Ingrid Steeger

Ingrid Steeger (* 1. April 1947 als Ingrid Anita Stengert in Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin.
Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ingrid Steeger wurde als drittes Kind einer Kaufmannsfamilie geboren. Sie besuchte zunächst die Handelsschule in Berlin und arbeitete dann als Sekretärin in einem Architekturbüro. Der Fotograf Frank Quade machte sie zum Fotomodell. 1968 legte sie sich den Künstlernamen Steeger zu. In Berlin wurde sie zur Miss Filmfestival gekürt.
Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zu Beginn ihrer schauspielerischen Laufbahn wurde sie meist als freizügige Softsex-Darstellerin und Ulknudel besetzt. Bundesweite Popularität erlangte sie durch die Fernsehserie Klimbim von Michael Pfleghar an der Seite von Elisabeth Volkmann, Horst Jüssen, Wichart von Roëll und Peer Augustinski. Die Serie lief von 1973 bis 1979.
In den 1970er Jahren gehörte Steeger zu den beliebtesten deutschen Fernsehstars. Die Hersteller der Marken Rolo und Old Spice erkannten ihr hohes Werbepotenzial und engagierten sie deshalb als Werbegesicht ihrer Produkte. Die Fotos machte der damals noch kaum bekannte Peter Lindbergh, der erst einige Jahre später mit seinen Frauenportraits größere Bedeutung erlangte.
Damit war sie einer der ersten weiblichen deutschen Stars, die für Markenprodukte warben.[1] Von der Jugendzeitschrift Bravo wurde sie mehrfach mit dem Leserpreis Bravo Otto ausgezeichnet. 1975 erschienen erotische Fotos von Steeger im Playboy[2] sowie mit Ingrid Steeger singt Klimbim ein Musikalbum.
Mit Iris Berben spielte sie in der Serie Zwei himmlische Töchter, einem Ableger von Klimbim. Bei der Erstausstrahlung wurde Zwei himmlische Töchter mit der Comedyshow Die Gimmicks gekoppelt (ein Klimbim-ähnliches Ensemble, in deren Nachtclub die Erlebnisse der himmlischen Töchter eingeleitet und resümiert wurden). Steeger war in zahlreichen Fernsehfilmen und -serien sowie gelegentlich im Kino zu sehen. Der Wechsel ins seriöse Fach gelang ihr unter anderem 1992 mit der Rolle als Mona in dem Fernseh-Vierteiler Der große Bellheim von Dieter Wedel.
2004 erlebte die Chaosfamilie mit denselben Darstellern wie in den 1970er Jahren unter dem Titel Die Klimbim-Familie lebt! eine Wiedergeburt auf der Bühne. Nach Jahren ohne nennenswerte Engagements und nach dem Ende der Theateraufführungen der Klimbim-Familie, bedingt durch den Tod von Elisabeth Volkmann (2006) und Horst Jüssen (2008) sowie einem Schlaganfall von Peer Augustinski, war Ingrid Steeger auf Arbeitslosengeld II angewiesen.[3]
Ab Februar 2011 stand sie in dem Theaterstück Jackpot auf der Bühne der Komödie Kassel.[4][5] Im Mai 2012 stand sie in der Kasseler Komödie erneut auf der Bühne, in dem Stück Gatte gegrillt.[6] Von November 2012 bis Februar 2013 spielte sie in dem Stück Der Kurschattenmann im Theater am Dom in Köln.[7] Im November 2014 präsentierte sie Herzgeschichten – Erotisches und heiter Besinnliches von Goethe bis Marilyn Monroe im Kammerspielchen in Solingen. 2019 war sie bei den Bad Hersfelder Festspielen in einer Inszenierung von Der Prozess (inszeniert von Joern Hinkel) als Fräulein Montag auf der Bühne zu sehen.
Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1973 heiratete Steeger den Kameramann Lothar Elias Stickelbrucks, zwei Jahre später folgte die Scheidung. Ab 1974 war Regisseur Michael Pfleghar ihr Lebensgefährte. 1977 ging sie mit dem Großwildjäger Peter Koenecke nach Kenia. Von 1983 bis 1987 lebte sie mit dem Schauspieler Jean-Paul Zehnacker zusammen und von 1988 bis 1992 war Regisseur Dieter Wedel ihr Lebensgefährte. Nach der Trennung von ihm heiratete sie den US-amerikanischen Umweltschützer Tom LaBlanc, 1995 folgte die Scheidung. Danach lebte sie ein Jahr lang mit dem Schauspieler Bernd Seebacher in Zürich zusammen. 1997 zog sie nach Hamburg, ab 2010 lebte sie zurückgezogen in München-Schwabing.[8]
Sie wohnte seit 2020 mit ihrer Schwester Jutta in Bad Hersfeld.[9] Nach gesundheitlichen Problemen und einem Sturz im September 2022 lebt sie in einem Pflegeheim.[10]
Über ihre schwierigen Beziehungen zu Männern schrieb sie das Buch Meine MANNschaft, das 2004 erschienen ist. Ingrid Steeger engagiert sich für geistig Behinderte und AIDS-kranke Kinder.
Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1975: Bravo Otto in Bronze für den beliebtesten TV-Star
- 1976: Bravo Otto in Silber
- 1976: Goldene Kamera der TV-Zeitschrift Hörzu
- 1977: Bravo Otto in Silber
- 1978: Bravo Otto in Gold
- 1990: Bambi
Fernsehshows (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1975: Treffpunkt Herz
- 1983: Wie wär’s heut’ mit Revue? (Co-Moderatorin von Harald Juhnke bis 1984)
- 1985: Willkommen im Club mit Harald Juhnke - Diverse Folgen
Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1966: Karriere (A belles dents)
- 1968: Der Gorilla von Soho
- 1968: Der Partyphotograph
- 1969: Die Töchter von Glücksburg: Rat mal, wer heut bei uns schläft…?
- 1970: Die liebestollen Baronessen
- 1970: Oswalt Kolle: Dein Mann, das unbekannte Wesen
- 1970: Ich – ein Groupie
- 1971: Die Sex-Abenteuer der drei Musketiere
- 1971: Der lüsterne Türke
- 1971: Die Tote aus der Themse
- 1971: Blutjunge Verführerinnen
- 1971: Ehemänner-Report
- 1971: Die goldene Banane von Bad Porno
- 1971: Die Stewardessen
- 1971: Sonne, Sylt und kesse Krabben
- 1972: Zum zweiten Frühstück: Heiße Liebe
- 1972: Bettkarriere
- 1972: Blutjunge Verführerinnen 2
- 1972: Auf Befehl erschossen
- 1972: Mädchen, die nach München kommen
- 1972: Hochzeitsnacht-Report
- 1972: Massagesalon der jungen Mädchen
- 1972: Schulmädchen-Report. 4. Teil: Was Eltern oft verzweifeln läßt
- 1972: Krankenschwestern-Report
- 1972: Blutjunge Verführerinnen 3
- 1973: Hausfrauen Report international
- 1973: Liebe in drei Dimensionen
- 1973: Der Kommissar – Das Komplott
- 1973: Schulmädchen-Report. 5. Teil: Was Eltern wirklich wissen sollten
- 1973: Die Bett-Hostessen
- 1973: Junge Mädchen mögen's heiß, Hausfrauen noch heißer
- 1973: Liebesmarkt
- 1973–1979: Klimbim (Fernsehserie)
- 1974: Drei Männer im Schnee
- 1974: Ein langer Ritt nach Eden
- 1974: Münchner Geschichten – Maulhelden
- 1975: Derrick – Hoffmanns Höllenfahrt
- 1975: Beschlossen und verkündet – Vater werden ist nicht schwer
- 1975: Beschlossen und verkündet – Herrn Wittichs Witwen
- 1978: Zwei himmlische Töchter (TV-Miniserie)
- 1978: Zwei Kumpel in Tirol
- 1980: Susi (TV-Miniserie)
- 1985: André schafft sie alle
- 1985: Die Krimistunde – Wer leistet mir Gesellschaft?
- 1985: Glücklich geschieden (Fernsehserie)
- 1986: Warten auf Hugo
- 1987: Derrick – Absoluter Wahnsinn
- 1988: Wilder Westen inclusive (TV-Miniserie)
- 1989: Pension Corona (Fernsehserie)
- 1990: Der neue Mann
- 1992: Glückliche Reise – Malediven (Fernsehreihe)
- 1993: Der große Bellheim (TV-Mehrteiler)
- 1993: Familie Heinz Becker – Im Supermarkt
- 1994: Geschichten aus der Heimat (Fernsehserie), Episode: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten
- 1995: Zwei alte Hasen – Grandhotel
- 1996: Großstadtrevier – Der blonde Engel
- 1996: Rosamunde Pilcher – Eine besondere Liebe
- 1999: Die blaue Kanone
- 1999: Ein Fall für zwei – Blutige Noten
- 1999–2001: Freunde fürs Leben
- 2000: Paul Is Dead
- 2002: Gute Zeiten, schlechte Zeiten (Fernsehserie)
- 2002: Klinikum Berlin Mitte – Leben in Bereitschaft – Die grüne Fee
- 2004: Unser Charly – Charly und die Zebrafrau
- 2004: Edel & Starck – Eine Landpartie
- 2004: Crazy Race 2 – Warum die Mauer wirklich fiel
- 2006: Goldene Zeiten
Diskografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ingrid Steeger singt Klimbim (1975)
- Ich will keine Schokolade… Ich will lieber einen Mann (1987 bei Phonogram GmbH Hamburg als MC erschienen)
Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Ich bin nicht der Mount Everest
- Franz-Josef, nimm die Finger weg!
- Der muss Rhein …
- Fly Me (der Titel ist die instrumentale Titelmelodie der Himmlischen Töchter, eingespielt von Louis Kaplan & His Crew)
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Sibylle Auer, Ingrid Steeger: Und find es wunderbar. Mein Leben (Autobiografie). Ehrenwirth, Köln 2013, ISBN 978-3-431-03872-9.
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen. Georg Müller Verlag. München Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 974.
- Ingrid Steeger: Ein Glückskind darf auch weinen: k(l)eine Bettgeschichten (Autobiographie, aufgezeichnet von Julia Streitz-Dressler), Herbig, München 1989, ISBN 3-7766-1594-X.
- Ingrid Steeger, Olaf Kriewald, Michael Overbeck (Illustrator): Meine MANNschaft. Flachmann, Hamburg 2003, ISBN 978-3-936467-06-2.
- Laurenz Werter: Ingrid Steeger: Porträt. Medien-, Publikations- und Werbegesellschaft Knorr Martens, Hille 2009, ISBN 978-3-931608-97-2.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Literatur von und über Ingrid Steeger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ingrid Steeger in der Internet Movie Database (englisch)
- Ingrid Steeger bei filmportal.de
- Deutschsprachige Kritik der Ingrid-Steeger-DVD-Box bei F.LM – Texte zum Film
- Alexander Hagelüken, Hannah Wilhelm: „Ich habe um 100 Euro gebettelt“, Interview, Süddeutsche Zeitung, 3. Dezember 2010
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Verona und die Bären. Archiviert vom am 30. Juli 2016; abgerufen am 22. Oktober 2022.
- ↑ Kati Witt und Co.: Die deutschen „Playboy“-Promis. In: Der Spiegel. 12. Januar 2010, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 22. Oktober 2022]).
- ↑ Ingrid Steeger über ihre Situation in „Sandra Maischberger: Leben mit der Pleite“ (9. November 2010).
- ↑ Sendung BRISANT vom 12. November 2010 in der ARD
- ↑ Ex-„Klimbim“-Star Ingrid Steeger ab 10. Februar in Kasseler Komödie auf der Bühne in hna.de abgerufen am 18. August 2011
- ↑ Wim: Premiere mit Ingrid Steeger in Worpswede: „Gatte gegrillt“. 18. September 2012, abgerufen am 22. Oktober 2022.
- ↑ Landesstudio Köln. 19. November 2021, abgerufen am 19. November 2021.
- ↑ bild.de: Ingrid Steeger: Ihr Aufstieg – und ihr tiefer Fall – Fotostrecke mit 30 Bildern
- ↑ Was macht eigentlich? Interview mit Sabine Hoffmann, in: Stern Nr. 11, 11. März 2021, S. 110.
- ↑ Pflegeheim-Drama um Ingrid Steeger: „Nur noch ein Schatten ihrer selbst“. Abgerufen am 18. Juli 2023.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Steeger, Ingrid |
ALTERNATIVNAMEN | Stengert, Ingrid Anita |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 1. April 1947 |
GEBURTSORT | Berlin |