Mario Campi

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Mario Campi (* 18. April 1936 in Zürich; † 15. Dezember 2011 in Lugano)[1][2] war ein Schweizer Architekt und Universitätsprofessor.

Mario Campi (1997)

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mario Campi besuchte als Sohn italienischer Eltern in Zürich die Primarschule. Später zog seine Familie nach Lugano, wo er das Gymnasium abschloss. Bis 1960 studierte er Architektur an der ETH Zürich und diplomierte bei Paul Waltenspühl. Anschließend arbeitete er bei verschiedenen Tessiner Architekten, u. a. bei Peppo Brivio und Luigi Chiesa (Architekt des Kinos "Arlecchino"[3]). Dort traf er Franco Pessina, mit dem er in Lugano ab 1962 zusammenarbeitete und ab 1969 mit Niki Piazzoli die Bürogemeinschaft Campi-Pessina-Piazzoli (CCP) gründete. Diese blieb bis 1982 bestehen. Die weitere Kooperation mit Franco Pessina (1983 bis 1997)[4] firmierte als MARIO CAMPI-FRANCO PESSINA, ARCHITETTI FAS E ASSOCIATI und wurde im September 1992 als "MARIO CAMPI - ARCHITETTO FAS E ASSOCIATI SA, Lugano" in das Schweizer Handelsregister eingetragen.

Campi lehrte an der ETH Zürich (Gastdozent: 1975–1976, Professor: 1985–2001[5]), der Syracuse University, der Cornell University, der Rhode Island School of Design, dem Virginia Polytechnic Institute and State University, dem Southern California Institute of Architecture, der Princeton University, der Columbia University und an der Harvard University. 1988 wurde er Dekan der Architekturabteilung der ETH Zürich.

Kurz vor seiner Emeritierung im September 2001, demonstrierte Campi in einem "Joint venture" mit der Tongji-Universität, Shanghai und Studenten des 3. und 4. Entwurfssemesters an der ETH Zürich noch einmal sein grundsätzliches Anliegen als Professor: Die "zunehmende Urbanisierung ist eine Frage von Quantität und Qualität in der Architektur", die nur durch "Untersuchung über die Signifikanz der städtebaulichen Probleme und deren Verbindung im Entwurf" gelöst werden kann.[6]

Campi, als ein Vertreter der Tessiner Schule[7], "die mit Botta, Galfetti, Snozzi und Vacchini und anderen ab Ende 1975 dank der Zürcher Ausstellung «Tendenzen – Neuere Architektur im Tessin»[8] fast über Nacht zu internationalen Ehren kam, und einen in den Jahren der postmodernen Popularisierung der Baukunst vielbeachteten Regionalismus begründete"[9], postulierte schon damals als praktizierender Architekt, "dass sich Analyse und Entwurf einander bedingen".

Am anschaulichsten zeigt sich das bei einem "Atriumhaus", das 1978 auf einer Anhöhe oberhalb von Lugano für die Familie des Anwalts Franco Felder realisiert wurde. Abgeleitet von historischen Bautypen, werden Aussenraum und Innenhof verzahnt und die Gebäudehülle aufgelöst.

Diese Haltung präzisiert er noch einmal 1995: "Entwerfen und Forschen sind an sich ähnliche Tätigkeiten. Entwerfen ist nicht ein festes Regelwerk beachten, sondern im Sinne einer Forschung, die Regeln für den Entwurf selbst herzuleiten und zu begründen. Entwerfen kann sich nicht an einer geschlossenen Wahrheit messen, sondern lediglich an einer Reihe von Kriterien, in welchen sich jene Haltung abbildet, welche uns als kultureller Standort interessiert."[10]

Nach seiner Pensionierung hielt er weiterhin Vorträge[11], betrieb sein eigenes Büro[12] und baute neben der Schweiz auch in Deutschland[13], in Schweden und in China.[14] Die letzten Projekte unter Mitwirkung von Rosario Galgano, die nach seinem Ableben fertiggestellt wurden, sind das Mehrgenerationenzentrum "Opera Mater Christi" in Grono (2014)[15][16], das aus einem Architektenwettbewerb mit 21 Teilnehmern im Jahre 2009 resultiert[17] und das "Centro POLIS", ein Multifunktionszentrum in Pregassona (2015)[18] mit der damals grössten fassadenintegrierten Photovoltaikanlage im Tessin[19]

Ab Februar 2010 gab es rechtliche Veränderungen im Büro, das nach Campis Ableben bis Mitte 2019 dem Namen nach weiter bestand und im April 2020 aus dem Handelsregister gelöscht wurde.[20]

Bauten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Madonna di Fatima, Fraktion Giova-Buseno
Fünf Finger des HCI-Gebäudes der ETH Hönggerberg

Assistenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Quelle:[44][45])

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kenneth Frampton (Hrsg.): Mario Campi-Franco Pessina, Architects : CPP, with essays by Werner Seligmann and Jorge Silvetti; photographed and compiled by Eduard Hueber; Rizzoli International Publications, New York, engl. Ausgabe 1987, ISBN 0-8478-0799-1
  • Kristin Feireiss (Hrsg.): Mario Campi, Franco Pessina: Bauten und Projekte, 1962–1994. Ernst & Sohn, Berlin 1994, ISBN 3-433-02436-7.
  • Mario Campi und Pippo Ciorra: Young Italian architects. Giovani architetti italiani. Birkhäuser, Basel/Boston 1998, ISBN 3-7643-5783-5.
  • Mario Campi: Skyscrapers: an architectural type of modern urbanism. Birkhäuser, Basel/Boston, bilingual edition, 2000, ISBN 3-7643-6130-1.[46]
  • Mario Campi, Franz Bucher, Mirko Zardini: Annähernd perfekte Peripherie: Glattalstadt/Greater Zurich Area. Birkhäuser, Basel 2001, ISBN 3-7643-6311-8.
  • Karin Möllfors (Hrsg.): Mario Campi, Architekturen und Entwürfe / Architectures and Architectural Designs: Architect 1985-2000. Birkhäuser, Basel 2001, ISBN 3-7643-6443-2.
  • Ákos Moravánszky: Der Realismus als Denkweise – Mario Campi 1936-2011., Research Collection ETH, Februar 2012[47]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mario Campi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ivo Bösch: Nachruf Mario Campi in: Hochparterre, 2. Januar 2012.
  2. Tomaso Zanoni: Nachruf Mario Campi., in: Werk, Bauen + Wohnen, Band: 99, Heft 1–2 (2012), abgerufen am 25. September 2023.
  3. Cinema Arlecchino in Brissago, In: "espazium.ch", online, Nr. 4. 2018, abgerufen am 5. Oktober 2023
  4. Mario Campi - 1936 – 2011., in "Architekturbibliothek CH", abgerufen am 24. September 2023.
  5. Publkationsliste 1985 - 1996., In: archive.arch.ethz.ch, abgerufen am 20. Oktober 2023.
  6. Mario Campi mit A. Felicioni, A. Soliman, He Ying, B.Düby, K. Möllfors, S. Schweizer und S.Thu: Das Shanghai Projekt - Architektur und Entwurf, in: Jahrbuch 2001. Department Architektur, ETH Zürich, PDF-Online, abgerufen am 25. September 2023.
  7. Nicola Navone: Architecture in Ticino, 1945-2000. A historical-critical itinerary between resistance and disenchantment., engl. in: Academia.edu, 2019, abgerufen am 26. September 2023.
  8. Martin Steinmann, Thomas Boga: "Tendenzen. Neuere Architektur im Tessin", GTA, Zürich 1977 (3. Auflage), ISBN 3-85676-002-4.
  9. Roman Hollenstein: Verstand und Gefühl, NZZ, 29. Juli 2006, in: nextroom online, abgerufen am 25. September 2023.
  10. Campi•Pessina: Was steht uns in Zukunft bevor?, In: "Das kleine Forum in der Stadelhofer Passage Zürich", Katalog zur Sechzehnten Plakatausstellung, Mai 1995
  11. „Architektur-Positionen“ an der TU Kaiserslautern – Mario Campi[1]
  12. All-Competition-Works. (Memento vom 16. April 2016 im Internet Archive), Memento der Webseite von "MARIO CAMPI ARCHITETTO FAS E ASSOCIATI SA", in: Internet Archive, 16. April 2016, abgerufen am 15. Oktober 2023.
  13. Kulturkaufhaus Dussmann, in Berlin 1995–1997, mit Miroslav Volf und Franco Pessina.
  14. All Selected Works. (Memento vom 4. November 2016 im Internet Archive), Memento der Webseite von "MARIO CAMPI ARCHITETTO FAS E ASSOCIATI SA", in: Internet Archive, 4. November 2016, abgerufen am 27. September 2023.
  15. Mehrgenerationenzentrum in Grono/Graubünden, Webseite des Zentrums, abgerufen am 27. September 2023.
  16. Broschüre zur feierlichen Einweihung des Altenzentrums., Webseite des Zentrums, abgerufen am 27. September 2023.
  17. Seniorenresidenz Opera Mater Christi.In: Webseite von "Fanzun AG Architekten", Ersteller der Machbarkeitsstudie, abgerufen am 27. September 2023.
  18. Centro polifunzionale di Pregassona., offizielle Webseite der Kommune von Lugano, abgerufen am 27. September 2023,
  19. Grösste fassadenintegrierte Photovoltaikanlage im Tessin., Webseite der **Sunage" AG, Schweiz, abgerufen am 27. September 2023.
  20. Mario Campi - architetto FAS e associati SA, Lugano, Schweiz., In: "North Data" Firmenverzeichnis, abgerufen am 27. September 2023.
  21. Casa Vanini., Foto in: Kristin Feireiss (Hrsg.): Mario Campi, Franco Pessina: Bauten und Projekte, 1962–1994. Ernst & Sohn, Berlin 1994, ISBN 3-433-02436-7.
  22. Maria Luisa Delcò: Scuola dell'infanzia Povrò, In: "Espazium" online, 23. April 2015, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  23. Casa Filippini., In: Webseite "Vitruvio.ch", abgerufen am 26. September 2023.
  24. Museo Civico Castello di Montebello., Webseite des Museums, abgerufen am 26. September 2023.
  25. Umbau des Castello di Montebello., Projekteintrag in: ArchInform, abgerufen am 27. September 2023.
  26. Scuola consortile di Caslano., Foto von der Webseite des "Istituto scolastico di Caslano", abgerufen am 17. Oktober 2023.
  27. Campi Mario, Pessina Franco, Piazzoli Niki: Ein Haus und seine Analyse : Haus Felder, Lugano, 1978. 1. April 1981, doi:10.5169/SEALS-51933.
  28. Eingangsbereich des Palazzo Albertolli nach Umbau 1978
  29. ofhouses. Abgerufen am 29. Dezember 2020 (englisch).
  30. Casa Boni., Webseite ELARA FRITZENWALDEN, Archiv
  31. Casa Boni., Foto in: Kristin Feireiss (Hrsg.): Mario Campi, Franco Pessina: Bauten und Projekte, 1962–1994. Ernst & Sohn, Berlin 1994, ISBN 3-433-02436-7.
  32. Dirty realism and Europe on the edge of postmodernity. Abgerufen am 24. September 2023 (englisch).
  33. Paolo Fumagalli: Rationale Paradigmen : Wohneinheit in Massagno, 1983-1985 : Architekten Mario Campi und Franco Pessina = Paradigmes rationnels., Werk, Bauen + Wohnen, Band 73 (1986), PDF [2], abgerufen am 26. September 2023.
  34. Paolo Fumagalli: Ein Haus mit Innenhof : Architekten Mario Campi und Franco Pessina : Einfamilienhaus in Breganzona, Werk, Bauen + Wohnen, Band 74 (1987), [3], abgerufen am 28. September 2023.
  35. M. Campi, Mirko Zardini: Campi • Pessina, "Das kleine Forum in der Stadelhofer Passage Zürich", Sechzehnte Plakatausstellung, Mai 1995
  36. Un Palazzo : Zürich : Mario Campis Chemiegebäude für die ETH. Benedikt Loder: [4] in: Hochparterre, Band: 14, Heft 10 (2001),
  37. Patricia Senn: Ein neues Stadtquartier entsteht., In: "Höngger Zeitung" online, 28. März 2018, abgerufen am 20. Oktober 2023.
  38. Gabriele Neri: Il Centro Svizzero di Milano., In: "Espazium" online, 6. August 2015, abgerufen am 26. September 2023.
  39. "IBM Headquarters Switzerland", "Mies van der Rohe Award", European Union Prize for Contemporary Architecture 1996.
  40. Graubünden. In: Baukultur – Bauwerke. Abgerufen am 21. April 2021.
  41. Chiesa Madonna di Fatima, Giova., "52 Beste Bauten - Baukultur Graubünden 1950–2000", Beschreibung und Bildergalerie.
  42. Chiesa di nostra Signora di Fatima., Webseite (italienisch) des Tourismusbüros der Region Moesa mit Anreisekarte, abgerufen am 18. Oktober 2023.
  43. Campi, Mario. In: Architekturbibliothek. Abgerufen am 29. Dezember 2020 (deutsch).
  44. Benedikt Loderer: Architektur und Eleganz: mit Mario Campi, Architekt und Lehrer im Restaurant Lerchenberg. In: e-periodica.ch. ETH Zürich, abgerufen am 17. Mai 2021.
  45. Jahrbuch 2001. Department Architektur, Seiten 52-57. In: research-collection.ethz.ch. ETH Zürich, abgerufen am 26. September 2023.
  46. Wolfgang Pehnt : Rezension., In: "Perlentaucher" online, abgerufen am 27. September 2023.
  47. [5], Research Collection ETH Zürich
  48. [6], Video vom 3. Oktober 1984