Charles M. Huber

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Charles M. Huber, 2019
Charles M. Huber (2014)

Charles Muhamed Huber (* 3. Dezember 1956 in München als Karl-Heinz Huber[1]) ist ein deutscher Schauspieler, Autor und parteiloser Politiker (ehemals CDU). Er wurde bekannt durch die Fernsehserie Der Alte. Von 2013 bis 2017 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Seit 2018 lebt er in der Nähe von M’bour im Senegal, wo er für seinen Verein Afrika Direkt e.V. eine Schule für 1000 Kinder gebaut hatte. Seit Februar 2020 ist er Berater, Special Advisor des Präsidenten der Republik Senegal, Macky Sall.

Herkunft und Familie

Huber wurde als unehelicher Sohn des senegalesischen Diplomaten Jean-Pierre Faye (Neffe des ehemaligen Präsidenten Senegals und Philosophen Léopold Sédar Senghor) und der deutschen Hausangestellten Olga Huber in München geboren.[2][3] Er wuchs größtenteils bei seiner Großmutter mütterlicherseits auf und lernte seinen Vater erst mit 28 Jahren kennen. Huber absolvierte eine Ausbildung zum Zahntechniker,[4] bevor er eine Karriere als Schauspieler und Politikberater in der Öffentlichkeit begann. Sein Künstlername lautet Charles Muhamed. Die Wahl des Namens ist eine Erinnerung an seine Kindheit, in der er den Spitznamen Charly trug, sowie eine Sympathiebekundung an Muhammad Ali.[5] In seiner 2004 erschienenen Autobiographie Ein Niederbayer im Senegal beschreibt Huber seine Kindheit als Afrodeutscher, der bei seiner Großmutter in den 1960er Jahren in Großköllnbach (Markt Pilsting, Landkreis Dingolfing-Landau) aufwuchs, seine Jugend in München und sein schwieriges Verhältnis zum afrikanischen Teil seiner Herkunft. 2004 wurde er in das Deutschschweizer P.E.N.-Zentrum aufgenommen.

Charles Huber ist geschieden und Vater von vier Kindern. Er ist Ehrenkommissar der bayerischen Polizei.

Karriere als Schauspieler

Huber begann seine Schauspiel-Laufbahn in Münchner Kellertheatern. Als erster Seriendarsteller mit afrikanischen Wurzeln außerhalb der USA erreichte er in 120 Ländern Bekanntheit durch die deutsche Krimiserie Der Alte, in der er 1986 bis 1997 den Kriminalkommissar Henry Johnson verkörperte, nachdem er ein Jahr zuvor eine Gastrolle gespielt hatte. Des Weiteren wirkte er unter anderem in den Spielfilmen Kolp, Enemy Mine, Erkan & Stefan, Die Oma ist tot und Kehraus mit. 1996 spielte Huber (neben Anna Nicole Smith) in dem amerikanischen Film Skyscraper.

1999 schloss er an der New York Film Academy seine Regieausbildung ab. Sein Abschlussfilm, der Kurzfilm The Arrival, wurde 1999 bei den Internationalen Hofer Filmtagen gezeigt. 2004 spielte er in dem Bühnenstück Miss Daisy und ihr Chauffeur, 2010 übernahm er die Hauptrolle des Musicals Mandela.

Engagement für Afrika

Huber ging 1996 nach seinem Ausstieg aus der ZDF-Serie Der Alte nach Äthiopien, wo er als Berater für das Tourismusministerium arbeitete. Die inhaltliche Ausgestaltung des äthiopischen Pavillons bei der Expo 2000 in Hannover mit über 1,3 Millionen Besuchern stammt von ihm und seiner Frau Shobha. Seit Anfang 2000 ist Huber als Berater diverser Bundesministerien und als Teilzeitberater der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) tätig, war in außenpolitischen Arbeitskreisen anfänglich der SPD und dann bei der CSU und berät Firmen, die den afrikanischen Markt erschließen wollen.

Im Jahr 2002 gründete er die Organisation Afrika Direkt e. V., die unter anderem Künstler, Jugendliche und Notleidende im Senegal unterstützt, aber auch Jugendliche und sozial benachteiligte Kinder aus Deutschland, zum Beispiel aus dem Waisenhaus München, in den Senegal einlädt.[6] 2006 setzte er sich für die verbesserte Integration von afrikanischen Sportlern im Profifußball ein und brachte den senegalesischen Präsidenten nach München.

Ende 2018 zog Huber dauerhaft in die Nähe der Großstadt M’bour im Senegal, etwa 100 Kilometer südlich von Dakar, wo er seit 2004 ein Haus am Atlantik besitzt.[7] In einer vom ihm gegründeten Schule will er ab 2019 rund 1000 Kinder unterrichten und seine Kenntnisse in der Wolof-Sprache verbessern, die Sommermonate von Juli bis September aber weiterhin in Europa verbringen.[8]

Politische Tätigkeiten

Politisch interessiert war Huber seit seiner Jugend.[9] Mitglied in außenpolitischen Arbeitskreisen der SPD und später der CSU. Inhaltlich steht er den Unionsparteien nahe. Im Bundestagswahlkampf 2009 unterstützte Huber die CSU, unter anderem bei Fernsehauftritten, und kreierte drei Internet-Wahlspots für Kanzlerin Angela Merkel. Bei der Bundestagswahl 2013 trat er für die CDU als Direktkandidat im Wahlkreis Darmstadt an,[10] nachdem er zunächst für die CSU – mit Fürsprache Edmund Stoibers – in München-Ost hatte kandidieren wollen.[11] Eine Findungskommission um die frühere hessische Kultusministerin Karin Wolff hatte sich für Huber ausgesprochen.[12] Für den Wahlkampf verlegte er seinen Wohnsitz von München nach Mühltal bei Darmstadt,[13] und um für den Wahlkreis antreten zu können, tauschte er sein CSU-Parteibuch gegen das der CDU.[14] Am 30. Oktober 2012 wurde Charles M. Huber von der CDU Darmstadt mit 94 Prozent Zustimmung als Kandidat für den Bundestag aufgestellt.[15] Huber unterlag bei der Bundestagswahl am 22. September 2013 als Direktkandidat der früheren Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) mit 63.400 zu 65.812 Stimmen.[16] Den Einzug in das Parlament schaffte er dennoch knapp über den 19. Platz auf der hessischen CDU-Landesliste.[17]

Im Deutschen Bundestag war Huber ordentliches Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung,[18] stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss,[19] im Unterausschuss Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln[20] sowie im Ausschuss für Wirtschaft und Energie.[21] Er bekleidete zudem das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Arbeitskreises Afrika der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sowie des Vorsitzenden der Parlamentariergruppe Englisch- und Portugiesischsprachige Staaten West- und Zentralafrikas.[22] Huber war stellvertretendes Mitglied der Parlamentarischen Versammlung der NATO.[23]

Am 2. März 2014 kündigte die Darmstädter CDU Huber die Zusammenarbeit auf und warf ihm fehlende Präsenz im Wahlkreis vor.[24] Huber beklagte dagegen mangelnde Unterstützung durch die CDU,[13] nachdem es bereits im Wahlkampf zu Spannungen gekommen war.[25][1] Davon unbeirrt setzte sich Huber weiterhin auf Bundesebene für seinen Wahlkreis ein. So arrangierte er unter anderen einen Besuch von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt zur ICE-Anbindung.[26]

Huber galt als Afrika-Experte der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag.[27] Bereits im April 2015 forderte er einen Masterplan für Afrika.[28] Im Februar 2016 begleitete er Bundespräsident Gauck auf dessen Reise nach Nigeria und Mali,[29] im Jahr zuvor Bundesratspräsident Volker Bouffier nach Südafrika und Mosambik.[30] Zudem agierte Huber als Referent und Türöffner für die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und deren Aktivitäten im Ausland, insbesondere in Afrika.[31] Im März 2016 sprach Huber als Gastredner an der Harvard University zum Thema Migration in Deutschland und Europa.[32]

Bei der Bundestagswahl 2017 trat Huber nicht mehr an. Als Grund hierfür gab er eine seiner Meinung nach fehlende Unterstützung der Darmstädter CDU für seine erneute Kandidatur an.[33]

Im August 2019 trat Huber unter Protest mit Hinweis auf Günter Nooke aus der CDU aus. Nooke hatte als Afrikabeauftragter der Bundesregierung nach Hubers Auffassung in einem Kommentar unangemessen verharmlosend auf diskriminierende, rassistische Äußerungen des Aufsichtsratsvorsitzenden des FC Schalke 04, Clemens Tönnies, reagiert.[34][35]

Veröffentlichungen

Weblinks

Commons: Charles M. Huber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Der Neue. In: Der Spiegel. Nr. 17, 2015, S. 28–29 (online).
  2. Charles M. Huber: Der Schauspieler wuchs ohne Vater auf. In: Bunte.de, 31. August 2013.
  3. Charles M. Huber, descendant de Senghor, député et « Allemand comme tous les autres ». In: Jeune Afrique, 30. September 2013.
  4. Bundestag: Welche Abgeordneten kommen, bleiben, gehen In: SPON, online, abgerufen am 22. Oktober 2013
  5. Marc Widmann: CDU-Kandidat Charles M. Huber. Er heißt eigentlich Karl-Heinz Huber. In: Süddeutsche.de, Der Weg nach Berlin, 10. November 2012.
  6. Über uns. In: Afrika Direkt, abgerufen am 24. August 2012.
  7. Ex-Fernsehkommissar zieht nach Senegal: „Warum nicht auch mal Afrika?“ Spiegel Online, 19. Dezember 2018; abgerufen am 25. Februar 2019
  8. Der Schauspieler, Autor und Politiker Charles M. Huber hat sich im Land seines Vaters niedergelassen. In: Donaukurier, 17. Dezember 2018; abgerufen am 25. Februar 2019
  9. Hannelore Crolly: Der „Assi vom Alten“ will in den Bundestag. In: Die Welt, 21. August 2013.
  10. Werner Breunig: CDU folgt in Darmstadt Stoibers Empfehlung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. August 2012.
  11. Johannes Welte: Huber kämpft um Bundestags-Kandidatur. In: tz.de, 23. Juli 2012, abgerufen am 8. Juli 2014.
  12. Charles M. Huber. Premiere am CDU-Stand. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. September 2012.
  13. a b Werner Breuning: Kreisvorsitzender „soll abtreten“. Fall Huber führt zu Streit in Darmstädter CDU. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. März 2014.
  14. Ein alter Bekannter. In: Frankfurter Rundschau, 24. August 2012.
  15. CDU nominiert Charles Huber zum Bundestagskandidaten – Pentz und Kotoucek: „94 Prozent starkes Signal für überzeugenden Kandidaten“. (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive) In: CDU-Darmstadt.de, 31. Oktober 2012.
  16. Wahlkreisergebnis: Bundesland Hessen Wahlkreis 186 – Darmstadt – Endgültiges Ergebnis der Bundestagswahl 2013. (Memento vom 25. September 2013 im Internet Archive) In: Bundeswahlleiter.de.
  17. Daniel Baczyk: Darmstadt: Charles M. Huber schafft es doch nach Berlin. (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive) In: Echo-Online.de, 23. September 2013.
  18. Mitglieder des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. (Memento vom 24. April 2016 im Internet Archive) In: Bundestag.de.
  19. Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses. (Memento vom 7. November 2014 im Internet Archive) In: Bundestag.de.
  20. Mitglieder des Unterausschusses für Zivile Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und vernetztes Handeln. (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive) In: Bundestag.de.
  21. Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft und Energie. (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive) In: Bundestag.de.
  22. Vorstände der Parlamentariergruppen in der 18. Wahlperiode. (Memento vom 4. August 2014 im Internet Archive) In: Bundestag.de.
  23. Deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung der NATO. (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive) In: Bundestag.de.
  24. Charles M. Huber: Fühle mich von der CDU Darmstadt missbraucht (Memento vom 27. April 2015 im Internet Archive) In: Echo-Online.de, 2. März 2014.
  25. Jens Schneider: Einsamer CDU-Kandidat aus Bayern. In: Süddeutsche.de, 17. September 2013.
  26. CDU-Bundestagsabgeordneter Charles M. Huber holt Bundesverkehrsminister Dobrindt nach Weiterstadt in seinen Wahlkreis echo-online.de
  27. Charles M. Huber auf dem Podium der Fachgespräche der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu den Themen Chancenkontinent Afrika: Herausforderung Bildung und Ernährung und Frieden und Sicherheit in Afrika fördern – Eigenverantwortung stärken
  28. Huber: Afrika braucht einen Masterplan. Deutsche Welle – Interview vom 23. April 2015
  29. Deutschlandfunk: Joachim Gauck besucht Mali
  30. Bundesratspräsident Bouffier besucht Südafrika (Memento vom 6. Juni 2016 im Internet Archive) Deutsche Botschaft Südafrika
  31. MdB Charles Huber zu Gesprächen in Tansania. Konrad-Adenauer-Stiftung, Auslandsbüro Tansania
  32. Charles M. Huber spricht am 10. März 2016 am Center for European Studies der Harvard University zum Thema Changing Images of European Migrants: From Hitler and Colonialism to Today
  33. Charles Huber tritt nicht wieder an. Echo Online
  34. Charles M. Huber. In: Facebook. Abgerufen am 8. August 2019.
  35. Marvin Ziegele: Statement nach Tönnies-Aussage: Nach rassistischen Äußerungen – Charles M. Huber verlässt aus Protest die CDU, In: Frankfurter Rundschau, Artikel vom 8. August 2019, gesehen am 9. August 2019
  36. Charles M. Huber spricht am 10. März 2016 am Center for European Studies der Harvard University zum Thema Changing Images of European Migrants: From Hitler and Colonialism to Today
  37. Charles M. Huber spricht am 6. Dezember 2016 an der Howard University Washington D.C. zu ""The perception of African cultures in Europe" twitter.com
  38. Charles M. Huber spricht am 26. Januar 2016 im Rahmen der Ringvorlesung der TU "Development Policy XXVII | Focal Area: Refugees" zu "Motivations for escape - experiences from Africa" sid-berlin.de (PDF)