Żary

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Żary
Wappen von Żary
Żary (Polen)
Żary (Polen)
Żary
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lebus
Powiat: Żary
Fläche: 33,24 km²
Geographische Lage: 51° 38′ N, 15° 8′ OKoordinaten: 51° 38′ 0″ N, 15° 8′ 0″ O
Höhe: 160 m n.p.m.
Einwohner: 37.052
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 68-200 bis 68-205
Telefonvorwahl: (+48) 68
Kfz-Kennzeichen: FZA
Wirtschaft und Verkehr
Straße: A18
DK 12
DK 27
Eisenbahn: Cottbus–Żagań
Węgliniec–Żary
Żary–Zielona Góra
Nächster int. Flughafen: Dresden
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Fläche: 33,24 km²
Einwohner: 37.052
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 1115 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0811021
Verwaltung (Stand: 2010)
Bürgermeister: Wacław Maciuszonek
Adresse: Rynek 1
68-200 Żary
Webpräsenz: www.zary.pl



Żary [ˈʒarɨ] (deutsch Sorau, niedersorbisch Žarow) ist eine Stadt im Westen Polens. Sie gehört zur Woiwodschaft Lebus und ist Kreisstadt des Landkreises Żary.

Mit knapp 40.000 Einwohnern ist Żary nach Cottbus die zweitgrößte Stadt in der Niederlausitz und gilt gemeinhin als Zentrum deren polnischen Teils. Die Stadt ist von der gleichnamigen Landgemeinde Żary vollständig umgeben, die ihren Verwaltungssitz in der Stadt hat.

Geografische Lage

Die Stadt liegt im Grenzgebiet des Schlesischen und des Großpolnischen Tieflands zwischen den Oder-Nebenflüssen Bober (Bóbr) und Lubsza (Lubst/Lubis).

Bei der bzw. durch die Stadt verlaufen die Landesstraßen DK 12 und DK 27, sowie die Autobahn A18, die die Stadt mit der deutsch-polnischen Grenze (Bundesautobahn 15 in Richtung Forst (Lausitz) und Cottbus) sowie der südpolnischen Autobahn A4 (nach Liegnitz und Breslau) verbindet.

Wappen

Beschreibung: Auf dem gevierten Wappen ein blaues Schildlein mit der goldenen Majuskel W. Im silbernen ersten Feld ein nach linksstehender roter Hirsch und gegenüber in Schwarz ein silberner Hund mit goldenem Halsband. Im goldenen Feld hinten oben eine fünfendige rote Hirschstange mit Grind. Unten rechts in Rot ein schräg rechts gelegter silberner Pfeil von zwei sechszackigen silbernen Sternen begleitet.

Geschichte

Der Name Zara/Żary leitet sich wahrscheinlich von einem kleinen, slawisch-sorbischen Stamm her, der die Gegend von Sorau im frühen Mittelalter bewohnte. Zum ersten Mal wird der Gau Zara 1007 in der Chronik Thietmars von Merseburg genannt. Zu jener Zeit wurde die Niederlausitz vom polnischen Herzog Bolesław Chrobry erobert und beherrscht.

Das heutige Żary wurde um 1260 gegründet, als die Niederlausitz zum Machtbereich der Wettiner gehörte. Die Stadt erhielt Magdeburger Stadtrecht. Als Landesherren folgten die Schlesischen Piasten (bis 1364) und die böhmischen Könige (bis 1635). Sorau war aber nie eine landesunmittelbare Stadt, sondern befand sich immer im Besitz mächtiger Adelsgeschlechter, zuerst der Herren von Dewin, der Herren von Pack (der Hirsch im Stadtwappen Zarys ist bis heute das Wappentier der Familie von Bock und Polach), dann derer von Bieberstein und seit 1559 waren die Herren bzw. Grafen von Promnitz die Besitzer. Die Stadt war wirtschaftlicher und administrativer Mittelpunkt einer ausgedehnten Herrschaft, deren ländliche Gebiete vorwiegend von Wenden (Sorben) besiedelt waren. Zwischen 1525 und 1540 wurde in Sorau schrittweise die Reformation eingeführt. Seitdem wurden in der St.-Anna-Kapelle Gottesdienste in sorbischer Sprache abgehalten.[2] Stadt und Herrschaft erhielten Ende des 16. Jahrhunderts ein eigenes evangelisches Konsistorium. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Sorau unter den Durchzügen der Truppen Wallensteins und der Schweden zu leiden.

Mit der Niederlausitz gelangte Sorau 1635 unter kursächsische Herrschaft, unter der es bis 1806/15 verblieb. In den Jahren 1705–1708 war Georg Philipp Telemann Kapellmeister am Hof des Grafen Erdmann II. von Promnitz. Von 1815 gehörte die Stadt bis 1945 zur preußischen Provinz Brandenburg im Landkreis Sorau (Lausitz).

Schlossplatz um 1900

Im 19. Jahrhundert wurde Sorau ein bedeutender Standort der Textilindustrie. Fast 50 % aller Industriearbeiter waren in diesem Gewerbe tätig. Aufgrund des Leinenanbaus in der nahen Lausitzer und schlesischen Region wurde 1886 eine Textilfachschule gegründet, in der die Beschäftigung mit der Bastfaser im Zentrum stand. Daher wurde hier 1938 auch noch ein „Kaiser-Wilhelm-Institut für Bastfaserforschung“ angesiedelt, was im Zusammenhang mit den Autarkiebestrebungen des Dritten Reichs zu sehen ist. Dieses Institut wurde später nach Mährisch-Schönberg (heute Tschechien) verlagert, wesentliche Forschungen fanden jedoch dort während der letzten Kriegsjahre nicht mehr statt. Die südwestlich an Sorau grenzende und mit der Stadt zusammengewachsene Gemeinde Seifersdorf (heute Zatorze) wurde 1939 eingemeindet.

Laut letzter deutscher Volkszählung im Jahr 1939 lebten in Sorau 19.226 Einwohner. Während des Zweiten Weltkrieges lagerte man Teile der Flugzeugwerke Focke-Wulf nach Sorau aus. Im April 1944 wurde durch einen alliierten Luftangriff ein Teil der alten Stadtbebauung zerstört. Im Februar 1945 erreichten die Truppen der Roten Armee die Stadt. Dem ging eine allgemeine Fluchtwelle der deutschen Bevölkerung und Teilen der Wehrmacht voraus (der Geschützdonner der sowjetischen Kanonen war am 13. Februar 1945 in der Stadt zu hören).

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die östliche Niederlausitz und damit auch Sorau Teil Polens. In den ersten Jahren kam es zum Zuzug von Neubürgern aus Zentral- und Ostpolen sowie von Repatrianten.

Am 1. Januar 1973 wurde der südöstlich der Stadt gelegene Ort Kunice (Kunzendorf) eingemeindet. Gleichzeitig wurde die Gmina Żary als die Stadt umgebende Landgemeinde gebildet.

Infrastruktur

Allgemein

Żary gilt als das größte Wirtschafts- und Kulturzentrum im südlichen Teil der Woiwodschaft Lebus (Lubuskie). Die Wirtschaft der Stadt ist von kleinen und mittelständischen Betrieben geprägt. Es gibt Betriebe der Holz-, Glas-, Elektro-, Automobil-, Metall- und Baustoffindustrie. Auch der Tourismus spielt eine gewisse Rolle. Die Arbeitslosenrate liegt bei 8 Prozent.

Verkehr

Der Bahnhof Żary liegt an der Bahnstrecke Cottbus–Żary. Er wird von Regionalzügen Forst (Lausitz)Żagań bedient.

Sorauer Heide/Forstgeschichte

Südwestlich von Sorau erstreckt sich die Sorauer Heide. Die Hege und Jagd wurde bis 1945 vom Magistrat der Stadt betrieben. Eigens dazu wurde ein Heidehaus (Försterei) angelegt. Eine Besonderheit war, dass der Förster Hermann Gerner (1921 bis 1945) gleichzeitig auch Fischer auf fünf hintereinander liegenden Karpfenteichen war. Auf dem Heidehausgelände war neben dem Wild- auch der Zuchtfischverkauf aus einem Hälterbecken gebräuchlich. Heute (2015) liegen die Fischteiche brach und werden nur noch vom Bach durchlaufen, der einst auch einen Sorauer Badeteich mit Gaststättenbetrieb speiste.

Sehenswürdigkeiten

Schloss und Palais
Herz-Jesu-Kirche (Stadtpfarrkirche)

Trotz der massiven Zerstörungen des Krieges sind in Sorau viele historische Bauten und die mittelalterlichen Stadtanlage erhalten geblieben:[3]

  • Schloss der Herren von Biberstein (ursprünglich gotische Burg, umgebaut von 1540 bis 1549 im Stil der Renaissance)
  • Palais der Grafen von Promnitz (Barockbau des schweizerischen Architekten Giovanni Simonetti, von 1710 bis 1728 als monumentale Vierflügel-Anlage errichtet)
  • Park mit dem Blauen Tor am Promnitz-Palais (Barockgarten von 1708)
  • Stadtpfarrkirche (gotischer Bau aus dem 15. Jahrhundert mit Resten der alten romanischen Kirche aus dem 12. Jahrhundert, seit 1524 bis 1945 evangelische Marienkirche, jetzt katholische Herz-Jesu-Kirche)
    • mit Promnitz-Kapelle (Barockkapelle mit Gruft, von 1670 bis 1672 an der nordöstlichen Wand der Kirche errichtet)
    • und altem Pfarrhaus (jetzt Stadtarchiv)
  • Glockenturm (14. Jahrhundert, urspr. als Verteidigungsanlage in der Stadtmauer)
  • Rathaus (15. Jahrhundert) mit Renaissance-Portal
  • Bürgerhäuser am Ring (Markt) aus dem 17. Jahrhundert
  • Kirche St. Peter und Paul (aus dem 13. Jahrhundert mit schmalem und niedrigem Chorraum)
  • ehemalige Klosterkirche (1728), jetzt Garnisonkirche
  • Reste der mittelalterlichen Stadtmauer (mit zwei Türmen aus dem 15. Jahrhundert)
  • ehemalige Synagoge, jetzt Kirche der Pfingstgemeinde in Sorau
  • südlich der Stadt großes Waldgebiet („Sorauer Wald“ – Zielony Las) mit Feuerwach- und Aussichtstürmen auf dem Rückenberg (227 m)

Persönlichkeiten

Partnerschaften

Während der Existenz der DDR, besonders nach dem visafreien Verkehr, unterhielten vor allem Betriebe der Niederlausitz – speziell der Textilbereiche – Beziehungen miteinander. Es wurden Ferienlager für Kinder und Erwachsene ausgetauscht, Kulturaufführungen eingeladen und Erfahrungsaustausche auf allen Gebieten organisiert. Bei Freundschaftstreffen wurde wiederholt von polnischer Seite gewürdigt, dass die DDR als erstes deutschsprachiges Land die neue Westgrenze Polens völkerrechtlich anerkannt hatte. Der Vermittlung antifaschistischer Werte schenkte man besondere Aufmerksamkeit.

Żary unterhält seit der Wendezeit eine freundschaftliche Beziehung zur damals etwa gleich großen deutschen Stadt Weißwasser. Im Juni 1997 besiegelten die beiden, etwa 45 Kilometer entfernten Städte, diese Freundschaft mit einer Partnerschaftsvereinbarung. Nach Wiedereinführung der Landkreise in Polen wurde diese Partnerschaft auf die Kreisebene ausgedehnt.

Im Jahr 2004 schloss die Stadt eine Partnerschaftsvereinbarung mit der französischen Stadt Longuyon. Mit dem Beitritt zur Euroregion Spree-Neiße-Bober haben sich im deutsch-polnischen Grenzgebiet zudem freundschaftliche Beziehungen zu den brandenburgischen Mittelstädten Forst (Lausitz) und Spremberg herausgebildet.

Literatur

  • Johann Samuel Magnus: Historische Beschreibung der Hoch-Reichs-Gräfflichen Promnitzschen Residentz-Stadt Sorau in Niederlausitz, Und Deroselben Regenten Kirchen- und Regiment-Sachen, Wie auch Gelehrten Leuthen Und Sonderbahren Begebenheiten. Rohrlach u. a., Leipzig u. a. 1710 (Digitalisat).
  • Johann Gottlob Worbs: Geschichte der Herrschaften Sorau und Triebel. Rauert, Sorau 1826 (Digitalisat), (Reprint: Niederlausitzer Verlag, Guben 2008, ISBN 978-3-935881-49-4).
  • Johannes Schwela: Sorau N.–L. und Umgebung in Wort und Bild. Jülich, Chemnitz 1908 (Digitalisat).
  • Julius Helbig: Urkundliche Beiträge zur Geschichte der edlen Herren von Biberstein und ihrer Güter. Aus dem handschriftlichen Nachlass des Generalmajors Paul Rogalla von Bieberstein mitgeteilt von Albert Hirtz. Bearbeitet, erläutert und um einen Regesten-Nachtrag vermehrt. Selbstverlag des Vereines für Heimatkunde des Jeschken-Isergaues, Reichenberg, 1911.
  • Emil Engelmann: Geschichte der Stadt Sorau im Jahrhundert ihrer Selbstverwaltung 1832–1932. Rauert & Pittius, Sorau 1936 (Digitalisat)
  • Klaus-Henning Rauert, Friedrich Wendig: Siebenhundert Jahre Sorau. Die Geschichte einer ostdeutschen Stadt 1260–1960. Sorauer Heimatverlag, Dortmund 1960.
  • Tomasz Jaworski: Żary w dziejach pogranicza śląsko-łużyckiego. Zakład Poligrafii WSP, Żary 1993.
  • Jerzy Piotr Majchrzak: Encyklopedia Ziemi Żarskiej w jej historycznych i współczesnych granicach. Dom Wydawniczy Soravia, Żary 2002, ISBN 83-87677-17-5.
  • P. Baron's Heimatkarte des Kreises Sorau. Geographisches Institut Baron, Liegnitz o. J. (4. Auflage, Reprint. Niederlausitzer Verlag, Guben 2008, ISBN 978-3-935881-53-1), (mehrfarbig, Maßstab 1:100 000, 71 × 52 cm, Stand 1939)
  • Tomasz Jaworski (Vorwort), Izabela Taraszczuk (Übers.): Żary w ostatnich dniach II Wojny Światowej (Sorau in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, Tagebuchnotizen der Zeitzeugin Martha Neumann Soraus Schreckenstage), in: Kronika Ziemi Żarskiej. Nr. 1 (45)/2008, Żary, ISSN 1427-5457, S. 90–96.
  • Tomasz Jaworski (Vorwort), Izabela Taraszczuk (Übers.): Okupacja Żar przez wojska radzieckie (Die Besetzung der Stadt Sorau durch die sowjetischen Truppen, Tagebuchnotizen der Zeitzeugin Martha Neumann Soraus Schreckenstage. – Fortsetzung), in: Kronika Ziemi Żarskiej. Nr. 2 (46)/2008, Żary, ISSN 1427-5457, S. 88–96.
  • Edward Białek, Łukasz Bieniasz (Hrsg.): Hereditas Culturalis Soraviensis. Beiträge zur Geschichte der Stadt Sorau und zu ihrer Kultur. Neisse-Verlag, Dresden 2010, ISBN 978-3-86276-002-2 (Orbis Linguarum Beiheft 95).

Weblinks

Commons: Żary – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Sorau – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Peter Kunze: Sorbische Reminiszenzen aus Forst und Umgebung. In: Lětopis. 53, 1, 2006, ISSN 0943-2787, S. 35–51.
  3. Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2015. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/www.isr.tu-berlin.de Revitalisierung von Sorau (Żary) – Projekt des Instituts für Stadt- und Regionalplanung (ISR) der TU Berlin