Baumberge

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Baumberge
Höchster Gipfel Westerberg (187,6 m ü. NN)
Lage Landkreis Coesfeld, Münsterland, NRW
Teil des Burgsteinfurter Landes, Kernmünsterland
Einteilung nach Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Baumberge (Nordrhein-Westfalen)
Baumberge (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten 51° 58′ N, 7° 22′ OKoordinaten: 51° 58′ N, 7° 22′ O
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Landschaft in den Baumbergen

Die Baumberge sind mit 187,6 m ü. NHN[1] der am höchsten aufragende Höhenzug des naturräumlichen Münsterlandes bzw. des Kernmünsterlandes.[2] Sie befinden sich zwischen Münster und Coesfeld, welches selbst nah dem Südwestrand der Baumberge liegt.

Das Hügellandschaft zeichnet sich durch einige Besonderheiten in geologischer, hydrografischer und architektonischer Sicht aus.

Naturräumliche Zuordnung

Die Baumberge und ihre unmittelbaren Ausläufer werden naturräumlich wie folgt zugeordnet:[3]

Geographische Lage

Die Baumberge erstrecken sich im münsterländischen Kreis Coesfeld in Nordwest-Südost-Richtung zwischen Billerbeck im Westen, den Rosendahler Ortsteil Darfeld im Nordwesten, Havixbeck im Osten, Nottuln-Schapdetten im Südosten, sowie Nottuln im Süden, wobei Schapdetten am Südosthang der Berge selber liegt.

Jenseits der Landesstraße Nottuln–Billerbeck schließen sich, durch einen Sattel auf 131 m nur unscharf separiert, die bis 166 m hohen Coesfeld-Daruper Höhen als Südwestausläufer des Südteils an. Nach Norden gehen die Baumberge in den Schöppinger Rücken über, der nach einer Abflachung auf nur wenig über 100 m am Schöppinger Berg 158 m erreicht.[3]

Südlich vorbei an den Baumbergen führt in minimal 2 km (südlich Schapdettens) Entfernung die A 43 und östlich in 8 km Entfernung die A 1. Den Nordteil des Höhenzugs separiert als Eisenbahnstrecke die Baumbergebahn.

Landschaft der Baumberge

Die Baumberge überragen die ansonsten flache Landschaft um bis zu 100 m und erreichen im Westerberg 187 m ü. NHN; dessen Gipfel wird vom Longinusturm gekrönt. Kennzeichnend für diese Landschaft ist eine relativ ebene und waldfreie Hochfläche mit steilen und ab einer bestimmten Höhe bewaldeten Rändern. Die Hochfläche ist wegen ihrer Wasserarmut ohne geschlossene Besiedlung.

Die höchsten Erhebungen im Umland der Baumberge sind der Schöppinger Berg bei Schöppingen mit 157,6 m, Bentheimer Hohenrücken bei Bad Bentheim mit 91,9 m und der davon westlich bzw. bei Gildehaus gelegene Gildehäuser Höhenrücken mit rund 80 m, der Altenberger Höhenrücken mit 113 m und der Buchenberg bei Burgsteinfurt mit 110 m.

Baumberge als Karst-Gebirge

Eine Wassermühle aus Baumberger Sandstein

Der Untergrund der Baumberge besteht aus Kalksandstein, der für Wasser gut durchlässig ist. Dadurch versickert das Regenwasser auf der Hochfläche in große Tiefen. Die dort vorhandenen Bauernhöfe mussten sich jahrhundertelang mit 40 m bis 50 m tiefen Brunnen ihr Trinkwasser beschaffen - häufiger war jedoch die Versorgung über Regenwasserzisternen - bevor sie Anfang der 1970er-Jahre an eine Trinkwasserleitung angeschlossen wurden. Das versickerte Regenwasser tritt dann an den Rändern der Baumberge in Quellhorizonten wieder aus, wobei dann auf wenigen Metern gleich ganze Bäche zu Tage treten können. Einige weitere Kennzeichen eines Karst-Gebirges wie Schlucklöcher und Dolinen finden sich ebenfalls in den Baumbergen.

Baumberge als Wasserscheide

Bedingt durch ihre Nähe zum Meer haben die Baumberge Anteil an den Einzugsgebieten einiger Ströme. Der Hagenbach, sowie die dort entspringende und nach Süden fließende Stever ist ein Nebenfluss der Lippe, die ihrerseits zum Rhein gehört. Die nach Osten fließende Münstersche Aa gehört zum Stromsystem der Ems. Die bei Darfeld am Fuß der Baumberge entspringende und Richtung Nordwesten in die Niederlande fließende Vechte bildet mit der Dinkel ein eigenes kleines Stromsystem. Die nach Westen fließende Berkel hat ihre Mündung in der niederländischen IJssel.

Baumberger Sandstein als Baumaterial

Rohe Blöcke aus Baumberger Sandstein

Der Untergrund der Baumberge wird von einem im Bauwesen sehr begehrten Sandstein gebildet, der mit Kalk gebunden ist. Dieses Material ist von einer blassgelben Farbe, lässt sich sehr gut bearbeiten und bestimmt das Bild der Städte in der ganzen Umgebung.

Beispielsweise sind der St.-Paulus-Dom und das Rathaus von Münster vollständig aus diesem Steinmaterial erbaut. Weitere prominente Beispiele für die Verwendung dieses Baustoffes sind der Ludgerus-Dom in Billerbeck, die Innenausstattung der zwischen Billerbeck und Coesfeld gelegenen Abtei Gerleve und der Longinusturm auf dem Westerberg. Als Material für Bildhauer-Arbeiten war der Baumberger Sandstein schon im Mittelalter sehr beliebt, Figuren aus diesem Stein finden sich aus diesem Zeitraum im ganzen Hanseraum, zu nennen wären hier als Beispiele Lübeck und Riga.

Teile des Baumberger Sandsteins sind sehr weich und sehr empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen wie dem Sauren Regen und anderen Luftverschmutzungen, was zu einem schlechten Ruf dieses Steins als Baumaterial geführt hat. Entscheidend für die Anfälligkeit des Steins gegen die Verwitterung ist allerdings die Lage, in der das Material verbaut wird: Werkstücke, die in der gleichen Stellung verbaut werden, wie das Rohmaterial aus dem Steinbruch entnommen wurde, sind deutlich widerstandsfähiger. Auf Spalt gesetztes Material verwittert dagegen sehr schnell; diese Grundregel wurde insbesondere bei den Neubauten des 19. Jahrhunderts nicht eingehalten, so dass vor allem hier erhöhter Reparaturbedarf besteht. Die ortsnahen Steinmetzen liefern zur Zeit einen großen Anteil an Werkstücken, die wegen dieser Beschädigungen ausgetauscht werden müssen.

Tilbecker Landwehr in den Baumbergen

Im Teil der Baumberge, der sich zwischen Schapdetten, Tilbeck, Nottuln und Havixbeck erstreckt, befindet sich eine ausgedehnte Landwehranlage, die Tilbecker Landwehr. Diese aus dem Mittelalter stammende Form der Grenzbefestigung besteht aus zwei parallel verlaufenden Wällen, die sich auf mehreren Kilometern Länge durch die Baumberge ziehen.

Trockentäler

Im Bereich des Coesfelder Bergs östlich von Coesfeld liegt die Sitter, ein Areal von teils bewaldeten, steilen Trockentälern, die sich in der letzten Eiszeit gebildet haben.

Erhebungen

Zu den Erhebungen der Baumberge und ihrer Ausläufer (*) gehören − sortiert nach Höhe in Meter über Normalnull (NN)[1]:

Sage

Im Detter Berg bei Schapdetten sitzt der Grinkenschmied und schmiedet Pflugeisen, beschlägt die Pferde, liefert überhaupt alle Schmiedearbeit, erhält jedoch dafür keine Bezahlung, sondern nur einen Braten; besonders leiht man für diesen Lohn seinen Bratspieß bei Hochzeiten. Einmal ist das auch geschehen, und als nun die Hochzeit vorüber ist, schickt der Bauer seinen Knecht mit Spieß und Braten zurück zu Grinkenschmied; der Knecht aber frißt den Braten unterwegs auf, und als nun Grinkenschmied sagt: „Dat's min spitt, aver wo is min braden?" antwortet der Knecht frischweg: „Da wett, ik nist van." Da ist Grinkenschmied zornig geworden und hat gerufen: „War di, ik sall minen braden wull kregen." Als das der Knecht, welcher zu Pferde war, hörte, hat er sich eiligst davongemacht; aber als er zu Hause ankam, war seinem Pferde ein großes Stück aus dem Batzen gerissen; das war Grinkenschmied's Braten.[5]

Einzelnachweise

  1. a b Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen
  2. Im historischen Münsterland wäre der Westerbecker Berg mit 236 m ü. NHN Tecklenburger Land bzw. naturräumlich im Teutoburger Wald die höchste Erhebung.
  3. a b Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 83/84 - Osnabrück/Bentheim (Sofie Meisel 1961; Mitte des Blattes), Blatt 95/96 - Kleve/Wesel (Wilhelm von Kürten 1977; Osten) und Blatt 97 - Münster (Sofie Meisel 1960; Westen) - Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg → Karten
  4. Provinzialinstitut für Westfälische Landes- und Volkskunde: Westfälische Forschungen. Band 30. Aschendorff, 1980.
  5. Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands, Zusammengestellt von Adalbert Kuhn. Hrsg.: Verlag Brockhaus. 1859, S. 84 ([1]).