Michaela Coel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Michaela Coel 2021

Michaela Coel (* 1. Oktober 1987 in London als Michaela Ewuraba Boakye-Collinson) ist eine britische Poetin, Drehbuchautorin und Schauspielerin ghanaischer Abstammung. Sie kreierte die Fernsehserien Chewing Gum von 2015 bis 2017 nach ihrem Theaterstück Chewing Gum Dreams sowie die 2020 erschienene I May Destroy You über sexuelle Gewalt, für die sie jeweils das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle spielte. Bei britischen Fernsehpreisen wurde sie mit erster für ihre Comedy-Performance und mit zweiter als beste Schauspielerin, Autorin und Regisseurin ausgezeichnet. Dazu erhielt sie 2021 einen Emmy.

Ihr erstes Buch Misfits: A Personal Manifesto erschien im September 2021.

Frühes Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michaela Coel wurde unter dem Namen Michaela Ewuraba Boakye-Collinson als Tochter ghanaischer Eltern geboren, die sich vor ihrer Geburt getrennt hatten, und wuchs daher mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester im London Borough of Tower Hamlets auf. Dort war sie in der Grundschule das einzige schwarze Mädchen ihrer Altersklasse, was dazu führte, dass sie als isoliertes Mädchen andere schlug und mobbte. Die Universität brach sie zweimal ab.[1]

Mit 18 Jahren wurde Coel pentekostale Christin und begann, zölibatär zu leben. Ihr Verhalten als Christin beschreibt sie selbst als militant und urteilend, wodurch sie ihre Freunde verlor. Um sich über Christus auszudrücken, begann sie 2006, Gedichte zu schreiben, die sie im Theater Hackney Empire vortrug. Dort entdeckte sie der Theaterautor und -regisseur Ché Walker, der sie darauf in einen Meisterkurs, den er an der Royal Academy of Dramatic Art gab, einlud. Danach ging Coel auf die Guildhall School of Music and Drama, wo sie ihre Religion wieder ablegte.[1] Sie meldete sich auf Anregung Walkers bei Guildhall an, erhielt ein Stipendium und war dort die erste schwarze Frau seit fünf Jahren, die sich einschrieb. Ihren Abschluss machte sie 2012.[2]

Persönliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Coel identifiziert sich als aromantisch.[3]

Fernsehkarriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eigene Serien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chewing Gum Dreams und Chewing Gum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2012 schrieb Cole ihr Abschlussprojekt an der Guildhall: Chewing Gum Dreams, das sie im Yard Theatre in Hackney Wick aufführte und 2014 in der Shed (dem Temporary Theatre) des Royal National Theatre.[2] Dort hatte sie im selben Jahr bereits in zwei Stücken, Home und Blurred Lines, gespielt und als viertes folgte die Medea. Coels Stück ist als One-Woman-Show ein 45 Minuten langer, semi-autobiographischer Monolog in der Rolle der 14-jährigen Tracey, die Bühne nur mit einem einzelnen Stuhl bestückt.[4] Das Stück erhielt sehr positive Kritiken: Oliver Prout vom Evening Standard[5] und Maddy Costa vom Guardian vergaben 4 von 5 Sterne. Costa nennt es eine überschäumende, gutgelaunte Performance und ein Knallbonbon an Monolog.[6]

Coel wurde von der Produktionsfirma Retort auf die Idee einer Fernsehserie angesprochen, zögerte aber erst noch. Sie wurde zunächst überredet, sich für eine Rolle in Top Boy zu bewerben, in der sie 2013 in zwei Episoden erschien.[2] Danach drehte sie mit Channel 4 zwei sogenannte Comedy Blaps, und im August 2014 genehmigte der Sender eine Comedy-Fernsehserie namens Chewing Gum.[7] Sie wurde von Oktober 2015 bis Februar 2017 ausgestrahlt und zeigt Coel als 24-jährige Tracey. Coel schrieb außerdem die Drehbücher aller Episoden und schrieb und sang den Titelsong und weitere Lieder[8] und wirkte in der zweiten Staffel an der Produktion mit. In der sehr positiven Rezeption der Serie wird ihre Comedy-Leistung hochgelobt. Mike Hale von der New York Times schreibt, Coel sei ein Clown im besten und traditionellen Sinn: „voll Freude, zügellos, ohne Scham und bereit, in jede Richtung zu gehen auf der Suche nach Lacher.“[9] Für den Guardian schreibt Filipa Jodelka nach der ersten Staffel, Coels Timing, Wärme und Gabe für Körper-Comedy mache sie zur Wiederkunft von Lucille Ball.[10] Für die Serie wurde Coel mit zwei BAFTA Awards und zwei Royal Television Society Awards, jeweils als Breakthrough-Talent und für ihre Comedy-Leistung, ausgezeichnet.[11]

I May Destroy You[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 2018 hielt Coel mit dreißig Jahren als jüngste Person und erste schwarze Frau[12] die MacTaggart Lecture genannte Keynote-Rede beim Edinburgh International Television Festival und enthüllte, dass sie in einer Nacht, in der sie an dem Drehbuch für die zweite Staffel von Chewing Gum geschrieben hatte, sexuell missbraucht worden war.[13] Am selben Tag gab BBC die Bestellung einer neuen Serie von Coel mit dem Arbeitstitel Jan 22nd bekannt, in der sie das Thema sexueller Einwilligung in der heutigen Zeit erforsche.[14] Im Oktober 2019 wurde bekannt, dass die Serie von HBO koproduziert wird.[15] Coel hatte das Angebot einer Streaming-Plattform, ihre eigene Serie zu kreieren und anzuführen, während alle Besitzrechte bei dem Streamingdienst liegen sollten, abgelehnt und nach Gründung ihrer eigenen Produktionsfirma FALKNA Productions in BBC und HBO neue Partner für das Projekt gefunden. Außerdem tat sie sich mit Phil Clarke von Various Artists Limited, der Head of Comedy bei Channel 4 war, als sie Chewing Gum entwickelt hatte, zusammen. Sie schrieb an allen zwölf Episoden gleichzeitig, was etwa anderthalb Jahre dauerte.[16] Am 8. Mai 2020 wurde bekannt gegeben, dass die Serie I May Destroy You heißen wird und am 7. Juni 2020 auf HBO und am 8. Juni im Vereinigten Königreich auf BBC One Premiere hat.[17] Coel nennt die Serie, in der ihre Figur nach Betäubung durch K.-o.-Tropfen sexuell missbraucht wird, aufgrund ihrer eigenen Erfahrung „definitiv nicht vollständig fiktional“.[18] Sie lief in den Vereinigten Staaten bis zum 24. August 2020.

Im August 2020 führte die britische Vogue Coel in ihrer Liste einflussreicher Frauen, die das Jahr beeinflusst und geprägt haben.[19] Im September führte die Time sie in der Time-100-Liste der einflussreichsten Personen des Jahres mit einer Vorstellung durch Lena Waithe.[20] Im Oktober hatte sie beim London Film Festival den Vorsitz der Jury für den IWC Schaffhausen Filmmaker Bursary Award inne.[21] Im November benannte das Wall Street Journal bei den Innovator Awards Coel als Television Innovator mit einer Vorstellung durch Phoebe Waller-Bridge.[22] Die Website TVLine benannte sie zur Darstellerin des Jahres 2020.[23] Im März 2021 setzte die RadioTimes sie an die Spitze der TV-100-List der größten Fernsehstars von 2020; Charlotte Moore, Chief Content Officer von BBC, schrieb dazu: „Michaela Coel ist ein seltenes und besonderes Talent vor und hinter der Kamera. […] Wir sind unglaublich glücklich, jemanden mit Michaelas Courage und Vision an der Spitze des britischen Dramas zu haben.“[24]

Weiteres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2015 hatte Coel eine Gastrolle in London Spy und 2016 eine Hauptrolle in The Aliens. Sie ist eine von wenigen Schauspielern, die in der Anthologieserie Black Mirror in mehr als einer Episode zu sehen war; nämlich in Abgestürzt und USS Callister. 2018 spielte sie bei Netflix die Hauptrollen in der Serie Black Earth Rising und dem Film Been So Long.

Im Juli 2021 wurde Coel für Black Panther: Wakanda Forever besetzt[25] als Aneka.[26] In den Comics verliebt Aneka sich in die Kriegerin Ayo, die im Film von Florence Kasumba gespielt wird. Coel sagte, dass die Rolle queer ist, sei, was sie überzeugte, sie anzunehmen, und was sie Ghana zeigen wolle, das drakonische Gesetze gegen Homosexualität hat.[27]

Buch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im April 2021 wurde angekündigt, dass Coels erstes Buch mit dem Titel Misfits: A Personal Manifesto am 7. September des Jahres im Vereinigten Königreich beim Verlag Ebury und in den Vereinigten Staaten bei Henry Holt erscheint.[28] Es enthält ihre James MacTaggart Memorial Lecture vom August 2018.[29]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

EP

  • 2007: May 22nd

LP

  • 2009: Fixing Barbie
  • 2011: We're the Losers

Theaterskript

Buch

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Schauspielerin

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Laurence Olivier Bursary Award 2011
  • Alfred Fagon Award 2012: Beste schwarze Theaterautorin, für Chewing Gum Dreams[30]


für Chewing Gum:


für I May Destroy You:

  • Visionary Honours 2022: Outstanding Achievement Award[37]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Michaela Coel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Sam Hattenstone: Filthy, funny and Christian: the many sides of Chewing Gum's Michaela Coel. In: The Guardian. 4. Oktober 2015, abgerufen am 9. März 2020.
  2. a b c Gabriel Tate: Meet Michaela Coel: the rising star behind Chewing Gum, E4's new drama about London estate life. In: Evening Standard. 18. September 2015, abgerufen am 10. März 2020.
  3. Ann Lee: Michaela Coel On London and Love in Netflix Musical 'Been So Long'. In: culture trip. 15. November 2018, abgerufen am 6. Juli 2020.
  4. Kev Geoghegan: Michaela Coel: A rising star at the National Theatre. In: BBC News. 25. März 2014;.
  5. Oliver Prout: Chewing Gum Dreams, National's Shed – theatre review. In: Evening Standard. 20. März 2014, abgerufen am 10. März 2020.
  6. Maddy Costa: Chewing Gum Dreams review: An effervescent look at adolescence. In: Guardian. 19. März 2014, abgerufen am 10. März 2020.
  7. Interview with Michaela Coel. In: Channel 4. 16. September 2015, abgerufen am 10. März 2020.
  8. Michaela Coel explains why the music she recorded for Chewing Gum isn't getting released. In: Fader. 12. Januar 2017, abgerufen am 8. März 2020.
  9. Mike Hale: Review: In ‘Chewing Gum,’ a Young Woman Hilariously Tries to Lose Her Virginity. In: The New York Times. 7. April 2017, abgerufen am 9. März 2020.
  10. Filipa Jodelka: Council estate of mind: Michaela Coel’s Chewing Gum is smart, bawdy and brilliant. In: The Guardian. 6. Oktober 2015, abgerufen am 9. März 2020.
  11. Michaela Coel wins two Royal Television Society Awards, Screen Nation Award, BAFTA Breakthrough Nomination for Chewing Gum. In: Retort. 24. März 2016, abgerufen am 9. März 2020.
  12. Maija Kappler: Why Everyone Is Obsessed With Michaela Coel And 'I May Destroy You'. In: Huffpost Canada. 7. Juli 2020, abgerufen am 10. Juli 2020.
  13. Ben Dowell: Michaela Coel reveals she was sexually assaulted while writing TV show. In: RadioTimes. 22. August 2018, abgerufen am 2. Juni 2020.
  14. Ben Dowell: Michaela Coel to explore sexual consent in modern relationships in BBC2 drama series. In: RadioTimes. 22. August 2018, abgerufen am 2. Juni 2020.
  15. Peter White: HBO To Co-Produce Michaela Coel Drama ‘January 22nd’ As Series Casts Rising British Stars. In: Deadline. 23. Oktober 2019, abgerufen am 2. Juni 2020.
  16. Kimberly Bond: Why Michaela Coel’s I May Destroy You is your next much-watch show. In: EveningStandard. 2. Juni 2020, abgerufen am 2. Juni 2020.
  17. Peter White: ‘I May Destroy You’: HBO Sets Premiere For Michaela Coel Sexual Consent Drama. In: Deadline. 8. Mai 2020, abgerufen am 2. Juni 2020.
  18. Flora Carr: Michaela Coel’s I May Destroy You is a biting and brave look at consent. In: RadioTimes. 2. Juni 2020, abgerufen am 2. Juni 2020.
  19. The Vogue 25: The Women Shaping 2020. In: British Vogue. 7. August 2020, abgerufen am 10. August 2020.
  20. Lena Waithe: The 100 Most Influential People: Michaela Coel. In: Time. 22. September 2020, abgerufen am 24. Dezember 2020.
  21. Michael Rosser: BFI reveals IWC emerging filmmaker award finalists; Michaela Coel leads jury. In: ScreenDaily. 21. September 2020, abgerufen am 19. Oktober 2020.
  22. jclarizio: Michaela Coel: 2020 Television Innovator. In: Wall Street Journal. 18. November 2020, abgerufen am 23. November 2020.
  23. Performer of the Year: Michaela Coel. In: TVLine. 18. Dezember 2020, abgerufen am 18. Dezember 2020.
  24. Helen Daly: RadioTimes.com TV 100 2020 – the full list. In: RadioTimes. 7. März 2021, abgerufen am 9. März 2021.
  25. Matt Connelly: ‘Black Panther’ Sequel Casts Michaela Coel (EXCLUSIVE). In: Variety. 21. Juli 2021, abgerufen am 22. Juli 2021.
  26. Matt Villei: Michaela Coel is Aneka in 'Black Panther: Wakanda Forever'. In: Collider. 25. Juli 2022, abgerufen am 25. Juli 2022.
  27. Chioma Nnadi: Michaela Coel on Creativity, Romance, and the Path to Wakanda Forever. In: Vogue. 6. Oktober 2022, abgerufen am 7. Oktober 2022.
  28. Sian Cain: Michaela Coel debuts as an author with Misfits: A Personal Manifesto. In: Guardian. 19. April 2021, abgerufen am 21. April 2021.
  29. Dave Itzkoff: Michaela Coel Puts Herself Together In 'Misfits'. In: New York Times. 22. August 2021, abgerufen am 24. August 2021.
  30. 2012 Awards. In: Alfred Fagon Award. Abgerufen am 10. März 2020.
  31. Female Performance in a Comedy Programme. In: BAFTA. Abgerufen am 8. März 2020.
  32. Television Craft | Breakthrough Talent in 2016. In: BAFTA. Abgerufen am 8. März 2020.
  33. RTS Programme Awards 2016. In: Royal Television Society. Abgerufen am 9. März 2020.
  34. Scott Feinberg: African American Film Critics Association: Michaela Coel, Steve McQueen and ‘Lupin’ Among Special Achievement TV Honorees. In: The Hollywood Reporter. 20. Juli 2021, abgerufen am 22. Juli 2021.
  35. Jake Kanter: ‘I May Destroy You’ & Michaela Coel Win Big At Broadcasting Press Guild Awards. In: Deadline Hollywood. 12. März 2021, abgerufen am 12. März 2021.
  36. RTS Programme Awards 2021, abgerufen am 16. März 2021
  37. Connie Evans: Strictly star Rose Ayling-Ellis wins inspirational person of the year award. In: Sunday World. 1. März 2022, abgerufen am 5. März 2022.