Morio-Muskat

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Morio Muskat im Rheingau

Morio Muskat ist eine Weißweinsorte, die im Jahr 1928 aus einer Kreuzung von Silvaner x Gelber Muskateller am Rebenzüchtung-Institut Geilweilerhof in Siebeldingen (Pfalz) entstand. Der Züchter Peter Morio gab hingegen die Kreuzungspartner Silvaner und Weißburgunder an; doch diese Elternschaft wurde schon lange angezweifelt. Dass aus einer Kreuzung zweier eher zurückhaltender Sorten eine ausgeprägte Aromasorte entstanden war, erschien unwahrscheinlich. Die Rebsorte liefert einen Wein mit kräftigem Geschmack und ausgeprägtem Muskat-Bouquet, aber laut Peter Morio war sie nicht mit der Rebsorte Muskateller verwandt. Im Jahr 2012 konnten durch DNA-Analyse die ursprünglichen Angaben des Züchters widerlegt werden. In den deutschen Anbaugebieten Rheinhessen und Pfalz noch immer beliebt, ist sie im restlichen Deutschland allerdings unbedeutend. [1] Die Kreuzung erfolgte im Jahre 1928 durch Peter Morio (1887–1960) am Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof in Siebeldingen. Sortenschutz wurde 1956 erteilt und seit 1982 ist sie als „freie“ Sorte in die Sortenlisten eingetragen.

Sortenrein ausgebaut ergeben sich durchaus interessante Weißweine. Um eine gute Qualität zu erreichen, sollte die Sorte in einer entsprechenden Lage stehen. Bei geringem Mostgewicht können die Weine unreif und grasig wirken. Aus reifen Trauben liefert die Sorte die typische „Morio-Aromatik“ mit einer nicht überparfümierten Muskatnote sowie einer kräftigen Säure. Daneben erinnern die Weine im Aroma an Zitrone oder Holunderblüte.

Siehe auch die Artikel Weinbau in Deutschland, Weinbau in Österreich, Weinbau in der Schweiz, Weinbau in Südafrika und Weinbau in Kanada sowie die Liste von Rebsorten.

Synonyme: Geilweilerhof I- 28- 30, Morio Muscat

Abstammung: Silvaner x Gelber Muskateller. Die Angaben von Morio wurden zwischenzeitlich korrigiert.

Ampelographische Sortenmerkmale

In der Ampelographie wird der Habitus folgendermaßen beschrieben:

  • Die Triebspitze ist offen. Sie ist spinnwebig bis schwach behaart und von hellgrüner bis brauner oder bronzener Farbe.
  • Die mittelgroßen bis großen, rundlichen Blätter sind ein- bis dreilappig und schwach gebuchtet. Die Stielbucht ist lyraartig-geschlossen, so dass nur eine elliptische Öffnung aufscheint. Das Blatt ist stumpf bis scharf gezahnt. Die Zähne sind im Vergleich zu anderen Rebsorten breit gesetzt.
  • Die walzenförmige Traube ist mittelgroß, manchmal geflügelt und dichtbeerig. Die rundlichen bis leicht länglichen Beeren sind mittelgroß und von grüngelber Farbe, die sich bei Vollreife der Beeren gelblich präsentieren. Die Beeren verfügen über eine sehr dünne Schale und haben im Geschmack eine leichte Muskatnote.

Die Rebsorte reift ca. 15–20 Tage nach dem Gutedel (und damit ca. 1 Woche nach dem Müller-Thurgau) und gilt somit im internationalen Vergleich als früh reifend.

Die Sorte ist anfällig gegen den Echten Mehltau, den Falschen Mehltau und die Grauschimmelfäule. Wegen des frühen Austriebs ist die Sorte stark frostgefährdet. Ein Ernteausfall ist jedoch kaum spürbar, da die Nachtriebe fruchtbar sind.

Verbreitung

Sie ist für die Anbaugebiete Baden, Nahe, Franken, Rheinhessen und Pfalz klassifiziert. Im Jahr 1988 waren in Deutschland noch 2242 ha Fläche mit Morio-Muskat bestockt. Bis zu Beginn der 70er Jahre waren diese häufig goldgelben Weine sehr beliebt und gingen häufig in den populären Liebfrauenmilch-Verschnitt ein. Aufgrund seines begrenzten Anbauwertes nimmt die Anbaufläche jedoch kontinuierlich ab. Im Jahr 2007 waren nur noch 517 Hektar [2] mit der Rebsorte Morio-Muskat bestockt. Im Jahr 2006 waren noch 541 Hektar [3] Anbaufläche bestockt, nachdem im Jahr 1999 immerhin 1167 Hektar [4] erhoben wurden. Kleinere Rebflächen sind in Österreich, in der Schweiz, in Südafrika und in Kanada bekannt.

Innerhalb Deutschlands verteilt sich die bestockte Rebfläche wie folgt:

Weinbaugebiet Rebfläche (Hektar)
Ahr -
Baden unter 0,5
Franken 4
Hessische Bergstraße unter 0,5
Mittelrhein -
Mosel 1
Nahe 11
Pfalz 278
Rheingau unter 0,5
Rheinhessen 221
Saale-Unstrut 1
Sachsen 1
Stargarder Land -
Württemberg -
TOTAL Deutschland 2007 517

Quelle: Rebflächenstatistik vom 13. März 2008, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2008 in Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes 2008, Seite 198ff. [5]

Einzelnachweise

  1. Erika Maul, Fritz Schumann, Bernd H. E. Hill, Frauke Dörner, Heike Bennek, Valérie Laucou, Jean-Michel Boursiquot, Thierry Lacombe, Eva Zyprian, Rudolf Eibach, Reinhard Töpfer: Die Kreuzungseltern deutscher Rebenneuzüchtungen im Fokus – Was sagt der genetische Fingerabdruck. In: Deutsches Weinbau-Jahrbuch. Jg. 64, 2013, ISSN 0343-3714, S. 128–142.
  2. Deutsches Weininstitut: Statistik 2008/2009, (PDF Datei; 454 kB) (Memento vom 23. März 2012 im Internet Archive). Mainz 2008.
  3. Deutsches Weininstitut: Statistik 2007/2008, (PDF Datei; 430 kB) (Memento vom 20. September 2008 im Internet Archive). Mainz 2007.
  4. Deutsches Weininstitut: Statistik 2004/2005, (PDF Datei; 777 kB) (Memento vom 20. September 2009 im Internet Archive). Mainz 2004.
  5. Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes 2008(PDF; 519 kB)

Weblinks

Literatur

  • Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. Hachette, Paris 2000, ISBN 2-01-236331-8.
  • Walter Hillebrand, Heinz Lott, Franz Pfaff: Taschenbuch der Rebsorten. 13., neubearbeitete Auflage. Fachverlag Fraund, Mainz 2003, ISBN 3-921156-53-X.
  • Janina Mäurer, Hartmut Keil: 100 seltene Rebsorten in Rheinhessen und der Pfalz. Von Accent, Acolon ... bis ... Zinfandel, Zweigelt. Tipps und Infos für Weinliebhaber. Edition Tintenfass, Neckarsteinach 2008, ISBN 978-3-937467-56-6.
  • Jancis Robinson: Das Oxford-Weinlexikon. 3., vollständig überarbeitete Auflage. Hallwag, München 2007, ISBN 978-3-8338-0691-9.