Lütter (Eichenzell)

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Lütter
Gemeinde Eichenzell
Koordinaten: 50° 29′ N, 9° 45′ OKoordinaten: 50° 28′ 37″ N, 9° 45′ 29″ O
Höhe: 317 (314–362) m ü. NHN
Fläche: 6,24 km²[1]
Einwohner: 1154 (2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 185 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36124
Vorwahl: 06656

Lütter ist ein Ortsteil der Gemeinde Eichenzell im osthessischen Landkreis Fulda.

Geographische Lage

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Blick auf Lütter mit der Firma Förstina

Lütter liegt in den westlichen Ausläufern der Rhön östlich von Rönshausen an der Einmündung der Lütter in die Fulda. Im Ort treffen sich die Landesstraßen 3307 und 3458. Lütter hat einen Bahnhof an der Bahnstrecke Fulda–Gersfeld.

Kirche „Zum Heiligen Kreuz“ mit dem alten Wehrturm als Kirchturm

Mittelalter

Das Dorf war auch Gerichtsplatz und wurde erstmals als „Luutra“ am 27. März 815 im sogenannten Retzbacher Vertrag zwischen dem Würzburger Bischof Wolfgar und dem Fuldaer Abt Ratgar urkundlich erwähnt. Lütter war zu dieser Zeit in der Grundherrschaft des Klosters Fulda.

Bereits im Jahre 1455 wurde eine Kapelle mit einem Marienaltar errichtet. Das Patrozinium Heilig Kreuz kam 1509 hinzu und Maria (1509), erhielt einen Nebenaltar. Heilig Kreuz war im Jahr 1656 nur noch das Patrozinium. 1455 zählte Lütter als Filiale von Dietershausen. Während der Reformationswirren erfolgte ein Bekenntniswechsel. Es erfolgte die Einführung der Reformation ab 1537 durch die Herren von Ebersberg. Ein katholischer Bekenntniswechsel erfolgte wieder im Jahre 1603. Unter Fürstabt Balthasar von Dernbach kehrten anlässlich einer Rekatholisierung die Einwohner wieder zur katholischen Kirche zurück. 1812 wurde Lütter zur Pfarrei erhoben.

Aus einer früheren Urkunde von 812 geht ein „Hlutra“ hervor. Hierbei handelt es sich jedoch nur um die erste Erwähnung des Flusses Lütter. Die 1175-Jahr-Feier 1991 wurde ein Jahr zu spät gefeiert. Ein weiterer historischer Ortsname ist Hart

Gericht Lütter vor der Hart

Im Jahre 1368 versetzte das Kloster Fulda seine Hälfte des Gerichts vor der Hart denen von Ebersberg genannt von Weyhers (Fuld. Kopiar 10, 251). Es kam zu einem weiteren Verkauf an die Herren von Haun. Diese verkauften ihre Hälfte (das. 180) 1413 an das Kloster Fulda. Die v. Ebersberg gen. v. Weyhers und Fulda waren noch im 18. Jahrhundert im Besitz jeder Hälfte, erstere als fuldisches Lehen.

Im Dreißigjährigen Krieg und der Schlacht bei Hessisch Oldendorf wechselte die Hoheit über das Gebiet des Klosters Fulda. Bei der hessischen Besitzergreifung Fuldas 1633 rechnete man zum Gericht Lütter vor der Hart die Orte Gersfeld, Hettenhausen, Lütter, Memlos, Oberlütter, Poppenhausen, Ried, Schmalnau, Thalau und Weyhers (Reimer). In den späteren Jahren 1819 war es das Landgericht Weyhers.

1787 zählte Lütter zur Fürstabtei Fulda, Amt Weyhers, welches je zur Hälfte der (Propstei Johannesberg und Propstei Michaelsberg) zugeordnet war.

Nach der Säkularisation des Klosters Fulda von 1803 bis 1806 gehörte Lütter zum Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda, Fürstentum Fulda, Amt Weyhers. Von 1814 bis 1866 gehörte es zum Königreich Bayern Amt Gersfeld.

Neuzeit ab 1945

Kurz vor Kriegsende fielen rund 500 Sprengbomben bei einem schweren Bombenangriff der Alliierten am 6. Februar 1945 um 11.45 Uhr aus 15 Flugzeugen auf Lütter. Dabei starben 12 Dorfbewohner und 28 wurden zum Teil schwer verletzt. Zerstört wurden acht Wohn- und zwölf Wirtschaftsgebäude sowie rund 30 andere Gebäude. Lütter war am Nachmittag ein Trümmerfeld. Die Kirche war schwer beschädigt. Auch die Bahnstrecke Fulda – Gersfeld wurde getroffen und war lange Zeit nicht nutzbar.[3][4]

Später wurde ermittelt, dass die Alliierten die deutsche Treibstoffproduktion und das Verkehrsnetz im Raum Magdeburg zerstören wollten. Wegen schlechter Sicht konnten die Hydrierwerke im Magdeburger Raum nicht angegriffen werden. Die Bombergeschwader lösten sich in einzelne Gruppen auf, die sich auf dem Heimflug günstige Abwurfstellen suchten, um ihre Ladung abzuwerfen, wie über Lütter.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Lütter im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Eichenzell eingemeindet.[5][6] Für den Ortsteil Lütter wurde, wie für die übrigen Ortsteile von Eichenzell, ein Ortsbezirk eingerichtet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Lütter angehört(e):[1][8]

Einwohnerentwicklung

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• 1812: 37 Feuerstellen, 336 Seelen[1]
Lütter: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2023
Jahr  Einwohner
1812
  
336
1834
  
507
1840
  
513
1846
  
497
1852
  
481
1858
  
500
1864
  
552
1871
  
487
1875
  
480
1885
  
411
1895
  
415
1905
  
444
1910
  
468
1925
  
522
1939
  
553
1946
  
734
1950
  
732
1956
  
674
1961
  
707
1967
  
773
1970
  
784
1980
  
?
1990
  
?
1996
  
1.015
2000
  
1.043
2005
  
1.054
2011
  
1.056
2016
  
1.123
2020
  
1.088
2023
  
1.154
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Eichenzell[9]; Zensus 2011[10]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lütter 1056 Einwohner. Darunter waren 45 (4,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 219 Einwohner unter 18 Jahren, 474 zwischen 18 und 49, 185 zwischen 50 und 64 und 192 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 420 Haushalten. Davon waren 126 Singlehaushalte, 90 Paare ohne Kinder und 165 Paare mit Kindern, sowie 30 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 81 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 303 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1885: 1 evangelischer (= 0,24 %), 397 katholische (= 96,59 %), 13 jüdische (= 3,16 %) Einwohner[1]
• 1961: 22 evangelische (= 3,11 %), 682 katholische (= 96,46 %) Einwohner[1]

Für den Ortsteil Lütter besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Lütter) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 67,77 %. Dabei wurden gewählt: zwei Mitglieder der „Bürgerliste Eichenzell“ (BLE) und fünf Mitglieder der CDU.[11] Der Ortsbeirat wählte Simon Jestädt zum Ortsvorsteher.[12]

Sehenswürdigkeiten

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Die Ahornschule, eine Grundschule, ist für die Orte Lütter, Rönshausen und Welkers zuständig. Weiterhin gibt es im Ort einen katholischen Kindergarten und ein Bürgerhaus.

Söhne und Töchter des Ortes

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  • Michael Mott: Kurzweiliges Plädoyer für die Heimatliebe/Das Rhöndorf Lütter feierte vier Tage lang sein 1175jähriges Bestehen. In: Fuldaer Zeitung, 27. August 1991, S. 12.
  • Literatur über Eichenzell-Lütter nach GND In: Hessische Bibliographie

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Weyhers) und Verwaltung.
  3. Infolge des Deutschen Krieges.
  4. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  5. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Eichenzell.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Lütter, Landkreis Fulda. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen, Daten & Fakten. Gemeinde Eichenzell-Kreis: Fulda, abgerufen im November 2024.
  3. Als vor 75 Jahren Bomben fielen: Angriff auf Lütter fordert zwölf Tote, auf fuldaerzeitung.de, abgerufen am 11. Januar 2021
  4. Video mit Berichten von Zeitzeugen (teilweise in Rhöner Platt), auf youtube.com
  5. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 53 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 394 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 151 kB) § 2. In: Webauftritt. Gemeinde Eichenzell, abgerufen im Januar 2022.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Einwohner Lütter: 2016 (HW), 1996–2020 (HW+NW) Abkürzungen für die Art des Wohnsitzes
  10. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 6 und 62, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Dezember 2020;.
  11. Ortsbeiratswahl Lütter. In: Votemanager. Gemeinde Eichenzell, abgerufen im November 2024.
  12. Ortsbeiräte Eichenzell. In: Webauftritt. Gemeinde Eichenzell, abgerufen im Oktober 2024.
  13. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbesondere S. 549.