Schwarzer Kies

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Film
Titel Schwarzer Kies
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1961
Länge 117[1] Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Helmut Käutner
Drehbuch Helmut Käutner,
Walter Ulbrich
Produktion Universum-Film AG
Musik Bernhard Eichhorn
Kamera Heinz Pehlke
Schnitt Klaus Dudenhöfer
Besetzung

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Schwarzer Kies ist ein deutsches Filmdrama des Regisseurs Helmut Käutner. Der Schwarzweißfilm wurde am 13. April 1961 im EM-Theater in Stuttgart uraufgeführt.

Handlung

Bei einem kleinen Dorf im Hunsrück wird eine Militärflugbasis für mehrere Tausend amerikanische Soldaten errichtet. Die Einheimischen beäugen sie zwar misstrauisch, erkennen jedoch ihr wirtschaftliches Potenzial. So verdienen zahlreiche Personen an den Amerikanern: als Betreiber von Bars, die ehemals Scheunen waren, als Prostituierte, als Bauherren der Flugbasis. Robert Neidhardt, ein Kieshändler, möchte ebenfalls Geld verdienen. Deshalb schreckt er auch vor dem lukrativen Schwarzhandel nicht zurück.

Bei einer Razzia der Polizei gegen die Schwarzhändler muss Robert fliehen, wobei er einen tödlich endenden Verkehrsunfall verursacht. Er flieht weiter und wird dabei immer skrupelloser. Ein weiteres Liebespaar wird durch seine Schuld getötet.

Entstehungsgeschichte

Vorproduktion und Drehbuch

Nach dem musikalischen Kostümfilm Das Glas Wasser (1960) plante Regisseur Helmut Käutner, mit seinem neuen Filmprojekt „eine Scheibe Leben“ der bundesdeutschen Gegenwart zu präsentieren. Nach eigenen Aussagen hatte er sich vorgenommen, darin „alle deutschen Tabus zu durchstoßen“, „hart und direkt, mit erotischen und brutalen Realitäten“.[2] Entsprechend trug das gemeinsam mit Herstellungsleiter Walter Ulbrich verfasste Drehbuch zunächst den reißerischen Titel Haut auf Haut. Erst später entschied man sich für den Titel Kies, der dann wiederum in den endgültigen Filmtitel Schwarzer Kies geändert wurde.

Produktion

Die Dreharbeiten fanden vom 3. Oktober bis 20. Dezember 1960 statt. Als Kulisse für das fiktive Dorf Sohnen diente der Ort Lautzenhausen. Die Flugplatz-Aufnahmen drehte man auf dem Gelände der damaligen Hahn Air Base. Die Innenaufnahmen entstanden im Ufa-Atelier in Berlin-Tempelhof. Für das Szenenbild war der Filmarchitekt Gabriel Pellon verantwortlich. Die Regieassistenz übernahm Helmut Käutners Ehefrau Erica Balqué.

Schwarzer Kies war die letzte von mehreren Eigenproduktionen, die zwischen 1958 und 1961 von der inzwischen privatisierten Universum-Film AG mit Sitz in West-Berlin hergestellt wurden.

Musik

Label der Single Fräulein Schmidt, 1961

Die Filmmusik stammt aus der Feder von Bernhard Eichhorn, der auch den im Film zu hörenden Dixieland-Schlager Fräulein Schmidt (Text: Helmut Käutner) komponierte. Der von Billy Sanders und dem Roy-Etzel-Sextett interpretierte Titel erschien 1961 auf einer Single des Labels Telefunken und wurde 2001 auf CD wiederveröffentlicht.[3]

Rezeption

Veröffentlichung

Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft gab Schwarzer Kies am 28. Februar 1961 ohne Feiertagsfreigabe ab 18 Jahren frei.

Nach der Uraufführung, die am 13. April 1961 im EM-Theater in Stuttgart stattfand, legte der Zentralrat der Juden in Deutschland Verwahrung gegen den Film ein und erstattete Strafantrag gegen Regisseur Käutner, Herstellungsleiter Ulbrich sowie Ufa-Chef Theo Osterwind. Aufgrund einer Szene, in der ein ehemaliger KZ-Häftling als Bordellwirt dargestellt und als „Saujud“ beschimpft wird, warf der damalige Generalsekretär des Zentralrats Hendrik van Dam dem Film antisemitische Inhalte vor. Käutner bezeichnete die Vorwürfe als Missverständnis, da er durch die Szene vor aufflackerndem Antisemitismus warnen wollte. Obgleich andere jüdische Organisationen van Dam für sein Vorgehen kritisierten und die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bekanntgab, nicht in Sachen Schwarzer Kies zu ermitteln, wurde die beanstandete Passage aus dem Film entfernt.[2][4]

Nach der inzwischen vierten Prüfung im Jahr 1990 gab die FSK den Film ab 16 Jahren frei. Die ungekürzte Premierenfassung wurde erstmals wieder 2009 im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums aufgeführt.[5]

Kritiken

Sowohl an den Kinokassen als auch bei Filmkritikern konnte Schwarzer Kies nicht an frühere Erfolge des renommierten Regisseurs anschließen.

Die Zeit bezeichnete den Film als „durchschnittlichen Kriminalfilm mit einer langweiligen Polizei.“ Helmut Käutners Meisterhand sei „nur an wenigen Stellen spürbar“. Die Regie sei „effektvoll, üppig, dick aufgetragen“. Die Figuren seinen „keine Menschen – bis auf zwei: Wolfgang Büttner als feiger Komplize des Kiesfahrers, und Anita Höfer als kleines Flittchen.“ „Sehr begabt, aber von der Regie in die Vorlage gepreßt“ seien Helmut Wildt und Ingmar Zeisberg. Dem Kameramann Heinz Pehlke seien aber „im ersten Viertel des Filmes einige ausgezeichnete Milieuaufnahmen“ gelungen.[4]

Der Spiegel kritisierte an dem Film die „allzu aktionsfreudige Geschichte“. Regisseur Käutner sei „sichtlich bemüht“ gewesen, „seinen Film der pessimistischen Härte und dem düsteren Schneid gewisser amerikanischer und französischer Thriller anzunähern.“[2]

Der anlässlich der 8. Westdeutschen Kurzfilmtage Anfang 1962 verliehene „Preis für die schlechteste Leistung eines bekannten Regisseurs“ ging zu gleichen Teilen an die Käutner-Filme Schwarzer Kies und Der Traum von Lieschen Müller. Die Jury „Preis der Jungen Filmkritik“, so wurde mitgeteilt, habe sich nicht darüber klar werden können, welcher der beiden Filme der schlechtere sei.[6][7]

Das Lexikon des internationalen Films urteilte: „Käutners düstere Moritat bietet krasse Klischees statt kritischer Ansätze.“[8]

Literatur

  • Jeanpaul Goergen: "Klinisches Zeitbild in dokumentarischer Form" Die wiedergefundene Premierenfassung von Helmut Käutners SCHWARZER KIES von 1961. In: Filmblatt, 16. Jg., Nr. 45 Sommer 2011, ISSN 1433-2051, S. 91-105.
  • Ronny Loewy: SCHWARZER KIES (1960/61). In: Christoph Fuchs, Michael Töteberg (Hrsg.): Fredy Bockbein trifft auf Mister Dynamit. Filme auf den zweiten Blick, edition text+kritik, München 2007, S. 171-175.

Weblinks

Fußnoten

  1. Originalfassung: 117 Minuten bei Kinoprojektion (24 Bilder/Sekunde), 112 Minuten bei Fernsehwiedergabe (25 Bilder/Sekunde), Filmlänge: 3193; Meter
    Gekürzte Fassung: 112 Minuten bei Kinoprojektion (24 Bilder/Sekunde), 108 Minuten bei Fernsehwiedergabe (25 Bilder/Sekunde), Filmlänge: 3069 Meter
  2. a b c Käutner: Eine Scheibe Leben. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1961, S. 90–92 (online).
  3. Billy Sanders: Ich bin kein schöner Mann. Bear Family Records. 2001. Best-Nr. BCD 16495 AH
  4. a b Käutners „Scheibe Leben“. In: Die Zeit. Nr. 17, 1961.
  5. Deutsches Historisches Museum: Zeughauskino: Wiederentdeckt. September/Oktober 2009
  6. Neuerer: Papas Kies. In: Der Spiegel. Nr. 10, 1962, S. 89–90 (online).
  7. Film-Preise mit etwas Bosheit. In: Die Zeit. Nr. 10, 1962.
  8. Schwarzer Kies im Lexikon des internationalen Films