Rechtsextremismus im Jerichower Land

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Seit Jahren haben der Landkreis Jerichower Land sowie die Kreisstadt Burg (bei Magdeburg) mit einem immer weiter ansteigenden rechtsextremen Potential zu kämpfen.

Die rechtsextreme Szene im Landkreis lässt sich dabei als aggressiv und Gewaltbereit einstufen, da sie weder vor Sachbeschädigung noch vor körperlicher Gewalt gegen Andere zurückschrecken.

Rechtsextreme Gruppen und Vereine

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Blue White Street Elite

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Die B.W.S.E. - “Blue White Street Elite” war ein Zusammenschluss gewaltbereiter Rechtsextremisten und Fußball-Hooligans des 1. FC Magdeburg, welche sich im speziellen aus dem Gebiet des Landkreises Jerichower Land rekrutierte. Es wurden mehrere Versuche seitens des Innenministeriums unternommen die Gruppe zu verbieten, jedoch wurden diese Verbote immer wieder aufgehoben.

FC Ostelbien Dornburg

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Der FC Ostelbien Dornburg war ein Fußballverein aus Dornburg im Jerichower Land, er ist der Erste Verein in der Geschichte des deutschen Fußballs, welcher Aufgrund rechtsextremer Unterwanderung vom Spielbetrieb ausgeschlossen wurde.[1]

Der Verein war immer wieder durch rechtsextremistische Tendenzen und Gewaltverherrlichung aufgefallen ist.

Er gründete sich 2011 aus dem Umfeld der Blue White Street Elite um den bekannten Rechtsextremisten Dennis Wesemann aus Stresow im Jerichower Land.

Im Jahr 2015 wurde der Verein zunächst aus dem Landessportbund Sachsen-Anhalt (LSB) und anschließend aus dem Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) ausgeschlossen.

"Der Verein hat Gewalt verherrlicht, er hat Gewalt verübt, er ist aus unserer Sicht rechtsextrem. Und das sind Gründe, warum wir jemanden ausschließen. Wir als Landessportbund auch der Fußballverband Sachsen-Anhalt sind verantwortlich dafür, dass die Vereine, die Spieler, die Schiedsrichter geschützt werden. Wir werden alles dafür tun, heute und in der Zukunft, damit der Schutz gewährleistet ist." - Andreas Silbersack (Präsident des LSB)

In der Vergangenheit war der FC Ostelbien Dornburg mehrfach durch aggressive Aktionen auf dem Spielfeld sowie durch Bedrohungen gegen Spieler und Schiedsrichter aufgefallen. Ein trauriger Höhepunkt: Das Spiel gegen Paplitz im Juni 2015. Wesemann streckt nach Spielende einen Gegner mit der Faust nieder. Es folgt eine Massenschlägerei. Nach der Berichterstattung entzieht der Fußballverband Sachsen-Anhalt Ostelbien die Spielberechtigung. Wesemann wird wegen vorsätzlicher Körperverletzung verurteilt.

Das Landesamt für Verfassungsschutz zählte 15 Mitglieder des Vereins zur aktiven gewaltbereiten rechtsextremen Szene im Landkreis Jerichower Land.[2][3][4][5][6][7][8][9][10][11][12][13][14]

DSG Eintracht Gladau

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Die DSG Eintracht Gladau ist ein Fußballverein aus Gladau im Jerichower Land und kann als Nachfolgeverein des FC Ostelbien Dornburg bezeichnet werden.

Nach dem Ausschluss Dornburgs aus dem FSA im Jahr 2015 wechselten einige Spieler zu Eintracht Gladau, darunter Domenic Rüdiger, Dennis Wesemann, sein Bruder Paul Wesemann und sein Cousin Max Kuckuck. Obwohl die Gesinnung der neuen Spieler wohl allen bekannt war, nahm man die neuen Spieler im Verein auf, obwohl sich zunächst eine Knappe Mehrheit des Vereinsvorstands gegen die Aufnahme Wesemanns ausgesprochen hatte. Bei einer Wiederholung der Abstimmung während einer Mitgliederversammlung stimmten 70% für die Aufnahme Wesemanns. Anschließend verließen gut ein Dutzend Mitglieder den Verein, darunter auch Ortsbürgermeister Klaus Voth dem nachträglich zudem das Stimmrecht entzogen wurden war.[15][16][17]

Im November 2023 schloss der Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) auch die DSG Eintracht Gladau aufgrund "rechtsextremer Unterwanderung und Gewaltvorfällen" aus Spielbetrieb aus.[18] Mittlerweile ist der Cousin Wesemanns Max Kuckuck Vorstandsvorsitzender des Vereins. Die DSG verstoße gegen die Satzung und Ordnungen des Verbandes, die sich gegen Diskriminierung jeglicher Art aussprechen. Für den Verband galt es als erwiesen, dass Eintracht Gladau fest in der Hand von Neonazis ist. Bei Spielen soll es zu mehreren Gewaltvorfällen gekommen sein, es sollen Hiltergrüße beim Abrennen von Bengalos gezeigt worden sein.[19][20] Das Verbandsgericht des Landesfußballverbandes Sachsen-Anhalt kippte dies Entscheidung jedoch nur wenige Tage später wieder zu Gunsten der DSG Eintracht Gladau welche nun unter Auflagen doch weiter am Spielbetrieb teilnehmen darf. Angeblich fehlten handfeste Beweise, um Gladau zu sanktionieren. Der FSA hatte eine ganze Mappe mit Social-Media-Einträgen und Zeugenaussagen präsentiert, doch das reichte dem Verbandsgericht nicht, weil es nur Indizien, aber keine Beweise seien.[21][22][23][24] Mittlerweile darf der Verein wieder mit all seinen Mannschaften ohne Auflagen am Spielbetrieb teilnehmen.

"Dieses Urteil zeigt, wie schwer es ist, Extremismus zu bekämpfen. Der Fußballverband Sachsen-Anhalt wird, weiterhin eine glasharte Linie beibehalten. Dies sind wir einer wehrhaften Demokratie und auch dem Ansehen des Landes Sachsen-Anhalt schuldig." - Holger Stahlknecht (Präsident des FSA und früherer Innenminister von Sachsen-Anhalt)

Nationale Sozialisten Burg

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Seit dem Frühjahr 2024 finden sich in Burg immer wieder Graffitis mit der Aufschrift "Nationale Sozialisten Burg" und "Nationale Sozialisten Jerichower Land", sowie die Kürzel / Sprayertags "NSJL", "NDS", "HTR", "Zlack" und "ASP88".

Des weiteren finden sich Sticker mit der Aufschrift "Autonome Nationalisten JL" und "ANJL" welche offenbar von einem Felix Meyer verteilt wurden. Auch Sticker mit der Schwarz-Weiß-Roten Reichskriegsflagge, dem Wappen von Burg (bei Magdeburg), dem Wappen der Ortschaft Mützel bei Genthin und der Aufschrift "Werde aktiv! für deine Heimat" finden sich im gesamten Gebiet des Jerichower Lands.

Im März 2024 wurde auf einem Baucontainer in Burg die Aufschrift "All Cops are Bastards - Nationale Sozialisten Burg! - Adolf war in Ordnung - Nazi KIez - Jugend zu uns!" aufgetragen. Auch hier fand sich das Kürzel "HTR". Ebenfalls im März kam es in der Unterführung des Burger Bahnhofs zu einer Aufschrift in der eine Person bedroht wurde. "(Name der Person) du Judensau! Wir holen dich! - NSJL! (Keltenkreuz) (Wolfsangel)"[25]

Im April 2024 wurde ein Panzer welcher als Gedenkstätte für sowjetische Soldaten im Burger Goethepark aufgestellt wurde von unbekannten in Brand gesetzt. Die Polizei stellte anschließend ein Hakenkreuz sowie die Tags "HTR" und "Zlack" an der Gedenkstätte fest.[26][27]

Übergriffe durch Rechtextremisten

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Überfall auf Geburtstagsfeier in Gerwisch 2006

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Im Oktober 2006 kam es zu einem Überfall auf eine Geburtstagsfeier im Bürgerhaus Gerwisch. An dem Überfall sollen laut angaben der Polizei über 30 vermummte Neonazis beteiligt gewesen sein. Dabei wurden Kinder und Jugendliche zusammengeschlagen und die Einrichtung zerstört. Zwei Polizeibeamte, die zufällig in der Nähe waren, wurden ebenfalls angegriffen und mussten sich in ihren Dienstwagen flüchten, um dort auf Verstärkung zu warten. Laut Angaben der Polizei, hätte man nichts von einem geplanten Überfall gewusst, jedoch war es bereits am vorangegangenen Freitag zu einem Angriff auf die Probe einer Band in Gerwisch gekommen, an dem sechs Neonazis beteiligt waren und bei dem der Angriff auf die Feier angekündigt wurde. Dies wurde laut Angaben der Band auch der Polizei mitgeteilt.[28]

Entführung eines 18-Jährigen nach Antifa-Demo in Burg 2013

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Am Samstag, den 2. November 2013 kam es in Burg zu einer Demonstration der linken Szene. An der Veranstaltung mit dem Motto “In die Offensive!" Schluss mit dem Naziterror und Repressionen” nahmen nach Angaben der Polizei über 230 Personen teil.[29] Die Veranstaltung wurde jedoch immer wieder von kleineren rechten Gruppen gestört.

Am Abend kam es dann vor der Diskothek “Big Ben” zu einem Überfall durch etwa 30 Rechtextreme auf Teilnehmende der Demonstration. Dabei wurde laut Angaben von Besuchern auch „Wir sind die berühmte, wir sind die berühmte BWSE“ skandiert.

Nach Mitternacht gelang es einigen Rechtsextremisten, einen 18-Jährigen Antifaschisten in ihr Auto zu zerren und zu verschleppen. Offenbar wollte man Namen und Adressen aus dem Jugendlichen herausprügeln. Etwa eine Stunde nach der Entführung wurde der Jugendliche in einem Waldstück kurz vor Detershagen schwer verletzt abgelegt. Die Polizei ermittelte anschließend wegen Menschenraubs, gefährlicher Körperverletzung und Diebstahl.[30]

Übergriffe auf Antifaschisten und Geflüchtete 2016-2017

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Im Zeitraum des Frühjahrs 2016 bis Frühjahr 2017 ereigneten sich eine Vielzahl rechtsextremer Übergriffe auf Geflüchtete und Aktivisten im Stadtgebiet von Burg. Dabei wurden mehrere Personen rassistisch beleidigt und zum Teil schwer verletzt. Ein Bruchteil dieser Vorfälle wird hier geschildert:

1. Januar 2016:

Kurz nach Mitternacht wird eine bosnische Familie auf der Straße von einem Mann rassistisch beleidigt. Als sich die Betroffenen verbal wehren, schlägt der Mann einem 22-jährigen Bosnier eine Bierflasche auf den Kopf. Der Betroffene musste mit stark blutender Wunde im Krankenhaus behandelt werden. Gegen den polizeibekannten 35-jährigen Täter wird wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

26. Januar 2016:

Einem syrischen Ehepaar und ihrem erwachsenen Sohn kommt in der Bahnhofstraße ein augenscheinlich alkoholisierter Unbekannter entgegen. Er skandiert Naziparolen wie "Sieg Heil" und "Ausländer raus!" und schlägt und tritt auf die Familie ein. Die Polizei kann in der Nähe des Tatortes einen polizeibekannten 29-Jährigen als dringend Tatverdächtigen feststellen. Der Familienvater muss mehrere Tage stationär im Krankenhaus behandelt werden.

20. März 2016:

Als ein 20-Jähriger abends auf dem elterlichen Hof ankommt, fliegt ein leuchtender Gegenstand auf das Gelände. Als er ihn in eine Wassertonne schmeißen will, explodiert der Böller in seiner Hand und verletzt ihn so schwer, dass zwei Glieder des linken Zeigefingers amputiert werden müssen. Bereits vor diesem Angriff gab es aufgrund seines Engagements gegen Rechts Todesdrohungen gegen den Betroffenen. Die Staatsanwaltschaft Stendal stellt das Verfahren wegen Körperverletzung jedoch ein, weil kein Tatverdächtiger ermittelt werden konnte.

01. April 2016:

Ein 23-jähriger wird tagsüber von einem Mann bedroht und angespuckt. Er beschuldigt ihn eine rechte Demo fotografiert zu haben und schlägt dem 23-Jährigen anschließend mehrmals mit den Fäusten auf den Oberkörper und bricht dem Opfer dabei mehrere Rippen.

19. Juni 2016:

Gegen 2.30 Uhr dringen mehrere Personen gewaltsam in die Wohnung eines 27-jährigen Syrers ein, darunter ein Rechtsextremer, welcher im selben Wohnblock lebt. Es gelingt dem Opfer, die Eindringlinge durch die Tür zurückzudrängen. Die Täter flüchten anschließend in einen Nebeneingang, wo sie von Polizeibeamten festgestellt wurden. Es wurden lediglich Platzverweise gegen die Beteiligten ausgesprochen. Bereits vor dem Vorfall war der Betroffene mehrfach von Mitgliedern der Gruppe rassistisch beleidigt und mit der Halsabschneidergeste bedroht worden.

Gegen 19 Uhr werden zwei 15-Jährige in der Fußgängerzone von einem unbekannten Erwachsenen rassistisch beleidigt. Der etwa 30-jährige Angreifer schlägt einem der Jungen unvermittelt mit der Faust ins Gesicht und flüchtet. Der Betroffene erleidet ein Hämatom.

18. Oktober 2016:

Gegen 11 Uhr vormittags schießt ein Jugendlicher mit einer Soft-Air-Pistole aus dem Fenster eines Mehrfamilienhauses und trifft eine 47-jährige Syrerin. Die Polizei geht von einer politisch rechten Motivation aus.

23. Januar 2017:

Gegen 21 Uhr wird ein 17-jähriger Afghane von drei Unbekannten unvermittelt geschlagen. Der 17-Jährige geht zu Boden und wird dort weiter getreten. Bevor die Angreifer verschwinden rufen sie "Verpiss dich Ausländer". Der Betroffene muss im Krankenhaus behandelt werden. Der polizeiliche Staatsschutz sucht nach Zeugen.[31]

Überfall auf Demonstration und Anschlag auf Kirche 2024

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Im Januar 2023 fand in Burg, wie auch in vielen anderen Städten in ganz Deutschland eine Demonstration gegen Rechtsextremismus statt. Auslöser war das Bekanntwerden des Treffens von Rechtsextremisten in Potsdam 2023. Das Bündnis gegen Rechts Burg mobilisierte etwa 250 Teilnehmer auf dem Rolandplatz, ihnen gegenüber fand eine Demonstration des AfD-Kreisverbandes mit etwa 100 Teilnehmern statt. Im Anschluss an die Veranstaltung kahm es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und schwarz vermummten Neonazis, welche Plakate zerstörten und Demonstranten teilweise leicht verletzten.[32][33][34][35]

Im weiteren Jahresverlauf kam es immer wieder zu rechten Sticker Aktionen und Schmierereien an öffentlichen Gebäuden. Die Sticker mit rechtsextremen, antisemitischen, rassistischen und sexistischen Inhalten Stammen unter anderem aus dem Shop "druck18" des bekannten Thüringer Neonazis Tommy Frenck. Es finden sich aber auch Sticker der Identitären Bewegung, Alternative für Deutschland (AfD), Junge Alternative (JA), Die Rechte, Junge Nationalisten und vom Dritten Weg. Die Schmierereien zeigen unteranderem Hakenkreuze, SS-Runen, Wolfsangeln und Keltenkreuze. Des weiteren rufen auch eine "NS-Zone" oder einen "Nazi-Kiez" aus.[36][37][38]

Am 8. Mai dem Gedenktag der Befreiung vom Nationalsozialismus und vom Zweiten Weltkrieg kam es in Burg zu einem Anschlag auf eine Kirche und weitere Gebäude in Burg. Nach angaben der Polizei wurde die Kirchmauer der St. Petri-Kirche entlang der Bruchstraße und Franzosenstraße mit der Aufschrift "8. Mai – Wir feiern nicht" sowie der Zahl 88 versehen. Die Kombination 88 steht für den achten Buchstaben im Alphabet und wird von Neonazis als Code für die verbotene Nazi-Grußformel "Heil Hitler!" genutzt. Zudem wurden 13 schwarze Holzkreuze vor der Mauer entlang der Franzosenstraße aufgestellt, auf denen unter anderem in weißer Schrift "Mord, Vertreibung, Vergewaltigung" steht. Der Schriftzug "8. Mai – Wir feiern nicht" findet sich noch weitere Male an Gebäuden im Stadtgebiet.[39]

Rechtextremismus in der Lokal Politik

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Wahlen im "Nazidorf" Stresow

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Bei der Landtagswahl im März 2011 wählte jeder Vierte Stresower die NPD. Die Rechten bekamen gute 25%. - Rekord in Sachsen-Anhalt.

Bei der Ortschaftsrats Wahl 2014 in Stresow konnte der aus der rechten Hooliganszene bekannte Dennis Wesemann 71 der abgegebenen 256 Stimmen auf sich vereinen: also ganze 27,73%. Das mit Abstand beste Ergebnis aller Stresower Kandidaten entspricht zwei Mandaten, womit eins unbesetzt bleibt. Zunächst hatte sich Wesemann auch für das Amt des Ortsbürgermeisters beworben, zog seine Bewerbung jedoch kurzfristig zurück. Bereits ein Jahr später gab er sein Amt wieder ab und trat auch 2019 nicht wieder an. Auf die Bühne der Lokalpolitik tritt stattdessen die Interessengemeinschaft Stresow (kurz IGS), Spitzenkandidatin ist dabei Dennis‘ Ehefrau Julia Wesemann, auf Listenplatz 4 findet sich dessen Tante Marita Kuckuck. Beide gehören auch dem Vorstand des Heimatverein Stresow Margarete Gertner e.V. an, welcher im Dorf vor allem durch die Organisation von Kinderfesten, Osterfeuern und ähnlichen Veranstaltungen in Erscheinung tritt. Fotos auf der Facebook-Seite des Vereins zeugen davon, wobei auffällt, dass teilweise die Gesichter von Teilnehmern verfremdet werden, in den Gefällt-Mir-Angaben finden sich zahlreiche Personen aus der Mischszene von Nazi-Hooligans und Rockern zwischen Magdeburg und Jerichower Land.[40][41][42][43][44][45][46]

Aktivitäten der Partei „Die Rechte“

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Am 24. Mai 2014 gründete sich ein Kreisverband der neonazistischen Partei „Die Rechte“ im Jerichower Land. Dabei soll ein 31-jährige Neonazi aus Burg zum Vorsitzenden gewählt worden sein. Der Kreisverband unterstützte die Kampagne „Freiheit für Ursula Haverbeck-Wetzel“ am 15. Mai 2018 in Magdeburg. Am 1. September nahmen Mitglieder des Kreisverbands an einer von der Alternative für Deutschland (AfD) organisierten Veranstaltung in Chemnitz teil.[47][48]

Sticker des Dritten Wegs in der Innenstadt von Burg mit der Aufschrift "Burg - Familie - Heimat - Tradition".

Aktivitäten der Partei „Dritter Weg“

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Seit 2022 ist auch die Partei Dritter Weg im Jerichower Land aktiv. Am 05. März 2022 verteilten die jungen Rechtsextremisten tausende Flugblätter der Nationalrevolutionären Jugend (NRJ) in Gommern.

Im Frühjahr 2024 tauchten im Stadtgebiet von Burg vereinzelt Sticker des Dritten Wegs mit dem Aufdruck "Burg Familie - Heimat -Tradition" auf.

Kreistags- und Kommunalwahlen 2024

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Bei der Kreistagswahl am 09.Juni 2024 konnte die mittlerweile als gesichert Rechtsextrem eingestufte Alternative für Deutschland (AfD) mit dem Landesverband Sachsen-Anhalt sowie dem Kreisverband Jerichower Land ein historisch gutes Ergebnis erzielen. Mit 28,81% der abgegebenen Stimmen konnte die AfD erstmals als stärkste Kraft in den Kreistag des Landkreises einziehen. Bei der ersten Kreistagssitzung am 29.Juli 2024 werden voraussichtlich folgende zwölf Abgeordnete in den Kreistag einziehen: Birgit Albrecht, Anna-Lena Titze, Madleen Hempel, Holger Bär, Jan Schafenort, Gerald Lauenroth, Maik Tietze, Frank Endert, Denny Bardehle, Gordon Köhler, Philipp-Anders Rau sowie Thomas Kindel.

Der Landrat des Landkreises, Steffen Burchhardt (SPD), kann sich nach der Kommunalwahl eine Zusammenarbeit mit allen Parteien vorstellen. "Letztendlich machen wir auf kommunaler Ebene eine starke Sachpolitik, da spielen Parteizugehörigkeiten nicht so eine große Rolle. Ich denke, wenn man allen die Hand reicht, dann wird die auch genommen. Am Ende eint uns doch alle das Ziel, dass wir die Region möglichst lebenswerter machen wollen, als sie ohnehin schon ist." Man werde bei vielen Fragen nah beieinander sein und das habe auch in der Vergangenheit schon funktioniert.[49][50][51][52]

Auch in den Acht Gemeinden im Landkreis wurde ein neuer Gemeinderat gewählt. Dabei wurde die AfD in den Gemeinden Jerichow (30%), Elbe-Parey (30,9%), Burg (bei Magdeburg) (34,2%) und Gommern (27,4%) zur stärksten Kraft gewählt. In den Gemeinden Genthin (26%) und Möckern (29%) wurde man zweitstärkste Kraft hinter der CDU. In den Gemeinden Möser (26,2%) und Biederitz (22,3%) wurde man drittstärkste Kraft hinter SPD und CDU.[53][54]

In der Gemeinde Möser wird aktuell überprüft ob der vom Militärischen Abschirmdienst als rechtsextrem eingestufte Maximilian Tischer, welcher mit 811 Stimmen als einer von drei AfD Abgeordneten in den den Gemeinderat gewählt wurde auch wirklich in der Gemeinde lebt. Laut Gemeinde und Recherchen des Mitteldeutschen Rundfunks gibt es daran erhebliche Zweifel. Sollte die Prüfung durch den Landkreis ergeben, dass Tischer seinen Lebensmittelpunkt nicht wie angegeben in Hohenwarthe hat, droht ihm neben einem Bußgeld wegen des Verstoßes gegen das Meldegesetz auch der Verlust seines Mandats im Gemeinderat. Im Jahr 2017 wurde gegen Tischer, der damals Oberleutnant der Bundeswehr war, ermittelt. Er soll seinem Schwager Franco A., damals ebenfalls Oberleutnant, bei der Planung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat geholfen haben. Die Ermittlungen gegen Tischer wurden eingestellt.[55][56]

Zudem ist die AfD in zahlreiche Stadt und Ortschaftsräte im gesamten Kreisgebiet eingezogen.

Einzelnachweise

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  1. Johannes Kopp: Sportgericht lässt Rechtsextremisten zu: Im Zweifel für den Naziklub. In: Die Tageszeitung: taz. 15. März 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  2. Volksstimme: Umstrittener FC Ostelbien Dornburg verlässt Landessportbund. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  3. FC Ostelbien aus Landesverband ausgeschlossen. 21. November 2015, abgerufen am 23. Juli 2024.
  4. FC Ostelbien Dornburg wird ausgeschlossen. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  5. FC Ostelbien: Dieser BRAUNE KLUB macht allen Angst. 11. August 2015, abgerufen am 23. Juli 2024.
  6. FC Ostelbien Dornburg wird vom Landesverband ausgeschlossen. In: Der Spiegel. 6. August 2015, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  7. deutschlandfunk.de: FC Ostelbien Dornburg - Sportbund schließt rechtsextremen Verein aus. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  8. Rechter Fußballclub Ostelbien Dornburg: Rausschmiss aus dem Landesverband. In: Die Tageszeitung: taz. 21. November 2015, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  9. Rechtsextremer Fußballclub Ostelbien: FC Dornburg bleibt draußen. In: Die Tageszeitung: taz. 16. Oktober 2015, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  10. Ronny Müller: Rechtsextremer Fußballclub Ostelbien: Ausschluss beantragt. In: Die Tageszeitung: taz. 11. August 2015, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  11. Johannes Kopp: Kolume Press-Schlag: Überforderte Funktionäre. In: Die Tageszeitung: taz. 7. August 2015, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  12. Johannes Kopp: Rechte Fußballer in Sachsen-Anhalt: Narrenfreiheit für Schläger. In: Die Tageszeitung: taz. 5. Juni 2015, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  13. Johannes Kopp: Rechtsextremismus im Fußball: Die Angstmacher. In: Die Tageszeitung: taz. 5. April 2015, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  14. FC Ostelbien Dornburg. In: Die Tageszeitung: taz. ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  15. Johannes Kopp: Rechtsextremer in Verein aufgenommen: Verstärkung von rechts außen. In: Die Tageszeitung: taz. 23. April 2016, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  16. Hat ein Nazi-Kicker wieder zugeschlagen? 7. Juli 2017, abgerufen am 23. Juli 2024.
  17. mdr.de: Entsteht ein zweites Ostelbien Dornburg? | MDR.DE. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  18. Telefon: 0345 5279-201, Fax: 0345 5279-100, E.-Mail schreiben: halle(at)lsb-sachsen-anhalt.de: Fußballverband schließt die DSG Eintracht Gladau aus. 8. November 2023, abgerufen am 23. Juli 2024 (deutsch).
  19. Neonazi-Klub verbreitet Angst und Schrecken: DSG Eintracht Gladau nimmt weiter am Spielbetrieb teil. 14. März 2024, abgerufen am 23. Juli 2024.
  20. Rechtsextremismus: Fußballverband Sachsen-Anhalt schließt DSG Eintracht Gladau aus. In: Der Spiegel. 8. November 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  21. MDR SACHSEN-ANHALT: Fußball: Nach Rechtsextremismus-Vorwürfen: Eintracht Gladau darf spielen – aber unter Auflagen. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  22. Robert Kegler: FSA-Verbandsgericht urteilt in der Causa Gladau. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  23. mdr.de: Fußball: Eintracht Gladau darf nach Rechtsextremismus-Vorwürfen unter Auflagen spielen | MDR.DE. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  24. Verbandsgericht kippt Gladau-Ausschluss: Keine hinreichenden Beweise für Extremismus. Abgerufen am 23. Juli 2024 (deutsch).
  25. mdr.de: Hakenkreuze und SS-Runen: Wieder rechtsextreme Schmierereien in Burg | MDR.DE. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  26. Sowjetischer Panzer beschädigt. 1. April 2024, abgerufen am 23. Juli 2024.
  27. Mitteldeutsche Zeitung: Panzer brennt in Burg: Kriegsmaschine im Goethepark angezündet. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  28. Rechtsextremismus: Erneut Überfall in Sachsen-Anhalt. In: Der Spiegel. 24. Oktober 2006, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  29. Polizei. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  30. Andreas Speit: Rechter Terror in Sachsen-Anhalt: Nazis entführen Antifa. In: Die Tageszeitung: taz. 4. November 2013, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  31. Mia Jarad: Wenn mitten in der Nacht der Nazi-Mob bei dir klingelt. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  32. Thomas Pusch und Mario Kraus: Politische Konfrontation in Burg: AfD und Gegendemonstranten treffen aufeinander. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  33. Stefan Hunglinger: Protest gegen die AfD: Zum ersten Mal Mehrzahl. In: Die Tageszeitung: taz. 26. Januar 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  34. Thomas Pusch: Übergriffe auf Gegendemonstranten in Burg. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  35. Burg: AfD bekommt Gegenwind, Protest gegen Rechts geplant. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  36. mdr.de: Burg: Sechs Ermittlungsverfahren wegen rechtsextremer Sticker und Graffiti | MDR.DE. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  37. mdr.de: Hakenkreuze und SS-Runen: Wieder rechtsextreme Schmierereien in Burg | MDR.DE. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  38. dpa: Extremismus: Rechtsextreme Symbole in Burg: Polizei ermittelt. In: Die Zeit. 21. April 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 23. Juli 2024]).
  39. DUR.: HOLZKREUZE AUFGESTELLT Rechtsextreme Schmierereien an Kirchenmauer in Burg. In: www.mz.de. Mitteldeutsche Zeitung, 8. Mai 2024, abgerufen am 23. Juli 2024.
  40. Ergebnisse rechter Kandidaten bei den Wahlen in Sachsen-Anhalt | Antifaschistisches Infoblatt. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  41. Franziska Ellrich: Stresower Neonazi gibt Mandat auf. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  42. Redaktion: Kommunalwahlen 2019: NPD, rechte Tarnlisten und Einzelbewerber – SACHSEN-ANHALT RECHTSAUSSEN. Abgerufen am 23. Juli 2024 (deutsch).
  43. michael barthel: Der Liebling des Dorfes. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  44. Sieg der NPD: Das gallische Dorf Stresow. 4. April 2011, abgerufen am 23. Juli 2024 (deutsch).
  45. Winfried Borchert: Das Gutshaus, der Sportplatz und die NPD. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  46. Franziska Ellrich und Matthias Fricke: Rechter Hooligan spaltet ein Dorf. Abgerufen am 24. Juli 2024.
  47. Landtag von Sachsen-Anhalt: Gründung und Aktivitäten der Partei „Die Rechte“ in Sachsen-Anhalt. In: kleineanfragen.de. Landtag von Sachsen-Anhalt, 6. November 2014, abgerufen am 23. Juli 2024.
  48. Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt: Verfassungsschutzbericht 2018. Hrsg.: Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt. Magdeburg 2018.
  49. 03921 949-0, 03921 949-9000, Post@lkjl.de: Allgemeine Informationen zur Kreistagswahl. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  50. Rechtsextremistische Parteien. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  51. tagesschau.de: Verfassungsschutz: AfD Sachsen-Anhalt ist gesichert rechtsextremistisch. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  52. mdr.de: Kommunalwahl 2024 im Jerichower Land: Amtliches Endergebnis bestätigt AfD als stärkste Kraft im Kreistag | MDR.DE. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  53. mdr.de: Kommunalwahl 2024 im Jerichower Land: Amtliches Endergebnis bestätigt AfD als stärkste Kraft im Kreistag | MDR.DE. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  54. Volksstimme: Überraschende Ergebnisse der Kreistagswahl im Jerichower Land. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  55. mdr.de: Jerichower Land: Behörden überprüfen AfD-Gemeinderat in Möser | MDR.DE. Abgerufen am 23. Juli 2024.
  56. Robert Gruhne: Kommunalwahl: Zweifel an Wohnsitz von AfD-Kandidaten im Jerichower Land. Abgerufen am 23. Juli 2024.