Schlacht bei Neuwied

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Schlacht bei Neuwied
Teil von: Erster Koalitionskrieg

Schlacht bei Neuwied (Darstellung von 1837)
Datum 18. April 1797
Ort Neuwied, Deutschland
Ausgang Sieg Frankreich
Konfliktparteien

Frankreich 1804 Frankreich

Habsburgermonarchie Österreich

Befehlshaber

Frankreich 1804 Lazare Hoche

Habsburgermonarchie Franz von Werneck

Truppenstärke

ca. 40000 Mann

ca. 8000 Mann

Verluste

?

1000 Tote und 3000 Gefangene

Die Schlacht bei Neuwied wurde am 18. April 1797 in der Umgebung von Neuwied und Bendorf ausgetragen und war Teil der als Erster Koalitionskrieg bekannten militärischen Auseinandersetzung.[1] Sie wird als wichtiger Sieg der französischen Truppen unter General Louis Lazare Hoche gegen die habsburgische Kaiserliche Armee unter dem General Franz Freiherr von Werneck[2] (1748–1805) gewertet. Die Österreicher verloren 10.000 Soldaten, 27 Kanonen und sieben Fahnen. (Nach französischen Darstellungen)

Schlachtverlauf

Schlacht von Neuwied 18. April 1797
Obergeneral Lazare Hoche 1797 Befehlshaber der Sambre- und Maas-Armee

Die Schlacht von Neuwied war Folge der Unternehmung General Louis Lazare Hoches, am frühen Morgen des 18. April 1797 bei Neuwied mit seinen Truppen auf das rechte Rheinufer überzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt rechnete die Kaiserliche Armee nicht mit einem Angriff, da sie über die laufenden Friedensverhandlungen in Loeben informiert war. Ungefähr 28.000 Soldaten der Niederrheinarmee waren noch auf die Quartiere im gesamten Taunus und Westerwald verteilt, ein Reservekorps von 5000 Soldaten befand sich bei Rüsselsheim, weitere 13.400 befanden sich in der Festung Mainz und 2.400 in der Festung Ehrenbreitstein.

Der Kampf wurde eröffnet mit einer österreichischen Kanonade, die einen Angriff des französischen rechten Flügels auf den österreichischen linken Flügel unter Feldzeugmeister Paul Freiherr Kray von Krajowa (1735–1804) bewirkte. Nach mehreren Angriffen gegen die gegnerische Schlüsselposition auf der rechten Flanke, in der Nähe des Ortes Bendorf, gelang es der französischen Infanterie, unterstützt durch mehrere Schwadronen berittener Jäger, die Österreicher aus dieser Position zu verdrängen. Ein Frontalangriff der französischen Kavallerie vertrieb die Österreicher auch aus dem Ort Sayn. Hoche befahl dann einer Abteilung unter Antoine Richepanse die Verfolgung der sich zurückziehenden Österreicher. Richepanses Truppen erkämpften dabei sieben Kanonen, fünfzig Munitionswagen und fünf österreichische Fahnen. Der französischen Infanterie, unterstützt durch die Gewehre der Einheiten von François Joseph Lefebvre, gelang es, die Österreicher aus Zollengers zu vertreiben, was letztendlich die Niederlage des österreichischen linken Flügels bedeutete.

Während der französische rechte den österreichischen linken Flügel angriff, startete Hoche einen zweiten Angriff, dieses Mal auf das österreichische Zentrum. Nach einem Artillerie-Trommelfeuer griffen die Grenadiere des Generals Paul Grenier die Befestigungen von Heddesdorf an und nahmen das Dorf in einer Bajonettattacke, während die Husaren von Michel Ney das österreichische Zentrum von links umfassten und zwangen, sich zurückzuziehen.

Ausweitung

Die Schlacht von Neuwied vermerkt am Triumphbogen in Paris
Feldzeugmeister Paul Kray von Krajowa, Befehlshaber der kaiserlichen Truppen in Neuwied

Nachdem er durch Richepanse zurückgedrängt worden war, gelang es Kray, seine Truppen zu sammeln und weiteren französischen Angriffen zu widerstehen. Um dem zu begegnen, bot Hoche die Grenadiere von Grenier, mehrere Dragonerschwadronen und die Husaren von Ney auf. Ney rückte mit ungefähr 500 Husaren nach Dierdorf vor, wo er die österreichische Reserve mit 6.000 Soldaten vier Stunden beschäftigte, bis der Rest der französischen Armee aufgeschlossen hatte. Während eines Gegenangriffs durch die österreichische Kavallerie wurde Ney von seinem Pferd abgeworfen und gefangengenommen. Nach diesem Angriff brach der österreichische linke Flügel zusammen und in der Verfolgung nahmen die Husaren 4.000 Männer gefangen und erbeuteten zwei Fahnen. Dem französischen linken Flügel unter Jean-Étienne Championnet gelang es in der Folge, die Österreicher aus Altenkirchen und Uckerath zu verdrängen. Ney wurde am 5. Mai gegen einen österreichischen General ausgetauscht.

Am Folgetag 19. April 1797 rückten die französischen Truppen weiter vor. Es kam zu kleineren Gefechten mit der zurückziehenden kaiserlichen Armee bei Kirburg, Molsberg, Nassau, Diez und Zollhaus. Limburg an der Lahn wurde vom rechten Flügel der französischen Armee kampflos besetzt. Der linke Flügel setzte am 20. April die Verfolgung der Kaiserlichen fort bei Roth kam es zu Gefechten mit deren Nachhut. Kray gelang es jedoch die kaiserlichen Truppen zu formieren und sich geschlossen über Gießen in Richtung Frankfurt am Main zurückzuziehen. Bis zum Abend hatte die französische Armee, trotz Gegenwehr, den Westerwald bis zur Dill und den nordwestlichen Taunus besetzt. Am 21. April kam es im Taunus und bei Wetzlar zu mehreren Gefechten bei denen die französische Armee bis Rüsselsheim vorrücken konnte. Am nächsten Tag besetze die französische Armee Wiesbaden und bereitete die Erstürmung von Frankfurt vor. Dieses musste sie jedoch abbrechen, da Hoche nun offiziell über den Vorfriedensabschluss zu Loeben informiert wurde.

Ergebnis

Die österreichische Armee verlor 3.000 Männer im Kampf und weitere 7.000 Männer wurden in der Folge gefangengenommen. Die Franzosen gewannen siebenundzwanzig Kanonen und sieben österreichische Fahnen, im Ergebnis ein wichtiger Erfolg gegen die Österreicher. Hoches erfolgreiche Offensive wurde durch die Verhandlungen beendet, die zum Vorfrieden von Leoben führten. Die Schlacht von Neuwied ist auf dem Arc de Triomphe in Paris vermerkt. Am 18. April morgens um acht Uhr fand der letzte Versuch zwischen den Generälen Kray und Lefebvre in einer Unterhandlung das ungleiche Treffen zu vermeiden statt. Als sich schon ein großer Teil der Franzosen in Schlachtordnung auf der rechten Rheinseite aufgestellt hatte, war Hoche allenfalls zu einem Waffenstillstand bereit, wenn die Österreicher den Ehrenbreitstein und das Gebiet zwischen der Lahn und der Sieg sofort räumen würden. Kray, der die kaiserlichen Truppen vor dem Brückenkopf Neuwied kommandierte und bis zuletzt mit einer Verlängerung des Waffenstillstandes gerechnet hatte, konnte diese überhebliche Forderung nicht akzeptieren und musste den Kampf aufnehmen. Der Waffenstillstand von Loeben wurde in der Nacht vom 17. zum 18. April 1797 beschlossen. Die Truppen am Rhein erfuhren jedoch erst am 22. April gegen 13:30 durch den Boten Joseph Bellin hiervon. Am 24. April einigten sich Hoche und Werneck im Frankfurter Roten Haus vertraglich auf die Demarkationslinie zwischen ihren Armeen. Später wurde Kray sehr zum Vorwurf gemacht, durch einen rechtzeitigen Rückzug hätten das ungleiche Treffen und die gewaltigen Verluste vermieden werden können.[3] Die Schlacht bei Neuwied war eine der furchtbarsten Niederlagen, die ein österreichisches Armeekorps bis zu diesem Zeitpunkt erlitten hatte. Am Kaiserhof zu Wien war man der Ansicht, dass Werneck und Kray nicht die nötigsten Maßregeln gegen einen Rheinübergang der Franzosen getroffen hätten. Der Hofkriegsrat ging mit Werneck noch glimpflich um – anstatt ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen – wurde er mit halbem Gehalt zwangspensioniert.[4]

Im besetzen rechtsrheinischem Gebiet wurde mit der Régence de Hachenburg Besatzungsbehörde eingerichtet. Diese unterstand der Commision intermediare in Bonn. Die Aufgabe der, im Volksmund, als Plünderungskommisäre bezeichneten Armeebeamten war die Eintreibung von Kriegskontributionen. Die Forderung war von von Hoche auf 3,75 Millionen Livres für das Gebiet zwischen Sieg, Rhein, Main und Nidda sowie 1,8 Millionen Livres für das besetzte Herzogtum Berg festgesetzt worden. Die nicht mit dem Friedensvertrag vereinbarte Behörde wurde im Juli des gleichen Jahres wieder aufgehoben.

Literatur

  • Leopold Bleibtreu: Denkwürdigkeiten aus den Kriegsbegebenheiten bei Neuwied von 1792 bis 1797 (Autobiografie). Carl Georgi, Bonn 1834, S. 119–123.
  • Erzherzog Carl von Österreich: Grundsätze der Strategie, erläutert durch die Darstellung des Feldzuges von 1796 in Deutschland. III. Teil Geschichte des Feldzugs. Anton Strauss, Wien 1814, S.349
  • Jochem Rudersdorf: Der letzte Feldzug des französischen Generals Lazare Hoche und das Ende des 1. Koalitionskrieg 1797 in, NASSAUISCHE ANNALEN Band 109, Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, Wiesbaden 1998, ISSN 0077-2887, Seite 229–264.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Abel Hugo: France militaire. Histoire des armées françaises de terre et de mer de 1792 à 1837. Delloye, Paris 1838, Bd. 2, S. 169 ff. (online)
  2. Feldmarschall-Leutnant Franz Freiherr von Werneck
  3. Leopold Bleibtreu: Denkwürdigkeiten aus den Kriegsbegebenheiten bei Neuwied von 1792 bis 1797. Bonn 1834, S. 120
  4. Feldmarschall-Leutnant Franz Freiherr von Werneck