Kleine schmutzige Briefe

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Film
Titel Kleine schmutzige Briefe
Originaltitel Wicked Little Letters
Produktionsland Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2023
Länge 101 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Thea Sharrock
Drehbuch Jonny Sweet
Produktion Graham Broadbent,
Olivia Colman,
Peter Czernin,
Ed Sinclair,
Jo Wallett
Musik Isobel Waller-Bridge
Kamera Ben Davis
Schnitt Melanie Oliver
Besetzung
Synchronisation

Kleine schmutzige Briefe (Originaltitel Wicked Little Letters) ist eine Filmkomödie von Thea Sharrock. Die Premiere des Films, der auf einer wahren Begebenheit basiert und in dem kleinen Küstenort Littlehampton spielt, dessen Einwohner die titelgebenden obszönen Briefe erhalten, erfolgte im September 2023 beim Toronto International Film Festival. Der Kinostart in Deutschland erfolgte Ende März 2024.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte spielt im beschaulichen Badeort Littlehampton in der Grafschaft Sussex

Um 1920. Als die Menschen in dem kleinen Küstenort Littlehampton skandalöse und obszöne Briefe erhalten, fällt der Verdacht sofort auf die feurige Rose Gooding, die das Sorgerecht für ihre Tochter verlieren könnte. Eine Gruppe von Frauen macht sich daran, das Rätsel zu lösen.[3]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmstab und Besetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regie führte Thea Sharrock. Es handelt sich bei Wicked Little Letters um ihren dritten Spielfilm nach Ein ganzes halbes Jahr von 2016 und Der einzig wahre Ivan von 2020. Das Drehbuch schrieb Jonny Sweet basierend auf einer wahren Begebenheit[3] Die „Littlehampton Letters“ erregten im Jahr 1920 die Öffentlichkeit und waren Gegenstand einer Debatte im britischen Unterhaus.[4] Edith Swann und andere Einwohner Littlehamptons hatten diese obszönen Briefe erhalten. Ihre enge Freundschaft mit ihrer Nachbarin Rose Gooding war bereits zuvor zerbrochen.[5]

Die Irin Jessie Buckley spielt Rose Gooding und die Britin Olivia Colman Edith Swan. Die beiden Schauspielerinnen standen bereits gemeinsam für Maggie Gyllenhaals Filmdrama Frau im Dunkeln vor der Kamera.[3] Alisha Weir, bekannt durch die Titelrolle der Musicalverfilmung Matilda, spielt Nancy Gooding, die Tochter von Rose. Die singapurische Schauspielerin Anjana Vasan spielt Police Officer Gladys Moss. In weiteren Rollen sind Timothy Spall als Ediths Vater Edward Swan, Gemma Jones als Victoria Swan und Hugh Skinner als Constable Papperwick zu sehen.

Dreharbeiten und Filmmusik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben dem in Sussex gelegenen Badeort Littlehampton entstanden Aufnahmen in Worthing und Arundel in der Grafschaft West Sussex.[6] Als Kameramann fungierte Ben Davis, der in der Vergangenheit für mehrere Filme innerhalb des Marvel Cinematic Universe tätig war.

Die Filmmusik komponierte die Britin Isobel Waller-Bridge.[7] Das Soundtrack-Album mit insgesamt 20 Musikstücken wurde am 23. Februar 2024 von Decca Records als Download veröffentlicht.[8]

Marketing und Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Weltpremiere fand am 9. September 2023 beim Toronto International Film Festival statt.[9] Ebenfalls im September 2023 wurde er bei der Filmkunstmesse Leipzig gezeigt.[10] Ende September, Anfang Oktober 2023 wurde der Film beim Zurich Film Festival vorgestellt.[11] Ende Oktober 2023 wurde der erste Trailer vorgestellt.[12] Am 4. Januar 2024 eröffnete der Film das Palm Springs International Film Festival.[13] Im Februar 2024 wurde der Film beim Santa Barbara International Film Festival gezeigt.[14] Der Kinostart in Deutschland und in der Deutschschweiz erfolgte am 28. März 2024.[15]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 72 Prozent positiv.[16] Bei Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 55 von 100 möglichen Punkten.[17]

Linda Mullan schreibt in ihrer Kritik bei outnow.ch, von einem Film, der in den 1920ern spielt, erwarte man normalerweise idyllische Naturbilder, leise leidende Menschen, eine tragische Geschichte in einer längst vergangenen Zeit und schöne Kostüme. Nach dieser Definition sei Thea Sharrocks Wicked Little Letters nur im entferntesten Sinn ein Kostümfilm, und auch sonst breche die Regisseurin mit den gängigen Klischees und Erzählmustern des Genres. Mullan beschreibt Wicked Little Letters als einen erfrischenden, unterhaltsamen und bitterbös witzigen Film in dem hübsch gekleidete englische Ladys wie Seemänner fluchen dürfen und sich gegen die Normen ihrer Zeit auflehnen. Die Männer hingegen kämen dabei durchs Band sehr schlecht weg, seien das die inkompetenten Polizisten, die Rose ohne Beweise festnehmen, oder Ediths tyrannischer Vater, der von Timothy Spall großartig widerlich gespielt werde. Alles in allem rege der Film trotz seiner leichten Momente und gerade wegen seiner subversiven Natur zum Nachdenken an und bleibe noch lange im Gedächtnis.[18]

Die Britin Olivia Colman und die Irin Jessie Buckley spielen Edith Swan und Rose Gooding
Die Britin Olivia Colman und die Irin Jessie Buckley spielen Edith Swan und Rose Gooding
Die Britin Olivia Colman und die Irin Jessie Buckley spielen Edith Swan und Rose Gooding

Christopher Diekhaus, Filmkorrespondent der Gilde deutscher Filmkunsttheater, erklärt in seiner Kritik, Kleine schmutzige Briefe entwerfe einen provinziellen Mikrokosmos, in dem durch die unerhörten Schreiben ein erschreckendes Ausmaß an Misogynie, Bigotterie und Rassismus schonungslos zu Tage trete: „Frauen haben in diesem 1920er-Jahre-Setting bei Entscheidungen den Mund zu halten, müssen sich fügen, sollen brav und artig ihre Hausarbeiten verrichten und stets höflich bleiben.“ Männer dagegen dürften fluchen, und mit Ediths Vater habe Jonny Sweet die schlimmste Ausprägung des herrschenden Patriarchats in das Drehbuch gezeichnet. Obschon die Geschichte in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg spielt, fühle man sich des Öfteren an unsere leider nicht nur schöne Onlinewelt erinnert, so Diekhaus: „Hassrede und Slutshaming – traurige Phänomene unserer digitalen Gegenwart – sind keine neuen Erfindungen, sondern auch im durch und durch analogen frühen 20. Jahrhundert schon sehr präsent.“ Der Krimiplot, die Suche nach dem wahren Schreiberling, strotze nicht gerade vor Überraschungen, habe aber immerhin zwei, drei böse Pointen zu bieten. Anjana Vasan überzeuge zudem als zurückhaltende, gleichwohl hartnäckige Spurensucherin, während sich Olivia Colman und Jessie Buckley ein Funken sprühendes Duell lieferten. Besonders Erstere wisse zu glänzen, sei ihr zwischen frommer Biederkeit, Verletzlichkeit und Bosheit oszillierender Part doch die anspruchsvollste der drei Hauptrollen.[19]

Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutsche Synchronisation entstand nach einem Dialogbuch von Tobias Neumann und der Dialogregie von Kathrin Neusser im Auftrag der EVA Studios Germany GmbH in Berlin.[20]

Darsteller Synchronsprecher Rolle
Olivia Colman Christin Marquitan Edith Swan
Timothy Spall Axel Lutter Edward Swan
Gemma Jones Katharina Lopinski Victoria Swan
Jessie Buckley Manja Doering Rose Gooding
Alisha Weir Asya Tolaz Nancy Gooding
Joanna Scanlan Daniela Hoffmann Ann
Michael Kirby Tobias Schmitz Bill
Paul Chahidi Hans Hohlbein Chief Constable Spedding
Hugh Skinner Henning Nöhren Constable Papperwick
Lolly Adefope Elisa Bannat Kate
Eileen Atkins Kornelia Boje Mabel
Richard Goulding Romanus Fuhrmann Mr. Scales
Jason Watkins Uwe Büschken Mr. Treading
Anjana Vasan Sarah Alles Officer Gladys Moss
Tim Key Roland Wolf Pater Ambrose
Cyril Nri Thomas Schmuckert Richter Maccleston
Tim McMullan Bernd Vollbrecht Richter #1

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Kleine schmutzige Briefe. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 252161).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Alterskennzeichnung für Kleine schmutzige Briefe. Jugendmedien­kommission.
  3. a b c Colman erhält „Wicked Little Letters“. In: Blickpunkt:Film, 16. Mai 2022.
  4. Shola Lee: Littlehampton: Wicked Little Letters based on 100-year-old Sussex scandal. In: bbc.com, 29. Februar 2024.
  5. Peter Ross: The true story of the foul-mouthed poison pen letters that inspired Olivia Colman's new film. In: history.co.uk. Abgerufen am 29. März 2024.
  6. Phil de Semlyen: Where was 'Wicked Little Letters' filmed? The real-life filming locations in Sussex. In: timeout.com, 22. Februar 2024.
  7. Isobel Waller-Bridge Scoring Thea Sharrock’s 'Wicked Little Letters'. In: filmmusicreporter.com, 5. September 2023.
  8. 'Wicked Little Letters' Soundtrack Album Details. In: filmmusicreporter.com, 16. Februar 2024.
  9. Wicked Little Letters. In: tiff.net. Abgerufen am 16. August 2023.
  10. Filme auf der 23. Filmkunstmesse Leipzig 2023. In: filmkunstmesse.de. Abgerufen am 3. August 2023. (PDF; 545 KB)
  11. Barbara Schuster: Zürichs Gala Premieren um weitere Highlights bereichert. In: Blickpunkt:Film, 7. September 2023.
  12. Chris Schelb: Achtung, viele Schimpfwörter: Erster Trailer zur frechen Komödie «Wicked Little Letters» mit Olivia Colman und Jessie Buckley. In: outnow.ch, 26. Oktober 2023.
  13. „Das Lehrerzimmer“ und „Anselm“ in Palm Springs. In: Blickpunkt:Film, 6. Dezember 2023.
  14. 2024 Program Announcement. In: sbiff.org. Abgerufen am 2. Februar 2024.
  15. Chris Schelb: «Wicked Little Letters»: Olivia Colman und Jessie Buckley im Interview über die wunderbare Welt der Fluchwörter. In: outnow.ch, 23. März 2024.
  16. Wicked Little Letters. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 28. März 2024.
  17. Wicked Little Letters. In: Metacritic. Abgerufen am 28. März 2024.
  18. Linda Mullan: Filmkritik: Hier geht die Post ab! In: outnow.ch, 16. September 2023.
  19. Christopher Diekhaus: Kleine schmutzige Briefe. In: programmkino.de. Abgerufen am 29. März 2024.
  20. https://www.synchronkartei.de/film/57682