„Top-Level-Domain“ – Versionsunterschied
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Version vom 25. Juni 2010, 19:43 Uhr
Jeder Name einer Domain im Internet besteht aus einer Folge von durch Punkte getrennten Zeichenfolgen. Die Bezeichnung Top-Level-Domain (vom englischen top-level domain, übersetzt Bereich oberster Ebene; Abkürzung TLD) bezeichnet dabei den letzten Namen dieser Folge und stellt die höchste Ebene der Namensauflösung dar. Ist der vollständige Domain-Name eines Rechners bzw. einer Website beispielsweise de.example.com, so entspricht das rechte Glied (com) der Top-Level-Domain dieses Namens.
Im Domain Name System (DNS) werden die kompletten Namen und damit auch die TLDs referenziert und aufgelöst, also einer eindeutigen IP-Adresse zugeordnet. Die Registrierungsstelle legt dabei einen Datenbank-Eintrag über den Inhaber an, der Whois-Abfragen über das gleichnamige Protokoll, ähnlich einem Telefonbuch, ermöglicht.
TLDs werden von der IANA in zwei Hauptgruppen und einen Sonderfall unterteilt:
- allgemeine TLDs: generic TLDs (gTLDs), unterteilt in sponsored TLDs (sTLDs) und unsponsored TLDs (uTLDs)
- länderspezifische TLDs: country-code TLDs oder ccTLDs
- die Infrastruktur-TLD (iTLD) .arpa (Sonderfall) und das (jedoch nie in Gebrauch gewesene) .root
Nicht mehr in Gebrauch sind die Sonderfälle .bitnet und .uucp.
Länderspezifische TLD-Bezeichner bestehen dabei immer aus zwei Buchstaben, allgemeine TLD-Bezeichner bestehen aus drei oder mehr Buchstaben.
Eine Liste aller Top-Level-Domains findet sich auf der Internetseite der IANA. Siehe Abschnitt Weblinks „Root Zone Database“.
Generische Top-Level-Domains
Die generischen Top-Level-Domains (gTLD) werden nach gesponserten (sTLD) und nicht gesponserten (uTLD) unterschieden. Die (sehr viel wichtigeren) nichtgesponserten Domains stehen unter der direkten Kontrolle von ICANN und der Internet Society. Die gesponserten Domains werden von unabhängigen Organisationen kontrolliert und finanziert. Diese Organisationen haben das Recht, eigene Richtlinien für die Vergabe von Domainnamen anzuwenden. Ein Beispiel ist .mil. Diese Domain wird vom US-amerikanischen Militär exklusiv genutzt.
Die mit großem Abstand meist gebrauchte TLD ist .com (mehr als 78 Millionen registrierte Domains im Februar 2009[1]). Ursprünglich wurde sie von US-amerikanischen Unternehmen verwendet, heute ist sie aber weltweit verbreitet. Die klassischen,[2] in der Anfangsphase des DNS definierten TLDs sind in Fettschrift dargestellt.
Nichtgesponserte Domains (uTLD)
Nichtgesponserte Top-Level-Domains (engl. unsponsored top-level domain, kurz: uTLD) werden von einer bestimmten Gruppe verwendet. Sie bestehen aus drei oder mehr Zeichen und stehen für einen Begriff, der diese Gruppe auszeichnet.
TLD | Bedeutung | Anspruchsberechtigung |
---|---|---|
.arpa | arpanet | TLD des ursprünglichen Arpanets, jetzt verwendet als Address and Routing Parameter Area. Von der IANA wird diese TLD als „Infrastruktur-Domain“ bezeichnet. |
.biz | business | nur für kommerzielle Verwendung; de facto für jeden frei zugänglich. |
.com | commercial | ursprünglich nur für Unternehmen, seit längerem für jeden frei zugänglich. |
.info | information | für Informationsanbieter gedacht, aber von Anfang an für jeden frei zugänglich. |
.name | name | nur für natürliche Personen oder Familien (Privatpersonen) |
.net | network | ursprünglich für Netzverwaltungseinrichtungen, heute frei für jeden |
.org | organization | für nichtkommerzielle Organisationen (Non-Profit-Organisationen) |
.pro | professionals | für Anwälte, Steuerberater, Ärzte, Ingenieure (nur für genannte Berufsgruppen der USA, Kanadas, Deutschlands und des Vereinigten Königreichs) |
Gesponserte Domains (sTLD)
Gesponserte Domains (engl. sponsored top-level domain, sTLD) werden von bestimmten Unternehmen oder Organisationen vorgeschlagen, die diese Namensräume gemäß detailliert ausgearbeiteter Richtlinien betreiben und auch Kontroll- und Sanktionsrechte haben, mit denen die bestimmungsgemäße und rechtmäßige Verwendung der registrierten Namen durch die Anbieter sichergestellt werden soll. Beispielsweise ist die TLD .aero von der SITA gesponsert, die die Nutzung auf Inhalte der Luftfahrt beschränkt, oder die Nutzung von .mobi-Namen daran gebunden, dass der Website-Anbieter die Einhaltung bestimmter Richtlinien sicherstellt, die für die geräteunabhängige Nutzung von Web-Inhalten als elementar angesehen werden, so dass z. B. Mobiltelefone diese Inhalte darstellen können.
Am 26. Juni 2008 beschloss die ICANN eine Lockerung der Regeln für neue gesponserte Domains. Damit soll es ab Anfang 2009 für jedermann möglich sein, eine beliebige eigene Domain zu beantragen.[3]
TLD | Bedeutung | Anspruchsberechtigung | Sponsor | |
---|---|---|---|---|
Existierende gesponserte Domains | ||||
.aero | aeronautics | für in der Luftfahrt tätige Organisationen | Société Internationale de Télécommunications Aéronautiques | |
.asia | asia | für Personen und Unternehmen die sich innerhalb der ICANN-Region Asien/Australien/Pazifik[4] befinden (seit Oktober 2007 für jeden zugänglich) | ||
.cat | catalan | für die katalanische Sprache und Kultur | Fundació puntCAT | |
.coop | cooperatives | für Gesellschaften | Dot Cooperation LLC | |
.edu | educational | nur für Bildungseinrichtungen, die vom Bildungsministerium der Vereinigten Staaten als „post-secondary“ akkreditiert sind; die einzige Ausnahme bildet die EURAC, Bozen. | ||
.gov | government | nur Regierungsorgane der USA | ||
.int | international | für multinationale Organisationen | IANA | |
.jobs | jobs | nur für Unternehmen mit Stellenangeboten | ||
.mil | military | nur für militärische Einrichtungen der USA | ||
.mobi | mobile | zur Kenntlichmachung von Diensten, die die Nutzung durch mobile Endgeräte explizit unterstützen | mTLD Top Level Domain Limited[5] | |
.museum | museums | für Museen | Museum Domain Management Association | |
.tel | telephone | zum vereinfachten Anrufen von Unternehmen und Personen | ||
.travel | travel | für die Reise-Industrie (beispielsweise Reisebüros, Fluggesellschaften etc.) | ||
.xxx | sex | für erotische und sexuelle Inhalte | ICM Registry, Inc | |
Ausstehende gesponserte Domains | ||||
.post | postal | für Post und Logistikunternehmen | Weltpostverein |
Aufgrund der liberalen Vergaberegeln für die TLD .com, .net, .org sowie (mit kleineren Einschränkungen) .biz und (neuerdings) .name sind die ursprünglichen Bedeutungen dieser TLD weitgehend abhanden gekommen. Eine derartige TLD weist nicht notwendigerweise auf einen entsprechenden Gebrauch hin. So wird etwa die eigentlich für nichtkommerzielle Organisationen gedachte .org-TLD heute gelegentlich von kommerziellen Anbietern verwendet. Weiterhin verwenden internationale, nicht-kommerzielle Seiten gerne .net (oder .org), um weder auf eine länderspezifische TLD noch auf das verbreitete .com zurückgreifen zu müssen.
Spezialfälle
Es gibt einige, meist historische, Spezialdomains oder Pseudo-Domains, sowie für bestimmte Zwecke reservierte Namen, für die aus unterschiedlichen Gründen keine TLD eingerichtet werden:
Domain | Verwendungszweck |
---|---|
.arpa | Die Domain wird heute als Technologiedomain für interne Zwecke der DNS-Verwaltung bezeichnet und von der IANA verwaltet. Sie sollte ursprünglich nur eine temporäre Lösung bei der Einrichtung des DNS im Internet sein, jedoch stellte sich die spätere Auflösung dieser Domain als unpraktisch heraus. Die Subdomain in-addr.arpa ist weltweit im Einsatz, um das Auflösen einer IPv4-Adresse in einen Domainnamen (reverse lookup) zu ermöglichen, bei IPv6 wird für den gleichen Zweck ip6.arpa benutzt. Eine weitere Subdomain, e164.arpa, wird für ENUM, die Adressierung von Internet-Diensten über Telefonnummern, verwendet (Stichwort Voice-over-IP). |
.bitnet | Die Domain wurde in der frühen Zeit des Internets genutzt, als einige technologisch unterschiedliche Netze nebeneinanderher betrieben wurden. Es handelte sich um einen von IBM gesponserten Zweig des Netzes, um Machbarkeit zu demonstrieren; der Name bedeutet because it's time - net. |
.example | Diese Domain ist laut RFC 2606 reserviert für Beispiele in Texten, Dokumentationen und Ähnlichem. Sie wird nicht vergeben, ebenso wie die Second-Level-Domains example.com, example.net, example.org, sodass z. B. automatisch generierte Links in Onlinedokumenten nicht auf reale Domains verweisen. |
.invalid | Diese Domain ist per RFC 2606 reserviert als Beispiel für eine garantiert nicht vorhandene Domain. Sie kann beispielsweise für Softwaretests eingesetzt werden. |
.local | Diese Domain wird bei Multicast DNS für Link-Local-Adressen verwendet.[6] |
.localhost | localhost wird bei den meisten Rechnern für deren Loopback Device lokal verwendet. Aus diesem Grund wird sie laut RFC 2606 nicht anderweitig vergeben, da sie in der Regel ohnehin nicht erreichbar wäre. |
.nato | .nato war ursprünglich vorgesehen für die Benutzung durch die NATO, die sich stattdessen aber für .nato.int entschied. |
.root | Diese Domain wurde ursprünglich reserviert, die damit verbundenen Ideen und Planungen jedoch nie umgesetzt. |
.test | Diese Domain ist laut RFC 2606 reserviert für Tests und wird offiziell nicht vergeben, kann aber lokal genutzt werden. |
.uucp | Diese Domain war lange Zeit eine Pseudo-Domain in TCP/IP-Netzen (heute: Internet) für Rechner im uucp mapping project, die keine eigene Internet-Domain besaßen oder als Gateways fungierten. In der Regel waren diese Rechner nur über Telefonmodemverbindungen oder nur passiv erreichbar. |
Länderspezifische Top-Level-Domains (ccTLD)
Es gibt über 200 ccTLDs (cc = country code), dabei ist jedem Land genau ein Zwei-Buchstaben-Code (ALPHA-2) nach ISO 3166 zugeordnet. Daneben gibt es häufig noch eigene ccTLDs für abhängige Gebiete, die meist geographisch vom Mutterland getrennt sind.
Ausnahmen
- Das Vereinigte Königreich benutzt die TLD .uk, obwohl nach ISO seine Kodierung GB lautet (GB,GBR,826). Zusätzlich wurde durch die ISO aber auch ausnahmsweise die Kodierung UK reserviert. Die TLD .gb ist ebenfalls reserviert, wird aber zurzeit wohl bis auf eine einzige Registrierung nicht genutzt.
- Die Vereinigten Staaten besitzen neben .us noch die TLDs .mil (Militär), .gov (Regierung) sowie .edu (Bildungseinrichtungen).
- Die Europäische Union benutzt mit .eu eine ccTLD[7], obwohl sie kein eigenständiger Staat ist. Die Kodierung EU wurde jedoch durch die ISO 3166 Maintenance agency ausnahmsweise mit dieser Bedeutung reserviert. Dies erfolgte durch eine Sonderentscheidung aufgrund eines festgestellten praktischen Bedarfs.[8] Im Unterschied zu Staaten hat die EU aber weder eine Drei-Buchstaben- noch eine Drei-Ziffern-Kodierung. Ihre Mitgliedsländer behalten weiterhin ihre eigenen ccTLDs und es werden auch keine länderspezifischen Subdomains von .eu eingeführt.
Änderungen
- .dd wurde für die DDR vorgesehen, jedoch ausschließlich intern bei den Universitäten in Jena und Dresden benutzt. Es gab keine DNS-Delegation in den Root-Nameservern der IANA, die Top-Level-Domain .dd wurde nach der Wende durch .de der Bundesrepublik Deutschland ersetzt.[9]
- .cs wurde früher für die Tschechoslowakei verwendet. Es war dann für den inzwischen aufgelösten Staatenbund aus Serbien und Montenegro vorgesehen. Wegen Namenskonflikt mit weiterhin existierenden Websites und E-Mail-Adressen der ehemaligen Tschechoslowakei[10] wurde dies aber offenbar nicht auf den Servern implementiert. Statt dessen wurde .yu weiter benutzt. Mit dem Zerfall in die Einzelstaaten und deren Domänen .rs und .me hat sich die Angelegenheit erledigt. Zukünftig wird .cs nicht mehr benötigt.
- .zr für Zaïre wurde 2004 aus den Root-Servern entfernt (jetzt .cd).
- .um für die United States Minor Outlying Islands wurde 2008 gelöscht.[11]
- .yu für Jugoslawien wurde zum 30. September 2009 aufgelöst (seit 30. März 2010 nicht mehr erreichbar[12]), da sie durch die beiden Domainendungen .rs für Serbien und .me für Montenegro ersetzt wurde.
Auslaufend
Des Weiteren sind einige obsolete TLDs aus Gründen der Erreichbarkeit noch aktiv:
- In Russland wird neben .ru auch noch .su (ehemalige Sowjetunion) betrieben. Es werden auch 18 Jahre nach Auflösung der Sowjetunion noch neue Domänen unter .su registriert[13]. Dazu gehören auch Präsenzen aus dem deutschen Rhein-Sieg-Kreis (Kfz-Kennzeichen SU).
- Osttimor wechselt von .tp auf .tl und betreibt für eine Übergangszeit beide TLDs.
Ungenutzt
Zugeteilt und ungenutzt, meist mangels technischer Infrastruktur oder mangels politischer Freiheit sind:
- .eh für Westsahara
- .fx war bis 1998 für das europäische Territorium Frankreichs ohne überseeische Gebiete reserviert, wurde aber nicht genutzt.
- .nt war bis 1993 für die Neutrale Zone zwischen Irak und Saudi-Arabien eingetragen, wurde aber nicht genutzt.
- .so für Somalia. Die Seite des somalischen Network Information Centers[14] war über mehrere Jahre erreichbar, wo aber lediglich ein Hinweis stand, dass aufgrund der politischen Instabilität Somalias und der allgemeinen Nichterreichbarkeit des Internets keine Domains vergeben würden.
Bedingungen der Zuteilung
Jedes Land hat das Recht, eigene Vergaberichtlinien für seine Domain festzulegen. Diese werden in der weit überwiegenden Zahl von den Vergabestellen eigenständig aufgrund von technischen Notwendigkeiten und rechtlichen Anforderungen aufgestellt und können sich erheblich voneinander unterscheiden.
So ist es beispielsweise bei der französischen TLD .fr erforderlich, dass der Domain-Inhaber seinen Wohn- oder Unternehmenssitz in Frankreich hat.
In Deutschland wurde am 23. Oktober 2009 mit der Zuteilung ein- und zweistelliger sowie nur aus Ziffern bestehender Domains mit .de begonnen.[15] Bis dahin musste die .de-Domain mindestens aus drei Zeichen bestehen, und eines davon musste ein Buchstabe sein. Aus der Anfangszeit des Internets gab es noch drei zweistellige Domains: db.de, hq.de und ix.de. (Die für lange Zeit vierte Zwei-Buchstaben-Domain bb.de war zur Zeit der Regelung nicht mehr registriert.) Volkswagen klagte vor dem OLG Frankfurt auf die Zuteilung der Domain vw.de,[16] die dann auch zu dem Stichtag in Betrieb genommen wurde.
In der Schweiz haben nur die Kantone eine Domain mit zwei Zeichen, die sich aus dem offiziellen Kürzel ergibt (z. B. ai.ch, vd.ch, zh.ch). Daneben wird von der Schweizerischen Bundeskanzlei die Domain ch.ch betrieben. Abgesehen von diesen Ausnahmen müssen schweizerische Domains aus mindestens drei Zeichen bestehen. Ausnahmen sind www.expo.02.ch (zur 6. Schweizerischen Landesausstellung 2002), www.au.ch.
In anderen Fällen sind für die zweite Namensebene nur wenige vorgegebene Namen möglich; der eigentliche Name wird dann als Third-Level-Domain definiert (z. B. example.co.uk). Ein Beispiel ist die britische .uk-Domain, die nur die folgenden Second-Level-Domains zulässt:
- .ac.uk – academic, Bildungsinstitutionen wie Universitäten
- .co.uk – commercial
- .gov.uk – government, zentrale und regionale Regierungsorganisationen
- .ltd.uk – limited company
- .me.uk – Präsenzen von Einzelpersonen
- .net.uk – ISPs und andere Netzwerkunternehmen
- .nic.uk – Network Information Center, nur für die interne Netzwerkverwaltung
- .nhs.uk – National Health Service, staatliches Gesundheitssystem und dessen Institutionen
- .org.uk – non-profit Organisationen
- .plc.uk – public limited companies (Börsennotierte Unternehmen)
- .sch.uk – Schulen
Darüber hinaus gibt es einige staatlich genutzte Second-Level-Domains wie .police.uk, .mod.uk (Ministry of Defence – Verteidigungsministerium), .british-library.uk oder .parliament.uk. Diese stammen noch aus einer früheren Zeit und genießen Bestandsschutz.
Liste
Zweckentfremdungen
Vor allem sehr kleine oder arme Länder vermarkten ihre Domains, indem sie ihre Vergabepolitik sehr liberal handhaben und die Registrierung der Domains aktiv bewerben. Dabei entwickelt sich der Domainmarkt zu einem lukrativen Geschäft, da die Registrierungsgebühren teilweise deutlich über die tatsächlich anfallenden Kosten gesetzt werden.
Einer der ersten sehr kleinen oder armen Staaten, die ihre Domains frei registrieren ließen, war 1998 Tonga mit .to. Die Resonanz war sehr gut, denn zu dieser Zeit waren sehr viele kurze und prägnante Domains unter .com nicht mehr erhältlich, und andere ccTLDs hatten zum Teil sehr strenge Registrierungsbedingungen. Außerdem ergaben sich durch die Endung .to interessante Domainnamen, die sich gut in Kurz-URLs nutzen ließen, wie come.to oder go.to. Heute wird die TLD .to gerne für Torrentseiten verwendet, unter anderem auch deshalb, weil das NIC keine Inhaberabfragen erlaubt, sodass diese Domains anonym registriert werden können.
Eine ebenfalls bekannte fremdgenutzte ccTLD ist .tv des Staates Tuvalu, die als Television (englisch für Fernsehen) vermarktet wird. Dazu wurde ein eigenes Unternehmen DotTV gegründet, das die Domain vermarktet und an dem der Staat Tuvalu Miteigentümer ist. Dieser Coup brachte dem Zwergstaat 50 Mio. US-Dollar ein, die in jährlichen Raten von 5 Mio. Dollar bezahlt werden. Tuvalu würdigt den Domainverkauf sogar mit einer eigenen Briefmarke. Tuvalus Regierung beschaffte von dem Geld IT-Infrastruktur für die wichtigsten staatlichen Einrichtungen und entrichtete die Aufnahmegebühr für die Vereinten Nationen.
Auf ähnliche Weise wird die ccTLD .fm der Föderierten Staaten von Mikronesien häufig im Rundfunkbereich genutzt, z. B. beim Internetradio last.fm. Die Abkürzung FM steht im Hörfunk für Frequenzmodulation, die im UKW-Rundfunk meistens zur Anwendung kommt und üblicherweise mit diesem assoziiert wird.
Die Assoziation einer Abkürzung wird Beispielsweise auch von Webpräsenzen einiger Instant-Messaging-Dienste (kurz IM) verwendet, deren TLD .im auf die Isle of Man registriert ist.
Auch andere Länder bzw. die Unternehmen, die deren TLDs vermarkten, versuchen einen Markt zu schaffen, indem Abkürzungen erfunden werden, die die Adresse in einen Kontext stellen sollen, der ursprünglich nicht gegeben war. So vermarktet ein Unternehmen die Domain .la (Laos) als Domain für Los Angeles, was noch einsichtig erscheint; dagegen wird die Domain .ws (Samoa) als WebSite vermarktet, obwohl eine solche Abkürzung völlig ungebräuchlich ist.
Auch die ccTLD .ag des Inselstaates Antigua und Barbuda wird vom Betreiber neben der vorgesehenen Verwendung gezielt für Unternehmen im deutschsprachigen Raum beworben, um deren Rechtsform einer Aktiengesellschaft (AG) zu verdeutlichen. Gleichzeitig verdeutlicht diese Domain die Unsicherheit, in die man sich begibt, wenn man eine „exotische“ Domain registriert: Die gesamte Registry war wegen vermuteter Machtkämpfe um die TLD zwischen 1999 und 2000 nicht erreichbar. In gleicher Weise wurde eine Zeit lang deutschen Kommanditgesellschaften - Abkürzung KG - die Domain .kg von Kirgisistan angeboten.
Eine weitere Besonderheit stellt die ccTLD .tk (Tokelau) dar, die oft von Telekommunikationsunternehmen (Abkürzung TK-Unternehmen) zweckentfremdet wird.
In der Schweiz wird die ccTLD .be gerne für Seiten mit Bezug auf die Stadt oder den Kanton Bern verwendet, wie kulturagenda.be oder fasnacht.be, in Deutschland die ccTLD .by (Weißrussland) für Seiten mit bayerischem Hintergrund, wie etwa bayern.by und einige Unternehmen in Bayern.
Zudem nutzen mittlerweile einige DJs (Discjockeys) die Domain .dj (Djibouti) für ihren Internetauftritt. Ungewöhnlich ist auch die Verwendung der Domain .nu (Niue) für die Seiten des Dresdner Kulturmagazins, die auf das im lokalen Dialekt Dresdens gebräuchliche „nu!“ (für „Ja!“) anspielt. Eine ähnliche Bedeutung hat die Domain in Schweden und Dänemark, da im Schwedischen wie im Dänischen „nu“ „Jetzt“ heißt. Dazu kommt, dass .se-Domains früher für Privatpersonen nicht registrierbar waren.
Eine der neusten Domains, die eine Zweckentfremdung erlebt, ist die .me-Domain von Montenegro. Mit ihr lassen sich aussagekräftige Domains erstellen, wie z. B.: love.me, contact.me usw. Jedoch können solche höchstwahrscheinlich sehr beliebten Domains nicht einfach registriert werden, sondern werden nach der offenen Registration versteigert.
Seit 2008 wird die ccTLD .sl (Sierra Leone) vermarktet und v.a. von Anhängern der virtuellen Welt Second Life genutzt.
In der autonomen spanischen Region Asturien wird die TLD des Landes Amerikanisch-Samoa .as sehr häufig von Privatpersonen, Firmen und auch Behörden genutzt, um Internet-Präsenzen mit dem Namen der Region zu assoziieren. Auch von Stadtverwaltungen aus der Region wird diese TLD häufig genutzt, wodurch offizielle Internetseiten verschiedener Gemeinden ausschließlich über eine zweckentfremdete TLD zu erreichen sind. Aufgrund der geringen Einwohnerzahl von Amerikanisch-Samoa im Verhältnis zu Asturien kommt die Mehrheit der Inhaber einer Domäne mit dieser Endung aus Spanien.
Die ccTLD des Landes Liechtenstein ".li" wird von einigen Firmen und privaten Seiten aus Lindau (Bodensee) im Bodensee benutzt, da sich die Seitenbetreiber über das KFZ-Kreiskennzeichen "LI" identifizieren.
Die ccTLD von Südgeorgien und südliche Sandwichinseln ".gs" wird vom Landesverband Hessen der Gewerkschaft Marburger Bund für eine Gewerkschaftsdomain verwendet.
Die ccTLD von Rumänien ".ro" wird von der Stadt Rosenheim für deren Internetauftritt verwendet.
Die technische und administrative Realisierung einer TLD
Für jede Top-Level-Domain existiert eine Gruppe von Nameservern, die den gesamten Namensraum dieser Domain verwalten (meist mittels Delegationen auf weitere Server). Diese Domain-spezifischen Nameserver sind über die Root-Nameserver erreichbar. Außerdem existiert eine zentrale Datenbank, die über alle unterhalb dieser TLD angesiedelten Second-Level-Domains administrative Informationen enthält, wie zum Beispiel Name und Adresse des jeweiligen Domain-Inhabers. Auf diese Datenbank kann über den Whois-Dienst zugegriffen werden.
Für den Betrieb der Server und der Datenbank wird von ICANN für jede Domain eine Organisation beauftragt, die in der Internet-Terminologie Registry genannt wird. Für die .com-TLD beispielsweise ist das das Unternehmen VeriSign, für .de die DENIC. Eine derartige Registry ist außerdem für die Vergabe von direkt untergeordneten Second-Level-Domains zuständig (z. B. example.com). Diese Aufgabe wird allerdings oft an sogenannte Registrare delegiert (siehe hierzu auch: Domain-Registrierung).
Für jede TLD existieren Richtlinien, die die Vergabe von Second-Level-Domains regeln. Diese sind über die Websites der jeweiligen Registries abrufbar. Für einige TLDs existieren IDN-Sprachtabellen, in denen alle Sonderzeichen aufgelistet sind, die bei der Vergabe von Subdomains verwendet werden dürfen. So sind zum Beispiel bei .biz und .org deutsche Umlaute zulässig. Diese Tabellen werden von der IANA verwaltet und sind über die Websites der Registries einsehbar.
Alternative Root-DNS
Es gibt im Internet auch Organisationen, die alternative Namensserver betreiben, über die zusätzlich zu den oben aufgeführten, quasi-offiziellen, vom ICANN kontrollierten TLDs weitere TLDs verfügbar sind. Ein entscheidender Nachteil dabei ist, dass solche Adressen für herkömmliche Internet-Nutzer nicht erreichbar sind. Auch werden sie von Suchmaschinen wie Google ignoriert. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Namensräume zweier Betreiber kollidieren können, vor allem, wenn später weitere Top Level Domains eingeführt werden.
Das Projekt OpenNIC versucht, die alternativen Systeme zusammenzuführen, betrachtet jedoch die ICANN-TLDs als vorrangig und akzeptiert weder konfligierende noch private Namensräume. Die eigenen TLDs sind .glue, .indy, .geek, .null, .oss und .parody.
Des weiteren gibt es den Betreiber New.net, der eine Vielzahl von zusätzlichen Top Level Domains anbietet, unter denen eigene Domains kostenpflichtig reserviert werden können[17].
Statistische Angaben
Im Verlauf des Jahres 2008 stieg die Anzahl der registrierten Domains um 16 % auf insgesamt 177 Millionen.[18]
Die 10 TLDs mit den meisten Domains:[19]
TLD | Registrar | Domains | IDNA | Stand | Staaten |
---|---|---|---|---|---|
.com | VeriSign | 90.000.000 |
Januar 2010 [20]. |
||
.de | DENIC | 13.705.710 | rund 3 % | 27. Mai 2010 [21]. | Deutschland |
.net | VeriSign | 12.520.790 | Oktober 2009 | ||
.uk | Nominet[22] | 8.483.010 [23] | April 2010 | Großbritannien | |
.cn | CNNIC[24] | 8.254.681 | 31. April 2010 [25] | China | |
.org | PIR[26] | 7.891.427 | Oktober 2009 | ||
.info | Afilias | 5.330.736 | Oktober 2009 | ||
.nl | SIDN[27] | 3.899.216 | 19. Mai 2010 [28] | Niederlande | |
.eu | EURid | 3.222.801 | 19. Mai 2010 [29] | Europäische Union | |
.biz | Neustar[30] | 2.038.003 | Oktober 2009 |
Weitere TLDs von Staaten mit der deutschen Sprache als Amtssprache:
TLD | Registrar | Domains | IDNA | Stand | Staaten |
---|---|---|---|---|---|
.ch | SWITCH | 1.424.084 | 31. März 2010 [31] | Schweiz | |
.at | nic.at | 933.035 | 2,55 % | Mai 2010 [32] | Österreich |
.li | SWITCH | 60.383 | 31. März 2010 [33] | Liechtenstein |
Einzelnachweise
- ↑ DeNIC e. V.: Domainzahlenvergleich international
- ↑ gemäß RFC 920 und RFC 1591
- ↑ Heise online - „Grünes Licht für neue Internet-Adresszonen“
- ↑ ICANN | ICANN Montréal Meeting Topic: Review of ICANN's Geographic Regions
- ↑ mtld.mobi
- ↑ IETF: Internet-Draft Multicast DNS
- ↑ IANA ccTLD-Database auf http://www.iana.org
- ↑ ISO 3161 FAQ: What is the ISO 3166-1 code for the European Union? http://www.iso.org/iso/country_codes/iso_3166-faqs/iso_3166_faqs_specific.htm
- ↑ Informationen zur Top-Level-Domain .DD
- ↑ TLD .cs: Namenskonflikt
- ↑ http://www.iana.org/reports/2007/um-report-10jan2007.html
- ↑ rts.rs (serbisch)
- ↑ Registrierungsbedingungen für .su
- ↑ www.nic.so
- ↑ Vergabe ein- und zweistelliger so wie nur aus Ziffern bestehender Domains auf denic.de
- ↑ Heise-Newsticker: Gericht: Denic muss Domain mit zwei Buchstaben zuteilen
- ↑ New.net Startseite Alternativer kommerzieller Root-DNS-Anbieter
- ↑ The Domain Name Industry Brief - February 2009. VeriSign, abgerufen am 4. September 2009.
- ↑ DENICeG: Domainzahlenvergleich auf http://www.denic.de/hintergrund/statistiken/internationale-domainstatistik.html
- ↑ "Factsheet" auf der Seite von Verisign [1] (Abgerufen am 17. Januar 2010)
- ↑ Zähler der registrierten .de-Domains auf der Startseite von denic.de (Abgerufen am 27. Mai 2010)
- ↑ www.nominet.org.uk
- ↑ Zähler der registrierten .uk-Domains auf [2] (Abgerufen am 19.Mai 2010)
- ↑ www.cnnic.net.cn
- ↑ Zähler der registrierten .cn-Domains auf http://www.cnnic.net.cn/html/Dir/2003/12/13/2020.htm (Abgerufen am 19.Mai 2010)
- ↑ www.pir.org
- ↑ www.sidn.nl
- ↑ SIDN auf der Startseite von https://www.sidn.nl/en/homepage-sidn/
- ↑ EURid: .eu statistics auf http://status.eurid.eu
- ↑ neustarregistry.biz
- ↑ .ch-Domain Statistiken auf http://www.nic.ch/
- ↑ .at-Domain Statistiken auf nic.at
- ↑ .li-Domain Statistiken auf http://www.nic.li/
Siehe auch
Weblinks
- Für die lokalen Regeln der TLDs (Wohnsitz, zwingende Second Level Domain usw.) findet sich in der englischsprachigen Wikipedia eine Linkliste.
- RFC 2606 – Reservierte Top-Level-DNS-Namen
- Root Zone Database (englisch) Offizielle Liste aller Top-Level-Domains auf der Internetseite der IANA
- internic.net
- icann.org
- nicht-länderspezifische Top-Level-Domains
- www.opennicproject.org