Georg Dehio
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Georg Gottfried Julius Dehio (* 10. Novemberjul. / 22. November 1850greg. in Reval; † 19. März 1932 in Tübingen) war ein deutscher Kunsthistoriker. Er gilt als prägend für die Wahrnehmung der Kunst und als höchst einflussreich auf die Konzeptionen der modernen Denkmalpflege.
Leben
![](http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c1/G%C3%B6ttinger_Gedenktafel_-_Georg_Dehio.jpg/220px-G%C3%B6ttinger_Gedenktafel_-_Georg_Dehio.jpg)
Georg Dehio studierte in Dorpat und in Göttingen, wo er bei Georg Waitz promoviert wurde. In der Folgezeit konzentrierte der Historiker seine Arbeit auf die deutsche und europäische Kunstgeschichte. 1883 begann er seine Lehrtätigkeit an der Albertus-Universität in Königsberg sowie an der dortigen Kunstakademie. In Königsberg wurde 1888 auch sein Sohn Ludwig Dehio geboren. Im Jahr 1892 wurde er an das Kunstgeschichtliche Institut nach Straßburg berufen, an dem er bis 1919 als Professor tätig war.
Dehio wandte sich um 1900, ähnlich wie Alois Riegl, gegen den im 19. Jahrhundert üblichen purifizierenden Weiterbau alter Baudenkmäler (etwa gotischer Dome). Er geißelte die damit notwendig verbundenen Zerstörungen als restauratorischen Vandalismus, sah sich dem Wahlspruch „Konservieren, nicht Restaurieren!“ verpflichtet und stellte die Forderung auf, Alt und Neu sollten im Falle von Zubauten erkennbar unterschieden sein. Dehio wirkte damit maßgeblich auf die derzeit dominierenden Konzeptionen des Denkmalschutzes ein, wie sie etwa in der Charta von Venedig kodifiziert wurden.
Gleichwohl setzte Dehio sich entschieden für den Wiederaufbau von verlorenen oder beschädigten Baudenkmalen ein, wie im Falle des 1906 abgebrannten und anschließend bis 1912 rekonstruierten Hamburger Michels.
Georg Dehio vertrat in seinen späteren Jahren eine stark nationalistisch geprägte Sicht der Kunstgeschichte. Er starb 1932 im Alter von 81 Jahren in Tübingen und wurde auf dem dortigen städtischen Friedhof im Stadtteil Universität beerdigt.
Familie
Georg Dehio war ab 1884 verheiratet mit Charlotte Friedländer (1859–1932), Tochter des Philologen und Altertumsforschers Ludwig Friedländer (1824–1909).
Sein Sohn war der Historiker und Archivar Ludwig Dehio (1888–1963). Seine Tochter Katharina (1885–1974) heiratete den Archäologen August Frickenhaus (1882–1925).
Sein Cousin war der Internist und Rektor der Universität Dorpat Karl Dehio.[1] Seine Nichte Dora Dehio ist die Mutter des Biologen Erich von Holst, Gründungsdirektor des Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie.[2]
Werk
Auf Anregung Dehios beschloss der 1900 in Dresden abgehaltene Tag für Denkmalpflege, ein Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler zu veröffentlichen. Der erste Band lag im September 1905 vor. Seit 1929 erscheint der Dehio im Deutschen Kunstverlag. Bis heute, auch über die Teilung Deutschlands hinweg, erscheinen Neubearbeitungen der Bände des Dehio in größeren zeitlichen Abständen.
Für die wissenschaftliche Fortführung des Handbuchs sorgt die Dehio-Vereinigung. Seit 2001 wird das Handbuch von einem Herausgebergremium getragen, das sich aus der Dehio-Vereinigung, der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zusammensetzt. Bei der Stiftung Denkmalschutz in Bonn haben die Herausgeber eine gemeinsame Geschäftsstelle eingerichtet.
In Österreich wird der Dehio seit 1933 vom Bundesdenkmalamt herausgegeben.
Auszeichnungen und Ehrungen
- Seit 1883 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[3]
- 1920 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften gewählt.[4]
- 1924 wurde Dehio mit dem Orden „Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste“ ausgezeichnet.[5]
- 1926 wurde er zum Ehrenmitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[6]
- Dehio war seit 1927 Träger des Maximilians-Orden für Kunst und Wissenschaft.
- 1930 wurde der Adlerschild des Deutschen Reiches, die höchste Auszeichnung des Deutschen Reiches in der Zeit der Weimarer Republik, an Dehio verliehen.
- Er hatte Ehrendoktortitel in Göttingen, Jena, Tübingen, Frankfurt/Main und Darmstadt.
- An Georg Dehio erinnert der Georg-Dehio-Buchpreis und der Georg-Dehio-Kulturpreis.
- Nach Dehio ist der 1987 entdeckte Asteroid „48415 Dehio“ benannt.
Schriften (Auswahl)
- Hartwich von Stade, Erzbischof von Hamburg-Bremen (= Bremisches Jahrbuch Nr. 6, 1871). Druck von Diercksen & Wichlein, Bremen 1872, OCLC 312461468 (Inaugural-Dissertation Universität Göttingen 1872, 122 Seiten).
- Geschichte des Erzbistums Hamburg-Bremen bis zum Ausgang der Mission, von Georg Gottfried Julius Dehio, W. Hertz, Berlin 1877 (Habilitationsschrift 1876).
- Geschichte der kirchlichen Baukunst des Abendlandes. zusammen mit Gustav von Bezold 1884–1899.
- Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. 5 Bände. 1905–1912 (1. Auflage).
- Was wird aus dem Heidelberger Schloß werden? Straßburg, 1901 Digitalisat (HEIDI)
- Kunsthistorische Aufsätze. München / Berlin 1914.
- Geschichte der deutschen Kunst. 1919–1925.
Siehe auch
Literatur
- Peter Betthausen (Hrsg.) u. a.: Georg Dehio (1850–1932). 100 Jahre Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2000, ISBN 3-422-03072-7.
- Peter Betthausen: Georg Dehio. Ein deutscher Kunsthistoriker. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2004, ISBN 3-422-06399-4.
- Gabi Dolff-Bonekämper: Georg Dehio (1850–1932). In: Michel Espagne, Bénédicte Savoy (Hrsg.). Dictionnaire des historiens d'art allemands. CNRS Editions, Paris 2010, ISBN 978-2-271-06714-2, S. 53–60, 388–389.
- Hans Reinhard Seeliger: Georg Dehio. In: Stefan Heid, Martin Dennert (Hrsg.): Personenlexikon zur Christlichen Archäologie. Forscher und Persönlichkeiten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, Bd. 1, S. 375–376, ISBN 978-3-7954-2620-0.
- Ernst Gall: Dehio, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 563 f. (Digitalisat).
- Georg Dehio bei arthistoricum.net – Digitalisierte Werke im Themenportal Geschichte der Kunstgeschichte.
- Georg Dehio bei DenkmalDebatten
Weblinks
- Literatur von und über Georg Dehio im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Georg Dehio in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Werke von Georg Dehio im Project Gutenberg
- Biographie auf der Homepage zum Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler der Dehio-Vereinigung
- Georg Dehios Wirken in der Denkmalpflege auf DenkmalDebatten
- Album academicum der Kaiserlichen Universität Dorpat, Dorpat 1889
- Werke von und über Georg Dehio in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Georg Dehio bei arthistoricum.net – Digitalisierte Werke im Themenportal Geschichte der Kunstgeschichte
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Georg Dehio. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
Einzelnachweise
- ↑ Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Dehio, Karl. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Teil B 1928. Verlag Justus Perthes, Gotha 1928, Seite 265.
- ↑ Mitgliedseintrag von Georg Dehio bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 24. Januar 2017.
- ↑ Mitglieder der Vorgängerakademien. Georg Dehio. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 13. März 2015.
- ↑ Dehio, Georg. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
- ↑ Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 66.
Personendaten | |
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NAME | Dehio, Georg |
ALTERNATIVNAMEN | Dehio, Georg Gottfried Julius |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Kunsthistoriker |
GEBURTSDATUM | 22. November 1850 |
GEBURTSORT | Reval |
STERBEDATUM | 19. März 1932 |
STERBEORT | Tübingen |
- Kunsthistoriker
- Denkmalpfleger
- Hochschullehrer (Albertus-Universität Königsberg)
- Hochschullehrer (Universität Straßburg)
- Träger des Pour le Mérite (Friedensklasse)
- Träger des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst
- Ehrendoktor der Georg-August-Universität Göttingen
- Ehrendoktor der Friedrich-Schiller-Universität Jena
- Ehrendoktor der Eberhard Karls Universität Tübingen
- Ehrendoktor der Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Ehrendoktor der Technischen Universität Darmstadt
- Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Person als Namensgeber für einen Asteroiden
- Deutsch-Balte
- Geboren 1850
- Gestorben 1932
- Mann
- Georg Dehio
- Mitglied der Familie Dehio