Steinperf

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Steinperf
Gemeinde Steffenberg
Wappen von Steinperf
Koordinaten: 50° 49′ N, 8° 29′ OKoordinaten: 50° 49′ 11″ N, 8° 28′ 53″ O
Höhe: 404 (330–550) m ü. NHN
Fläche: 3,99 km²[1]
Einwohner: 841 (30. Juni 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 211 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35239
Vorwahl: 06464
Luftbild von Steinperf
Luftbild von Steinperf
Kapelle
Rathaus
Bürgerhaus
Feuerwehr und Backhaus

Steinperf (mundartlich Steeprof) ist ein Dorf im Hessischen Hinterland und als solches ein Ortsteil der Gemeinde Steffenberg im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Geografie

Geografische Lage

Das Dorf liegt am Nordrand des zentralen Hochplateaus der Bottenhorner Hochflächen im Gladenbacher Bergland zwischen den Städten Dillenburg (20 km) und Marburg (35 km).

Gewässer

Die namensgebende Perf fließt durch den Ort. Dieser 16 km lange Fluss mündet bei Biedenkopf in die Lahn.

Geschichte

Mittelalter

Steinperf ist wahrscheinlich der älteste Ortsteil der Gemeinde Steffenberg. Man geht davon aus, dass die Besiedlung etwa 500 n. Chr. einsetzte. Die Kelten sollen in der Umgebung von Steinperf Eisenerze abgebaut und zu Eisen verhüttet haben, welches als Werkzeug oder Waffen exportiert wurde. Die erste urkundliche Erwähnung von Steinperf war – wie die von Nieder- und Obereisenhausen – um 1103. Mit dieser Urkunde erhob der Erzbischof von Mainz die Kapelle, die der Freie Megenher auf seinem Gut „Yzenhusen“ erbaut hatte, zur Pfarrkirche für Niedereisenhausen, Obereisenhausen und Steinperf (damalige Schreibweise „Stinpernapho“ oder „Steinpernfo“).

Um das Jahr 1687 entstand eine neue Kapelle. Sie wurde als Saalbau im Fachwerkstil mit Hessenmann-Figuren errichtet. Eine Sanierung erfolgte im Jahre 1932. Dabei wurde eine kleine Erweiterung angebaut, in der sich seitdem der Eingang befindet.[3]

Neuzeit

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Steinperf:

„Steinperf (L. Bez. Gladenbach) evangel. Filialdorf; liegt an der Perf, 212 St. von Gladenbach, und gehört dem Freiherrn von Breidenstein. Der Ort hat 43 Häuser und 318 evangelische Einwohner, so wie 1 Kapelle und 3 Mahlmühlen. Steinperf kommt in frühern Zeiten unter dem Namen Stempherphe vor, und gehörte im 15. Jahrhundert zum Breidenbacher Kirchengebiet.“[4]

Am 1. Juli 1974 wurde die Gemeinde Steinperf im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch Landesgesetz mit den Gemeinden Steffenberg und Quotshausen zur erweiterten Großgemeinde Steffenberg zusammengeschlossen,[5][6] nachdem man sich bereits gegen die Bildung einer Großgemeinde Gansbachtal mit der neuen Gemeinde Angelburg und Bottenhorn ausgesprochen hatte.[7]

Steinperf beteiligte sich mehrmals an dem Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ und erzielte dabei unter anderem auf Landesebene den 2. Platz. Der Ortskern mit einigen Fachwerkhäusern wurde durch Dorferneuerungsmaßnahmen wiederhergestellt.

Steinperf verfügt über einen Jugendzeltplatz, der von Gruppen bis zu 30 Personen benutzt werden kann. Anliegend ist die Steinperfer Schutzhütte, die mit Wasser, Strom sowie einer Küche ausgerüstet ist und bei Veranstaltungen mitbenutzt werden kann.

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Steinperf lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1577: 023 Hausgesesse
• 1630: 011 Hausgesesse (4 zweispännige, 7 einspännige Ackerländer)
• 1742: 035 Haushalte
• 1791: 195 Einwohner[15]
• 1800: 195 Einwohner[16]
• 1806: 217 Einwohner, 37 Häuser[13]
• 1829: 318 Einwohner, 43 Häuser[4]
Steinperf: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011
Jahr  Einwohner
1791
  
195
1800
  
195
1806
  
217
1829
  
318
1834
  
357
1840
  
364
1846
  
352
1852
  
402
1858
  
430
1864
  
399
1871
  
400
1875
  
488
1885
  
428
1895
  
504
1905
  
554
1910
  
576
1925
  
650
1939
  
678
1946
  
879
1950
  
886
1956
  
751
1961
  
828
1967
  
929
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
792
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[17]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1829: 318 evangelische (= 100 %)Einwohner[4]
• 1885: 428 evangelische (= 100 %) Einwohner
• 1961: 731 evangelische (= 88,29 %), 49 katholische (= 5,92 %) Einwohner

Erwerbstätigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1867: Erwerbspersonen: 118 Landwirtschaft, zwei Bergbau und Hüttenwesen, eine Erziehung und Unterricht, eine Kirche und Gottesdienst
• 1961: Erwerbspersonen: 118 Land- und Forstwirtschaft, 241 produzierendes Gewerbe, 31 Handel und Verkehr, 20 Dienstleistungen und Sonstiges.

Sprachliches

Man spricht Hinterländer Platt in der Variante des Breidenbacher Grundes mit abnehmender Tendenz.

Wappen

Am 26. Juni 1957 genehmigte der Hessische Minister des Innern das Wappen mit folgender Beschreibung:[18]

Wappen von Steinperf
Wappen von Steinperf
Blasonierung: „In Gold ein blauer Schrägbalken, belegt mit einem silbernen, besteckten, rot gebundenen Rocken, zwischen zwei blauen Rädern.“
Wappenbegründung: Da die ehemalige Gemeinde keine altüberlieferten Siegel oder sonstigen Vorlagen, die für die Bildung eines Wappens geeignet wären, besaß, war es erforderlich, ein neues Symbol zu wählen, um dem Wunsch des Ortes nach einem Wappen Rechnung zu tragen. Die Gemeinde hat hierbei selbst den Wunsch geäußert, ein Spinnrad in ihr Wappen zu nehmen. Da dieses komplizierte Gerät sich für eine naturgetreue Wiedergabe jedoch nicht eignet, wurde der in solchen Fällen übliche Weg gewählt, stattdessen nur die sprechendsten Teile der Vorlage in das Wappen aufzunehmen, in diesem Fall die beiden Spinnräder und den Rocken. Auf diese Weise konnte ein heraldisch einwandfreies und ansprechendes Wappen gebildet werden.

Die Gestaltung des Wappens lag in den Händen des Bad Nauheimer Heraldikers Heinz Ritt.

Steinverarbeitende Industrie

In Steinperf war schon vor dem Zweiten Weltkrieg die steinverarbeitende Industrie vorhanden, die nach dem Krieg einen neuen Aufschwung erlebte. So fördert und verarbeitet sie den Rohstoff Diabas, der zur Split- oder Schottergewinnung abgebaut wird.

Commons: Steinperf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Bis 1823 Patrimonialgericht Grund Breidenbach; 1823: Trennung von Justiz (Landgericht Biedenkopf) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Steinperf, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen Daten Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Steffenberg, abgerufen im März 2020.
  3. Kulturelle Entdeckungen Mittelhessen, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Schnell + Steiner Verlag, ISBN 978-3-7954-1854-0
  4. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 275 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 16 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 351 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. VRM Mittelhessen GmbH & Co KG: Vor 50 Jahren: Die Geburt von "Angelburg". 31. März 2022, abgerufen am 31. März 2022.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Die Zugehörigkeit des Amtes Blankenstein anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 7, 430 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. a b Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkt 6c) (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 247 (Online in der HathiTrust digital library).
  14. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 416 (online bei Google Books).
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 191 (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 204 (Online in der HathiTrust digital library).
  17. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  18. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Steinperf im Landkreis Biedenkopf, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 13. Juli 1957. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1957 Nr. 28, S. 661, Punkt 697 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF]).