Paternion

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Marktgemeinde
Paternion
Wappen Österreichkarte
Wappen von Paternion
Paternion (Österreich)
Paternion (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Kärnten
Politischer Bezirk: Villach-Land
Kfz-Kennzeichen: VL
Fläche: 105,50 km²
Koordinaten: 46° 43′ N, 13° 38′ OKoordinaten: 46° 42′ 44″ N, 13° 38′ 16″ O
Höhe: 519 m ü. A.
Einwohner: 5.779 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 55 Einw. pro km²
Postleitzahl: 9711
Vorwahlen: 0 42 45
Gemeindekennziffer: 2 07 20
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Hauptstraße 83
9711 Paternion
Website: www.paternion.at
Politik
Bürgermeister: Alfons Arnold (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2015)
(23 Mitglieder)

14 SPÖ, 5 Bürgerliste, 3 FPÖ, 1 Grüne

Lage von Paternion im Bezirk Villach-Land
Lage der Gemeinde Paternion im Bezirk Villach-Land (anklickbare Karte)ArnoldsteinArriachBad BleibergFeistritz an der GailFeld am SeeFerndorfFinkenstein am Faaker SeeFresachHohenthurnNötsch im GailtalPaternionRoseggSankt Jakob im RosentalStockenboiTreffen am Ossiacher SeeVelden am Wörther SeeWeißensteinWernberg (Kärnten)Afritz am SeeVillachKärnten
Lage der Gemeinde Paternion im Bezirk Villach-Land (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
BW
Paternion um 2008. Im Hintergrund die Gailtaler Alpen
Paternion um 1915
Pfarrkirche St. Paternianus, Südwestseite
Schloss Pöllan (Mayerhof)
Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit in Rubland
Traditioneller Einschichthof in Rubland

Paternion (slowenisch: Špatrjan[1]) ist eine Marktgemeinde mit 5779 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Villach-Land in Kärnten.

Geographie

Geographische Lage

Der Markt Paternion liegt im Unteren Drautal rund 18 km nordwestlich von Villach. Das Gemeindegebiet umfasst Teile des Unteren Drautales und der Gailtaler Alpen.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde ist in sechs Katastralgemeinden (Feistritz an der Drau, Kamering, Kreuzen, Nikelsdorf, Paternion, Rubland) gegliedert. Das Gemeindegebiet umfasst folgende 20 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2015[2]):

  • Aifersdorf (121)
  • Boden (20)
  • Duel (87)
  • Ebenwald (67)
  • Feffernitz (322)
  • Feistritz an der Drau (1.728)
  • Feistritz an der Drau-Neusiedlung (131)
  • Kamering (162)
  • Kreuzen (124)
  • Mühlboden (117)
  • Neu-Feffernitz (1.206)
  • Nikelsdorf (582)
  • Patendorf (13)
  • Paternion (672)
  • Pobersach (82)
  • Pogöriach (201)
  • Pöllan (157)
  • Rubland (97)
  • Tragail (2)
  • Tragin (5)

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden sind, im Norden beginnend im Uhrzeigersinn: Ferndorf, Fresach, Weißenstein, Bad Bleiberg, Sankt Stefan im Gailtal, Hermagor-Pressegger See, Weißensee und Stockenboi.

Geschichte

Nördlich von Feistritz im Zwickel von Drau und Weißenbach liegt die ca. 11 Hektar große Niederterrasse Auf der Görz, auf der sich wie am Holzer Berg bei Lendorf Siedlungsspuren eines keltischen Oppidums aus der Latène-Zeit finden. Bereits Ende der 1920er Jahre wurde hier ein zweiperiodiger Wall identifiziert. Eine genaue chronologische Einordnung der aufwendigen Wallanlage war aufgrund der bisherigen Funde noch nicht möglich. Das Verhältnis dieser Siedlung zum ca. 20 km entfernten Teurnia ist ungeklärt.[3]

Wie verschiedene Funde (Steinbeile, Grab) am Gemeindegebiet zeigen, ist das Gebiet seit der Hallstattzeit permanent besiedelt. Wichtig dafür waren die Blei-, Zink-, Kupfer- und Eisenvorkommen, aber auch die goldhaltigen Schotter und Sande einiger Bäche. An der südlichen Außenmauer der Kirche befindet sich eine römerzeitliche Grabinschrift für die Einheimischen Tinco, Banana und Ambidrabus,[4] eines mit 20 Jahren verstorbenen Auxiliarreiters, dem seine Eltern auf der Görz bei Feistritz einen Grabstein errichteten. Dieser Stein gilt als wichtiger Indikator für die Festlegung der Ambidravi (lat.), den Umwohners des Dravus, der Drautaler, die ein ursprünglich keltischer oder stark keltisierter alteuropäischer Volksstamm im Königreich Noricum (Regnum Noricum) bzw. der späteren gleichnamigen römischen Provinz waren und in den Jahrhunderten vor Christi Geburt in Oberkärnten ihr Stammesgebiet hatten. Möglicherweise war die Siedlung auf der Görz einer der Zentralorte der Ambidravi. Bei einer Siedlung auf dem Nikelsdorfer Feld handelte es sich um eine Mithrasgemeinde, hier wurde ein dem „unbesiegten Gotte Mithras“ geweihter Stein gefunden, der sich über dem Südportal der Pfarrkirche befindet und dessen Inschrift erst vor einigen Jahrzehnten abgemeißelt wurde.

Entlang der bereits in der Antike wichtigen Verkehrsachse durch das Drautal entstanden schon früh geschlossene Ansiedlungen. Auf dem Dueler Hügel wurde um 400 n. Chr. eine spätantike Befestigungsanlage errichtet. Hier stand auch eine frühchristliche Pfeilerbasilika, von der nur Fundamente erhalten sind. Die Anlage wurde um 600 zerstört. Burg und Kirche auf dem Dueler Hügel wurden 1928/29 unter der Leitung von Rudolf Egger ausgegraben.

1296 wurde der Name St. Paternianus erstmals urkundlich erwähnt, der auf den Bischof Paternianus († um 340) des Bistums Aquileia zurückgeht, zu dem Kärnten südlich der Drau von 811 bis 1786 kirchenrechtlich gehörte.[5] Die Burg wurde 1354 erstmals erwähnt. Ab dem 14. Jahrhundert war Paternion ein Zentrum für den Blei- und Eisenerzabbau, ab dem 15. Jahrhundert auch für Gold. Im nahen Buchengraben wurde nach Zinnober und Quecksilber geschürft. In dieser Boomzeit des Bergbaus kamen Zuwanderer u.a. aus Deutschland ins Land, deren Familiennamen sich noch heute in der Gegend finden wie z.B. die Stabers.

Ferdinand I. verlieh Paternion als Hauptort zwischen Spittal und Villach am 28. Juni 1530 die Marktrechte. Im 16. Jahrhundert bestand auch ein Landgericht.

1599 erwarb Bartholomäus (Barthlme) Khevenhüller die Herrschaft Paternion. Er starb im Jahre 1613. Der Erbe Hans VI. Khevenhüller, Sohn aus dritter Ehe des Barthlme Khevenhüller, musste im Jahre 1629 aus Glaubensgründen Kärnten verlassen und die Herrschaft veräußern. Daraufhin kaufte der aus Villach stammende venezianische Kaufmann Hans Widmann Schloss Paternion und die zugehörige Herrschaft, die sich heute noch im Besitz seiner Nachkommen, der Familie Foscari-Widmann-Rezzonico befinden.

Im frühen 18. Jahrhundert war die Herrschaft St. Paternion eine Hochburg des Untergrund-Protestantismus. Nach Religionsunruhen in Salzburg bekannten sich immer mehr Menschen offen zum lutherischen Glauben, in unbetreuten Kirchen (etwa in Feistritz an der Drau) fanden alternative Gottesdienste statt.[6] Die Herrschaft ging daraufhin massiv gegen die "Ketzerei" vor. Bekennende Protestanten landeten im Gefängnis, wurden zwangsrekrutiert und schließlich deportiert: In fünf Transporten wurden zwischen 1734 und 1736 insgesamt etwa 100 Menschen unter Militärbegleitung nach Siebenbürgen verbracht.[7] Die Deportationen lösten eine Fluchtwelle unter den zurückgebliebenen Protestanten aus. Trotz der Maßnahmen der Gegenreformation des 17. und 18. Jahrhunderts blieben viele protestantische Bewohner Paternions ihrem Glauben treu,[8] so dass die Gemeinde auch heute noch mit rund 30 % einen vergleichsweise hohen Anteil von Einwohnern protestantischen Glaubens hat.

Im Jahr 1850 konstituierte sich die Großgemeinde Paternion, an die 1865 die aufgelöste Ortsgemeinde Rubland angeschlossen wurde, die Katastralgemeinden Kellerberg und Töplitsch hingegen wurden 1899 abgetrennt, aus ihnen entstand vorübergehend die eigenständige Ortsgemeinde Kellerberg, die schon 1905 in der Gemeinde Weißenstein aufging.

Im Zweiten Weltkrieg waren in Rubland Zwangsarbeiter in der Gemeinde Paternion eingesetzt.[9]

Bevölkerung

Bei der ersten Volkszählung 1869 verzeichnete Paternion 2.490 Einwohner. 1951 wurde der bisherige Höchststand mit 7.670 erreicht. Während es von der Volkszählung 1991 auf 2001 noch einen Zuwachs gab, geht die Bevölkerung nunmehr wieder zurück und liegt aktuell bei 6.106 Einwohnern.[10]

Von den Einwohnern der Marktgemeinde Paternion (Stand 2001) besitzen 93,4 % die österreichische, 2,5 % die bosnische und 1,2 % die deutsche Staatsbürgerschaft.

61,9 % der Bevölkerung bekennen sich zur römisch-katholischen und 30,2 % zur evangelischen Kirche, 2,6 % zum Islam, 4,2 % sind ohne religiöses Bekenntnis. In Feffernitz steht eine evangelische Kirche.

Bevölkerungsentwicklung


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der denkmalgeschützten Objekte in Paternion

Wirtschaft und Infrastruktur

Laut Volkszählung 2001 gibt es 251 Arbeitsstätten mit 1.830 Beschäftigten in der Gemeinde und 1.618 Auspendler sowie 1.014 Einpendler (2001). Es gibt 130 land- und forstwirtschaftliche Betriebe (davon 53 im Haupterwerb, 1999). Die forstwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 74,3 km², die landwirtschaftliche Nutzfläche 16,6 km².

In der Marktgemeinde gibt es neben einer Schihauptschule eine weitere Hauptschule, vier Volksschulen, eine Sonderschule und drei Kindergärten.

Die Verkehrserschließung erfolgt über die Tauern Autobahn (A 10), die Drautal Straße (B 100) sowie die Landesstraßen L31, L33, L34 und L41. Der Bahnhof Paternion-Feistritz liegt an der Drautalbahn, befindet sich aber im Gemeindegebiet von Weißenstein. Unterhalb des Draukraftwerks Paternion liegt der Bahnhof Markt Paternion, vom Ortszentrum ungefähr 3 km entfernt. Hier halten alle Regionalzüge und einige Regionalexpress-Züge der Drautalbahn nach Villach und Spittal an der Drau.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat von Paternion hat 23 Mitglieder und setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2015 wie folgt zusammen:

  • 14 SPÖ
  • 5 Bürgerliste Marktgemeinde Paternion, Volkspartei, Freiheitliche und Unabhängige
  • 3 FPÖ
  • 1 Grüne

Direkt gewählter Bürgermeister ist seit 2009 Alfons Arnold (SPÖ).

Wappen

Eine Wappen- und Siegelführung ist für die Marktgemeinde bereits seit mindestens 1713 nachgewiesen, es wurde dem Markt vermutlich im 17. Jahrhundert verliehen oder einfach übernommen. Die Vorlage für das heutige Wappen lieferte das älteste überlieferte Siegel aus dem Jahr 1713. Da Paternium nie ummauert war, symbolisieren die bezinnten Mauern und der Turm im Schildfuß wohl die bürgerliche Selbstverteidigung, aus der der Pfarr- und Marktpatron Paternianus als Wächter und Verteidiger herauswächst.

Wappen und Fahne wurden der Marktgemeinde am 2. Juni 1980 offiziell verliehen. Die heraldische Beschreibung lautet:

In Rot aus silberner vierzinniger Mauer mit dreizinnigem Torturm wachsend der Heilige Paternianus in silbergefasstem blauen Mantel, gleicher Mitra und violettem Unterkleid, in der linken ein offenes silbernes Buch, in der Rechten einen silbernen Bischofsstab haltend. Die Fahne zeigt die Farben Rot-Weiß mit eingearbeitetem Wappen.[12]

Städtepartnerschaft

Persönlichkeiten

Literatur

  • Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Kärnten. Anton Schroll Verlag, Wien 1976, S. 454–456. ISBN 3-7031-0400-7
  • Gustav Forstner: 450 Jahre Paternion. Paternion, 1980. Herausgegeben vom Kärntner Bildungswerk, Herbert Dunkl. 114 Seiten, broschiert.
  • Stephan Steiner: Reisen ohne Wiederkehr. Die Deportationen von Protestanten aus Kärnten 1734–1736, Wien – München 2007 (=Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 46) ISBN 3-7029-0545-6.

Weblinks

Commons: Paternion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pavel Zdovc: Slovenska krajevna imena na avstrijskem Koroškem. Razširjena izdaja = Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten. Erweiterte Auflage. (Ljubljana: Slovenska akademija znanosti in umetnosti SAZU, 2010), str. 158, ISSN 0560-2920.
  2. Statistik Austria, Bevölkerung am 1.1.2015 nach Ortschaften
  3. Christian Gugl: Teurnia und sein Umland vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis in das 1. Jahrhundert n. Chr. 2000, unter: [1], aufgerufen am 25. Februar 2010.
  4. CIL 3, 4753. Vgl. Ambidrabus sv Encyclopédie de l'Arbre Celtique unter encyclopedie.arbre-celtique.com, aufgerufen am 17. Februar 2011.
  5. Dehio Kärnten 1976, S. 454
  6. Steiner, Reisen ohne Wiederkehr, S. 196
  7. Steiner, Reisen ohne Wiederkehr, S. 51
  8. Steiner, Reisen ohne Wiederkehr
  9. Interview mit einem Zwangsarbeiter bei: Stefan Karner: Zwangsarbeit in der Land- und Forstwirtschaft 1939-1945. Wien 2004, ISBN 3-7029-0532-4, Seite 519–525.
  10. Statistik Austria: Bevölkerungsentwicklung 1869–2010. Unter [2] (PDF; 35 kB), aufgerufen am 27. Februar 2010
  11. http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/CAR_169_89_0129-0136.pdf
  12. zitiert nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1, S. 214
  13. Stenographisches Protokoll – 115. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich. S. 2, abgerufen am 7. April 2014.
  14. Der Siegläufer, der aus dem Nebel kam. Abgerufen am 7. April 2014.