Kreis Soldin
Der Landkreis Soldin, bis 1939 Kreis Soldin, bis ins 19. Jahrhundert auch Soldinscher Kreis genannt, war bis 1945 ein Landkreis in der preußischen Provinz Brandenburg. Das ehemalige Kreisgebiet gehört heute im Wesentlichen zum Powiat Myśliborski in der Woiwodschaft Westpommern in Polen.
Der Landkreis Soldin umfasste in den 1930er Jahren die vier Städte Berlinchen, Bernstein, Lippehne und Soldin sowie 62 weitere Gemeinden und einen Forst-Gutsbezirk.[1]
Verwaltungsgeschichte
Königreich Preußen
In der nachmittelalterlichen Zeit bildete sich in der Mark Brandenburg eine Gliederung in Kreise heraus. Einer dieser historischen Kreise war der Soldinsche Kreis in der Neumark.[2]
Im Rahmen der Bildung von Provinzen und Regierungsbezirken in Preußen erfolgte 1816 im Regierungsbezirk Frankfurt eine Kreisreform, durch die der Kreis Soldin wie folgt verändert wurde:[3]
- Aus dem Kreis Arnswalde wechselten die Stadt und das Amt Bernstein sowie die Orte Bärfelde, Krining, Niepölzig, Ruwen, Siede und Tobelhof in den Kreis Soldin.
- Aus dem Kreis Königsberg wechselten die Orte Dölzig, Hammer, Herrendorf, Kerkow, Ringenwalde, Rosenthal, Rostin, Rufen, Schildberg, Simonsdorf, Werblitz, Woltersdorf, Wusterwitz und Zernickow in den Kreis Soldin.
- Aus dem pommerschen Kreis Pyritz wechselten die Orte Bärfelde, Ehrenberg, Gerzlow, Hasselbusch, Liebenfelde, Mandelkow und Rehfeld in den Kreis Soldin.
- Aus dem Kreis Soldin wechselte der Ort Groß Mellen in den pommerschen Kreis Saatzig.
- Aus dem Kreis Soldin wechselten die Orte Mietzelburg und Naulin in den pommerschen Kreis Pyritz.
Das Landratsamt des Kreises Soldin war in der Stadt Soldin.
Norddeutscher Bund/Deutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Am 1. Juli 1891 wurde der Gutsbezirk Briesenhorst aus dem Kreis Soldin in den Kreis Landsberg a./Warthe umgegliedert.
Zum 30. September 1929 wurden im Kreis Soldin entsprechend der Gebietsreform im Freistaat Preußen nahezu alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kreisgebiet im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde das Kreisgebiet unter polnische Verwaltung gestellt. Das Kreisgebiet gehört heute zur polnischen Woiwodschaft Westpommern.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1816 | 22.211 | [4] |
1840 | 36.700 | [5] |
1871 | 72.329 | [6] |
1890 | 48.329 | [1] |
1900 | 47.075 | [1] |
1910 | 46.256 | [1] |
1925 | 49.635 | [1] |
1933 | 50.399 | [1] |
1939 | 48.655 | [1] |
Landräte
- 1806–1817 von Sack
- 1817–1817 Henning August von Bredow
- 1817–1821 Adolph Lette
- 1821–1837 Wilhelm Stubenrauch
- 1837–1838 Albert Borsche (interimistisch)
- 1838–1840 Hermann Ludwig von Wedel
- 1840–1852 Hermann Alexander von Schrabisch
- 1852–1853 Heinrich Finck von Finckenstein
- 1853–1879 Rudolph von Cranach
- 1879–1901 Oskar von Weiß
- 1901–1918 Karl Krummacher
- 1918–1919 Hermann von Engelbrechten-Ilow
- 1919–1933 Max Berndt von Saldern
- 1933–1939 Johannes Danzig
- 1939–1945 Hans Georg von Ribbeck
Kommunalverfassung
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Verkehr
Im Kreis Soldin in der Neumark begann das Eisenbahnzeitalter mit der Stargard-Cüstriner Eisenbahn-Gesellschaft (SCE), die ihre Stammbahn über Soldin - Glasow erst 1882 eröffnet hat >116.a<. Ein Jahr später folgte als Abzweigung die „Glasow-Berlinchener Eisenbahn-Gesellschaft“ >116.a²<, die mit der (SCE) durch Betriebsführungsvereinbarungen verbunden war und nach einiger Zeit von ihr übernommen wurde. 1898 kam die Verlängerung von Berlinchen nach Arnswalde hinzu >116.a²< und 1899 die Linie Pyritz - Jädickendorf, die das Kreisgebiet nur im Nordwesten streifte >116.e<.
Im Osten des Kreises berührte ab 1902 die Kleinbahn Friedeberg-Alt Libbehne einige Gemeinden >115.k<.
Schließlich verband die Preußische Staatsbahn 1912 die Kreisstadt Soldin mit Landsberg an der Warthe >116.d<.
Die Zahlen in >< beziehen sich auf das deutsche Kursbuch 1939.
Städte und Gemeinden
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Die Gemeinde Mückeburg hieß bis 1934 Mückenburg.
Persönlichkeiten
- Emanuel Lasker (1868–1941), deutscher Schachweltmeister, Mathematiker und Philosoph, geboren in Berlinchen (Neumark)
- Louis Ferdinand Prinz von Preußen, Urenkel Kaiser Wilhelms II., geboren in Golzow
Literatur
- Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 176–185.
- W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 426–438.
- Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg, Hermann Cramer, Halle 1872–1889, Band 4, Reprint, (Faksimilie), ISBN 978-3-88372-003-6, Potsdam 2011
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte: Landkreis Soldin. Abgerufen am 2. April 2016.
- ↑ Ingo Materna, Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002508-5, Grenzen und Verwaltungsgliederung, S. 32 ff. (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
- ↑ Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt a.d. Oder. Nr. 12, 1816, S. 103 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
- ↑ Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Frankfurt, S. 210 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
- ↑ Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Frankfurt a. d. O., Harnecker, 1844, S. 30
- ↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871