Ölberg (Jerusalem)

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Ölberg

Jüdischer Friedhof am südlichen Ölberg, vom Südosten der Altstadt aus gesehen

Höhe 809 m
Lage Jerusalem, Israel
Koordinaten 31° 46′ 48″ N, 35° 14′ 47″ OKoordinaten: 31° 46′ 48″ N, 35° 14′ 47″ O
Ölberg (Jerusalem) (Israel)
Ölberg (Jerusalem) (Israel)

Der Ölberg (hebräisch הר הזיתים Har haSetim; arabisch جبل الزيتون Dschabal az-Zaitūn, beides Olivenberg) in Jerusalem ist eine Erhebung nordöstlich und östlich des Tempelbergs und der Jerusalemer Altstadt. Vom Palästinakrieg 1948 bis zur Einnahme durch Israel im Sechstagekrieg wurde das Gebiet mit Ausnahme des noch zum Hügelzug gehörenden Skopusberges von Jordanien verwaltet. Der Name – in den meisten anderen Sprachen lautet er Olivenberg – leitet sich vom ursprünglichen Bewuchs mit Olivenbäumen ab. Die Hügelkette erreicht eine Höhe von 827 m; der eigentliche Ölberg mit der Himmelfahrtskuppe ist 809 m hoch und liegt damit 120 m über dem Kidrontal und etwa 65 m über dem Tempelberg.

Bedeutung des Ölbergs in den abrahamitischen Religionen

Die Bekanntheit des Ölbergs resultiert aus seiner besonderen Bedeutung in der Tradition von Judentum, Christentum und Islam.

Judentum

Nach jüdischem Glauben wird der Messias über den Ölberg nach Jerusalem einziehen und im Kidrontal unterhalb des Hügels das Jüngste Gericht halten, so die Prophezeiung im Buch Sacharja. Deswegen wurde am Hang des Berges ein ausgedehnter jüdischer Friedhof angelegt. Die Gräber des 1948 stark beschädigten Friedhofs stammen zum Teil noch aus biblischer Zeit.

Christentum

Jesus und die schlafenden Apostel am Ölberg. Darstellung aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (um 1180)

In der christlichen Tradition wird der Ölberg insbesondere mit verschiedenen neutestamentlichen Berichten in Verbindung gebracht. So zog Jesus vom Ölberg aus in Jerusalem ein (Lk 19,28–40 EU), er weinte am Ölberg über Jerusalem (Lk 19,41–44 EU). Er wurde vor seiner Kreuzigung am Abend des Gründonnerstags am Fuß des Berges im Garten Getsemani gefangengenommen (Mt 26 EU) und fuhr nach der Auferstehung vom Ölberg in den Himmel auf (z. B. Lk 24,50 EU).

Aus diesem Grund findet alljährlich am Nachmittag des Palmsonntags eine große Prozession vom Ölberg zum Löwentor statt. Am Fest Christi Himmelfahrt ist es der katholischen Kirche erlaubt, in der Himmelfahrtskapelle einen Gottesdienst abzuhalten.

Eine Ölberggruppe stellt figürlich die biblische Szene dar, wie Jesus zusammen mit seinen Jüngern in der Nacht vor seiner Kreuzigung im Garten Gethsemane betet.

Islam

Den Glauben, dass das Kidrontal der Ort des endzeitlichen Gerichts sei, teilen die Muslime; nach ihrer Vorstellung wird in der Endzeit ein Seil vom Tempelberg zum Ölberg gespannt, über das die Gerechten hinübergehen werden; entsprechend befinden sich im Tal – auf der Seite des Tempelbergs – auch muslimische Gräber.

Kirchen auf dem Ölberg

Auf dem Ölberg wurden mehrere Kirchen errichtet:

  • Die von den Kreuzfahrern 1152 errichtete Himmelfahrtskapelle. In der näheren Umgebung wurden die Überreste mehrerer Kirchen und Klöster aus dem 4. bis 6. Jahrhundert entdeckt. Ein benachbartes russisch-orthodoxes Kloster nimmt ebenfalls in Anspruch, am Ort der Himmelfahrt Christi zu stehen.
  • Dominus flevit (der Herr weinte) ist der Name einer kleinen römisch-katholischen Kirche der Franziskaner relativ weit oben am Hang. Sie wurde 1955 auf den Fundamenten einer byzantinischen Kirche aus dem 6. Jahrhundert in Form einer Träne erbaut und erinnert an die Trauer Jesu um Jerusalem. Die Kirche ist vor allem durch Innenaufnahmen bekannt: Statt eines Altarbildes gibt es ein vergittertes Fenster, durch das der Blick auf die Altstadt mit Grabeskirche und Felsendom fällt. Der Altar und das Fenster sind nach der Grabeskirche ausgerichtet, die etwas rechts hinter dem Felsendom gelegen ist. Im Garten befinden sich alte jüdische und byzantinische Gräber und Beinhäuser.
  • Die russisch-orthodoxe Maria-Magdalena-Kirche befindet sich in einem höher gelegenen Teil des Gartens. Wegen ihrer sieben vergoldeten Zwiebeltürme fällt sie beim Blick von der Altstadt besonders auf; gebaut wurde sie um 1885 durch Zar Alexander III. Die hochglänzende Vergoldung wurde von dem deutschen Vergoldermeister Hans Kellner aus München unter Verwendung von 24-karätigen Blattgold der Goldschlägerei Eytzinger aus Schwabach in den Jahren 1998 und 1999 ausgeführt.
  • Die römisch-katholische Kirche der Nationen im Garten Getsemani am Fuß des Berges wurde in Erinnerung an das verzweifelte Gebet Jesu im Garten errichtet. Der Name erinnert daran, dass mehrere Staaten zu ihrer Errichtung 1924 beitrugen. Sie hat zwölf Kuppeln, die für die zwölf Apostel stehen. Am Fußboden ist noch der Grundriss einer Vorgängerkirche aus dem 4. Jahrhundert sichtbar; in der Kreuzfahrerzeit wurde ebenfalls eine Kirche an dieser Stelle errichtet.
  • Die griechisch-orthodoxe Kirche am Mariengrab wurde zuerst im 5. Jahrhundert über einer Grabstätte errichtet, die als das Grab der Gottesmutter gilt, in dem sie der Überlieferung zufolge bis zur leiblichen Aufnahme in den Himmel lag. Zudem werden dort die Gräber der Eltern Mariens, des hl. Joachim und der hl. Anna und des hl. Josef gezeigt. Jährlich findet einige Tage vor dem Fest Mariä Himmelfahrt (nach julianischem Kalender) eine Prozession von der Stadt zum Grab statt.
  • Neben dieser Kirche befindet sich die sogenannte „Verratsgrotte“, in der die Festnahme Jesu geschehen sein soll. Auf der anderen Straßenseite steht das orthodoxe Stephanuskloster, das an die Steinigung des hl. Stephanus erinnert.

Außerdem befindet sich auf dem Ölberg ein Benediktinerinnenkloster.

Bedeutung für den Tourismus

In Friedenszeiten ist der Ölberg ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen, da sich von der Aussichtsplattform oberhalb des jüdischen Friedhofs ein herrlicher Blick auf die Jerusalemer Altstadt bietet. Die meisten bekannten Großaufnahmen des Tempelbergs und Panoramabilder der Altstadt stammen vom Ölberg.

Politische Bedeutung

Auf dem Ölberg befinden sich zwei für die arabische Bevölkerung wichtige Spitäler: das muslimische Al-Mukassed und das evangelische Auguste-Viktoria-Hospital. Über den Berg führte die Straße zu den Orten Abu Dis, Bethanien und Bethlehem. Seit dem Bau der israelischen Sperranlagen ist es nicht mehr möglich, diese Orte auf diesem Weg zu erreichen. Palästinenser aus dem Umland Jerusalems können somit diese Spitäler nicht mehr besuchen. Die Buslinie, die früher zur Al-Quds-Universität fuhr, endet nun am Ölberg. Neben der Vaterunserkirche unterhalten jüdische Siedler einen israelisch beflaggten Stützpunkt, um ihren Anspruch auf Siedlungsrechte in diesem Gebiet zu bekräftigen.

Galerie

Siehe auch

Weblinks

Commons: Mount of Olives – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien