Juist

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Wappen Deutschlandkarte
Juist
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Juist hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 41′ N, 7° 0′ OKoordinaten: 53° 41′ N, 7° 0′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Aurich
Höhe: 3 m ü. NHN
Fläche: 16,43 km2
Einwohner: 1751 (31. Dez. 2007)Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 107 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 26557–26571
Vorwahl: 04935
Gemeindeschlüssel: 03 4 52 013Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Strandstraße 5
26571 Juist
Website: www.juist.de
Bürgermeister: Dietmar Patron
Lage der Gemeinde Juist im Landkreis Aurich
KarteBaltrumJuistLandkreis WittmundLandkreis LeerMemmertNorderneyNordseeEmdenLandkreis FrieslandLandkreis LeerLandkreis WittmundAurichBerumburBerumburDornumGroßefehnGroßheideHageHagermarschHalbemondHinteIhlow (Ostfriesland)KrummhörnLeezdorfLütetsburgMarienhafeNorden (Ostfriesland)OsteelRechtsupwegSüdbrookmerlandUpgant-SchottUpgant-SchottWiesmoorWirdum
Karte
Insel Juist. Aufnahme von Landsat 7 (NASA) aus ca. 700 Kilometern Höhe.

Juist (dt. [jyːst], niederl. [jœy̑st]) ist eine der Ostfriesischen Inseln am Wattenrand der südlichen Nordsee, zwischen Borkum (westl.), Memmert (südwestl.) und Norderney (östl.) gelegen. Die Insel ist 17 km lang und (gezeitenabhängig) teilweise nur 500 m breit. Auf der Insel gibt es zwei Orte: den Hauptort Juist (auch Dorf oder Ostdorf genannt) und das Loog.

Name

Der Name der Insel stammt vermutlich vom Wort güst = karg, unfruchtbar, was die Insel auch eine lange Zeit tatsächlich war. Für die Insel wird von der Tourismuswirtschaft und durch Urlauber häufig die Umschreibung Längste bzw. Schönste Sandbank der Welt verwendet. Die seit den 1990er Jahren von der Kurverwaltung vermarktete Bezeichnung „Töwerland“ wird zwar von dieser mit „Zauberland“ übersetzt, hat jedoch einen anderen Ursprung: Töwer bedeutete im Altplattdeutschen Hexe. Juist erhielt diesen Namen, weil hier im Jahre 1590 drei Juisterinnen der Hexerei beschuldigt und an einem Tag verbrannt wurden.

Geschichte

Karte von Iuist durch Karl Ludwig von Le Coq 1805 mit drei Siedlungsstellen

Archäologische Funde lassen auf eine Besiedlung von Juist bereits um 1400 in der ausgehenden Häuptlingszeit schließen. Darauf deutete der Fund eines Schweinekopfes 2002 in einem alten Brunnenloch am Strand, der auf etwa 1400 datiert wurde. Laut einer Beschreibung durch Henricus Ubbius von 1530 soll es 23 Häuser und eine wilde Pferderasse gegeben haben. Auch sei viel Acker- und Weideland vorhanden gewesen, das günstige Bedingungen für Landwirtschaft bot. Danach verschlechterten sich die Lebensverhältnisse allmählich. Schwere Zerstörungen richtete die Allerheiligenflut 1570 an. Die Petriflut von 1651 unterspülte die Fundamente der Inselkirche, die 1662 einstürzte. Etwa 700 m weiter östlich wurde eine neue Kirche erbaut. Das Zerstörungswerk des Meeres verringerte die landwirtschaftliche Nutzfläche und im 17. Jahrhundert konnten die Inselbewohner die Abgaben an den Grafen als Eigentümer kaum mehr aufbringen. Die Insel war in dieser Zeit bereits zweigeteilt. Die Fastnachtsflut von 1715 und die Weihnachtsflut 1717 sorgten für weitere Zerstörungen des Dorfes und der Kirche. Die Sturmflut 1717 beschädigte 18 Häuser und 28 Menschen ertranken in 9 zerstörten Häusern. Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits 4 Gotteshäuser errichtet und vernichtet worden (siehe dazu Inselkirchen Juist). 1779 wurde am Ostende ein neues Dorf mit der fünften Kirche errichtet.

Verkehr

Juister Verkehrsregeln
Sportboothafen

Juist ist vom ostfriesischen Festland (Bahnhof und Anleger Norddeich Mole) aus tideabhängig mit der Fähre sowie mit dem Flugzeug erreichbar.

Der Juister Flugplatz (IATA: JUI / ICAO:EDWJ) liegt auf Platz zwei bei den Flugbewegungen in Niedersachsen. Eine Ursache hierfür mag sein, dass der Fährverkehr tidenabhängig, also abhängig von Ebbe und Flut ist. Die Überfahrt mit der Fähre dauert je nach Wasser und Windverhältnissen zwischen 75 und 140 Minuten und ist mit den Schiffen der Reederei Frisia mit Ausnahme der Sommermonate Juli bis September nur einmal pro Tag zur Insel bzw. zum Festland möglich.

Auf der Insel ist grundsätzlich jeglicher Kraftverkehr verboten, so dass sie autofrei ist. Allerdings können von der Kraftfahrzeugfreiheit auf schriftlichen Antrag hin Ausnahmen zugelassen werden. Dauerhaft ausgenommen sind einige Feuerwehr- und Rettungswagen, die PKW der (Not-)Ärzte, ein Kleinbus für die Jugendbildungsstätte, Traktoren sowie Baumaschinen. Die Deutsche Post AG nutzt einige Elektrokarren zu Transportzwecken.

Außerdem wurde z. B. für den Bau der neuen Seebrücke[1] , die am 18. Juli 2008 offiziell eingeweiht wurde, für den Betrieb von diversen Hydraulikbaggern, Raupenseilbaggern, Kettenraupen, Arbeitsponton, Radladern und Dumpen eine Ausnahme erteilt.

Von 1898 bis 1982 führte eine Inselbahn vom alten Schiffsanleger zum Bahnhof am Ortsrand. Sie war die erste motorbetriebene Inselbahn Deutschlands mit einer Spurweite von 1000 mm. 1981 wurde durch den Bau eines neuen Schiffsanlegers eine tidenunabhängige Anlegemöglichkeit für Schiffe in Dorfnähe geschaffen. Darauf erfolgte 1982 die Stilllegung der Inselbahn, die seitdem nur noch für Abbauarbeiten genutzt wird.

Landmarken

Leuchtturm
Seezeichen an der Seebrücke

Die von der Nordsee aus sichtbare „Skyline“ von Juist besteht aus dem Haus des Kurgastes, dem Wasserturm, dem Meerwasser-Erlebnisbad, der „Strandhalle“ (Café-Restaurant) und dem Historischen Kurhaus (Hotel), auch „Weißes Schloss am Meer“ genannt, das seit der Renovierung eine dem Deutschen Reichstag ähnliche Kuppel hat. Der Wasserturm wird von den Einheimischen wegen seiner Form auch „Doornkaatbuddel“ genannt. Der Leuchtturm am Hafen stand früher auf der benachbarten Vogelschutzinsel Memmert. Er ist zu klein, um von der Nordsee aus gesehen zu werden und hat keine für die Seefahrt (auch nicht für die Fähren) relevante Funktion.

Seit 2008 gibt es mit dem 17 m hohen Seezeichen mit Leuchtfeuer auf der neuen Seebrücke mit einer Gesamtlänge von ca. 350 m ein weiteres Wahrzeichen, das offiziell am 18. Juli 2008 eingeweiht wurde. Darin eingefasst wurde ein neuer Sportsboothafen mit 212 zusätzlichen Liegeplätzen. Nicht nur die Kosten von fast 6 Millionen Euro führten im Vorfeld zu heftigen Diskussionen bei den Inselbewohnern, zumal neben EU- und Landesfördermitteln hiervon ca. 1,2 Millionen als Eigenanteil von der Inselgemeinde Juist aufzubringen waren.

Hammersee

Datei:Hammersee Winter.JPG
Teilweise zugefrorener Hammersee mit Möwen auf dem Eis

Eine naturkundliche Besonderheit ist das Naturdenkmal „Hammersee“, der größte Süßwassersee auf einer Nordseeinsel. Das Binnengewässer findet sich im westlichen Drittel des langen, schmalen Inselkörpers. Er entstand um 1660. Der Name des Sees deutet auf seinen Ursprung hin. „Hammer“, vom ostfriesischen Wort „Hamrig“, ist eine gemeinschaftlich genutzte Weidefläche (vgl. Alm in den Alpen). Der See ist durch die Überflutung einer solchen Hamrig-Weide entstanden. Bei Sturmfluten brach das Wasser durch die nördlichen Randdünen, was zunächst zur Trennung der Insel in zwei Teile führte. Um das Jahr 1770 begann man den 2 km breiten Durchbruch vorerst an der Südseite zuzuschütten, was 1877 beendet war. Erst 1932 wurde die zur See liegende Nordseite mit einem Sanddamm zugeschüttet.

Im Laufe der Zeit ging der Salzgehalt im Hammersee zurück - heute ist es ein leicht brackiger Süßwassersee mit Schilfröhricht, umgeben von Dünenketten. Der Hammersee unterliegt einer ständigen Verlandung.

Er ist ein wichtiges Nahrungs- und Rastgebiet für Insekten und Vögel. Durch den ihn umgebenden Wald- und Schilfgürtel stellt der Hammersee ein relativ störungsarmes Gebiet mit reichhaltigem Nahrungs- und vor allem Süßwasserangebot dar. Für Menschen ist er nur an wenigen Stellen zugänglich. Die heutige offene Wasserfläche beträgt noch 17,3 ha; einschließlich der Verlandungszonen umfasst das Feuchtgebiet über 35 ha.

Die Bill - das Westende

Datei:Juist Kante Bill.JPG
Etwa 10m hohe Abbruchkante am Weststrand

Juist geht im Westen in eine große Sandbank, das Billriff (auch Schillplate genannt) über. Hier kann man allerdings, vor allem während der Vogelzugsaison, zigtausende Zugvögel (vor allem Alpenstrandläufer, Kiebitzregenpfeifer und Knutts) beobachten. Deshalb und auch wegen gefährlicher Treibsandbereiche ist das Betreten des Billriffs nur an der Nordkante und nur bei Niedrigwasser erlaubt. An diesem Ende der Insel steht die „Domäne Bill“, früher eine Domäne, heute ein Ausflugslokal.

800 Meter westlich der Bill liegt die Kachelotplate, durch den Priel Haaksgat von Juist getrennt. 1400 Meter südlich die Nordseeinsel Memmert, von Juist durch den Priel Juisterbalje getrennt.

Inselschutz

Der Juister Strand und die Dünen werden im Westen vom Meer abgetragen. An dieser Stelle wandert die Abbruchkante etwa 5 Meter pro Winter nach Süden. Diese Entwicklung kommt durch eine nicht ausgeglichene Sandbilanz zustande. Der Sand der Strände aller ostfriesischen Inseln wandert mit der vorherrschenden Windrichtung von West nach Ost. In Bereichen, an denen mehr Sand abgetragen als angeweht oder angeschwemmt wird, wird der Strand niedriger und schmaler. Das kann zu Dünenabbrüchen führen. Dieser Effekt trägt auch zur Ost-Wanderung der ostfriesischen Inseln bei. Sie wurde bei allen Inseln, außer Juist und Langeoog, mit Deckwerken aus Beton abgebremst. Auf Juist besteht am Nordstrand eine 1.400 m lange Schutzmauer von 1920, die heute unter Sand verborgen liegt.

In manchen Bereichen (zum Beispiel im Osten von Juist, am Kalfamer) wird mehr Sand angeschwemmt als abgetragen, was zu einem sehr breiten Strand mit Verlängerung der Dünenkette nach Osten führt.

Tourismus

Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle für Juister. In fast allen Häusern auf der Insel gibt es Unterkünfte, die an Urlaubsgäste vermietet werden. In der Hochsaison halten sich bis zu viermal soviel Touristen wie Einheimische auf der Insel auf, jährlich sind es ca. 92.000 Übernachtungen. Trotz des unstabilen Seewetters und des hohen Preisniveaus ist die Insel in der Hochsaison regelmäßig ausgebucht.

Juist ist – wie die anderen ostfriesischen Inseln – ein Nordseeheilbad. Die gute Luft kommt zum einen durch das Nichtvorhandensein von Autos und Industrie und zum anderen durch kleine Salzwassertröpfchen, die mit der Brandung aufgewirbelt werden, zustande. Daher ist Juist ein beliebtes Ferienziel für Menschen mit Atembeschwerden, aber auch empfohlen bei schwerwiegenden Hautproblemen wie Neurodermitis und durch das Reizklima auch bei psychovegetativen Störungen.

Politik

Am 9. September 2001 wählten die Einwohner von Juist zum ersten Mal ihren Bürgermeister direkt. Der Bürgermeister nimmt gleichzeitig die Aufgaben des Gemeinde- und Kurdirektors wahr. Die Wahl gewann der aus Beverungen stammende Karl Josef Wederhake mit einem Ergebnis von 67,5% der Stimmen.[2]. Am 10. September 2006 erfolgte seine Wiederwahl für weitere acht Jahre mit 51,8% der Stimmen.[3]Er verstarb am 11. Juli 2008.[4]Eine vorzeitige Direktwahl für den Nachfolger des verstorbenen Bürgermeisters beschloss der Gemeinderat für den 30. November 2008.[5]

Die letzte Wahl für den 10-köpfigen Gemeinderat erfolgte zusammen mit der Bürgermeisterwahl am 10. September 2006. Die CDU wurde mit 6 Sitzen stärkste Fraktion im neuen Gemeinderat, die SPD und die Grünen erhielten je 2 Sitze.[6].

Wappen

Blasonierung: „In Blau drei goldene Dünen; in den oberen Ecken je ein sechszackiges silbernes Sporenrad, unten vier silberne Wellenleisten.“

Das Wappen von Juist wurde von Alf Depser entworfen und entstand nach Vorlage eines Siegels der Evangelischen Kirchengemeinde Juist. Aus diesem wurden die Dünen übernommen. Die zwei silbernen Sporenräder weisen auf die frühere Zugehörigkeit zum Landkreis Norden, hin.

Flagge

Die Flagge besteht aus drei gleich breiten Streifen weiß - blau - gelb mit dem etwas zum Liek verschobenen Gemeindewappen.

Siehe auch

Commons: Juist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Juist – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz: Seebrücke Juist
  2. Juist Töwerland – Historisches Seite 7
  3. Juist Net News – Knapper Sieg für Wederhake
  4. Nachruf als PDF-Dokument
  5. Juist Net News - Direktwahlen
  6. Juist Töwerland – Historisches Seite 8