„Die Tageszeitung“ – Versionsunterschied

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Die beschissenste Zeitung aller Zeiten!
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'''die tageszeitung''' (Abkürzung '''taz''') ist die siebtgrößte überregionale Tageszeitung in [[Deutschland]]. Sie wurde 1978 in [[West-Berlin]] als [[Linke Politik|linkes]], [[Kollektive Selbstverwaltung|selbstverwaltetes]] Zeitungsprojekt gegründet. Herausgeberin ist die ''taz''-Verlagsgenossenschaft e. G. Seit 1999 ist [[Bascha Mika]] Chefredakteurin des Blattes.

== Die Zeitung ==
Die verkaufte [[Auflage einer Publikation|Auflage]] der ''taz'' beträgt rund 60.000 Exemplare, davon fast 50.000 im [[Abonnement]]. Die ''taz'' ist bundesweit erhältlich und erscheint täglich von Montag bis Sonnabend. Sie erscheint im sogenannten [[Zeitungsformat|Berliner Format]]. Damit ist sie etwas kleiner als die meisten anderen großen überregionalen Zeitungen, die im [[Norddeutsches Format|Norddeutschen Format]] erscheinen. Seit dem 12. Mai 1995 (seinerzeit als erste deutschsprachige Zeitung) stellt die ''taz'' ihre Inhalte vollständig ins Internet. Die Artikelsuche auf der Archiv-Website ist kostenpflichtig, wobei in den Artikeln des jeweils letzten halben Jahres kostenlos geblättert werden kann.

== Regionalausgaben==
[[Image:Taz_haus_01.jpg|thumb|right|Sitz der tageszeitung in der Kochstraße im [[Berlin|Berliner]] Stadtteil [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]].]]
Seit 4. November 1980 erscheint die ''taz'' mit einem Berliner Regionalteil. Dieser ist heute auch Bestandteil der in den ostdeutschen Bundesländern vertriebenen Ausgaben. Darüber hinaus gibt es die Regionalausgabe ''Nord'' für die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Spezialisiertere Regionalausgaben, etwa die ''münster taz'', ''taz ruhr'' oder eigene Ausgaben für Bremen und Hamburg, sind nach längeren Diskussionen in den großen Regionalausgaben aufgegangen, dies vor allem aus Kostengründen. Die ''taz nord'' umfasst neben der Mantelzeitung drei Seiten allgemeinen Regionalteil und eine Wechselseite jeweils für die Länder Bremen und Hamburg.
Die ''taz nrw'', die aus den Regionalausgaben ''taz Köln'' und ''taz Ruhr'' hervorgegangen ist, erschien aus finanziellen Gründen nach einer gescheiterten Rettungskampagne am 4. Juli 2007 zum letzten Mal.

=== Perşembe ===
''Perşembe'' war eine [[zweisprachig]] auf [[Deutsche Sprache|deutsch]] und [[Türkische Sprache|türkisch]] erscheinende Wochenzeitung, die seit dem Jahr 2000 jeden Donnerstag deutschlandweit der ''taz'' beigelegt wurde. ''Perşembe'' bedeutet auf türkisch Donnerstag. Verantwortlicher Redakteur des achtseitigen Blattes war [[Ömer Erzeren]]. Das vielgelobte Experiment<ref>[http://www.swr.de/imperia/md/content/international/6.rtf Karl-Heinz Meier-Braun: ''Migranten in Deutschland: Gefangen im Medienghetto?'']</ref> wurde nach einiger Zeit wieder eingestellt.

==Geschichte==
Die ''taz'' entstand in Folge des [[Tunix-Kongress]]es im Januar 1978 in Berlin und war auch eine Reaktion auf den [[Deutscher Herbst|„Deutschen Herbst“]] 1977. Die erste Vorausgabe erschien am 27. September 1978 (allerdings trug sie das Datum 22. September – fünf Tage hatte die Bearbeitung der ersten „Nullnummer“ gedauert). Die erste reguläre Ausgabe der taz erschien dann am 17. April 1979. Die Zeitung verstand sich als Alternative zum bisher ausschließlich [[Bürgertum|bürgerlich]] orientierten Zeitungsmarkt mit der Zielgruppe Studenten, [[Alternativbewegung|Alternative]], [[Die Grünen|Grüne]], [[Linksliberalismus|Linksliberale]], linke [[Sozialdemokratie]] und die vor allem ab 1980 stark anwachsende [[Hausbesetzer]]bewegung.

==Politische Ausrichtung==
[[Bild:tazpin1.jpg|thumb|100px|Protestbutton gegen die USA-freundliche Haltung Angela Merkels]]
[[Bild:tazpin2.jpg|thumb|100px|Protestbutton gegen Atomkraft]]
Das Selbstverständnis der taz ist in § 2 des Redaktionsstatuts festgehalten:

:''„Die taz engagiert sich für eine kritische Öffentlichkeit. Sie tritt ein für die Verteidigung und Entwicklung der [[Menschenrechte]] und artikuliert insbesondere die Stimmen, die gegenüber den politisch Mächtigen kein Gehör finden. Die taz wendet sich gegen jede Form von [[Diskriminierung]]. Für die Redaktion ist Freiheit die Freiheit der Andersdenkenden, entscheidet sich Demokratie an den demokratischen Rechten jedes einzelnen Menschen. Die Zeitung ist der wahrheitsgetreuen Berichterstattung verpflichtet ... Die Redaktion weist jede Einflussnahme, jeden Druck seitens einzelner Personen, politischer Parteien, ökonomisch, religiös oder ideologisch orientierter Gruppen zurück. ... In der Überzeugung, dass aus deutscher und auch aus europäischer Sicht allein die Welt nicht adäquat beschrieben werden kann, haben Inlands- und Auslandsthemen den gleichen Rang.“''

Die taz, die traditionell [[Linke Politik|links]] steht (siehe auch [[Politisches Spektrum]]), kritisierte häufig die [[Rot-Grüne Koalition|rot-grüne]] Regierung (1998 – 2005), positionierte sich jedoch vor der [[Bundestagswahl 2005]] deutlich gegen eine mögliche [[CDU]]-geführte Regierung. Unter anderem entwarf sie Protest-[[Button]]s gegen eine mögliche [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]]in [[Angela Merkel]], gegen die geplante „[[Gesundheitsprämie|Kopfpauschale]]“ und gegen ein kritikloses Verhältnis zur Politik des [[USA|US]]-Präsidenten [[George W. Bush]]. Allgemein gilt sie als den Grünen nahestehend, kritisiert diese aber auch häufig. Beobachter bezeichnen dieses Verhältnis zwischen taz und den Grünen oft als „Hassliebe“.

Als [[Kollektive Selbstverwaltung#Selbstverwalteter_Betrieb|selbstverwaltetes]] Projekt erlebte die taz vor allem in den Anfangsjahren immer wieder dramatische Auseinandersetzungen um prinzipielle Fragen.

Nach Auseinandersetzungen in der ''taz''-Genossenschaft um die geplante Schließung der Lokalredaktion Bremen, die Entlassung eines Mitarbeiters, die als [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]] empfundenen Eingriffe der Geschäftsführung in die genossenschaftsinterne Kommunikation sowie ein Kooperationsprojekt der Zeitung mit der [[EnBW]]-[[Tochterunternehmen|Tochter]] NaturEnergie AG richteten kritische Genossenschaftsmitglieder eine selbstverwaltete [[Mailingliste]] zur offenen Diskussion solcher und anderer Fragen ein.<ref>[http://www.gruenes-blatt.de/wiki/index.php/Zensur_bei_der_taz Matthias Bauer: ''Zensur bei der taz.''] In: ''Grünes Blatt'' 02/2007. {{ISSN|1612-2186}}</ref>

Die ''taz'' steht - im Gegensatz zu den linken Tageszeitungen mit [[DDR]]-Herkunft ''[[Neues Deutschland]]'' und ''[[junge Welt]]'' - hinter der Rechtschreibreform und brachte darüber hinaus den Wunsch nach einer noch weitergehenden Reform bis hin zur [[Kleinschreibung]] zum Ausdruck.

==Bezahlung der Mitarbeiter==
Rund 250 Angestellte in [[Redaktion]] und [[Verlag]] arbeiten für die ''taz'', die es sich bislang nicht leisten kann, ihre Mitarbeiter branchenüblich zu bezahlen. Bis 1991 gab es einen Einheitslohn für alle Angestellten, vom [[Schriftsetzer]] bis zur verantwortlichen Redakteurin. Seither gibt es „Verantwortungszuschläge“ von wenigen hundert Euro, etwa für die Leiter der einzelnen [[Ressort]]s. Der [[Bruttolohn]] für die meisten Angestellten liegt laut Haustarif bei rund 2.000 Euro im Monat; es gibt kein Urlaubs- oder Weihnachtsgeld.

Bis heute verdienen Redakteure bei der ''taz'' deutlich weniger als in anderen Zeitungen, zum Teil verzichten sie aus Solidarität mit der Zeitung sogar auf einen Teil ihres Gehaltes.

== Das Logo ==
Das [[Firmenlogo|Logo]] der Zeitung ist der Abdruck einer [[Pfote|Tatze]] (auch „Tazze“ genannt). [[Roland Matticzk]], der Erfinder des Logos, versäumte es jedoch, sich in den Gründungsjahren der ''taz'' die Rechte daran zu sichern. Die Firma [[Jack Wolfskin]] registrierte in den 1980ern das Logo für sich. Den Rechtsstreit zwischen den beiden Firmen verlor die ''taz'' im Jahre 2002, was zur Folge hatte, dass sie die Tatze nun nicht mehr auf Produkte drucken darf, die zum [[Kerngeschäft]] von Jack Wolfskin gehören. Zudem darf sie die Tatze auf eigenen Produkten nur in Verbindung mit dem Zusatz „die tageszeitung“ nutzen.

Auch gegen die Abbildung einer daraufhin mit einem Kreuz überstickten „Tazze“ neben dem geforderten Schriftzug auf einem Badehandtuch, das über den verlagseigenen Taz-Shop vertrieben wird, ging Jack Wolfskin vor: „Das ‚Durchstreichen‘ des Tatzensymbols (beinhaltet) eine rufschädigende Abwertung der bekannten Marke“, monierten die Anwälte.<ref>[http://www.taz.de/pt/2007/03/10/a0019.1/text ''No logo!''] In: ''taz'' vom 10./11. März 2007. {{ISSN|0931-9085}}</ref>

==Rettungskampagnen==
Seit ihrer Gründung stand die ''taz'' mehrmals vor der [[Insolvenz]]. Mit Aufmerksamkeit erregenden Kampagnen hat die Zeitung immer wieder versucht, mehr Abonnenten zu bekommen. Während einer ''Erpressungs-Kampagne'' „drohte“ die Redaktion zum Beispiel damit, die Zeitung einen Tag lang ohne Fotos, ohne Kritik, als Boulevardblatt usw. erscheinen zu lassen, wenn in einer bestimmten Woche nicht genug neue Abos abgeschlossen würden. In der Folge wurden die „Drohungen“ teilweise umgesetzt. In einem Beitrag für die ''taz'' unterstellte daher der Herausgeber der ''[[FAZ]]'', [[Frank Schirrmacher]], der ''taz''-Leserschaft [[Masochismus]], da sie sich freiwillig regelmäßigen Nötigungen zum Abschluss eines Abos aussetze. Im ersten Halbjahr 2003 konnte ''die tageszeitung'' erstmals in ihrer Geschichte einen Gewinn verbuchen.

Regelmäßig wirbt die ''taz'' um neue Mitglieder für ihre Genossenschaft sowie um höhere Einlagen der Genossenschaftsmitglieder. Ende 2003 suchte die Zeitung Kapitalgeber für die ''taz Entwicklungs[[Kommanditgesellschaft]]'', die unter anderem seit dem 8. Dezember 2003 einen täglichen Lokalteil in Nordrhein-Westfalen finanzierte, der allerdings im Juli 2007 eingestellt wurde.

Im Winter 2004 startete die ''taz'' mit dem ''ExtraBlatt – Erlesenes erhalten'' eine Abokampagne, mit der zugleich auf die besondere Bedeutung von Tageszeitungen im Allgemeinen aufmerksam gemacht werden soll. Als Autorinnen und Autoren konnten zum Beispiel [[Juli Zeh]], [[Michael Jürgs]], [[Maxim Biller]], [[F. W. Bernstein]] oder [[Michael Rutschky]] gewonnen werden. Einen zeichnerischen Ost-West-Dialog steuerten die Cartoonisten [[Eckhard Henscheid]] und [[Manfred Bofinger]] bei.

Seit dem 30. April 2005 hat die ''taz'' eine neue Titelseite, mit der sie vor allem versucht, die Zahl der Kioskkäufe zu erhöhen. So steht jetzt ein bestimmtes Thema mehr im Mittelpunkt, was auch durch ein großes Bild unterstrichen wird.

==Preisstruktur==
Um eine möglichst große Leserschaft zu erreichen und gleichzeitig die Finanzierung der Zeitung sicherzustellen, bietet die ''tageszeitung'' beim regulären Abonnement drei unterschiedliche Preisstufen an. Welcher Preis bezahlt wird, soll sich nach der finanziellen Kraft der Abonnenten entscheiden, jedoch findet keine Überprüfung statt; die ''taz'' vertraut darauf, dass die Abonnenten den Wert ihrer Zeitung kennen. Zudem gibt es noch ein digitales Abonnement, das wahlweise aus [[Textdatei|Text]]-, [[Hypertext Markup Language|HTML]]-, oder [[PDF]]-Dateien besteht. Alle Abonnements schließen die deutsche Ausgabe der Monatszeitung ''[[Le Monde diplomatique]]'' mit ein.

Darüber hinaus gibt es – wie bei vielen anderen Zeitungen – zahlreiche weitere befristete Abonnementsvarianten zu Festpreisen. Sonderaktionen zu wichtigen politischen Ereignissen schlossen ein „Neuwahl-Abo“ zur [[Bundestagswahl 2005]] ein, bei dem der Wahlausgang den Abonnementspreis beeinflussen sollte.

== Aufsehenerregende Aktionen ==
Nachdem seit dem 26. Februar 1990 eine in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] produzierte ''taz ddr'' erschienen war, veröffentlichte diese im Juni 1990 als erste Zeitung in einer Sondernummer die Liste aller [[Ministerium für Staatssicherheit|Stasi]]-Objekte in der DDR – eine umstrittene Aktion, die auch unter DDR-[[Bürgerrechtler]]n Kritiker fand. Im Dezember 1991 ging die dann so genannte ''taz Ost'' in der Mutterzeitung auf.

Bei der [[Deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2003|deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2003]] unterstützte die ''taz'' die Sängerin [[Senait Mehari]] mit dem Lied ''Herz aus Eis''. Den Text des Liedes durften die Leser verfassen, ebenso standen mehrere Melodien zur Auswahl. In der deutschen Vorentscheidung kam Senait auf den dritten Platz.

In der Samstagausgabe vor der Landtagswahl in Bayern verkündete die ''taz'' auf der Titelseite „Stoiber erringt klaren Sieg“ sowie das vorläufige Wahlergebnis, die Lottozahlen und Bundesligaergebnisse.

Im Dezember 2003 wurde die Redaktion im Rahmen der Studentenproteste gegen die Etatkürzungen an den Berliner Universitäten eine Zeitlang besetzt.

Im Mai 2004 startete die ''taz'' anlässlich der geplanten [[Liberalisierung]] des [[Kartellrecht]]s für Zeitungen eine tägliche Reihe zu [[Einzeitungskreis]]en und machte damit erfolgreich auf die zunehmende [[Medienkonzentration|Pressekonzentration]] aufmerksam.

Die ''tageszeitung'', die bereits seit 1982 ihren Titel klein schreibt, veröffentlichte am 12. August 2004 eine Ausgabe in der sogenannten „gemäßigten [[Kleinschreibung]]“. Dies war als Gegenreaktion auf die Ankündigung einiger deutscher Verlage gedacht, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren.

Aus [[Urheberrecht]]sgründen musste die ''taz'' ihre satirische Seite-1-Rubrik, die nach der [[ARD]]-Nachrichtensendung ''[[Tagesschau (ARD)|Tagesschau]]'' benannt worden war, neu betiteln. Seitdem heißt die Rubrik „verboten“ und ist mit dem Hinweis „übrigens: verboten darf nicht tagesschau heißen“ versehen.

2005 schlug die taz anlässlich des 25. Todestages von [[Rudi Dutschke]] vor, einen Teil Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße umzubenennen. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen hierüber mit einer Anwohnergemeinschaft (deren Mitglied wiederum der Axel-Springer-Verlag ist) dauern noch an.

Ein Markenzeichen der ''taz'' sind [[Satire|satirische]] Überschriften, die mitunter ironische Kommentare zur eigentlichen Nachricht enthalten. Dazu zählten zum Beispiel die Titelseiten

* „Li macht Peng“ (zum Atomtest des chinesischen Ministerpräsidenten [[Li Peng]])
* „Holzmann saniert Schröder“ (zur Intervention [[Gerhard Schröder]]s bei der angeschlagenen [[Philipp Holzmann AG]])
* „Oh, mein Gott“ (zur Wahl von Joseph Ratzinger als [[Papst]] [[Benedikt XVI.]])
* „Reagan jetzt im Reich des Guten“ (zum Tode von [[Ronald Reagan]], der die [[Sowjetunion]] als „[[Reich des Bösen]]“ bezeichnet hatte)
* „Gorbatschow wieder gesund“ (Nach dem [[Augustputsch in Moskau]], der mit einer Erkrankung [[Michail Gorbatschow|Gorbatschows]] begründet worden war)
* „Ein starker Abgang“ (zum Tod von [[Jürgen Möllemann]], der bei einem Fallschirmabsprung starb)
* „Bushs historische Rede“ (auf einer leeren Titelseite ist unten rechts eine [[Karikatur]] von [[George W. Bush|Bush]] mit leerer [[Sprechblase]] zu sehen)
* „Jeder dritte Bayer gegen Stoiber“ (als trockene Reaktion auf das Ergebnis der bayerischen Landtagswahlen 2003, bei der die CSU über 60% der Stimmen erlangte)
* „Oops – they did it again“ (zur Entscheidung der US-amerikanischen Wähler, [[George W. Bush]] Anfang November 2004 eine zweite Amtsperiode anzuvertrauen)
* „Es ist ein Mädchen“ (zur Entscheidung der CDU/CSU im Sommer 2005, [[Angela Merkel]] zur Kanzlerkandidatin zu küren. Die Schlagzeile - in Verbindung mit einem Kinderfoto Merkels - wurde zum Amtsantritt der Bundeskanzlerin von der Zeitung [[Die Welt]] kopiert)
* „Ist Gott ein Deutscher“ (als Reaktion auf die Schlagzeile der „Bild“-Zeitung „Wir sind Papst“ zur Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zum Papst, 21. April 2005)
* „Wenn Gott das noch erlebt hätte“ (zur regen Beteiligung Jugendlicher am katholischen [[Weltjugendtreffen]] in Köln 2005)
* „Schlächter Abgang“ (zum Tod von [[Slobodan Milošević]], von seinen Kritikern auch als „Schlächter vom Balkan“ bezeichnet), 2006
* „Castro nicht mehr Fidel“ (zur Erkrankung von [[Fidel Castro]]), 2006
* „Das AKW Brunsbüttel – so sicher wie die Rente“ (In Zusammenhang mit Kraftwerksüberprüfungen nach dem [[Kernkraftwerk_Forsmark#St.C3.B6rfall_Juli_2006|Forsmark-Störfall]]), 2006
* „[[Pinky_und_der_Brain|Pinky]] vermisst Brain“ (zur Reaktion des NRW-Wissenschaftsministers [[Andreas_Pinkwart|Pinkwart]] auf das Leerausgehen des Landes bei der [[Exzellenzinitiative|Vergabe von Fördergeldern]] an 'Eliteunis'), 2006
* „Der Teufelskerle“ zur Wahl des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten [[Günther Oettinger]], der als [[Protegé]] seines Vorgängers [[Erwin Teufel]] galt, 2005

Dieser bis zum [[Sarkasmus]] reichende Ton findet sich auch im Inneren der Zeitung. So werden z.B. die Sportseiten „leibesübungen“ und das Fernsehprogramm „flimmern und rauschen“ genannt. Die letzte Seite, eine Satire-Seite, wird als „die wahrheit“ veröffentlicht und enthält die „gurke des tages“. Unter dem Motto „was alles nicht fehlt“ werden Sportnachrichten in Kürze erwähnt, zu denen nach Meinung der Redaktion kein längerer Artikel erforderlich ist.

== Das Verhältnis zur ''Bild''==
Eine besondere Beziehung hat die ''taz'' zur ''[[Bild (Zeitung)|Bild]]''-Zeitung. Deren Chefredakteur [[Kai Diekmann]] klagte gegen die ''taz'', als deren Autor [[Gerhard Henschel]] am [[8. Mai]] [[2002]] auf der Satire-Seite „die wahrheit“ behauptete, Diekmann habe sich einer [[Penisvergrößerung]] unterziehen wollen. Diekmann verklagte die Zeitung auf 30.000 Euro Schadenersatz. Das Berliner Kammergericht entschied in zweiter Instanz, dass Diekmann als Chefredakteur der ''Bild'' „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung anderer sucht“ und daher „weniger schwer durch die Verletzung seines eigenen [[Persönlichkeitsrecht]]es belastet wird“. Er müsse „davon ausgehen, dass diejenigen Maßstäbe, die er anderen gegenüber anlegt, auch für ihn selbst von Belang sind“. Daher stufte das Gericht die Persönlichkeitsverletzung als nicht so schwerwiegend ein, dass ein Schmerzensgeld angemessen sei. Gleichzeitig verbot das Gericht der ''taz'', die Meldung zu wiederholen.
Im März 2006 sagte Diekmann der türkischen Zeitung ''[[Hürriyet]]'', dass die Klage „ein Fehler“ gewesen sei. Er habe sich dadurch umso lächerlicher gemacht.

Am 50. Geburtstag der ''Bild''-Zeitung im Jahre 2002 titelte die ''taz'' „''50 Jahre Bild – Jetzt reichts!''“, um so gegen den [[Boulevardjournalismus]] der Zeitung zu protestieren. Zum 25. Geburtstag der ''taz'' (am 27. September 2003) wurden dagegen die „Lieblingsfeinde“ als Redakteure für einen Tag in die ''tageszeitung'' zur Mitarbeit eingeladen (als „[[Feindliche Übernahme]]“ betitelt). Chefredakteur der Ausgabe war Kai Diekmann. In selbiger Ausgabe wurde durch diesen auch erstmals Altkanzler [[Helmut Kohl]] für die ''taz'' interviewt.

2005 ließ der [[Axel Springer Verlag]] die Ausstrahlung zweier ''taz''-Kino-Spots per einstweiliger Verfügung untersagen. Springer argumentierte, dass es sich dabei um eine „Rufausbeutung“ zu Lasten der ''Bild''-Zeitung handele. Die Spots gewannen im August 2006 einen [[FIRST STEPS Der Deutsche Nachwuchspreis|First Steps Award]]. Auf der Seite dieses Wettbewerbes können die Spots [http://www.firststeps.de/film.html?ID=f48ad137-6d6d-4216-985d-5392b80e958e Kiosk I und Kiosk II] angeschaut werden.

== Die „Kartoffel-Affäre“ ==
Ein am 26. Juni 2006 auf der „Die Wahrheit“ genannten letzten Seite der taz, die [[Satire]] und [[Unsinn|Nonsens]] vorbehalten ist, erschienener Artikel führte zu Verstimmungen im deutsch-[[Polen|polnischen]] Verhältnis<ref>[http://www.taz.de/pt/2006/06/26/a0248.1/text ''Polens neue Kartoffel.''] In: ''taz'' vom 26. Juni 2006. {{ISSN|0931-9085}}</ref>. In dem Artikel ''Polens neue Kartoffel. Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: Lech „Katsche“ Kaczynski'' war die politische Unerfahrenheit und gelegentliche Einfalt des polnischen Präsidenten [[Lech Kaczyński]] sowie seines Zwillingsbruders und nunmehrigen Ministerpräsidenten [[Jarosław Kaczyński]] satirisch überhöht dargestellt worden. Die kurz darauf geplanten politischen Gespräche zwischen [[Frankreich]], Deutschland und Polen - auch [[Weimarer Dreieck]] genannt - wurden von Lech Kaczyński abgesagt. Offiziell geschah das zwar aus Krankheitsgründen, politische Analysten gingen aber davon aus, dass dies unmittelbare Folge des Artikels war. Die Absage wurde von acht ehemaligen polnischen Außenministern in einem offenen Brief vehement kritisiert. Demgegenüber forderte der Fraktionsvorsitzende der Regierungspartei [[Recht und Gerechtigkeit|PiS]], Gosiewski, Justizminister Ziobro auf, zu prüfen, ob gegen die ''taz'' ein Strafverfahren wegen Beleidigung des Präsidenten eingeleitet werden könne. Außerdem forderten polnische Regierungsvertreter die deutsche [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] auf, den Artikel zu verurteilen. Diese lehnte das jedoch mit Hinweis auf die in Deutschland geltende [[Pressefreiheit]] ab.

== ''taz''-Panter ==
Der „taz-Panter“ wird seit 2005 jährlich als Jury- und auch als Leserpreis in Berlin verliehen. Der Preis wurde ins Leben gerufen, um Bürgerinnen und Bürger bekannt zu machen, die mit Mut und Phantasie etwas in der Gesellschaft bewegen. Die Preise sind jeweils mit 5.000 € dotiert.

==Quellenangaben==
<references/>

== Siehe auch ==
* [[Touché (Comic)|Touché]], der tägliche taz-Comic von [[Thomas Körner (Cartoonist)|Thomas Körner]] (bzw. &copy;Tom) auf der Seite ''Die Wahrheit'', die vom Wahrheit-Redakteur [[Michael Ringel]] betreut wird
* [[Le Monde]] und [[Le Monde diplomatique]]
* [[Massenmedien]], [[Presse (Medien)|Presse]], [[Zeitung]]
* [[Oranienstraße]]

==Literatur==
* ''taz - die tageszeitung''. Die Tageszeitung Verlagsgenossenschaft e. G., Berlin 1.1987,1ff. {{ISSN|0931-9085}}
* [[Oliver Tolmein]]/Detlef zum Winkel: ''tazsachen. Kralle zeigen - Pfötchen geben.'' Hamburg 1988. ISBN 3922144764
* Jörg Magenau: ''Die taz. Eine Zeitung als Lebensform.'' München 2007, ISBN 978-3-446-20942-8

== Weblinks ==
* [http://www.taz.de/ die tageszeitung]
* [http://www.taz.de/pt/.1/etc/ueberuns/statut taz-Redaktionsstatut]
* [http://www.taz.de/index.php?id=digitaz/ Die heutige taz als Textausgabe]

{{ISSN-Link|0931-9085}}

[[Kategorie:Zeitung (Deutschland)|Taz]]
[[Kategorie:Zeitung (Berlin)]]
[[Kategorie:Genossenschaft]]

[[cs:Die tageszeitung]]
[[en:Die tageszeitung]]
[[eo:Die tageszeitung]]
[[fr:Die tageszeitung]]
[[hsb:Die tageszeitung]]
[[nl:Die tageszeitung]]
[[no:Die tageszeitung]]
[[pl:Die tageszeitung]]

Version vom 26. September 2007, 17:33 Uhr

die tageszeitung

Beschreibung deutsche Tageszeitung
Verlag taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft eG
Erstausgabe 1978
Erscheinungsweise täglich Montag bis Sonnabend
Verkaufte Auflage 57.787 Exemplare
(IVW II/2007)
Herausgeberin taz-Genossenschaft
Weblink taz.de

die tageszeitung (Abkürzung taz) ist die siebtgrößte überregionale Tageszeitung in Deutschland. Sie wurde 1978 in West-Berlin als linkes, selbstverwaltetes Zeitungsprojekt gegründet. Herausgeberin ist die taz-Verlagsgenossenschaft e. G. Seit 1999 ist Bascha Mika Chefredakteurin des Blattes.

Die Zeitung

Die verkaufte Auflage der taz beträgt rund 60.000 Exemplare, davon fast 50.000 im Abonnement. Die taz ist bundesweit erhältlich und erscheint täglich von Montag bis Sonnabend. Sie erscheint im sogenannten Berliner Format. Damit ist sie etwas kleiner als die meisten anderen großen überregionalen Zeitungen, die im Norddeutschen Format erscheinen. Seit dem 12. Mai 1995 (seinerzeit als erste deutschsprachige Zeitung) stellt die taz ihre Inhalte vollständig ins Internet. Die Artikelsuche auf der Archiv-Website ist kostenpflichtig, wobei in den Artikeln des jeweils letzten halben Jahres kostenlos geblättert werden kann.

Regionalausgaben

Sitz der tageszeitung in der Kochstraße im Berliner Stadtteil Kreuzberg.

Seit 4. November 1980 erscheint die taz mit einem Berliner Regionalteil. Dieser ist heute auch Bestandteil der in den ostdeutschen Bundesländern vertriebenen Ausgaben. Darüber hinaus gibt es die Regionalausgabe Nord für die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Spezialisiertere Regionalausgaben, etwa die münster taz, taz ruhr oder eigene Ausgaben für Bremen und Hamburg, sind nach längeren Diskussionen in den großen Regionalausgaben aufgegangen, dies vor allem aus Kostengründen. Die taz nord umfasst neben der Mantelzeitung drei Seiten allgemeinen Regionalteil und eine Wechselseite jeweils für die Länder Bremen und Hamburg. Die taz nrw, die aus den Regionalausgaben taz Köln und taz Ruhr hervorgegangen ist, erschien aus finanziellen Gründen nach einer gescheiterten Rettungskampagne am 4. Juli 2007 zum letzten Mal.

Perşembe

Perşembe war eine zweisprachig auf deutsch und türkisch erscheinende Wochenzeitung, die seit dem Jahr 2000 jeden Donnerstag deutschlandweit der taz beigelegt wurde. Perşembe bedeutet auf türkisch Donnerstag. Verantwortlicher Redakteur des achtseitigen Blattes war Ömer Erzeren. Das vielgelobte Experiment[1] wurde nach einiger Zeit wieder eingestellt.

Geschichte

Die taz entstand in Folge des Tunix-Kongresses im Januar 1978 in Berlin und war auch eine Reaktion auf den „Deutschen Herbst“ 1977. Die erste Vorausgabe erschien am 27. September 1978 (allerdings trug sie das Datum 22. September – fünf Tage hatte die Bearbeitung der ersten „Nullnummer“ gedauert). Die erste reguläre Ausgabe der taz erschien dann am 17. April 1979. Die Zeitung verstand sich als Alternative zum bisher ausschließlich bürgerlich orientierten Zeitungsmarkt mit der Zielgruppe Studenten, Alternative, Grüne, Linksliberale, linke Sozialdemokratie und die vor allem ab 1980 stark anwachsende Hausbesetzerbewegung.

Politische Ausrichtung

Datei:Tazpin1.jpg
Protestbutton gegen die USA-freundliche Haltung Angela Merkels
Protestbutton gegen Atomkraft

Das Selbstverständnis der taz ist in § 2 des Redaktionsstatuts festgehalten:

„Die taz engagiert sich für eine kritische Öffentlichkeit. Sie tritt ein für die Verteidigung und Entwicklung der Menschenrechte und artikuliert insbesondere die Stimmen, die gegenüber den politisch Mächtigen kein Gehör finden. Die taz wendet sich gegen jede Form von Diskriminierung. Für die Redaktion ist Freiheit die Freiheit der Andersdenkenden, entscheidet sich Demokratie an den demokratischen Rechten jedes einzelnen Menschen. Die Zeitung ist der wahrheitsgetreuen Berichterstattung verpflichtet ... Die Redaktion weist jede Einflussnahme, jeden Druck seitens einzelner Personen, politischer Parteien, ökonomisch, religiös oder ideologisch orientierter Gruppen zurück. ... In der Überzeugung, dass aus deutscher und auch aus europäischer Sicht allein die Welt nicht adäquat beschrieben werden kann, haben Inlands- und Auslandsthemen den gleichen Rang.“

Die taz, die traditionell links steht (siehe auch Politisches Spektrum), kritisierte häufig die rot-grüne Regierung (1998 – 2005), positionierte sich jedoch vor der Bundestagswahl 2005 deutlich gegen eine mögliche CDU-geführte Regierung. Unter anderem entwarf sie Protest-Buttons gegen eine mögliche Bundeskanzlerin Angela Merkel, gegen die geplante „Kopfpauschale“ und gegen ein kritikloses Verhältnis zur Politik des US-Präsidenten George W. Bush. Allgemein gilt sie als den Grünen nahestehend, kritisiert diese aber auch häufig. Beobachter bezeichnen dieses Verhältnis zwischen taz und den Grünen oft als „Hassliebe“.

Als selbstverwaltetes Projekt erlebte die taz vor allem in den Anfangsjahren immer wieder dramatische Auseinandersetzungen um prinzipielle Fragen.

Nach Auseinandersetzungen in der taz-Genossenschaft um die geplante Schließung der Lokalredaktion Bremen, die Entlassung eines Mitarbeiters, die als Zensur empfundenen Eingriffe der Geschäftsführung in die genossenschaftsinterne Kommunikation sowie ein Kooperationsprojekt der Zeitung mit der EnBW-Tochter NaturEnergie AG richteten kritische Genossenschaftsmitglieder eine selbstverwaltete Mailingliste zur offenen Diskussion solcher und anderer Fragen ein.[2]

Die taz steht - im Gegensatz zu den linken Tageszeitungen mit DDR-Herkunft Neues Deutschland und junge Welt - hinter der Rechtschreibreform und brachte darüber hinaus den Wunsch nach einer noch weitergehenden Reform bis hin zur Kleinschreibung zum Ausdruck.

Bezahlung der Mitarbeiter

Rund 250 Angestellte in Redaktion und Verlag arbeiten für die taz, die es sich bislang nicht leisten kann, ihre Mitarbeiter branchenüblich zu bezahlen. Bis 1991 gab es einen Einheitslohn für alle Angestellten, vom Schriftsetzer bis zur verantwortlichen Redakteurin. Seither gibt es „Verantwortungszuschläge“ von wenigen hundert Euro, etwa für die Leiter der einzelnen Ressorts. Der Bruttolohn für die meisten Angestellten liegt laut Haustarif bei rund 2.000 Euro im Monat; es gibt kein Urlaubs- oder Weihnachtsgeld.

Bis heute verdienen Redakteure bei der taz deutlich weniger als in anderen Zeitungen, zum Teil verzichten sie aus Solidarität mit der Zeitung sogar auf einen Teil ihres Gehaltes.

Das Logo der Zeitung ist der Abdruck einer Tatze (auch „Tazze“ genannt). Roland Matticzk, der Erfinder des Logos, versäumte es jedoch, sich in den Gründungsjahren der taz die Rechte daran zu sichern. Die Firma Jack Wolfskin registrierte in den 1980ern das Logo für sich. Den Rechtsstreit zwischen den beiden Firmen verlor die taz im Jahre 2002, was zur Folge hatte, dass sie die Tatze nun nicht mehr auf Produkte drucken darf, die zum Kerngeschäft von Jack Wolfskin gehören. Zudem darf sie die Tatze auf eigenen Produkten nur in Verbindung mit dem Zusatz „die tageszeitung“ nutzen.

Auch gegen die Abbildung einer daraufhin mit einem Kreuz überstickten „Tazze“ neben dem geforderten Schriftzug auf einem Badehandtuch, das über den verlagseigenen Taz-Shop vertrieben wird, ging Jack Wolfskin vor: „Das ‚Durchstreichen‘ des Tatzensymbols (beinhaltet) eine rufschädigende Abwertung der bekannten Marke“, monierten die Anwälte.[3]

Rettungskampagnen

Seit ihrer Gründung stand die taz mehrmals vor der Insolvenz. Mit Aufmerksamkeit erregenden Kampagnen hat die Zeitung immer wieder versucht, mehr Abonnenten zu bekommen. Während einer Erpressungs-Kampagne „drohte“ die Redaktion zum Beispiel damit, die Zeitung einen Tag lang ohne Fotos, ohne Kritik, als Boulevardblatt usw. erscheinen zu lassen, wenn in einer bestimmten Woche nicht genug neue Abos abgeschlossen würden. In der Folge wurden die „Drohungen“ teilweise umgesetzt. In einem Beitrag für die taz unterstellte daher der Herausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher, der taz-Leserschaft Masochismus, da sie sich freiwillig regelmäßigen Nötigungen zum Abschluss eines Abos aussetze. Im ersten Halbjahr 2003 konnte die tageszeitung erstmals in ihrer Geschichte einen Gewinn verbuchen.

Regelmäßig wirbt die taz um neue Mitglieder für ihre Genossenschaft sowie um höhere Einlagen der Genossenschaftsmitglieder. Ende 2003 suchte die Zeitung Kapitalgeber für die taz EntwicklungsKommanditgesellschaft, die unter anderem seit dem 8. Dezember 2003 einen täglichen Lokalteil in Nordrhein-Westfalen finanzierte, der allerdings im Juli 2007 eingestellt wurde.

Im Winter 2004 startete die taz mit dem ExtraBlatt – Erlesenes erhalten eine Abokampagne, mit der zugleich auf die besondere Bedeutung von Tageszeitungen im Allgemeinen aufmerksam gemacht werden soll. Als Autorinnen und Autoren konnten zum Beispiel Juli Zeh, Michael Jürgs, Maxim Biller, F. W. Bernstein oder Michael Rutschky gewonnen werden. Einen zeichnerischen Ost-West-Dialog steuerten die Cartoonisten Eckhard Henscheid und Manfred Bofinger bei.

Seit dem 30. April 2005 hat die taz eine neue Titelseite, mit der sie vor allem versucht, die Zahl der Kioskkäufe zu erhöhen. So steht jetzt ein bestimmtes Thema mehr im Mittelpunkt, was auch durch ein großes Bild unterstrichen wird.

Preisstruktur

Um eine möglichst große Leserschaft zu erreichen und gleichzeitig die Finanzierung der Zeitung sicherzustellen, bietet die tageszeitung beim regulären Abonnement drei unterschiedliche Preisstufen an. Welcher Preis bezahlt wird, soll sich nach der finanziellen Kraft der Abonnenten entscheiden, jedoch findet keine Überprüfung statt; die taz vertraut darauf, dass die Abonnenten den Wert ihrer Zeitung kennen. Zudem gibt es noch ein digitales Abonnement, das wahlweise aus Text-, HTML-, oder PDF-Dateien besteht. Alle Abonnements schließen die deutsche Ausgabe der Monatszeitung Le Monde diplomatique mit ein.

Darüber hinaus gibt es – wie bei vielen anderen Zeitungen – zahlreiche weitere befristete Abonnementsvarianten zu Festpreisen. Sonderaktionen zu wichtigen politischen Ereignissen schlossen ein „Neuwahl-Abo“ zur Bundestagswahl 2005 ein, bei dem der Wahlausgang den Abonnementspreis beeinflussen sollte.

Aufsehenerregende Aktionen

Nachdem seit dem 26. Februar 1990 eine in der DDR produzierte taz ddr erschienen war, veröffentlichte diese im Juni 1990 als erste Zeitung in einer Sondernummer die Liste aller Stasi-Objekte in der DDR – eine umstrittene Aktion, die auch unter DDR-Bürgerrechtlern Kritiker fand. Im Dezember 1991 ging die dann so genannte taz Ost in der Mutterzeitung auf.

Bei der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2003 unterstützte die taz die Sängerin Senait Mehari mit dem Lied Herz aus Eis. Den Text des Liedes durften die Leser verfassen, ebenso standen mehrere Melodien zur Auswahl. In der deutschen Vorentscheidung kam Senait auf den dritten Platz.

In der Samstagausgabe vor der Landtagswahl in Bayern verkündete die taz auf der Titelseite „Stoiber erringt klaren Sieg“ sowie das vorläufige Wahlergebnis, die Lottozahlen und Bundesligaergebnisse.

Im Dezember 2003 wurde die Redaktion im Rahmen der Studentenproteste gegen die Etatkürzungen an den Berliner Universitäten eine Zeitlang besetzt.

Im Mai 2004 startete die taz anlässlich der geplanten Liberalisierung des Kartellrechts für Zeitungen eine tägliche Reihe zu Einzeitungskreisen und machte damit erfolgreich auf die zunehmende Pressekonzentration aufmerksam.

Die tageszeitung, die bereits seit 1982 ihren Titel klein schreibt, veröffentlichte am 12. August 2004 eine Ausgabe in der sogenannten „gemäßigten Kleinschreibung“. Dies war als Gegenreaktion auf die Ankündigung einiger deutscher Verlage gedacht, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren.

Aus Urheberrechtsgründen musste die taz ihre satirische Seite-1-Rubrik, die nach der ARD-Nachrichtensendung Tagesschau benannt worden war, neu betiteln. Seitdem heißt die Rubrik „verboten“ und ist mit dem Hinweis „übrigens: verboten darf nicht tagesschau heißen“ versehen.

2005 schlug die taz anlässlich des 25. Todestages von Rudi Dutschke vor, einen Teil Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße umzubenennen. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen hierüber mit einer Anwohnergemeinschaft (deren Mitglied wiederum der Axel-Springer-Verlag ist) dauern noch an.

Ein Markenzeichen der taz sind satirische Überschriften, die mitunter ironische Kommentare zur eigentlichen Nachricht enthalten. Dazu zählten zum Beispiel die Titelseiten

  • „Li macht Peng“ (zum Atomtest des chinesischen Ministerpräsidenten Li Peng)
  • „Holzmann saniert Schröder“ (zur Intervention Gerhard Schröders bei der angeschlagenen Philipp Holzmann AG)
  • „Oh, mein Gott“ (zur Wahl von Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI.)
  • „Reagan jetzt im Reich des Guten“ (zum Tode von Ronald Reagan, der die Sowjetunion als „Reich des Bösen“ bezeichnet hatte)
  • „Gorbatschow wieder gesund“ (Nach dem Augustputsch in Moskau, der mit einer Erkrankung Gorbatschows begründet worden war)
  • „Ein starker Abgang“ (zum Tod von Jürgen Möllemann, der bei einem Fallschirmabsprung starb)
  • „Bushs historische Rede“ (auf einer leeren Titelseite ist unten rechts eine Karikatur von Bush mit leerer Sprechblase zu sehen)
  • „Jeder dritte Bayer gegen Stoiber“ (als trockene Reaktion auf das Ergebnis der bayerischen Landtagswahlen 2003, bei der die CSU über 60% der Stimmen erlangte)
  • „Oops – they did it again“ (zur Entscheidung der US-amerikanischen Wähler, George W. Bush Anfang November 2004 eine zweite Amtsperiode anzuvertrauen)
  • „Es ist ein Mädchen“ (zur Entscheidung der CDU/CSU im Sommer 2005, Angela Merkel zur Kanzlerkandidatin zu küren. Die Schlagzeile - in Verbindung mit einem Kinderfoto Merkels - wurde zum Amtsantritt der Bundeskanzlerin von der Zeitung Die Welt kopiert)
  • „Ist Gott ein Deutscher“ (als Reaktion auf die Schlagzeile der „Bild“-Zeitung „Wir sind Papst“ zur Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zum Papst, 21. April 2005)
  • „Wenn Gott das noch erlebt hätte“ (zur regen Beteiligung Jugendlicher am katholischen Weltjugendtreffen in Köln 2005)
  • „Schlächter Abgang“ (zum Tod von Slobodan Milošević, von seinen Kritikern auch als „Schlächter vom Balkan“ bezeichnet), 2006
  • „Castro nicht mehr Fidel“ (zur Erkrankung von Fidel Castro), 2006
  • „Das AKW Brunsbüttel – so sicher wie die Rente“ (In Zusammenhang mit Kraftwerksüberprüfungen nach dem Forsmark-Störfall), 2006
  • Pinky vermisst Brain“ (zur Reaktion des NRW-Wissenschaftsministers Pinkwart auf das Leerausgehen des Landes bei der Vergabe von Fördergeldern an 'Eliteunis'), 2006
  • „Der Teufelskerle“ zur Wahl des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger, der als Protegé seines Vorgängers Erwin Teufel galt, 2005

Dieser bis zum Sarkasmus reichende Ton findet sich auch im Inneren der Zeitung. So werden z.B. die Sportseiten „leibesübungen“ und das Fernsehprogramm „flimmern und rauschen“ genannt. Die letzte Seite, eine Satire-Seite, wird als „die wahrheit“ veröffentlicht und enthält die „gurke des tages“. Unter dem Motto „was alles nicht fehlt“ werden Sportnachrichten in Kürze erwähnt, zu denen nach Meinung der Redaktion kein längerer Artikel erforderlich ist.

Das Verhältnis zur Bild

Eine besondere Beziehung hat die taz zur Bild-Zeitung. Deren Chefredakteur Kai Diekmann klagte gegen die taz, als deren Autor Gerhard Henschel am 8. Mai 2002 auf der Satire-Seite „die wahrheit“ behauptete, Diekmann habe sich einer Penisvergrößerung unterziehen wollen. Diekmann verklagte die Zeitung auf 30.000 Euro Schadenersatz. Das Berliner Kammergericht entschied in zweiter Instanz, dass Diekmann als Chefredakteur der Bild „bewusst seinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung anderer sucht“ und daher „weniger schwer durch die Verletzung seines eigenen Persönlichkeitsrechtes belastet wird“. Er müsse „davon ausgehen, dass diejenigen Maßstäbe, die er anderen gegenüber anlegt, auch für ihn selbst von Belang sind“. Daher stufte das Gericht die Persönlichkeitsverletzung als nicht so schwerwiegend ein, dass ein Schmerzensgeld angemessen sei. Gleichzeitig verbot das Gericht der taz, die Meldung zu wiederholen. Im März 2006 sagte Diekmann der türkischen Zeitung Hürriyet, dass die Klage „ein Fehler“ gewesen sei. Er habe sich dadurch umso lächerlicher gemacht.

Am 50. Geburtstag der Bild-Zeitung im Jahre 2002 titelte die taz50 Jahre Bild – Jetzt reichts!“, um so gegen den Boulevardjournalismus der Zeitung zu protestieren. Zum 25. Geburtstag der taz (am 27. September 2003) wurden dagegen die „Lieblingsfeinde“ als Redakteure für einen Tag in die tageszeitung zur Mitarbeit eingeladen (als „Feindliche Übernahme“ betitelt). Chefredakteur der Ausgabe war Kai Diekmann. In selbiger Ausgabe wurde durch diesen auch erstmals Altkanzler Helmut Kohl für die taz interviewt.

2005 ließ der Axel Springer Verlag die Ausstrahlung zweier taz-Kino-Spots per einstweiliger Verfügung untersagen. Springer argumentierte, dass es sich dabei um eine „Rufausbeutung“ zu Lasten der Bild-Zeitung handele. Die Spots gewannen im August 2006 einen First Steps Award. Auf der Seite dieses Wettbewerbes können die Spots Kiosk I und Kiosk II angeschaut werden.

Die „Kartoffel-Affäre“

Ein am 26. Juni 2006 auf der „Die Wahrheit“ genannten letzten Seite der taz, die Satire und Nonsens vorbehalten ist, erschienener Artikel führte zu Verstimmungen im deutsch-polnischen Verhältnis[4]. In dem Artikel Polens neue Kartoffel. Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: Lech „Katsche“ Kaczynski war die politische Unerfahrenheit und gelegentliche Einfalt des polnischen Präsidenten Lech Kaczyński sowie seines Zwillingsbruders und nunmehrigen Ministerpräsidenten Jarosław Kaczyński satirisch überhöht dargestellt worden. Die kurz darauf geplanten politischen Gespräche zwischen Frankreich, Deutschland und Polen - auch Weimarer Dreieck genannt - wurden von Lech Kaczyński abgesagt. Offiziell geschah das zwar aus Krankheitsgründen, politische Analysten gingen aber davon aus, dass dies unmittelbare Folge des Artikels war. Die Absage wurde von acht ehemaligen polnischen Außenministern in einem offenen Brief vehement kritisiert. Demgegenüber forderte der Fraktionsvorsitzende der Regierungspartei PiS, Gosiewski, Justizminister Ziobro auf, zu prüfen, ob gegen die taz ein Strafverfahren wegen Beleidigung des Präsidenten eingeleitet werden könne. Außerdem forderten polnische Regierungsvertreter die deutsche Bundesregierung auf, den Artikel zu verurteilen. Diese lehnte das jedoch mit Hinweis auf die in Deutschland geltende Pressefreiheit ab.

taz-Panter

Der „taz-Panter“ wird seit 2005 jährlich als Jury- und auch als Leserpreis in Berlin verliehen. Der Preis wurde ins Leben gerufen, um Bürgerinnen und Bürger bekannt zu machen, die mit Mut und Phantasie etwas in der Gesellschaft bewegen. Die Preise sind jeweils mit 5.000 € dotiert.

Quellenangaben

  1. Karl-Heinz Meier-Braun: Migranten in Deutschland: Gefangen im Medienghetto?
  2. Matthias Bauer: Zensur bei der taz. In: Grünes Blatt 02/2007. ISSN 1612-2186
  3. No logo! In: taz vom 10./11. März 2007. ISSN 0931-9085
  4. Polens neue Kartoffel. In: taz vom 26. Juni 2006. ISSN 0931-9085

Siehe auch

Literatur

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