Schwa
IPA-Zeichen | |
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IPA-Nummer | 322 |
IPA-Zeichen-Beschreibung | lateinische Minuskel Schwa |
Unicode | U+0259 |
X-SAMPA | @
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Kirshenbaum | @
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Das Schwa bezeichnet einen Laut, der auch mittlerer Zentralvokal genannt wird. Dieser befindet sich artikulatorisch und akustisch im Vokaltrapez im Zentrum zwischen den anderen Vokalen. Im Deutschen erscheint er nur in unbetonten Silben (z. B. bereit, viele) und wird mit dem Buchstaben <e> verschriftlicht.
Verwendung
In vielen europäischen Sprachen erscheint das Schwa nur unbetont. Es gibt jedoch Ausnahmen wie das Albanische, Rumänische und viele slawische Sprachen:
- Albanisch [ə]: ë
- Beispiele: është [ ] – ist; ëmbël [ ] – süß, angenehm, freundlich
- Rumänisch [ə]: ă
- Beispiele: măr [ ] - Apfel, (noi) lucrăm [ ] - wir arbeiten, (noi) lucram [ ] - wir arbeiteten
- Hebräisch (in dialektischen Aussprachen außerhalb von Israel), siehe auch: Schwa (Hebräisch)
- Beispiele: בְּרֵאשִׁית [ ]
- Im Deutschen wird ein unbetontes, kurzes ‚e‘ in vielen Fällen als Schwa gesprochen, zum Beispiel in viele [ ]. Umstritten ist, ob die Schwa-Laute (e-Schwa und a-Schwa) im Deutschen Phonemstatus haben (vgl. hierzu Staffeldt 2010 (s.u.)). In Reduktionssilben (wie gelegen) wird das Schwa häufig zugunsten eines als silbisch realisierten Folge-Konsonanten elidiert; beispielsweise wird Tafel gesprochen zu Tafl oder Dschungel [ ] zu Dschungl [ ]. Obwohl es häufig vorkommt, wird das Schwa im Deutschen nie als solches gekennzeichnet; weder mit einem eigenen Lautzeichen, noch mit einem diakritischen Zeichen wie in der luxemburgischen Sprache, auch nicht in hebräischen Wörtern. So verrät nur das /a/ in „Salomo“, dass sein hebräisches Pendant „Schlomo“ zwischen dem „Sch“ und dem „l“ ein Schwa enthält, das nicht geschrieben wird; folglich muss früher die Aussprache von „Schlomo“ eigentlich [ʃəloːˈmoː] gelautet haben und nicht [ʃlˈoːmoː].
- Im Englischen ist das Schwa der häufigste Vokal, da sämtliche einfachen und mehrfach zusammengesetzten Vokalgrapheme in unbetonten Silben diesen Lautwert annehmen können. Es ist in einigen Fällen durch [ɪ] ersetzbar. Beispiele:
- Das ‚a‘ in about [ ]
- Das ‚e‘ in synthesis [ ] (im australischen und südafrikanischen Englisch sogar: [ ])
- Das ‚i‘ in pencil [ ]
- Das ‚o‘ in harmony [ ]
- Das ‚u‘ in medium [ ]
- Das ‚y‘ in syringe [ ] (auch: [ ])
- Lincoln [ ]
- parlour [rhotischen Aussprachevarianten, zum Beispiel USA, diese haben für die Endung -er/-our/-or den „r-colored vowel“ [ɚ]) ] (nicht in
- Im Französischen ist das unbetonte akzentlose ‚e‘ meist ein (allerdings gerundetes) Schwa mit einem Anklang, der schon fast zu einem – wenn auch gehauchten, kurzen und offenen - ‚ö‘ hin tendiert. Beispiele:
- Das ‚e‘ in menace [ ]
- Das ‚e‘ in secret [ ]
- Das ‚e‘ in reprise [ ]
- Im Kölschen und Ripuarisch-Limburgischen kommen folgende Varianten vor:
- unbetonter Auslaut, zum Beispiel in poppe [ ], Lääve [ ]
- unbetonter Inlaut, zum Beispiel in pisselisch [ ]
- unbetonter optionaler Inlaut, zum Beispiel in Kerresch [ ], Kersch [ ]
- unbetonter optionaler Anlaut, zum Beispiel in esu [ ], su [ ], [ ]
- schwach betonter optionaler Anlaut, zum Beispiel in ene [ ], ne [ ]
- nebenbetonter Anlaut, zum Beispiel in ens [ ], [ ], et [ ], enne [ ]
- Im Armenischen gibt es den Buchstaben ‚ը‘ für das Schwa. Er wird nur am Anfang einiger Wörter geschrieben (auch in zusammengesetzten Wörtern), und auch am Ende der Wörter, wo das Schwa den bestimmten Artikel bildet. In den übrigen Fällen wird das Schwa in der Schreibung nicht wiedergegeben.
- ընկեր – ënker – [ ] – Kamerad, Freund
- դասընկեր – dasënker – [ ] – Schulkamerad, Schulfreund
- անունը – anunë – [ ] – der Name
- փսփսալ – p’sp’sal – [ ] – flüstern
- սանր – sanr – [ ] – Kamm
- սպիտակ – spitak – [ ] – weiß (Adj.)
- Im Russischen kommt dieser Laut bei den "о" und "а" in unbetonten Silben vor:
- корова — [ ], собака — [ ], молоко [ ].
Begriffsherkunft
Das Wort Schwa stammt aus dem Hebräischen, wo es das gleichnamige diakritische Zeichen „ְ “ bezeichnet; im modernen israelischen Hebräisch wird allerdings dieses Zeichen entweder oder gar nicht ausgesprochen. Die Benennung dieses Lautes als „Schwa“ kann als sprachlicher Treppenwitz aufgefasst werden, denn das Wort „Schwa“ [ʃwaː] bezeichnet eben jenen Laut, der gemäß dem hebräischen Original [ʃəˈwaː] zwischen „sch“ und „wa“ noch auszusprechen wäre.
Das hebräische Wort שְׁוָא (/šěwā’/ oder /ʃəˈvaʔ/, im modernen Hebräisch ), bezeichnet im Hebräischen Alphabet ein Vokalisationszeichen, das als vertikales Punktpaar unter einem Konsonanten notiert wird (Beispiel: בְ; s. Schwa (Hebräisch)). Dieses Zeichen kennzeichnet im modernen Hebräischen entweder den Laut oder die völlige Abwesenheit eines Vokals, in älteren Formen des Hebräischen vermutlich verschiedene andere kurze Vokale. In Verbindung mit bestimmten Konsonanten hat sich aus dem Schwa ein a-, e- bzw. o-Laut entwickelt, der als Chatef-Patach, Chatef-Segol bzw. Chatef-Qametz bezeichnet wird und als Kombination des jeweiligen Vokalzeichens mit dem Schwa geschrieben wird; so zum Beispiel in der ersten Silbe des Wortes Adonaj (= Herr) – hier geht dem Vokal ein Glottisschlag voran.
Literatur
- Bestandsaufnahme zum Status der Schwa-Laute im Deutschen: Staffeldt, Sven (2010): Zum Phonemstatus von Schwa im Deutschen – Eine Bestandsaufnahme. - In: Studia Germanistica 7. S. 83–96.