Hirschstein

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Wappen Deutschlandkarte
Hirschstein
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Hirschstein hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 15′ N, 13° 21′ OKoordinaten: 51° 15′ N, 13° 21′ O
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Meißen
Höhe: 137 m ü. NHN
Fläche: 34,57 km2
Einwohner: 1978 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 57 Einwohner je km2
Postleitzahl: 01594
Vorwahlen: 035267, teilweise 035268Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: MEI, GRH, RG, RIE
Gemeindeschlüssel: 14 6 27 070
Gemeindegliederung: 11 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 7
OT Prausitz
01594 Hirschstein
Website: www.hirschstein.de
Bürgermeister: Conrad Seifert (CDU)
Lage der Gemeinde Hirschstein im Landkreis Meißen
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Karte

Hirschstein ist eine ländliche Gemeinde im Landkreis Meißen, Sachsen, im Einzugsgebiet der Sportstadt Riesa.

Geografie und Verkehr

Die Gemeinde Hirschstein liegt im mittleren Teil des Landkreises Meißen, am nördlichen Rand der Lommatzscher Pflege und grenzt im Osten an der Elbe. Die Nachbarstädte sind Meißen (13 km) und Riesa (7 km). Die Bundesstraße 6 führt zwischen den Ortsteilen Mehltheuer und Pahrenz durch die Gemeinde. Busverbindungen bestehen nach Riesa und Meißen. Hirschstein gilt als eines der Elbweindörfer und ist wegen des am Elbufer verlaufenden Elberadweges auch von touristischer Bedeutung. Unterhalb des Schlosses Hirschstein befindet sich eine Bootsanlegestelle.

Althirschstein, Luftaufnahme (2017)

Ortsgliederung

Amtliche Ortsteile der Gemeinde sind:[2]

Wappen

Das Hirschsteiner Wappen ist ein künstliches Wappen, das nach dem Zusammenschluss der vorherigen Gemeinden Hirschstein und Prausitz erstellt wurde. Es zeigt den legendären Hirsch, den Kreuzstein nahe Boritz und eine Holländerwindmühle.

Geschichte

Althirschstein

Älteste Besiedlungsspuren für die Flur von Althirschstein stammen bereits aus der Steinzeit. Eine in einer Kiesgrube gefundene altsteinzeitliche Feuersteinklinge ist rund 100.000 Jahre alt und einziger Fund dieser Kulturepoche im Riesaer Raum. Sie befindet sich heute im Riesaer Heimatmuseum.

Der heutige Ort entstand im Mittelalter am linken Elbufer und wurde 1466 erstmals als Alden Herstein urkundlich erwähnt. Die gassendorfartige Gutssiedlung besitzt Block- u. Streifenflur und umfasste insgesamt eine Fläche von etwa 92 ha. Gemeinsam mit dem benachbarten Neuhirschstein zählte man 1551 13 Gärtner und 6 Inwohner. Eng verbunden blieb das Dorf mit dem Schloss Hirschstein, dessen Besitzer bis ins 19. Jahrhundert die Grundherrschaft besaßen. Die Verwaltung oblag dem Amt Meißen, ab 1875 der Amtshauptmannschaft Meißen. Im Ort haben sich noch einige ältere Bauern- und Häusleranwesen erhalten. Am Giebel eines dieser Gebäude erinnert eine Kanonenkugel an das Jahr 1813, als französische Soldaten bei ihrem Rückzug aus Russland von der anderen Elbseite das Haus beschossen.[3]

Ortsteil Gosa

Zu Althirschstein gehört auch die kleine Siedlung Gosa. Der im 18. Jahrhundert als Gosa bzw. Gasa (1791) erwähnte Ort besteht nur aus wenigen Gebäuden und war zeitweise Standort einer Ziegelei und einer Windmühle. Der Ortsname ist vom deutschen Wort gose = trocken abgeleitet, was auf örtliche Gegebenheiten hindeutet. 1875 lebten hier 79 Einwohner.[4] Amtlich gilt Gosa bereits im 19. Jahrhundert als Teil von Althirschstein und ist deshalb nicht als offizieller Ortsteil der Gemeinde Hirschstein ausgewiesen.[5]

Neuhirschstein

Schloss Hirschstein, Lithographie, um 1836

Auf dem Territorium des heutigen Ortsteils Neuhirschstein befinden sich die Überreste dreier historischer Wehranlagen. Die älteste liegt an der Gemarkungsgrenze zwischen Alt- und Neuhirschstein und stammt noch aus slawischer Zeit. Nach der Inbesitznahme der Region durch deutsche Siedler wurde ein weiterer Ringwall auf einer Felsklippe über dem Elbufer angelegt. Eine dritte Befestigung entstand ebenfalls auf einem Felssporn und war Ursprung des heutigen Schlosses Hirschstein. 1205 ist diese Burg erstmals urkundlich erwähnt. Ursprünglich diente sie als Grenzbefestigung nach Norden und zur Absicherung der deutschen Herrschaft gegenüber der slawischen Bevölkerung, entwickelte sich später jedoch zum Mittelpunkt einer Rittergutsherrschaft und wurde so zum Wohnschloss umgebaut. 1291 starb hier Friedrich Tuta, Markgraf von Meißen, nach einer Jagd, der Legende nach dem Genuss von vergifteten Kirschen.

Um das Schloss entstand eine kleine Tagelöhner- und Gutsarbeitersiedlung, die im Jahr 1551 erstmals als Nau Hirstein urkundlich erwähnt ist. Hier befand sich auch das Lehnsgut, dem die umliegenden Dörfer zugeordnet waren und Abgaben und Frondienste leisten mussten. Ebenso wie das benachbarte Althirschstein gehörte auch Neuhirschstein zum Amt Meißen und wurde 1875 der Amtshauptmannschaft Meißen zugeordnet. Kirchlich gehörten beide Dörfer zur Boritzer Kirche (ab 1930 Kirchgemeinde Boritz-Leutewitz).[6]

Vom 7. Oktober 1943 bis 4. März 1944 vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges existierte im Ort Meißen-Neuhirschstein ein Außenlager des KZ Flossenbürg, dessen 350 Häftlinge Zwangsarbeit für die SS am Schloss Neuhirschstein verrichten mussten. Das KZ-Außenlager hatte den Tarnnamen Haus Elbe.[7]

Bevölkerungsentwicklung bis 1925

Jahr Einwohner Althirschstein Einwohner Neuhirschstein
1551 13 Gärtner, 6 Inwohner siehe Althirschstein
1764 12 Gärtner, 11 Häusler 4 besessene(r) Mann, 9 Gärtner, 9 Häusler
1834 199 (mit Rittergut) 173 (ohne Rittergut)
1871 200 249
1890 240 256
1910 228 204
1925 254 252

Eingemeindung

Alt- und Neuhirschstein bewahrten bis 1935 ihre Eigenständigkeit und wurden dann nach Boritz bzw. Bahra eingemeindet. Im Zweiten Weltkrieg diente Schloss Hirschstein von 1944 bis 1945 als Gefängnis für den König Leopold von Belgien mit seiner Familie, der hier interniert war. Im Zuge einer Verwaltungsreform in der DDR wurden Boritz mit seinem Ortsteil Althirschstein sowie Bahra mit Neuhirschstein 1952 dem neugebildeten Kreis Riesa zugeordnet. Dieser ging 1994 im Landkreis Riesa-Großenhain auf. Im gleichen Jahr vereinigten sich Boritz und Bahra zur Gemeinde Hirschstein. Am 1. April 1996 wurde diese in die Gemeinde Mehltheuer eingegliedert und am 1. Oktober 1996 wiederum in Hirschstein umbenannt.[8]

Politik

Gemeinderatswahl 2014[9]
Wahlbeteiligung: 60,2 %
 %
40
30
20
10
0
33,1 %
23,0 %
17,9 %
5,5 %
20,6 %
WVM
RBV
SGH

Seit der Gemeinderatswahl am 25. Mai 2014 verteilen sich die 14 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:

  • CDU: 5 Sitze
  • Wählervereinigung Mehltheuer „Vereinigte Dorfgemeinschaft“ (WVM): 3 Sitze
  • Für eine starke Gemeinde Hirschstein (SGH): 3 Sitze
  • Regionalbauernverband Elbe/Röder e.V. (RBV): 3 Sitze

Bürgermeister

Conrad Seifert (CDU) wurde im Juni 2015 zum Nachfolger von Christine Gallschütz (CDU) gewählt.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft

Im Ortsteil Heyda produziert die Fahrzeugmanufaktur Sachsen seit 2009 einen Nachbau des AC Cobra.

Vereine und Initiativen

  • Bürgerinitiative „Deponie Althirschstein“ (BIDA)
  • GRÜNE LIGA Hirschstein e.V.
  • Gesangsverein Prausitz 1896 e.V.
  • SV Hirschstein
  • DFC Mehltheuer

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Osterbrunnen schmücken in allen Ortsteilen
  • Ostermarkt am Schloss Hirschstein
  • Konzerte auf dem Kulturboden am Schloss Hirschstein
  • das jährliche "Weihnachtsmannwecken" am Tag des offenen Denkmals mit vielen Händlern und Mitmach-Angeboten für Kinder und Familien
  • Lampionumzug der Grundschule "Franciscus Nagler" Prausitz im Herbst
  • Lehmgrubenfest der BIDA in Althirschstein
  • Mühlenhoffest und Deutscher Mühlentag an der Windmühle in Pahrenz jeweils am Pfingstsonntag und am Pfingstmontag
  • Straßenfest Heyda
  • Froschfest Pahrenz

Literatur

  • Cornelius Gurlitt: Hirschstein. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 41. Heft: Amtshauptmannschaft Meißen-Land. C. C. Meinhold, Dresden 1923, S. 202.

Weblinks

Commons: Hirschstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Amtliche Gemeindeteile von Hirschstein im Regionalregister Sachsen
  3. Althirschstein auf der Webseite der Gemeinde Hirschstein
  4. Dietrich Zühlke: Elbtal und Lösshügelland bei Meissen, Werte unserer Heimat (Band 32), Akademie-Verlag, 1982, S. 50.
  5. Gosa im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  6. Neuhirschstein auf der Webseite der Gemeinde Hirschstein
  7. Webseite KZ-Gedenkstätte Flossenbürg Abgerufen am 6. Juli 2016
  8. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  9. Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2014
  10. https://www.statistik.sachsen.de/wpr_neu/pkg_s10_bmlr.prc_erg_bm?p_bz_bzid=BM152&p_ebene=GE&p_ort=14627070