Krebs (Sternbild)

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Sternbild
Krebs
Legende
Astronomischer Name Cancer
Genitiv Cancri
Kürzel Cnc
Rektaszension 7552007h 55m 20s bis 9223509h 22m 35s
Deklination 2062812+6° 28′ 12″ bis 2330829+33° 08′ 29″
Fläche 505,872 deg²
Rang 31
Voll­stän­dig sicht­bar 90° N bis 57,1° S
Beob­achtungs­zeit für Mittel­europa Winter
Anzahl der Sterne heller als 3 mag 0
Hellster Stern (Größe) Altarf (3,52 mag)
Meteorströme

Delta-Cancriden

Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Quellen IAU
Sternbild Krebs mit den offenem Sternhaufen M 44 (Bildmitte) und M 67 (unten links).

Der Krebs (lateinisch Cancer, astronomisches Zeichen ♋) ist ein Sternbild auf der Ekliptik.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sternbild Krebs, wie es mit dem bloßen Auge gesehen werden kann

Der Krebs ist ein unauffälliges Sternbild, das aus relativ lichtschwachen Sternen gebildet wird. Der hellste, β Cancri (Altarf), erreicht lediglich die 3. Größenklasse. Das Sternbild ist daher etwas schwierig zu entdecken. Am besten findet man es, indem man einer gedachten Linie zwischen den markanten Sternbildern Zwillinge (Gemini) und Löwe (Leo) folgt. Die Sterne des Krebses formen ein auf dem Kopf stehendes Y.

Der Krebs gehört zu den Tierkreiszeichen, also denjenigen Sternzeichen, durch die die Ekliptik läuft. Die Sonne befindet sich jedes Jahr vom 21. Juli bis zum 10. August im Sternbild Krebs.

Das Sternbild enthält zwei interessante offene Sternhaufen: den bereits mit bloßem Auge sichtbaren M 44 (Praesepe, Krippe), und M 67.

Auf der slowenischen 50-Eurocentmünze ist das Sternbild Krebs erkennbar.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stich des Sternbildes Krebs

Bereits um 3000 v. Chr. war das Sternbild Krebs im Alten Ägypten unter dem Namen Ab-Schetui bekannt und symbolisierte eine Schildkröte. Im Neuen Reich wurde das Sternbild der Schildkröte mit dem Skarabäus ergänzt, der die Unsterblichkeit repräsentierte und wie die Schildkröte für Tod und Wiedergeburt des Nils im Zusammenhang mit der Nilschwemme stand. Die Babylonier sahen im Sternbild Krebs ebenso eine Schildkröte.

Die Griechen der Antike sahen in der Konstellation einen Krebs. Unter dieser Bezeichnung nahm es Ptolemäus in seine Beschreibung der 48 Sternbilder auf.

In einem astronomischen Manuskript aus dem 12. Jahrhundert wird das Sternbild als Wasserkäfer dargestellt. In einem 1489 erschienenen Werk beschreibt es der arabische Astronom Albumasar als Flusskrebs.[1] In den Karten des Jakob Bartsch aus dem 17. Jahrhundert wird es als Hummer dargestellt.

Zur Zeit der Antike erreichte die Sonne im Krebs den höchsten Punkt ihrer Bahn, der die Sommersonnenwende markiert. In diesem Punkt beträgt die Deklination + 23° 26', dies entspricht dem Winkel, um den die Ekliptik gegenüber dem Himmelsäquator geneigt ist. Von diesem Punkt aus beginnt die Sonne wieder den Abstieg auf ihrer Bahn. Daraus ist die heute noch gebrauchte Bezeichnung Wendekreis des Krebses für den nördlichen Wendekreis (23,5° Nord) entstanden. An allen Orten, die auf diesem Breitengrad liegen, läuft die Sonne am Tag der Sommersonnenwende durch den Zenit.

Allerdings wechselte der Sommerpunkt infolge der Präzession der Erdachse bereits im Jahre 15 v. Chr. in die Zwillinge und im Jahre 1990 in das Sternbild Stier (nach heutigen Sternbildgrenzen).

Mythologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Krebs taucht als Nebenfigur in mehreren griechischen Sagen und Dichtungen auf.

So soll Zeus ihn als Belohnung an den Himmel versetzt haben, weil er die Flucht einer Nymphe vor dem aufdringlichen Göttervater durch Kneifen verhinderte.

Einem anderen Ursprung nach wird er mit den Heldentaten des Herakles in Verbindung gebracht. Bei seinem Kampf mit der vielköpfigen Hydra tauchte aus den Sümpfen ein riesiger Krebs auf, der den Helden attackierte. Herakles gelang es allerdings, das Untier zu zertreten. Zum Dank wurde der Krebs von Hera, der Gattin des Zeus, an den Himmel versetzt. Herakles war Hera verhasst, da er ein unehelicher Sohn des Zeus war. Herakles und die Hydra wurden als die Sternbilder Herkules und Wasserschlange ebenfalls am Himmel verewigt.

Die Namen der beiden Sterne Asellus Borealis (γ Cancri) und Asellus Australis (δ Cancri) bedeuten im lateinischen nördlicher und südlicher Esel. Sie sollen der Mythologie nach zwei Lasttiere darstellen, die den Gott Dionysos durch mehrere Länder trugen.

Einem anderen Mythos nach ritt Dionysos mit den Eseln in eine Schlacht zwischen den Göttern und Giganten. Die Giganten, die zuvor noch nie solche Tiere zu Gesicht bekommen hatten, gerieten durch das Geschrei der Grautiere so in Panik, dass sie den Kampf verloren.

Meteorströme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Zeit um den 16. und 17. Januar kann der Meteorstrom der Delta-Cancriden beobachtet werden, deren Radiant im Krebs liegt.

Himmelsobjekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sterne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

B F Namen o. andere Bezeichnungen Größe Lj Spektralklasse
102β 17 Altarf, Al Tarf, Tarf 3,53m 230 K4 III
104δ 47 Asellus Australis 3,94m 150 K0 III
109ι 48 3,9 m 300 G6 + A3
101α 65 Acubens, Al Zubanah, Sertan, Sartan 4,26m 180 A3
103γ 43 Asellus Borealis 4,66m 160 A1 V
106ζ 16 Tegmen 4,7m ca. 82 F7 V + F9 V + G0 V + M
400 RS 5,0 bis 5,6m 2000 M6 II
122χ 18 5,13m
400 8 5,14m
114ξ 77 5,16m
115ο1 62 5,22m
110κ 70 5,23m
117ρ2 58 5,23m
118σ3 64 5,23m
117ρ1 55 Copernicus 5,3m 45 G8 + M3
107η 33 5,33m
108θ 31 5,33m
116π 55 5,36m
400 57 5,40m 600 G8 + K0
119τ 72 5,42m
118σ2 59 5,44m
400 60 5,44m
113ν 69 5,45m
400 27 5,56m
121φ1 22 5,58m
121φ2 23 5,6m 400 A3 + A6
400 X 5,6 bis 7,5m 2000 C6 II
400 45 5,62m
400 15 5,62m
400 49 5,42m
118σ1 51 5,67m
115ο2 63 5,68m
120υ1 30 5,71m
123ψ 14 5,73m

Beta Cancri ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,52m der hellste Stern im Krebs. Er ist ein orange leuchtender Riesenstern der Spektralklasse K4 in etwa 200 Lichtjahren Entfernung.

Der Name Altarf stammt aus dem arabischen und bedeutet „Auge“.

Die Sterne Gamma und Delta Cancri tragen die lateinischen Name Asellus Borealis und Asellus Australis, „nördlicher und südlicher Esel“. Sie sind 160 bzw. 150 Lichtjahre entfernt. Delta Cancri liegt in unmittelbarer Nähe der Ekliptik. Er wird daher manchmal vom Mond oder von den Planeten bedeckt.

Alpha Cancri (Acubens, arabisch „die Scheren (des Krebses“)) ist ein 180 Lichtjahre entfernter Stern der Spektralklasse A5.

Doppelsterne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Objekt Größen Abstand
φ2 6,3m/6,3m 5,2"
ι 4,0m/6,6m 30,5"
ρ1 6,0m/6,2m 275"
57 6,0m/6,4m 1,4"

Rho1 Cancri (Copernicus) ist ein Doppelsternsystem in 45 Lichtjahren Entfernung, mit einem gelblich der Spektralklasse G8 und einem tiefrot leuchtenden Stern der Spektralklasse M3.

Iota Cancri ist 300 Lichtjahre entfernt und besteht aus zwei Sternen der Spektralklassen G6 und A3. Beide Systeme können bereits mit einem kleineren Teleskop in Einzelsterne aufgelöst werden. Zur Trennung der anderen Doppelsterne benötigt man ein größeres Teleskop.

Veränderliche Sterne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Objekt Größe Periode Typ
R 6,07m bis 12,3m ca. 357 Tage Mirastern
X 5,6m bis 7,5m ca. 180 Tage halbregelmäßig veränderlich
RS 5,0m bis 5,6m ca. 120 Tage halbregelmäßig veränderlich
DX 14,8m
HM 21,0m

R Cancri ist ein etwa 830 Lichtjahre entfernter roter Mirastern, dessen scheinbare Helligkeit mit einer Periode von etwa 357 Tagen zwischen 6,07 und 12,3m schwankt. Sein Spektraltyp variiert zwischen M6e und M9e.[2]

X Cancri ist ein halbregelmäßig veränderlicher Stern in 2.000 Lichtjahren Entfernung. Er ist tiefrot und gehört der Spektralklasse C6 an. In einem Rhythmus von etwa 180 Tagen verändert sich die scheinbare Helligkeit zwischen 5,6 und 7,5m.

RS Cancri ist ebenfalls halbregelmäßig veränderlich. Er ist ebenfalls 2.000 Lichtjahre entfernt, sehr rötlich und gehört der Spektralklasse M6 an. Seine Helligkeit variiert in etwa 120 Tagen zwischen 5,0 und 5,6m.

Messier- und NGC-Objekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Messier (M) NGC sonstige Größe Typ Name
M44 2632 3,5m Offener Sternhaufen Praesepe
M67 2682 7,0m Offener Sternhaufen

Im Krebs befinden sich zwei offene Sternhaufen, die der französische Astronom und Kometenjäger Charles Messier in seinen Katalog nebliger Objekte (Messierkatalog) aufnahm.

M44, der auch unter dem Namen Praesepe (Krippe) bekannt ist, liegt etwas westlich der gedachten Verbindungslinie von Gamma Cancri und Delta Cancri. Er ist in einer dunklen Nacht bereits mit dem bloßen Auge zu erkennen. Im Fernglas bietet er einen prächtigen Anblick. M44 ist etwa 500 Lichtjahre entfernt und enthält über 300 Sterne der Größenklassen zwischen 6 und 12m.

M67 steht westlich von Gamma Cancri. Im Fernglas erscheint er als nebliges Fleckchen. Im Teleskop bietet er einen sehr schönen Anblick. M67 ist 2700 Lichtjahre entfernt und enthält etwa 60 Sterne.

Planeten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um Copernicus A wurde in den letzten Jahren ein ganzes Planetensystem mit bisher fünf nachgewiesenen Exoplaneten entdeckt. Das System befindet sich etwa 13 Parsec von der Sonne entfernt.[3]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sternbild Krebs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Krebs – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Introduction to Astronomy, Containing the Eight Divided Books of Abu Ma'shar Abalachus. In: World Digital Library. 1506, abgerufen am 16. Juli 2013.
  2. R Cnc im International Variable Star Index.
  3. 55 Cnc (englisch) – Eintrag bei Extrasolar Planets Encyclopaedia