See

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Vierwaldstättersee, Schweiz
Hinterbrühler See

Ein See ist ein Stillgewässer mit oder ohne Zu- und Abfluss durch Fließgewässer, das vollständig von einer Landfläche umgeben ist. Er stellt ein weitgehend geschlossenes Ökosystem dar.

Definition

Ein See ist ein Binnengewässer, das eine (größere) Ansammlung von Wasser in einer Bodenvertiefung einer Landfläche darstellt und im Gegensatz zu einem Binnenmeer (zum Beispiel dem Mittelmeer) auf der 0-Meter-Höhenlinie keine direkte Verbindung zum Weltmeer hat. Damit weist er keinen durch Meeresströmungen bedingten Zu- und/oder Abfluss auf. Zu- und Abflussmenge sind in der Regel gegenüber der Gesamtwassermenge eines Sees gering. Im Gegensatz zu einem Fließgewässer weist ein See kein Gefälle auf.

Der Begriff Binnensee wird gebraucht, um Seen des Binnenlandes von Küstenseen (Strandseen, küstennahen Brackwasserseen oder durch Eindeichung der Küste entstandene Seen) abzugrenzen, aber auch allgemein zur Bezeichnung von Seen.

Ein See im Sinn der limnologischen Definition ist in der Regel wesentlich tiefer als ein Teich, Tümpel oder Weiher, so dass sich eine über Tage bis Monate stabile Temperaturschichtung ausbilden kann. Die Frequenz ihrer Durchmischung wird zu einer Einteilung der Seen benutzt, da sie auch weitreichende ökologische Folgen hat (siehe Ökosystem See). In dieser Hinsicht gelten auch die flachen Steppenseen wie der Neusiedler See oder der Plattensee nicht als „echte“ Seen.

Allerdings ist die genaue Abgrenzung zwischen Seen und Tümpeln/Weihern etc. unscharf und immer subjektiv. Deshalb bezeichnen einige Limnologen jede mit Wasser gefüllte Senke als See. Für ihre Kategorisierung wäre dann unerheblich, ob ein See ständig, periodisch oder episodisch mit Wasser gefüllt ist und ob er eine permanente Schichtung ausbildet.

Umgangssprachlich ist die Zuordnung oft abhängig von der Salinität, diese ist jedoch kein Kriterium. Ein See enthält zwar meistens Süßwasser, es gibt aber auch große Salzseen, wie z. B. das Kaspische Meer (treffender ist deshalb der früher geläufige Name Kaspisee), den Aralsee und das Tote Meer. Auch sodahaltige Seen gibt es, zum Beispiel die des Rift Valley im Ostafrikanischen Grabenbruch wie der Nakurusee, den anatolischen Vansee und einige der Lacken um den Neusiedler See.

Eine weitere Definition kann über die Größe erfolgen. Die Mindestgröße eines Sees beträgt etwa einen Hektar.[1]

In der Astronomie spricht man auch dann von Seen, wenn diese eine andere Flüssigkeit als Wasser enthalten, etwa bei den Methanseen auf Titan.

Entstehung von Seen

Geologisch und geomorphologisch unterscheidet man folgende Seearten:

  • Auf natürliche Weise entstandene Seen.
  • Künstliche angelegte Seen. Sie bezeichnet man – je nach der Art ihrer Anlage – als Baggersee oder künstlicher Stausee. Auch durch Eindeichung von Meeresbuchten können künstliche Seen entstehen, z. B. das IJsselmeer.

Natürlich entstandene Seen kann man nach der Art ihrer Entstehung weiter untergliedern:

  • Glazialseen entstanden durch die abtragende bzw. aufschüttende Wirkung von Gletschern bzw. von Gletscherschmelzwasser. Das ist weltweit der häufigste Seentyp (z. B. die Großen Seen in Nordamerika oder die zahlreichen Seen in Nord- und Süddeutschland).
  • Gletscherrandseen und Eisstauseen sind Seen kurzer Lebensdauer an aktiven Gletschern.
  • Tektonische Seen wie der Vansee entstanden durch Dehnung der Erdkruste und dadurch auftretende Risse und Grabenbrüche, z. B. der Baikalsee. Im Ostafrikanischen Grabenbruch bildete sich eine lange Seenkette, zu der auch der 1470 m tiefe Tanganjikasee zählt. Zu den tektonischen Seen zählen auch die meisten abflusslosen Endseen in Trockengebieten, da sie für gewöhnlich innerhalb von Senkungsgebieten liegen.
  • Abdämmungsseen entstehen durch Bergstürze im Gebirge, durch Lavaströme oder Schotterfelder sowie an Küsten durch Abschnürung von Meeresbuchten. Letztere werden auch als Strandseen bezeichnet.
  • Karst- oder Erdfallseen entstehen durch Auflösung (und Abtransport) von Karbonatgestein oder Salzlagern (Subrosion) im Untergrund und Nachsacken der Erdoberfläche, beispielsweise der Arendsee und der Süße See in Sachsen-Anhalt.
  • Seen, die durch vulkanische Aktivitäten entstanden sind (Kratersee). Beispiele in Deutschland sind die Maare in der Eifel, inklusive Laacher See.
  • Seen innerhalb von Meteoritenkratern wie z. B. der Elgygytgyn.
  • Altwasserseen entstehen durch natürliche Verlagerung von Flussläufen. Das alte Flussbett bleibt dann als langgestreckter See zurück (z. B. Kamernscher See bei Havelberg; jedoch durch Flussregulierung: Alte Donau in Wien).
  • Thermokarstseen entstehen in Gebieten mit Dauerfrostboden, z. B. in Alaska oder Nordsibirien.
  • Seen mit einer komplexen Entstehungsgeschichte. So liegt der Vätternsee in Schweden z. B. innerhalb eines Grabenbruches, das Becken wurde aber vor allem von Gletschern ausgeschürft.

Vergehen von Seen

Abgesehen von der Möglichkeit, dass Seen durch rasche Ereignisse verschwinden können, etwa durch Verschütten seiner Mulde oder Verschwinden seines Damms, haben Seen von ihrem Stoffhaushalt die typische Tendenz zu vergehen. Zuflüsse bringen Sediment ein, das sich im strömungsarmen See sukzessive absetzt. Von Bergen langsam herunterkommende Schuttkegel, Lawinen und Muren tragen ebenso zum Verfüllen eines Sees bei. Schon allein der Eintrag von Staub, Pollen, Blättern und Pflanzenteilen bis Schwemmholz sinkt zu einem großen Teil im Wasser ab, sinkt Material mit organischem Kohlenstoff in tiefe, sauerstoffarme Schichten wird es auch nicht oxidiert und zersetzt, sondern setzt sich materiell als kohlenstoffreicher Schlamm ab. Dieser Vorgang ist abhängig von der Eintragungsrate mit Luftströmungen und durch über den See auskragenden Uferbewuchs. In trockenen Gebieten oder Zeiten können Seen ohne ausreichenden Zufluss auch austrocknen.

Nutzung

Natürliche und künstlich angelegte Seen bieten neben ihrer Bedeutung für die Natur auch einige Nutzungsmöglichkeiten für den Menschen.

Die meisten Seen werden entweder von Berufs- oder Angelfischern bewirtschaftet. Ferner können Seen als Badesee für Freizeit und Erholung, Schwimmen und Baden genutzt werden. Größere Seen bieten Möglichkeiten zum Wasserskifahren, Windsurfen und Segeln. Auf vielen großen Seen wird auch Binnenschifffahrt betrieben. Stauseen dienen oft der Stromerzeugung in Wasserkraftwerken. Aus Stauseen und hinreichend sauberen Naturseen wird auch oft Trinkwasser gewonnen.

Rekorde und Daten

Faakersee in Österreich
Zugefrorener Ammersee in Bayern

Weltweit gibt es 1,4 Millionen Seen mit Oberflächen größer als zehn Hektar. Das Land mit den meisten Seen ist Kanada mit über 900.000 Seen. Finnland hat 187.888 Seen. Das gesamte Wasser aller Seen würde die gesamte Landoberfläche 1,30 Meter hoch bedecken. Durchschnittlich tauscht sich das Wasser eines Sees alle fünf Jahre komplett aus. Die zehn größten Seen der Welt enthalten 85 Prozent des Wassers aller Seen. Der Baikalsee enthält alleine ein Fünftel des gesamten Süßwassers der Erde.[2]

Größte Fläche

See Fläche Tiefe Lage Wasserart
Kaspisches Meer 393.898 km² 995 m Russland, Kasachstan, Aserbaidschan,
Iran, Turkmenistan
Salzwasser
Oberer See 82.414 km² 405 m USA, Kanada Süßwasser
Victoriasee 68.870 km² 81 / 85 m Tansania, Kenia, Uganda Süßwasser
Huronsee 59.596 km² 229 m USA, Kanada Süßwasser
Michigansee 58.016 km² 281 m USA Süßwasser
Tanganjikasee 32.893 km² 1.470 m Demokratische Republik Kongo, Tansania, Sambia, Burundi Süßwasser
Großer Bärensee 31.792 km² 446 m Kanada Süßwasser
Baikalsee 31.492 km² 1.642 m Russland Süßwasser
Malawisee 29.600 km² 706 m Malawi, Tansania, Mosambik Süßwasser
Großer Sklavensee 28.438 km² 614 m Kanada Süßwasser
Eriesee 25.745 km² 64 m USA, Kanada Süßwasser
Winnipegsee 24.341 km² 18 m Kanada Süßwasser
Ontariosee 19.259 km² 244 m USA, Kanada Süßwasser
Balchaschsee 18.428 km² 26 m Kasachstan Brackwasser
Ladogasee 17.703 km² 255 m Russland Süßwasser
Ein See im Spreewald
Ein See in Mittelfinnland
Der Isernhagen See in Calvörde am Drömling

Tiefste Seen

See Tiefe Fläche Lage Wasserart
Baikalsee 1.642 m 31.492 km² Russland Süßwasser
Tanganjikasee 1.470 m 32.893 km² Demokratische Republik Kongo, Tansania, Sambia, Burundi Süßwasser
Kaspisches Meer 995 m 393.898 km² Russland, Kasachstan
Aserbaidschan, Iran, Turkmenistan
Salzwasser
Malawisee 706 m 29.600 km² Malawi, Tansania, Mosambik Süßwasser
Wostoksee 670 m 15.690 km² Antarktis Süßwasser
Yssykköl 668 m 6.236 km² Kirgisistan Süßwasser
Großer Sklavensee 614 m 28.438 km² Kanada Süßwasser
Crater Lake 594 m 53 km² USA Süßwasser
Lago General Carrera 590 m 2.200 km² Chile, Argentinien Süßwasser
Hornindalsvatnet 514 m 50 km² Norwegen Süßwasser
Tobasee 505 m 1.103 km² Indonesien, Sumatra Süßwasser
Lake Tahoe 501 m 497 km² USA Süßwasser
Lago Argentino 500 m 1.466 km² Argentinien Süßwasser
Lake Hauroko 463 m 63 km² Neuseeland Süßwasser
Nahuel Huapi 460 m 531 km² Argentinien Süßwasser
Vansee 457 m 3.740 km² Türkei Sodawasser
Großer Bärensee 446 m 31.153 km² Kanada Süßwasser
Comer See 425 m 146 km² Italien Süßwasser
Oberer See 405 m 82.414 km² USA, Kanada Süßwasser
Gardasee 346 m 370 km² Italien Süßwasser

Höchstgelegener See

Der Lhagba Pool in Tibet lag 6.368 m hoch, seine Klassifizierung als See (statt eines Schmelzwasserpools) war allerdings umstritten. Der See ist heute nicht mehr vorhanden. Danach gilt der Kratersee des 5920 m hohen Vulkans Licancabur an der Grenze zwischen Bolivien und Chile als höchster See der Erde.

Der Titicaca-See liegt 3810 m über dem Meeresspiegel und ist das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde.

Tiefst gelegener See

See mit dem klarsten Wasser

Der Blue Lake in der neuseeländischen Region Tasman hat mit 70–80 Metern die höchste Sichtweite aller natürlichen Süßwassergewässer.[3][4] Destilliertes Wasser für Laborzwecke hat eine Sichtweite von etwa 80 m.[3]

Unterirdische Seen

In Grönland und auf der Antarktis gibt es unter Gletschereis verborgene Seen.[5]

Höhlen und Untertage-Bergbaue können Seen aufweisen. Eine höherliegende wassergefüllte Kammer im Berg, wird im Bergwesen als Wassersack bezeichnet.

Die Eröffnung eines Wassersacks durch eine menschgemachte Sprengung schuf die (künstliche) Seegrotte in Niederösterreich. Auch der (natürliche) Lac Souterrain de Saint-Léonard in der Schweiz wird von Booten mit Touristen befahren.

Ökologie

Der Anstieg der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre im Anthropozän führt neben der Versauerung der Weltmeere auch zur Versauerung von Seen.[6]

Seen außerhalb der Erde

Aufnahmen der Raumsonde Cassini zeigten, dass auf dem Saturnmond Titan Seen aus flüssigem Methan und Ethan existieren, die von Flüssen gespeist werden. Die Durchschnittstemperatur des Titan beträgt −179 °C, dadurch bleibt das Methan flüssig. Der größte See des Titan ist mit rund 400.000 Quadratkilometern das Kraken Mare.

Unter der Eiskappe am Südpol des Mars wurde mittels Radar der Sonde Mars Express 2018 ein Salzwasser enthaltender See mit einer horizontalen Erstreckung von 20 km entdeckt. Unterirdische Seen sind auch auf den Eismonden von Jupiter und Saturn (Planet) denkbar.[7]

„See“ und „Meer“ im Niederdeutschen

Im Niederdeutschen (und ebenso im Niederländischen) sind die Wortbedeutungen von „Meer“ und „See“ gegenüber dem Hochdeutschen vertauscht: Die an Norddeutschland angrenzenden Meere heißen Nordsee und Ostsee (jeweils die See); im Landesinneren liegen dagegen z. B. das Steinhuder Meer, das Zwischenahner Meer, das Große Meer und andere; in den Niederlanden wurde die Zuiderzee nach ihrer Eindeichung in IJsselmeer umbenannt.

Aufgrund des „Heimvorteils“ des niederdeutschen Sprachraums gelangten viele der dortigen Begrifflichkeiten in den standarddeutschen Wortschatz. So wird ein großer Teil der Wortkombinationen mit Bezug zum Meer, mit „See“ gebildet: „auf hoher See“, „in See stechen“, „raue See“, Seebad, Seefahrt, Seehandel, Seehund, Seekrankheit, Seeluft, Seenot, Seeräuber, Seevogel, Tiefsee, Übersee, und viele mehr. Ein Gegenbeispiel wäre etwa die Seerose.

Siehe auch

Weblinks

Commons: See – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: See – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: See – Zitate

Belege

  1. Rüdiger Mauersberger: Klassifikation der Seen für die Naturraumerkundung des nordostdeutschen Tieflandes. Templin, 2006.
  2. Vom Wasser. In: Süddeutsche Zeitung, 16. Dezember 2016, S. 14.
  3. a b Nelson’s Blue Lake – The clearest freshwater ever reported. In: NIWA. Abgerufen am 20. Dezember 2011.
  4. Nelson's Blue Lake clearest. In: New Zealand Herald. 20. Dezember 2011, abgerufen am 20. Dezember 2011.
  5. Unterirdischer See auf Mars entdeckt orf.at, 25. Juli 2018, abgerufen am 25. Juli 2018.
  6. CO2 in Luft und Wasser - Versauerung beeinträchtigt auch Süßwassertiere. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 4. Februar 2018]).
  7. Unterirdischer See auf Mars entdeckt orf.at, 25. Juli 2018, abgerufen am 25. Juli 2018.