„Franz Schubert“ – Versionsunterschied

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Version vom 11. Oktober 2008, 17:10 Uhr

Franz Schubert, gemalt um 1827 (oder bis Herbst 1828) von Anton Depauly (1798-1866)
Franz Schubert von Wilhelm August Rieder (1875)

Franz Peter Schubert (* 31. Januar 1797 am Himmelpfortgrund, heute Teil des Wiener Gemeindebezirks Alsergrund; † 19. November 1828 in Wien) war ein österreichischer Komponist.

Biographie

Kindheit

Schuberts Geburtshaus, heute Nussdorfer Straße 54 im 9. Wiener Bezirk (Alsergrund).

Franz wurde als dreizehntes von sechzehn Kindern geboren[1], von denen nur fünf älter als ein Jahr wurden. Schuberts Vater Franz Theodor stammte aus Neudorf in Mähren und war Lehrer in einer Pfarrschule. Seine Mutter Elisabeth Vietz wurde in Zuckmantel geboren und war vor ihrer Heirat Köchin in einer Wiener Familie. Im Alter von fünf Jahren erhielt er von seinem Vater den ersten regelmäßigen Unterricht, mit sechs ging er in Lichtental (Wien) zur Schule. Zur gleichen Zeit begann er seine musikalische Ausbildung. Sein Vater lehrte ihn, Violine zu spielen. Mit sieben bekam er Orgelunterricht von Michael Holzer, dem Kapellmeister der Lichtentaler Pfarrkirche.

Im Oktober 1808 wurde er wegen seiner schönen Stimme als Sängerknabe in die Hofkapelle und in das kaiserliche Konvikt aufgenommen. Hier lernte Schubert viele seiner späteren langjährigen Freunde kennen: Joseph von Spaun, Albert Stadler und Anton Holzapfel. Neben Kompositionsunterricht von Wenzel Ruzicka und später Antonio Salieri genoss er im Konvikt vielfältige musikalische Anregung: Er wirkte nicht bloß als Solist im Gesang, sondern lernte auch die Instrumentalwerke Joseph Haydns und Wolfgang Amadeus Mozarts kennen, da er zweiter Violinist im Konviktorchester war.

Bald zeigte sich seine Begabung in der Komposition. Eine Klavierfantasie G-Dur zu vier Händen ist datiert 8. April – 1. Mai 1810. Im nächsten Jahr folgten ein Streichquartett, eine weitere Fantasie in g-Moll, Lieder und andere Stücke. An Sonn- und Feiertagen wurden in der Familie regelmäßig Streichquartettabende veranstaltet, an denen sein Vater Violoncello, er selbst Viola und seine Brüder Violine spielten.

Jugend

Waren seine schulischen Leistungen anfangs noch gut, so verschlechterte er sich im Laufe der Zeit besonders in Mathematik und Latein. Er schlug die Möglichkeit aus, seinen Stiftungsplatz zu verlängern und kehrte im Oktober 1813 in das elterliche Haus zurück. Zu dieser Zeit komponierte er seine Sinfonie Nr. 1 D-Dur. Nachdem er eine Lehrerbildungsanstalt besucht hatte, wurde er Ende 1814 Schulgehilfe seines Vaters, ein Amt, das er zwei Jahre hindurch und Ende 1817/Anfang 1818 noch einmal für kurze Zeit versah. Daneben erhielt er noch bis 1816 Unterricht bei Antonio Salieri und komponierte produktiv: Seine erste Oper Des Teufels Lustschloß und seine Messe Nr. 1 F-Dur (die Uraufführung am 25. September 1814 war die erste öffentliche Aufführung eines seiner Werke) stammen beide aus dem Jahr 1814, ebenso mehrere Streichquartette, kürzere Instrumentalwerke, der erste Satz seiner Sinfonie Nr. 2 B-Dur und mehr als zwanzig Lieder, darunter solche Meisterwerke wie Gretchen am Spinnrade oder interessante Experimente wie Der Taucher.

Eine noch größere Zahl an Werken komponierte er 1815. Trotz seiner Arbeit als Lehrer beendete er zwei Sinfonien (Nr. 2 B-Dur, Nr. 3 D-Dur), zwei Messen (Nr. 2 G-Dur, Nr. 3 B-Dur), die Opern Der vierjährige Posten, Fernando und Claudine von Villabella sowie zwei weitere unvollendete. Dazu kamen das Streichquartett g-Moll, vier Sonaten und einige weitere Kompositionen für Klavier sowie fast 150 Lieder von teilweise beträchtlicher Länge, von denen er manchmal mehrere pro Tag schrieb.

Angesichts der zunehmenden Unvereinbarkeit seiner Lehrerstelle mit dem Komponieren unternahm Schubert zahlreiche Versuche, sich als Komponist zu etablieren. Aber die Verlage lehnten die Publikation seiner Werke ab. Im Frühjahr 1816 bewarb er sich erfolglos um den Posten eines Kapellmeisters in Ljubljana. Über seinen Freund Spaun kam er in Kontakt mit Franz von Schober. Auf dessen Vorschlag verließ Schubert seine Lehrerstelle und zog für acht Monate in Schobers Wohnung, um mehr Zeit mit der Komposition zu verbringen. Von den Kompositionen aus diesem Jahr seien nur die beiden Sinfonien Nr. 4 c-Moll (die Tragische) und Nr. 5 B-Dur sowie die Messe Nr. 4 C-Dur erwähnt.

Während dieser ganzen Zeit weitete sich sein Freundeskreis ständig aus, zu dem u. a. Moritz von Schwind gehörte. Der Dichter Johann Mayrhofer, den er im Dezember 1814 kennengelernt hatte, schrieb ihm zwei Libretti, Schober machte ihn mit dem Bariton Johann Michael Vogl, einem der wichtigsten Sänger an der Wiener Hofoper, bekannt, der seine Lieder bald in den literarischen Salons sang und ihn damit der Öffentlichkeit vorstellte. Der Pianist Josef von Gahy spielte seine Sonaten und Fantasien. Die Sonnleithners, eine musikalische Bürgerfamilie, insbesondere deren ältester Sohn, Leopold von Sonnleithner, organisierten zu seinen Ehren musikalische Zusammenkünfte, die ab 1821 als Schubertiaden bezeichnet wurden (und in ähnlicher, aber auch völlig anders organisierter Form noch immer stattfinden).

Schubert hatte kein eigentliches Einkommen, denn seine Lehrerstelle hatte er aufgegeben, öffentliche Auftritte brachten nichts ein, die Verleger interessierten sich noch nicht für seine Musik. Für sein Auskommen mussten teils seine Freunde sorgen. In einer sogenannten Unsinnsgesellschaft junger Künstler pflegte er enge Kontakte zu den Brüdern Kupelwieser, seinem späteren Librettisten Joseph Kupelwieser und dem Maler Leopold Kupelwieser, der als einer der wenigen authentische zeitgenössische Porträts von Schubert gemalt hat - neben Wilhelm August Rieder (Aquarell 1825) und Anton Depauly, dessen Porträt von 1828 ursprünglich und irrtümlich Josef Willibrord Mähler oder Franz Eybl zugeschrieben wurde.

Zelis

1818 wurde er von der Familie des Grafen Johann Esterházy als Sing- und Klaviermeister auf dessen Gut in Zselíz in Ungarn (heute das slowakische Želiezovce) engagiert. Für seine dortigen Schüler schrieb er einige vierhändige Stücke und einige Lieder. Im gleichen Jahr schuf er die Sinfonie Nr. 6 C-Dur.

Bei seiner Rückkehr nach Wien im Spätherbst 1818 kam Schubert nicht mehr bei Schober unter und wohnte nun zwei Jahre bei Johann Mayrhofer. Sein Leben ging nun wieder den alten Gang: Jeden Morgen begann er nach dem Aufstehen mit dem Komponieren, aß um zwei Uhr, ging spazieren und wandte sich dann erneut der Komposition zu oder besuchte Freunde. Seine Entscheidung gegen das Lehrerdasein wurde nun endgültig.

Seinen ersten Auftritt als Liedkomponist hatte er am 28. Februar 1819 mit Schäfers Klagelied. Im Sommer des gleichen Jahres ging er zusammen mit Vogl auf Urlaub in Oberösterreich. Im Herbst schickte er drei seiner Lieder an Goethe, aber – soweit bekannt – ohne Erfolg.

Reifejahre

Wilhelm August Rieder: Aquarell Franz Schubert, Mai 1825, unten signiert von Rieder und Schubert.

In den folgenden Jahren ging Schuberts Schaffen quantitativ zurück, dafür zeigen die Kompositionen des Jahres 1820 eine Weiterentwicklung seines Stils. Im Februar begann er mit dem unvollendeten Oratorium Lazarus, später schrieb er – neben kleineren Stücken – den 23. Psalm, den Gesang der Geister, den Quartettsatz in c-Moll und die Wanderer-Fantasie.

Erstmals wurden in diesem Jahr zwei von Schuberts Opern am Theater am Kärntnertor aufgeführt: das einaktige Singspiel Die Zwillingsbrüder am 14. Juni, und Die Zauberharfe am 19. August im Theater an der Wien. Bis dahin waren seine größeren Kompositionen – mit Ausnahme der Messen – nicht über das Amateurorchester im Gundelhof hinausgekommen, das aus den heimischen Quartett-Veranstaltungen hervorgegangen war. Da beide Stücke passable Erfolge waren, konnte er sich nun an eine breitere Öffentlichkeit wenden. Aber erst als Vogl den Erlkönig in einem öffentlichen Konzert gesungen hatte, konnte der Verleger Anton Diabelli überzeugt werden, einige seiner Werke auf Kommission zu veröffentlichen.

1821/22 verdiente er an der Veröffentlichung von Opus 1-7 und 10-12 etwa 800 fl. Konventionsmünze. Als Schulgehilfe hatte er von seinem Vater neben Kost und Logis lediglich 80 fl. jährlich bekommen. Otto Erich Deutsch schätzte Schuberts weiteres Einkommen aus Veröffentlichungen, Honoraren und Geschenken zwischen 1822 und 1828 auf etwa 7000 fl. Konventionsmünze.

Ermutigt von den Erfolgen versuchte Schubert nun, sich als Bühnenkomponist zu etablieren, wurde aber in seinen Hoffnungen enttäuscht. Sowohl Alfonso und Estrella – komponiert zwischen September 1821 und Februar 1822 – als auch Die Verschworenen nach Ignaz Franz Castelli (April 1823) wurden vom Theater abgelehnt, Fierrabras (Herbst 1823) nach ersten Proben abgesetzt. Die Schauspielmusik zu Helmina von Chézys Rosamunde wurde zwar gut angenommen, das Stück selbst aber nach zwei Abenden abgesetzt.

Von Jugend an litt er unter der damals noch unbekannten Zuckerkrankheit, die auch seine ständigen Stimmungsschwankungen, die man besonders aus seinen Liedern heraushören kann, mitverursachte. Weiters stellte sich auch schnell die für Zuckerkranke typische Sehschwäche ein – ohne seine berühmte Brille war er nahezu hilflos. Manche Biographen wollen dies auf eine damals recht häufige, in der Symptomatik jedoch bestens bekannte Syphilisinfektion zurückführen, jedoch gibt es dafür keine historischen Belege. Ein Krankenhausaufenthalt im Herbst brachte zwar Besserung, aber schon im nächsten Frühjahr scheint die Krankheit den Komponisten psychisch besonders schwer belastet zu haben („ich fühle mich als den unglücklichsten, elendsten Menschen der Welt“ schrieb er an Kupelwieser). Durch den ständigen Durst – eine typische Nebenerscheinung der Zuckerkrankheit – und auch seine Liebe zu Kneipen und fröhlichen Freundesrunden dürfte er auch eine beginnende Alkoholkrankheit entwickelt haben. Sein ganzes Gespartes gab er für Abende in der Kneipe aus, was ihm viele Feinde machte. Konnte er seine Rechnung nicht bezahlen, nahm der Wirt jedoch auch gerne ein Lied in Zahlung, welches Schubert gleich am Wirtshaustisch komponierte.

Im Frühjahr 1824 schrieb er sein Oktett F-Dur. Im Sommer hielt er sich ein zweites Mal in Zselíz auf. Das in dieser Zeit entstandene Divertissement à l'Hongroise weist ungarische Einflüsse auf.

Trotz seiner Beschäftigung mit der Bühne und später mit seinen offiziellen Pflichten fand er während dieser Jahre die Zeit für viele andere Kompositionen. 1822 wurde die Messe Nr. 5 As-Dur beendet und die Unvollendete Sinfonie in h-Moll begonnen. Die Müllerlieder stammen aus dem Jahr 1823, die Variationen auf Trockne Blumen und zwei Streichquartette in a-Moll und d-Moll (Der Tod und das Mädchen) aus dem Jahr 1824. Im Jahr 1825 hatte Schubert noch einmal eine glücklichere Phase, in die eine Reise nach Oberösterreich fiel. Dort arbeitete er an der Großen Sinfonie C-Dur und schrieb seine Klaviersonate a-Moll, die er zu einem recht hohen Preis veröffentlichen konnte. Er schloss Freundschaften mit Moritz von Schwind, Eduard von Bauernfeld und pflegte auch weiterhin seine Kontakte zu den Freunden in der Steiermark Anselm Hüttenbrenner und Johann Baptist Jenger.

Die letzten Jahre

Franz Schubert. Lithografie von Joseph Kriehuber, (posthum)

Von 1826 bis 1828 hielt sich Schubert – abgesehen von einem kurzen Aufenthalt in Graz – in Wien auf. Die Stelle des Vizekapellmeisters an der kaiserlichen Hofkapelle, um die er sich 1826 bewarb, wurde nicht an ihn, sondern Joseph Weigl vergeben. Am 26. März 1828 gab er das einzige öffentliche Konzert seiner Karriere, das ihm 800 Gulden Wiener Währung (320 fl. Konventionsmünze) einbrachte. Zahlreiche Lieder und Klavierwerke wurden inzwischen gedruckt.

Die endgültige Fassung des Streichquartetts d-Moll mit den Variationen auf Der Tod und das Mädchen schrieb er während des Winters 1825/1826. 1826 folgten das Streichquartett G-Dur, das Rondeau brillant für Klavier und Violine, die Klaviersonate in G-Dur sowie Schuberts bekanntestes geistliches Werk, die Deutsche Messe. 1827 komponierte er den Liederzyklus Winterreise, die Fantasie für Klavier und Violine und die beiden Klaviertrios in B-Dur und Es-Dur, 1828 schrieb er die Messe Nr. 6 Es-Dur, die letzten drei Klaviersonaten und den Schwanengesang. Ferner skizzierte er noch drei Sätze für eine Sinfonie in D-Dur.

Am 19. November 1828 verschied Franz Schubert nach zwei Wochen kontinuierlichen Fiebers im Hause seines Bruders Ferdinand, Auf der neuen Wieden N° 694, am Nervenfieber[2]. Er war 31 Jahre alt geworden. Die Todesursache ist in der Literatur umstritten, neben dem vom amtlichen Leichenbeschauer postulierten Nervenfieber werden sowohl Syphilis als auch Typhus als mögliche Todeskrankheiten genannt. Den Krankheitssymptomen nach kann es sich jedoch nur um Typhus gehandelt haben.

Er wurde auf dem Währinger Friedhof in der Nähe von Ludwig van Beethovens Grab bestattet. 1872 errichtete man ihm im Wiener Stadtpark ein von Carl Kundmann gestaltetes Denkmal, 1888 wurden seine Gebeine in ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof überführt.

Nachwirkung und Rezeption

Schubert-Denkmal im Wiener Stadtpark
Schuberts Sterbehaus.

In der Literatur wird Schubert traditionell gerne als verkanntes Genie dargestellt, das seine Meisterwerke unbeachtet von der Öffentlichkeit schuf. Wahr ist daran, dass Schubert mit seinen Großwerken – etwa seinen Sinfonien – keine große Wirkung erzielte und ihm mit seinen Opern nicht der ersehnte Durchbruch gelang. Ein wesentlicher Grund dafür war, dass er selbst nicht die Öffentlichkeit suchte und anders als Mozart und Beethoven erst 1827 von seinen Freunden zu einem eigenen Konzert überredet werden konnte, das dann auch ein großer Erfolg wurde.

Andererseits war Schubert durchaus überregional bekannt. Vor allem Vogl sorgte als Sänger für die Verbreitung seiner Lieder, und gegen Ende seines Lebens begannen sich auch die Verleger dafür zu interessieren. Rund 100 seiner Werke wurden zu seinen Lebzeiten im Druck veröffentlicht – gemessen an der Zahl von insgesamt etwa 600 Liedern nur ein kleiner Anteil, jedoch mehr, als viele seiner Zeitgenossen publizierten. Signifikant ist allerdings, dass Schubert - anders als vielen der im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Wien verschiedenen Tondichtern - zu keinem Zeitpunkte nach seinem Tode eine Würdigung seines Lebenswerks in der Wiener Zeitung zuteil wurde. Dies lässt den Rückschluss zu, dass er bis zu seinem Tode von einer musikalisch interessierten Öffentlichkeit kaum wahrgenommen worden war.

Schuberts Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof


Nach Schuberts Tod veröffentlichte Diabelli in den folgenden Jahren noch zahlreiche Lieder und andere kleine Kompositionen. Es dauerte allerdings lange, bis auch die Sinfonien, Messen und Opern der Öffentlichkeit zugänglich wurden. Bei einem Aufenthalt in Wien besuchte Robert Schumann Ferdinand Schubert, der ihm einige Kompositionen aus dem Nachlass zeigte. Schumann begeisterte sich sofort für die Große Sinfonie in C-Dur und setzte sich für sie ein. Am 21. März 1839 fand ihre Uraufführung unter Felix Mendelssohn Bartholdy im Leipziger Gewandhaus statt. Die Unvollendete Sinfonie gelangte erst 1865 aus dem Besitz von Anselm Hüttenbrenner in die Hände des Dirigenten Johann von Herbeck, der sie am 17. Dezember in Wien uraufführte.

Schubert hat trotz seines kurzen Lebens in allen Gattungen seiner Zeit Außerordentliches geschaffen und wird in der heutigen Musikwissenschaft neben Beethoven als der Begründer der romantischen Musik im deutschsprachigen Raum angesehen. Anders als die Komponisten der Wiener Klassik, in deren Tradition er wirkte, räumte er auch den kleineren lyrischen Formen (Lieder, Klavierstücke) einen breiten Raum in seinem Schaffen ein, was sich in den Oeuvres vieler romantischer Komponisten fortsetzte, angefangen bei Mendelssohn und Schumann, bis in das 20. Jahrhundert (Hugo Wolf, Skrjabin). Während das 19. Jhdt. in ihm vor allem den eigentlichen Schöpfer des Kunstliedes bewunderte, gewann im 20. Jhdt. auch seine Instrumentalmusik zentrale Bedeutung im Konzertrepertoire. Die Gesänge der Deutschen Messe sind im kirchlichen Alltag, insbesondere in Österreich, bis zum heutigen Tag sehr verbreitet und populär. Lediglich seine Opern fristen, hauptsächlich wohl wegen der oft wirren und theatralisch unergiebigen Textbücher, bis heute ein Schattendasein.

Schubertiade bei Joseph von Spaun, 1868 von Moritz von Schwind aus der Erinnerung gezeichnet.

Unter dem traditionellen Namen Schubertiade finden heute mehrere Festspiele statt. Als bedeutendstes Schubert-Festival gilt die 1976 in Hohenems gegründete Schubertiade, die seit 2001 jedes Jahr im Sommer in Schwarzenberg und Hohenems stattfindet und zahlreiche Lieder- und Kammermusik-Abende umfasst.

Das Schubert-Jahr 1928 wurde in Österreich groß gefeiert, unzählige Denkmäler, Gedenktafeln und Schubert-Linden wurden in Städten, Märkten und Dörfern Österreichs enthüllt, meist mit der Inschrift „Dem deutschen Liederfürsten Franz Schubert“.

Werke

Bühnenwerke

Geistliche Musik

Lieder

Posthume Darstellung einer Schubertiade von Julius Schmid

Orchesterwerke

Sinfonien

siehe: Liste der Sinfonien Franz Schuberts

12 Sinfonien (davon fünf unvollendet). Die Zählung der Sinfonien hat sich mehrfach geändert und führt daher gelegentlich zu Verwirrung. Unstrittig sind die ersten 6 Sinfonien. Eine gelegentlich als Nr. 7 gezählte Sinfonie, die sogenannte Gmunden-Gasteiner, galt als verschollen. Nach heutiger Forschung ist aber erwiesen, dass sie identisch mit der Großen Sinfonie in C-Dur ist. Die sogenannte Unvollendete in h-Moll wurde früher als 8., jetzt als 7. bezeichnet. Die Große Sinfonie in C-Dur wurde ursprünglich als 7., später als 9. Sinfonie gezählt; nach heutiger Forschung zählt sie als seine 8. Um weniger Verwirrung zu stiften, werden die beiden Werke heute meist als Unvollendete (h-Moll) und Große (C-Dur) Symphonie bezeichnet.

In den letzten Wochen vor seinem Tod entwarf Schubert noch drei Sätze für eine Sinfonie in D-Dur.

Zu den Fragmenten sei bemerkt, dass sie von ihrem Umfang sehr unterschiedlich sind. Zwischenzeitlich wurden jedoch alle in einen aufführbaren Zustand gebracht und auf Schallplatte bzw. CD eingespielt.

  • Sinfonie Nr. 1 D-Dur, D 82
  • Sinfonie Nr. 2 B-Dur, D 125
  • Sinfonie Nr. 3 D-Dur, D 200
  • Sinfonie Nr. 4 c-Moll, D 417 "Die Tragische"
  • Sinfonie Nr. 5 B-Dur, D 485
  • Sinfonie Nr. 6 C-Dur, D 589
  • Sinfonie D-Dur, D 615, Fragment
  • Sinfonie D-Dur, D 708a, Fragment
  • Sinfonie E-Dur, D 729, Fragment
  • Sinfonie Nr. 7 h-Moll, D 759, Fragment, "Die Unvollendete"
  • Sinfonie D-Dur, D 936a, Fragment
  • Sinfonie Nr. 8 C-Dur, D 944 "Die Große"

Ouvertüren

Sonstige Orchesterwerke

  • Orchesterstücke (Fragmente) D 71c und D 94a
  • Konzertstück („Concerto“) für Violine und Orchester D-Dur, D 345
  • Rondo für Violine und Streichorchester (Streichquartett) A-Dur, D 438
  • Polonaise für Violine und Orchester B-Dur, D 580

Kammermusik

Autograph des Oktetts F-Dur

siehe: Liste der kammermusikalischen Werke Schuberts

  • ein Oktett für Streicher und Bläser
  • ein Streichquintett: das Streichquintett C-dur D 956 (op. posth. 163)
  • 12 (nach anderen 15) Streichquartette; ferner das berühmte so genannte Forellenquintett, eine Komposition mit Klavier und Kontrabass anstelle der 2. Violine. Schubert komponierte es 1819, es wurde aber erst 1829 veröffentlicht.
  • zwei Klaviertrios und zwei Einzelsätze für Klaviertrio, zwei Streichtrios, zwei große Duos und drei kleinere Duos für Klavier und Violine.

Klaviermusik

  • 21 Sonaten, davon 12 vollendet, herausragend vor allem die letzten drei (Deutsch-Verzeichnis 958, 959 und 960)
  • Acht Impromptus in zwei Zyklen, D 899 und D 935, sechs Moments musicaux, "Fünf Klavierstücke", D 459, und "Drei Klavierstücke", D 946, sowie die pianistisch herausragende "Wanderer-Fantasie", D 760
  • zahlreiche Werke für Klavier zu vier Händen (darunter z. B. die Fantasie f-Moll, D 940, sowie der berühmte "militärische Marsch", D 733)
  • 13 Variationen über ein Thema von Anselm Hüttenbrenner in a-moll, D 576
  • kleinere Stücke für Klavier Solo wie das Allegretto in C, D 915, oder der "Grazer Galopp", D 925, und viele weitere, darunter etliche unvollendete Werke und Fragmente

Die erste Gesamtausgabe der Werke Schuberts erschien ab 1884 bei Breitkopf & Härtel.

Literatur (Auswahl)

  • Paul Stefan: Franz Schubert, Berlin 1928
  • Alfred Einstein: Schubert. Ein musikalisches Porträt, Zürich 1952 (als E-Book frei verfügbar bei http://www.musikwissenschaft.tu-berlin.de/wi)
  • Walther Dürr und Arnold Feil: Reclams Musikführer Franz Schubert. Reclam, 1991 bzw. 2002 mit aktualisiertem Lit.-Verzeichnis. ISBN 3-379-20049-2
  • Friedrich Dieckmann: Franz Schubert / Eine Annäherung, Insel Frankfurt am Main und Leipzig 1996, ISBN 3-458-16804-4
  • Ernst Hilmar: Franz Schubert, Reinbek 1997
  • Harry Goldschmidt: Franz Schubert – Ein Lebensbild, 7. Auflage, Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1980
  • Peter Gülke: Franz Schubert und seine Zeit, Laaber-Verlag, Laaber 2002, ISBN 3-89007-537-1
  • Peter Härtling: Schubert. 12 moments musicaux und ein Roman, Dtv, München 2003, ISBN 3-423-13137-3
  • Malte Korff: Franz Schubert. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2003
  • Andrea Lindmayr-Brandl: Franz Schubert. ISBN 978-3-515-08250-1
  • Frieder Reinighaus: Schubert und das Wirtshaus. Musik unter Metternich, Berlin 1980

Grundlegende wissenschaftliche Werke

Dokumentationen

  • Otto Erich Deutsch (Hrsg.): Schubert. Die Dokumente seines Lebens. Gesammelt und erläutert, Kassel u. a. 1964 (NGA VIII,5)
  • Otto Erich Deutsch (Hrsg.): Schubert. Die Erinnerungen seiner Freunde. Gesammelt und erläutert, Leipzig 1957 u. 1966
  • Ernst Hilmar und Otto Brusatti (Hrsg., mit einer Einleitung von Walter Obermaier): Franz Schubert. Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek zum 150. Todestag des Komponisten. Katalog. Wien 1978.
  • Ernst Hilmar: Schubert. Graz 1989 (Bildbiographie)
  • Till Gerrit Waidelich (Hrsg., Vorarbeiten von Renate Hilmar-Voit und Andreas Mayer): Franz Schubert. Dokumente 1817–1830. Erster Band: Texte. Programme, Rezensionen, Anzeigen, Nekrologe, Musikbeilagen und andere gedruckte Quellen (Veröffentlichungen des IFSI, 10/1), Tutzing 1993
  • Ernst Hilmar (Hrsg.): Franz Schubert. Dokumente 1801-1830. Erster Band. Addenda und Kommentar. (Veröffentlichungen des IFSI, 10/2), Tutzing 2003

Periodika (aktuell)

  • Ernst Hilmar (Hrsg.): Schubert durch die Brille. Mitteilungen des Internationalen Franz Schubert Instituts, Wien/Tutzing 1988-2003
  • Hans-Joachim Hinrichsen/Till Gerrit Waidelich (Hrsg.): Schubert: Perspektiven (Zeitschrift und Buchreihe), Stuttgart 2001ff. ISSN 1617-6340

Filmographie

  • Franz Schubert, ein Leben in zwei Sätzen. Spielfilm, 1953, 92 Min., Regie: Walter Kolm-Veltée, Produktion: Beta-Kapitol, Wien, mit Aglaja Schmid, Heinrich Schweigerer, u. a.
  • Mit meinen heißen Tränen Spielfilm in drei Teilen, 1986, Gesamtdauer 285 Min., Buch und Regie: Fritz Lehner, Produktion: ORF, mit Gabriel Barylli, Monica Bleibtreu, Udo Samel als Schubert u. a.
    • 1. - Der Wanderer
    • 2. - Im Reiche des Gartens
    • 3. - Winterreise

Der Film erhielt mehrere Preise, wie etwa den "Goldenen Gong" für Kameramann Gernot Roll sowie dem Adolf-Grimme-Preis in Gold für Fritz Lehner, Gernot Roll und Hauptdarsteller Udo Samel. (Filmdaten und Inhaltsangabe)

  • Die Person Schuberts wurde oft sehr romantisierend dargestellt und auf Bildern ist er als ansehnlicher junger Mann zu sehen. Es existieren außerdem viele Schriften über Schuberts Reisen etc., die fast durchweg als historischer Unsinn zu bezeichnen sind.
  • Basierend auf den dürftigen Angaben zu seinem Privatleben entstanden weitere Verfilmungen und eine Operette, Das Dreimäderlhaus.

Siehe auch

Quellenangaben

  1. Rita Steblin, "Franz Schubert - das dreizehnte Kind", Wiener Geschichtsblätter, 53. Jahrgang, Heft 3/2001, S. 245-65.
  2. Totenliste der Wiener Zeitung für den 19.11.1828 in der Ausgabe vom 25.11.1828
Commons: Franz Schubert – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur von und über Schubert

Akustisches

Noten

Sonstiges