Torezk

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Torezk
Торецьк
Wappen von Torezk
Torezk (Ukraine)
Torezk (Ukraine)
Torezk
Basisdaten
Oblast: Oblast Donezk
Rajon: Rajon Bachmut
Höhe: 179 m
Fläche: 62 km²
Einwohner: 30.914 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 499 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 85200
Vorwahl: +380 6247
Geographische Lage: 48° 24′ N, 37° 52′ OKoordinaten: 48° 23′ 30″ N, 37° 52′ 24″ O
KATOTTH: UA14020110010025394
KOATUU: 1411200000
Verwaltungsgliederung: 2 Städte, 7 Siedlungen städtischen Typs, 2 Dörfer, 8 Siedlungen
Bürgermeister: Wolodymyr Mykytowytsch Slipzow
Adresse: вул. 50 років Жовтня 27
85200 м. Торецьк
Website: http://www.dzerzhinsk-rada.gov.ua/
Statistische Informationen
Torezk (Oblast Donezk)
Torezk (Oblast Donezk)
Torezk
i1

Torezk (ukrainisch Торецьк; russisch Торецк Torezk) ist eine Stadt von regionaler Bedeutung im Osten der Ukraine mit 33.864 Einwohnern (2016).[1] Die Stadt liegt im Donezbecken in der Oblast Donezk 50 km nördlich zum Oblastzentrum Donezk.

Kohlewirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das seit 1860 bestehende und damit ältestes Bergwerk der Stadt

Wie bei den meisten Städten in der Donbass spielt die Kohleindustrie in der Wirtschaft der Stadt (mit 50,9 % an der gesamten industriellen Produktion (1. September 2008)) eine führende Rolle.

Viele Bergwerke in der ganzen Region wurden jedoch ab 1990 geschlossen, wobei die Grubenwasser weiterhin behandelt werden mussten. Während des Krieges in der Ukraine ab 2014 kamen diese Unterhaltsarbeiten oft zum Erliegen. Das Wasser der nicht mehr kontrollierten Gruben überforderte auch die noch betriebenen Gruben. Neben der Gefährdung des dortigen Trinkwassers bedeutete dies auch eine Verschmutzung des nahen Krywyj Torez.[2]

Anfang 2022 waren noch zwei Kohlebergwerke in Betrieb.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1806 als Schtscherbinowka (vom Russischen: Щербиновка) bzw. Schtscherbyniwka (ukr. Щербинівка) gegründet, hieß Torezk ab 1938 Dserschynsk und hatte den Status einer Stadt. Der Name Dserschynsk leitet sich vom bolschewikischen Berufsrevolutionär Felix Dserschinski (1877–1926) ab.

Die Stadt war vom 28. Oktober 1941 bis zum 5. September 1943 von Truppen der deutschen Wehrmacht besetzt.

Seit den 1990er-Jahren schrumpfte die wirtschaftliche Bedeutung der Region mit dem kollabierenden Kohleindustrie. «Die Menschen haben damals ihre Arbeit und ihren Stolz verloren», so der Historiker Alexandr Osipian. Politiker hätten den Frust der Menschen zu instrumentalisieren begonnen und ermöglichten so den späteren Erfolg der russische Propagandaerzählungen in der Region.

Nach Beginn des Donbaskriegs im Jahr 2014 kamen viele Flüchtlinge von der Krim und aus den Kampfgebieten hierher. Viele Menschen wanderten jedoch ab. Von ehemals 43.000 Einwohnern im Jahr 2001 sank die Zahl bis Anfang 2022 auf etwa 31.000. Bei der Befreiung der Stadt war das 34. Bataillon der 57. Brigade beteiligt. Der Krieg hatte den wirtschaftlichen Zerfall beschleunigt.[3] Aufgrund der Entkommunisierungsgesetze musste die Stadt umbenannt werden. Der Stadtrat sprach sich für den Namen Torezk aus.[4] Diesem Antrag wurde gefolgt und die Stadt mit Wirkung vom 4. Februar 2016 von ehemals Dserschynsk (ukrainisch Дзержинськ) umbenannt.[5]

Erst mit der groß angelegten russischen Invasion in der Ukraine, die im Februar 2022 begann, brach der Konflikt wieder direkt in Torezk aus, als russische Streitkräfte in Richtung der Stadt marschierten, sie bombardierten und dabei Zivilisten trafen.[6][7] Die Hälfte der 32.000 Einwohner der Vorkriegszeit war bis April 2022 aus der Stadt geflohen, und diejenigen, die blieben, waren verarmt.[8] Stand 2023 gleicht Torezk einer Geisterstadt, da dort im Jahr 2022 die Wasser- und Gasversorgung zusammenbrach. Es gibt keinen unbeschädigten Wohnblock und seit Juli 2023, als aufgrund von russischen Luftangriffen der lokale Markt dauerhaft geschlossen wurde, kein öffentliches Leben.[9][10]

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neugegründeten Stadtgemeinde Torezk (Торецька міська громада/Torezka miska hromada). Zu dieser zählen auch die Stadt Salisne, die 7 Siedlungen städtischen Typs Kurdjumiwka, Nelipiwka, Nju-Jork, Petriwka, Piwdenne, Piwnitschne und Schtscherbyniwka, die 2 Dörfer Jurjiwka, Leonidiwka sowie die 8 Ansiedlungen Datschne, Druschba, Dylijiwka, Krymske, Osarjaniwka, Schumy, Sucha Balka und Walentyniwka[11], bis dahin bildete sie die gleichnamige Stadtratsgemeinde Torezk (Торецька міська рада/Torezka miska rada) im Süden des Rajons Bachmut.

Die Stadtratsgemeinde gliederte sich in die Stadt Torezk mit der Siedlung Krymske (ukr. Кримське) sowie die Siedlungsratsgemeinden:

  • Salisne mit:
    • Salisne (Stadt, bis 2016 Artemowe/Артемове[12])
    • Piwdenne (Siedlung städtischen Typs, bis 2016 Leninske/Ленінське[13])
  • Piwnitschne mit:
    • Piwnitschne (Siedlung städtischen Typs, bis 2016 Kirowe/Кірове[14])
    • Kurdjumiwka (Siedlung städtischen Typs)
    • Datschne (Siedlung, ukr. Дачне, bis 2016 Horkoho/Горького[15])
    • Dylijiwka (Siedlung, ukr. Диліївка)
    • Druschba (Siedlung, ukr. Дружба)
    • Osarjaniwka (Siedlung, ukr. Озарянівка, bis 2016 Persche Trawnja/Перше Травня[16])
    • Schumy (Siedlung, ukr. Шуми)
  • Nowhorodske mit:
  • Schtscherbyniwka mit:

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Torezk Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch
Datschne Дачне Дачное (Datschnoje)
Dylijiwka Диліївка Дылеевка (Dylejewka)
Druschba Дружба Дружба
Jurjiwka Юр'ївка Юрьевка (Jurjewka)
Krymske Кримське Крымское (Krymskoje)
Kurdjumiwka Курдюмівка Курдюмовка (Kurdjumowka)
Leonidiwka Леонідівка Леонидовка (Leonidowka)
Nelipiwka Неліпівка Нелеповка (Nelepowka)
Nju-Jork Нью-Йорк Нью-Йорк (Nju-Jork)
Osarjaniwka Озарянівка Озаряновка (Osarjanowka)
Petriwka Петрівка Петровка (Petrowka)
Piwdenne Південне Пивденное (Piwdennoje)
Piwnitschne Північне Пивничное (Piwnitschnoje)
Salisne Залізне Зализное (Salisnoje)
Schtscherbyniwka Щербинівка Щербиновка (Schtscherbinowka)
Schumy Шуми Шумы
Sucha Balka Суха Балка Сухая Балка (Suchaja Balka)
Walentyniwka Валентинівка Валентиновка (Walentinowka)

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ukrainische Sprache wird laut der Volkszählung von 2001 von 21,29 % der Bevölkerung verwendet, die russische Sprache von 78,23 %. Die Bevölkerung der Stadt bestand zu diesem Zeitpunkt aus 60,5 % Ukrainer, 36,4 % Russen, 1 % Weißrussen, 0,8 % Tataren, 0,3 % Roma und zu einem Prozent aus weiteren 63 Volksgruppen.

Hatte die Stadt im Jahre 2001 noch 43.371 und die Stadtgemeinde 87.024 Einwohner, hat sie heute nur noch 35.595 bzw. die Stadtgemeinde 73.537 Einwohner. Damit gehört der Bevölkerungsrückgang in Torezk zu den höchsten in der Ukraine. Während die Geburtenrate 6,6 pro 1.000 Personen beträgt, liegt die Sterblichkeitsrate bei 18,8. Somit liegt der natürliche Bevölkerungsverlust bei 12,2. Auch der Wanderungssaldo ist negativ (−8,2 je 1.000).[17]

Bevölkerungsentwicklung
1923 1926 1939 1959 1970 1979 1989 2001 2005 2013
6.320 12.806 31.750 44.835 46.818 44.502 50.538 43.371 40.359 33.864

Quelle:[1]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Torezk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Demographie ukrainischer Städte auf pop-stat.mashke.org
  2. "Es wird keine Menschen geben, eine Steppe wird übrig bleiben.", Spektrum, 19. Oktober 2019
  3. a b Die Vergessenen der Ostukraine, Republik, 8. Februar 2022
  4. en.interfax.com.ua
  5. Верховна Рада України; Постанова від 04.02.2016 № 984-VIII Про перейменування окремих населених пунктів та районів
  6. Dozens of Soldiers Freed in Russia-Ukraine Prisoner Swap, 4. Februar 2023. Abgerufen am 22. November 2023 (englisch). 
  7. Russia-Ukraine war at a glance: what we know on day 628 In: The Guardian, 13. November 2023. Abgerufen am 22. November 2023 (britisches Englisch). 
  8. 'Constantly depressing': Ukrainian town watches war close in. In: apnews.com. 26. April 2022, abgerufen am 4. Dezember 2023 (englisch).
  9. Luis de Vega: Hairdresser open, market closed: the double reality of Toretsk, at the gates of the Bakhmut front, 27. Juli 2023. Abgerufen am 22. November 2023 (amerikanisches Englisch). 
  10. Christian Esch: (S+) Kriegswinter in der Ukraine: Kämpfen und leben. In: Der Spiegel. 1. Dezember 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 4. Dezember 2023]).
  11. Кабінет Міністрів України Розпорядження від 12 червня 2020 р. № 710-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Донецької області"
  12. Верховна Рада України; Постанова від 19.05.2016 № 1377-VIII Про перейменування окремих населених пунктів та районів
  13. Верховна Рада України; Постанова від 19.05.2016 № 1377-VIII Про перейменування окремих населених пунктів та районів
  14. Верховна Рада України; Постанова від 19.05.2016 № 1377-VIII Про перейменування окремих населених пунктів та районів
  15. Верховна Рада України; Постанова від 04.02.2016 № 984-VIII Про перейменування окремих населених пунктів та районів
  16. Верховна Рада України; Постанова від 04.02.2016 № 984-VIII Про перейменування окремих населених пунктів та районів
  17. Geschichte der Stadt (russisch)