Tilly Lauenstein
Tilly Lauenstein (* 28. Juli 1916 in Bad Homburg vor der Höhe; † 8. Mai 2002 in Potsdam; eigentlich Mathilde Dorothea Lauenstein) war eine deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin sowie Synchronsprecherin.
Bühne
Nach dem Schulbesuch in Bad Homburg ging Tilly Lauenstein nach Berlin und absolvierte dort eine Schauspielausbildung. Ihre erste Theaterrolle erhielt sie im Alter von 18 Jahren in Stuttgart. Sie spielte in zahlreichen Theatern und Städten in Deutschland, darunter am Staatstheater Stuttgart und am Schillertheater. Hauptsächlich jedoch agierte sie in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt sie dort erneut eine erste große Rolle, die Marie in Georg Büchners Woyzeck unter der Regie von Wolfgang Langhoff am Deutschen Theater.
Leinwand und Fernsehen
Regisseur Arthur Maria Rabenalt entdeckte sie 1948 für den Film. Zunächst drehte sie Chemie und Liebe, ein antikapitalistisches Boulevardstück im Stil der Screwball-Comedy, und Das Mädchen Christine bei der ostdeutschen DEFA. Es folgten Angebote zu westdeutschen Produktionen. Hier übernahm sie Rollen in Dramen, Komödien, Krimis, Mystery- und Horrorfilmen. Den Fernsehzuschauern der 1960er Jahre ist sie vor allem aus den Serien Der Forellenhof und Alle meine Tiere bekannt. Später wirkte sie unter anderem in der Serie Ravioli mit.
Synchronisation
Tilly Lauenstein war jahrzehntelang Synchronstimme von Katharine Hepburn und Ingrid Bergman. Seit Beginn ihrer Synchronisationstätigkeit 1949 war ihre Stimme in über 350 Spielfilmen zu hören. Bekannte Darstellerinnen wie Simone Signoret, Barbara Stanwyck, Deborah Kerr, Susan Hayward, Lauren Bacall und auch die englischsprechende Marlene Dietrich wurden von ihr ebenso gesprochen wie Lupus, die Haushälterin Cornelius Buttons, in der Kinderserie Die Grashüpfer-Insel, das Fräulein Rottenmeier in der Anime-Serie Heidi und Mania, die Uralthexe in den beliebten Bibi-Blocksberg–Hörspielen und die Eule Ula in der Hörspielreihe Xanti. In dem bereits 1939 gedrehten Film, aber erst im Dezember 1953 in Deutschland erstmals gezeigten synchronisierten Fassung von Vom Winde verweht, sprach Olivia de Havilland mit der Stimme von Tilly Lauenstein. 1985 lieh sie Giulietta Masina in Frau Holle und 1987 Billie Bird als Mrs. Feldman in Police Academy IV ihre Stimme. Außerdem sprach sie die Eule in der Serie Als die Tiere den Wald verließen. Zu einem ihrer letzten Einsätze gehörte die Synchronisation von Gloria Stuart in Titanic.
Weitere Rollen:
- Patricia Laffan in ‚’23 Schritte zum Abgrund’’ als Alice MacDonald
- Jeanne Moreau in "Auf immer und ewig" als Grande Dame
Privates
Tilly Lauenstein war geschieden und hatte einen Sohn, Detlef Lauenstein. Ihr Enkel Jonas Lauenstein ist ebenfalls Schauspieler. Nach zwei Schlaganfällen trat sie auch als 80-Jährige noch in Bühnenstücken auf. "Nach meinem Tod ziehe ich mich zurück", sagte sie an ihrem 80. Geburtstag.[1] Ihre letzte Ruhestätte fand Tilly Lauenstein auf dem Friedhof Wilmersdorf in Berlin.
Filme (Auswahl)
- 1948: Chemie und Liebe
- 1948: Das Mädchen Christine
- 1949: Anonyme Briefe
- 1956: Stresemann
- 1958: Madeleine und der Legionär
- 1958: Madeleine Tel. 13 62 11
- 1959: Unser Wunderland bei Nacht
- 1960: Liebling der Götter
- 1960: Der letzte Zeuge
- 1961: Und sowas nennt sich Leben
- 1961: Julia, Du bist zauberhaft
- 1962: Alle meine Tiere (Fernsehserie)
- 1962: Ich bin auch nur eine Frau
- 1963: Nach Ladenschluß
- 1965: Der Forellenhof (Fernsehserie)
- 1966: Schwarzer Markt der Liebe
- 1967: Das älteste Gewerbe der Welt (Le Plus vieux métier du monde)
- 1967: Der Mönch mit der Peitsche
- 1969: Salto Mortale (Fernsehserie)
- 1969: Helgalein
- 1969: Klassenkeile
- 1969: Das ausschweifende Leben des Marquis de Sade (De Sade)
- 1970: Das gelbe Haus am Pinnasberg
- 1973: …aber Jonny!
- 1976: Derrick - (Folge 19: Tote Vögel singen nicht)
- 1978: Derrick - Kaffee mit Beate
- 1983: Ravioli
- 1984: Tatort – Freiwild
- 1985: Otto – Der Film
- 1985: Wanderungen durch die Mark Brandenburg
- 1985: Bittere Ernte
- 1985: Der Alte
- 1988: Der lange Sommer oder Corriger la Fortune
- 1988: Gaukler
- 1988: Derrick - Kein Risiko
- 1988: Eine unheimliche Karriere
- 1989: Rivalen der Rennbahn (Fernsehserie)
- 1992: Unsere Hagenbecks
- 1992: Cosimas Lexikon
- 1992: Glückliche Reise
- 1993: Ein starkes Team (Fernsehserie)
- 1996: Die Drei (Fernsehserie)
- 1996: Die Schule am See
- 1998: Sieben Monde
- 1998: Mulan (Sprecher)
- 1999: Kalt ist der Abendhauch
- 2000: Otto – Der Katastrofenfilm
Hörspiele
- 1992: Rodney David Wingfield: Viel Frust für Frost – Regie: Klaus Wirbitzky (Kriminalhörspiel – WDR)
- 1996: Karl Kirsch: Arthur (Schwester) – Regie: Albrecht Surkau (Kriminalhörspiel – DLR)
- 1998: Peter Steinbach: Warum ist es am Rhein so schön… (Elfriede) – Regie: Hans Gerd Krogmann (Hörspiel – WDR/DLR)
Weblinks
- Tilly Lauenstein bei IMDb
- Tilly Lauenstein in der Deutschen Synchronkartei
- Übersicht ihrer Synchronarbeit
Einzelnachweise
- ↑ Schauspielerin Tilly Lauenstein verstorben Spiegel Online vom 19. Juli 2002
Personendaten | |
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NAME | Lauenstein, Tilly |
ALTERNATIVNAMEN | Lauenstein, Mathilde Dorothea (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin sowie Synchronsprecherin |
GEBURTSDATUM | 28. Juli 1916 |
GEBURTSORT | Bad Homburg vor der Höhe |
STERBEDATUM | 8. Mai 2002 |
STERBEORT | Potsdam |