er erhoben einen Führungsanspruch durch extrem provokative, disparate Texte, die thematisch und formal ein breites Spektrum bilden, und versuchten dadurch ihre kreative Individualität zu bewahren. Teils wurden ihre Arbeiten im Internet verbreitet, das damit Funktionen erfüllte, die die Presse nicht übernehmen durfte – teils wohl auch wegen Papiermangel.

Als Romancier wurde der Maler und Bildhauer Pedro Juan Gutiérrez bekannt durch die Trilogía sucia de La Habana (1999), die das pulsierende Leben und den Sexus im Zentrum Habanas thematisiert. Zu dieser Generation zählen auch der später zu einer Haftstrafe verurteilte Ángel Santiesteban Prats (* 1966), die in Kuba und im Ausland für ihre Erzählungen und Romane vielfach ausgezeichnete Ena Lucía Portela (* 1972), der Science-Fiction-Autor José Miguel Sánchez (* 1967), der Schriftsteller und Drehbuchautor Eduardo del Llano (* 1962), der Fantasy-Autor Ernesto Santana (* 1958), der 2010 den tschechischen Franz-Kafka-Preis erhielt; ferner der in krass-realistischer Weise schreibende, sich dabei dem Cyberpunk nähernde Raúl Aguiar (* 1962), der international bekannte Dramaturg Atilio Caballero (* 1959) und der Verfasser von Kurzgeschichten Armando Abreu Morales (Cara y Cruz 1997). Die Arbeiten von Alexis Díaz Pimienta (* 1966) wurden in mehrere Sprachen übersetzt; sie stehen in der Tradition der absurden Literatur, beziehen sich jedoch wie etwa seine berühmte Kurzgeschichte La guagua (2002)[9] deutlich auf die kubanische Realität. Der mit vielen Preise ausgezeichnete Autor konzentrierte sich in den letzten Jahren auf das Schreiben von Romanen.

Ena Lucía Portela

In Folge der politisch-wirtschaftlichen Krise und allgemeinen Mangelsituation um 1994 kam es zu einer neuen Auswanderungswelle; viele Autoren verstummten auch zwangsweise. Ángel Santiesteban, zunächst hochdekoriert, hatte seit den 1990er Jahren Publikationsverbot und wurde 2013 verhaftet.[10] Andere publizierten zeitweise nur noch im Ausland, so Leonardo Padura (Pasado Perfecto, Mexiko-Stadt 1991)[11] und Wendy Guerra.

In den letzten Jahren kamen verschiedene vernachlässigte Autoren in Kuba zu neuen Ehren. So erhielt Leonardo Padura, der durch populäre, durchaus regimekritische historische[12] und Kriminalromane bekannt wurde, 2012 den Staatspreis.[13] Auch der regimekritische Pedro Juan Gutiérrez publiziert weiter in seinem Heimatland.

Seit 1992 findet jährlich eine nichtkommerzielle internationale Buchmesse in Havanna statt. Sie ist die zweitgrößte Lateinamerikas nach der im mexikanischen Guadalajara. Deutschland sollte im Jahr 2004 Gastland der Messe werden, was durch eine Intervention der Bundesregierung verhindert wurde. 2013 erschienen in Kuba mehr als 1000 neue Bücher.[14] Seit etwa 2000 kam es auch wieder zu einer verstärkten Übersetzungstätigkeit ins Deutsche.

Exilliteratur

Unter den Vertretern der Exilliteratur sind v. a. zu erwähnen: die Symbolfigur des Widerstands gegen Fidel Castro, Guillermo Cabrera Infante, der frühzeitig nach Madrid und dann nach London emigrierte, ferner der bereits genannte Heberto Padilla, der sich in den USA als Herausgeber von Exilliteratur betätigte, Reinaldo Arenas Fuentes, der ebenfalls in die USA emigrierte, Rolando Sánchez Mejías, der 1997 nach Spanien ging, Jesús Díaz, der in Berlin und Madrid lebte (mehrere seiner Bücher wurden ins Deutsche übersetzt) sowie Miguel Sales und Zoé Valdés (Café Cuba 1959), die nach Paris emigrierten. Der Lyriker Eliseo Diego (1920–1994) und sein Sohn Eliseo Alberto (1951–2011), Preisträger des Premio Alfaguara für Romane in spanischer Sprache, gingen nach Mexiko. José Manuel Prieto, der in Nowosibirsk studierte und mehrere Bücher aus dem Russischen ins Spanische übersetzte, wurde mit seinem in mehrere Sprachen übersetzten zweiten Band seiner Russland-Trilogie (Liwadija 1999, deutsch 2004) bekannt. Er lebte seit 1994 in Mexiko und seit 2004 in New York. Àngel Arango, dessen Science-Fiction-Romane in den 1980ern unerwünscht waren, ging erst 2009 nach Miami, wo er bis zu seinem Tode lebte. Antonio Orlando Rodríguez (* 1956), ursprünglich Kinder- und Jugendbuchautor, später Verfasser von Drehbüchern für das Fernsehen und Literaturkritiker, ging 1991 nach Costa Rica, dann nach Kolumbien und 1999 in die USA. 2008 erhielt er den Premio Alfaguara für seinen Roman Chiquita. Der Roman- und Kriminalautor Ronaldo Menéndez emigrierte nach Spanien. Sein kurzer Roman Las bestias (2006) ist ein Beispiel des „schmutzigen Realismus“, einer surrealistische Züge annehmende Beschreibung von Gewalt, Horror, Bestialität, und Paranoia. Jorge Luís Arzola (* 1966) lebt seit 2002 in Berlin.

Literatur

  • Martin Franzbach, Sozialgeschichte der kubanischen Literatur (1608-1958). Valentia, Frankfurt am Main 2012.
  • Martin Franzbach, Historia social de la literatura cubana (1959-2005). Vol. I. Valentia, Frankfurt am Main 2014.
  • Martin Franzbach, Historia social de la literatura cubana (1959-2005). Vol. II. Valentia, Frankfurt am Main 2015.
  • José Antonio Portuondo, Kubanische Literatur im Überblick. Reclam Verlag, Leipzig 1974.
  • Michael Rössner: Hispanoamerikanische Literatur, in: Walter Jens (Hrsg.): Kindlers neues Literatur-Lexikon. Ausgabe in 21 Bänden. 1988–1992, Band 20, S. 40-56. Komet, Frechen 2001, ISBN 3-89836-214-0.


Anthologien
  • Edmundo Aray (Hrsg.): Kubanische Lyrik der Gegenwart. Peter Hammer Verlag Wuppertal 1971
  • Alberto Garrandés (Hrsg.): Aire de Luz. La Habana, 2. üb. und erw. Aufl. 2004, ISBN 959-10-0912-7 (spanisch).
  • Michi Strausfeld (Hrsg.): Cubanismo! Junge Erzähler aus Kuba. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-518-41187-X.

Websites

Einzelnachweise

  1. Michael Rössner: Die hispanoamerikanische Literatur. In: Walter Jens (Hrsg.): Kindlers neues Literatur-Lexikon, Bd. 20, München 1996, S. 44
  2. Sandra Casanova Vizcaíno: La china gótica de Alfonso Hernández Catá. In: Perífrasis, ISSN-e 2145-9045, Vol. 4, Nr. 8, 2013, S. 56-70.
  3. http://www.ecured.cu/index.php/Grupo_Minorista
  4. Alberto Garrandés nennt diese Phase die der „-ismen“ („ismos“; Vorwort zur Anthologie Aire de Luz, 2. Aufl. 2004, S. 7f.)
  5. Rössner 1996, S. 49 und 53.
  6. El Mundo: Die 100 besten Romane in spanischer Sprache
  7. Biographische Daten in www.afrocubaweb.com werden dazu gezählt.
  8. Rössner 1996, S. 47.
  9. Markus Ebenhoch: Armes Kuba: Armutsdarstellungen in der kubanischen Kurzgeschichte der 1990er Jahre. Münster 2013, S. 175.
  10. Reporters without borders, 28. Februar 2014
  11. Deutsche Ausgabe: Ein perfektes Leben. Unions-Verlag Zürich 2005.
  12. Z.B. Ketzer. Unions-Verlag Zürich 2014.
  13. Deutschlandfunk, 4. Mai 2015
  14. Amerika21 über die Buchmesse 2013