Withnail & I

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Film
Titel Withnail & I
Originaltitel Withnail and I
Produktionsland Großbritannien
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1987
Länge 107 Minuten
Stab
Regie Bruce Robinson
Drehbuch Bruce Robinson
Produktion Paul M. Heller
George Harrison
Denis O’Brien
Musik David Dundas
Rick Wentworth
Kamera Peter Hannan
Schnitt Alan Strachan
Besetzung

Withnail & I ist eine britische Tragikomödie des Regisseurs und Autors Bruce Robinson aus dem Jahr 1987. Nach anfangs verhaltenem Publikumserfolg wird er heute als einer der größten britischen Kultfilme gesehen.[1] Der Film handelt von zwei erfolglosen Londoner Schauspielern am Ende der Swinging Sixties, die mit viel Alkohol einen turbulenten Urlaub auf dem Land durchleben.

Handlung

London, Camden Town im September 1969: Marwood, der Erzähler des Filmes, und sein dandyhafter Mitbewohner Withnail leben als arbeitslose Schauspieler in ihrer verdreckten, heruntergekommenen Wohnung in den Tag hinein. Ihre Zeit verbringen sie mit missmutigen Kommentaren, viel Alkohol und verschiedenen Drogen, ihr einziger regelmäßiger Besuch ist der philosophierende Drogendealer Danny. Um ihrem tristen Alltag zu entfliehen, planen sie einen gemeinsamen Urlaub, leider steht ihnen kaum Geld zur Verfügung. Daher überlegen sie, für eine Weile in das Landhaus von Withnails gutsituiertem Onkel Monty im Lake District zu ziehen. Monty, ein recht melodramatisch auftretender Homosexueller fortgeschrittenen Alters, ist von dieser Idee zunächst wenig begeistert. Er willigt erst ein, als Withnail ihm fälschlicherweise erzählt, Marwood sei ebenfalls schwul – doch von der Lüge ahnt Marwood nichts.

Der Urlaub entpuppt sich schon nach kurzer Zeit als Reinfall. Montys Behausung ist heruntergekommen, es regnet in Strömen, die Lebensmittel sind knapp und die Nachbarn begegnen den Neuankömmlingen mit Misstrauen und Feindseligkeit. Withnail legt sich in der Dorfkneipe mit einem örtlichen Wilderer an und entwickelt dann panische Angst, dieser könne ihm etwas antun. Als nachts verdächtige Geräusche im Haus zu hören sind, vermuten die beiden einen Angriff des Wilderers, doch es handelt sich um den ebenfalls angereisten Onkel Monty. Am nächsten Tag versucht Monty unentwegt, den von ihm für schwul gehaltenen Marwood zu verführen. Diesem wird die Situation unangenehm. Nachts erscheint Monty auf einmal in Marwoods Zimmer und will mit ihm schlafen. Marwood wird klar, dass Withnail seinem Onkel eine Lüge erzählt hat, woraufhin er Monty anschwindelt, dass Withnail selbst ein uneingestandener Homosexueller sei und die beiden in einer Beziehung seien. Monty schenkt dem Glauben und reist ab, nicht ohne einen entschuldigenden Brief hinterlassen zu haben, in dem er seine Einsamkeit andeutet und den beiden Glück wünscht.

Am nächsten Morgen liegen Marwood und Withnail noch im Streit miteinander, als Marwood ein Telegramm erhält, dass er für eine Theaterrolle in R. C. Sherriffs Journey’s End in Manchester vorsprechen solle. Die beiden fahren nach London zurück, wobei Withnails Trunkenheit am Steuer ihnen ein unangenehmes Intermezzo mit der Polizei einbringt. Als sie in ihre Wohnung zurückkehren, müssen sie feststellen, dass diese in der Zwischenzeit von Danny und dessen Kumpel Ed bevölkert wurde. Danny hat sich mit dem Vermieter angelegt und die Wohnung steht kurz vor der Zwangsräumung. Schließlich erhält Marwood die Nachricht, dass er sogar die Hauptrolle spielen soll. Hierfür muss er aber Camden Town und sein altes Leben verlassen. Withnail versucht ihn zu einer Abschiedsflasche Wein zu überreden, doch Marwood besteht darauf, dass er zum Zug müsse und sich ihre Wege hier trennen, auch wenn er Withnail vermissen werde. Nach dem Abschied läuft Withnail mit seiner Flasche Wein im strömenden Regen durch den Regent’s Park und zitiert aus Hamlet.

Produktionsgeschichte

Entwicklung

Bruce Robinson (2016)

Withnail & I war das Debüt von Bruce Robinson als Filmregisseur, der seit den 1960ern als Schauspieler, seit den 1970ern als Drehbuchautor im Filmgeschäft tätig war. Der Film ist autobiografisch beeinflusst, denn Robinson hatte Ende der 1960er-Jahre unter ähnlichen Umständen wie die Protagonisten in Camden Town gelebt.[2] Robinson schrieb seine Geschichte zunächst im Winter 1969/1970 als Romanentwurf nieder. Er war zu diesem Zeitpunkt nach eigenen Angaben am Tiefpunkt seines Lebens: einsam, arbeitslos und verschuldet, zudem war seine hippieartige Wohngemeinschaft der Vorjahre in Auflösung begriffen. Die Idee, dass der Dekadenwechsel auch die Swinging Sixties unweigerlich zum Ende brachte, schlägt sich auch in Robinsons späterem Film wieder.[3][4] Im folgenden Jahrzehnt zirkulierte der Romanentwurf unter Robinsons Freunden und 1980 erhielt er von einem Hollywood-Produzenten ein paar Tausend Dollar, den Romanentwurf in ein Drehbuch umzuarbeiten. Den Prozess der Umarbeitung beschrieb er als wesentlich anstrengender als den Romanentwurf, der ihm leicht von der Hand gegangen sei. Doch erst Mitte der 1980er-Jahre ermöglichte sich die Finanzierung von Withnail & I, nachdem Robinson mit seinem Drehbuch zu dem mit drei Oscars ausgezeichneten Film The Killing Fields Aufmerksamkeit erzielen konnte und sich der US-amerikanische Filmproduzent Paul M. Heller (1927–2020) von dem Drehbuch zu Withnail & I begeistert zeigte.[5]

Robinson verwarf und ergänzte in den 15 Jahren verschiedene Elemente der Geschichte. So endete sie zunächst mit Withnails Selbstmord durch Onkel Montys Jagdgewehr, was er nachher als zu grimmig und überdramatisch, vor allem aber als überflüssig verwarf, da man sich Withnails tragische Zukunft ohnehin ausmalen könne.[6] Zu der Figur des Withnail wurde Robinson durch seinen Freund und einstigen Mitbewohner Vivian MacKerrell inspiriert: MacKerrell war gebildet und hatte eine hohe Meinung von seinen eigenen Fähigkeiten als Schauspieler, doch verhinderten sein Alkoholkonsum und seine wenig umgängliche Persönlichkeit alle Chancen auf eine erfolgreiche Karriere. Einige Zeit sammelten MacKerrell und Robinson routinemäßig Glasflaschen, um mit dem Pfandgeld neuen Alkohol zu besorgen, sich dann zu betrinken und nach dem Aufwachen wieder Flaschen zu sammeln.[7] MacKerrell zeigte sich stolz, als Inspiration für die Filmfigur gedient zu haben, bevor er nach jahrzehntelangem Alkoholismus im März 1995 mit nur 50 Jahren an Krebs starb.[8][9] Der Name Withnail stammte von einem Mann namens Jonathan Withnall, der ein Freund von Bruce Robinsons Stiefvater war und mit seiner wohlhabenden Herkunft sowie einem starken Alkoholkonsum ebenfalls einige Charakteristiken mit Withnail teilte.[10]

Der Name Marwood für die zweite Hauptfigur, die das Alter Ego von Bruce Robinson darstellt, wird im Film nie ausgesprochen, sondern ist nur einmal kurz auf einem Telegramm zu lesen.[11] Er findet aber im Drehbuch sowie in zahlreichen Interviews der an den Film beteiligten Personen Gebrauch. Im Abspann lautet Paul McGanns Rollenname schlicht "...& I". Für den chaotischen Versuch eines Urlaubs orientierte sich Robinson an einem ähnlichen Trip mit dem befreundeten Schauspieler Michael Feast, bei dem sie nach einer Zeitungsanzeige ein Landhaus im Lake District für 10 Pfund die Woche anmieteten. Dieses stellte sich als uralter Schuppen ohne Heizung und Elektrizität heraus, in dem sie die Einrichtung zerschlagen mussten, um sich ein Feuer machen zu können.[12] In Onkel Montys Verhalten gegenüber Marwood verarbeitete Robinson seine Erfahrungen mit dem italienischen Regisseur Franco Zeffirelli, der dem frisch von der Schauspielschule kommenden, 21-jährigen Robinson seine erste Filmrolle als Benvolio in Romeo und Julia (1968) gegeben hatte. Bei ihrer ersten Begegnung habe Zeffirelli ihn wie Onkel Monty gefragt, ob er ein „Schwamm oder Stein“ sei, und ihn zu einem Zungenkuss genötigt.[13][14] In einer Referenz daran liest Withnail in einer Szene die Zeitungsschlagzeile vor, dass ein junger Schauspieler eine Rolle bei einem italienischen Star-Regisseur bekommen habe, und vermutet, dass er sich an den Regisseur verkauft habe.

Besetzung

Für Richard E. Grant (hier 2018) bedeutete Withnail den Durchbruch

Robinson erhielt bei der Darstellersuche Unterstützung durch die erfahrene Besetzungschefin Mary Selway. Für die Rolle des Withnail waren unter anderem Kenneth Branagh, Daniel Day-Lewis, Edward Tudor-Pole und Bill Nighy im Gespräch. Branagh war sehr interessiert, erschien dem Regisseur aber als zu wenig „Byronesque“ für die Rolle; Robinsons guter Freund Nighy gab eine überzeugende Darbietung, wurde aber nicht besetzt, da er zu dieser Zeit selbst ein Alkoholproblem hatte.[15][16] Schließlich fiel die Wahl auf den 29-jährigen, noch weitestgehend unbekannten Richard E. Grant – insofern ironisch, da Grant im kompletten Gegensatz zu der Figur Withnail Abstinenzler ist. Grant trinkt keinen Alkohol, da er eine Unverträglichkeit gegen Alkohol hat, und zudem sein Vater Alkoholiker war.[17] Robinson überredete ihn am Filmset, dennoch zumindest einmal zu trinken, um das Gefühl der Trunkenheit seiner Figur nachzuvollziehen – mit dem Resultat, dass Grant nach einer Flasche Champagner schließlich ohnmächtig wurde und erst 24 Stunden später wieder richtig aufwachte.[18] Grant und Robinson sollten zwei Jahre später bei der satirischen Komödie How To Get Ahead in Advertising erneut zusammenarbeiten.[19]

Robinsons erste Wahl für die Rolle des Marwood war der Schauspieler Paul McGann, der sich in den Jahren zuvor durch Fernsehrollen einen Namen gemacht hatte. Er wurde jedoch wegen seines starken Liverpooler Akzents zeitweise wieder verworfen. Nachdem kein anderer Darsteller gefunden werden konnte und McGann in der Zwischenzeit einen Londoner Akzent gelernt hatte, erhielt er die Rolle zurück.[20] Richard Griffiths musste keine Vorsprechen über sich ergehen lassen, da Robinson ihn seit seinem Auftritt in dem Film Magere Zeiten als Traumbesetzung für Onkel Monty sah.[21] Dabei war Griffiths bei den Dreharbeiten noch nicht einmal 40 Jahre alt, seine Figur im Drehbuch aber als Mann in seinen Sechzigern angelegt.[22] Michael Feast, der einstige Mitbewohner von Robinson, war Robinsons Wunschkandidat für den Drogendealer Danny, lehnte aber aufgrund der autobiografischen Nähe ab. Daraufhin wurde Ralph Brown besetzt, nicht zuletzt, da er passend zu seiner Rolle barfuß und mit Langhaarperücke zum Vorsprechen gekommen war.[23] Der bekannteste Name unter den Kleindarstellern des Filmes war Michael Elphick, ein alter Freund von Robinson, als Wilderer Jack. Elphick hatte nur einen Drehtag, erschien betrunken und zugekokst, redete wirre Textzeilen aus anderen Produktionen. Robinson ließ die Kameras einfach laufen und gab ihm lautstarke Regieanweisungen, woraufhin er nach Ansicht der Beteiligten eine grandiose Darstellung ablieferte.[24]

Dreharbeiten

Sleddale Hall im Jahr 2007 …
… und renoviert im Jahr 2012

Withnail & I wurde zur einen Hälfte von Paul M. Heller, zur anderen Hälfte von George Harrisons Produktionsfirma HandMade Films finanziert. Das Budget des Filmes war mit knapp über einer Million Pfund auch für damalige Verhältnisse bescheiden ausgelegt.[25] Robinson übernahm auf Vorschlag von Heller auch die Regie. Die Dreharbeiten starteten im August 1986 in der Umgebung der Dörfer Shap und Bampton sowie des Haweswater Reservoirs. Das jahrhundertealte Farmhaus Sleddale Hall nahe Shap fungierte als Onkel Montys Landhaus Crow Crag. Bei dem Ort, in den die beiden Hauptfiguren in Onkel Montys Wagen fahren, handelt es sich nicht um das im Film erwähnte Penrith, sondern es wurde in der Hunderte Meilen südlicher gelegenen Stadt Stony Stratford unweit von London gedreht. In London wurde in verschiedenen Stadtteilen gedreht, die durch die starke Gentrifizierung inzwischen teilweise kaum noch erkennbar sind, ironischerweise allerdings nicht in Camden Town.[26][27][28]

Robinson betrank sich aus Nervosität vor dem ersten Drehtag bis drei Uhr morgens. Ihn sorgte vor allem, dass der Erfolg der Dreharbeiten von vielen Faktoren abhing und daher Glück benötigt wurde.[29] Ein Unglück aus Robinsons Sicht war Denis O’Brien, ein amerikanischer Anwalt und Harrisons Geschäftspartner bei der Produktionsfirma, der das Projekt schon früh kritisch beäugte. Am ersten Nachmittag der Dreharbeiten kritisierte O’Brien, dass der Film unwitzig sowie in inhaltlicher wie optischer Sicht zu düster gestaltet sei, und forderte unter anderem die Streichung von mehreren Szenen.[30] Robinson konnte Änderungen mit der Drohung verhindern, in diesem Fall das Projekt sofort zu verlassen – bei seinem ersten Film als Regisseur wolle er keine Kompromisse machen. Robinson erläuterte später, dass er im Gegensatz zu vielen der HandMade-Komödien lieber Filme machte, in denen die Komik weniger aus offensichtlichen Gags, sondern eher aus realistischen und alltäglichen Grundsituationen entsprang.[31] O’Brien konnte das offenbar nicht nachvollziehen und wollte die Dreharbeiten nach zwei Wochen ganz abbrechen lassen, was George Harrison mit schlichter Begründung verhinderte: „Ich möchte den Film gerne sehen, daher machen wir ihn“.[1]

Als Gage erhielt Robinson den symbolischen Betrag von einem Pfund für das Drehbuch und 80.000 Pfund Gage für die Regie, von denen er 30.000 Pfund in zwei Szenen investierte, die HandMade Films nicht bezahlen wollte: die chaotische Rückfahrt nach London und den Aufenthalt auf der Polizeistation.[20] Robinsons Unerfahrenheit als Regisseur glich sich damit aus, dass er durch die lange Vorbereitungszeit sehr genaue Vorstellungen von der visuellen wie schauspielerischen Umsetzung der einzelnen Szenen gewonnen hatte. Die Schauspieler erhielten bis in die Betonung einzelner Wörter hinein Anweisungen, und auch die technische Umsetzung des Films geriet „in jegliche Hinsicht mindestens gut durchdacht, in den besten Punkten fehlerlos“.[32]

Filmstab und Musikauswahl

Zu den Mitgliedern der Filmcrew zählten Michael Pickwoad und Henry Harris als Szenenbildner. Pickwoad war auch für die Auswahl der Drehorte verantwortlich und fuhr zwei Wochen den Lake District auf der Suche nach einem geeigneten Landhaus ab.[33] Peter Frampton fungierte als Maskenbildner, Kameramann Peter Hannan baute das überwiegend regnerische Wetter während der Dreharbeiten in den visuellen Stil des Films ein.[34] Ralph Steadman, der vor allem durch seine Illustrationen der Bücher von Hunter S. Thompson bekannt wurde, entwarf eines der Filmplakate von Withnail & I.[35] Die Kostüme entwickelte die vor allem für ihre Arbeit an Historienfilmen bekannte Andrea Galer. Auch die Kostüme von Withnail & I, am einprägsamsten wohl Withnails langer Mantel, waren bereits historisch und grenzen sich bewusst stark von der Mode der 1980er-Jahre ab. Galers Kostüme der Hauptfiguren sollten jugendliche Rebellion, Romantik und Dandytum ausdrücken. Auf Wunsch von Robinson setzte Galer auf zurückhaltende Farben anstatt knallbunter Kleidung, wie sie heute üblicherweise mit den Swinging Sixties verbunden wird.[36]

Die Filmmusik wurde von Rick Wentworth und David Dundas komponiert, letzterer war ebenfalls Mitbewohner von Robinson in den 1960er-Jahren gewesen und hatte als Popsänger in Deutschland 1976 mit Jeans On einen Nummer-eins-Hit gelandet. Als Dundas seine Kompositionsideen (darunter Bongo-Trommeln) vorspielte, war Robinson zunächst wenig angetan, bis das das letzte, für den Abspann vorgesehene Withnail Theme kam. Das auf einer Dampforgel gespielte Stück erzeugte für Robinson mit seiner Mischung aus Heiterkeit und Melancholie perfekt die Stimmung des Films, woraufhin Dundas und Wentworth den gesamten Soundtrack um das Thema entwickelten.[37] Neben der für den Film komponiertem Filmmusik wurden mehrere zur Zeit der Filmhandlung populäre Lieder in den Soundtrack aufgenommen, so am Filmanfang A Whiter Shade of Pale in der Coverversion von King Curtis sowie die Jimi-Hendrix-Lieder All Along the Watchtower und Voodoo Child (Slight Return). Das von George Harrison geschriebene Beatles-Lied While My Guitar Gently Weeps ist in einer Szene bei der Rückkehr nach London zu hören. Als Kontrastpunkt zur Rockmusik der ausgehenden 1960er ist unter anderem die in Onkel Montys Haus zu hörende Klaviersonate Nr. 21 (B-Dur) von Franz Schubert gesetzt. Aus der Jazz- und Swingära fanden die Lieder Hang Out the Stars in Indiana von Ray Nobles Orchester mit Gesang von Al Bowlly sowie das Klavierstück My Friend von Charlie Kunz ihren Weg in den Film.

Synchronisation

Die deutsche Synchronisation entstand 1997 bei der Synchronabteilung von Taunusfilm.[38] Das Dialogbuch schrieb Werner Böhnke, die Synchronregie übernahm Christoph Cierpka.[39]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Withnail Richard E. Grant Thomas Petruo
Ich (Marwood) Paul McGann Michael Deffert (???)[40]
Onkel Montague „Monty“ Withnail Richard Griffiths Tom Deininger
Danny Ralph Brown Andreas Hosang
der General Noel Johnson Jochen Schröder
Inhaber des Teehauses Llewellyn Rees Eric Vaessen
Polizist #1 Robert Oates Georg Tryphon

Rezeption

Publikumswirkung und Fankult

The Crown in Stony Stratford alias The King Henry im Film, eine der Kneipen, in denen sich die Protagonisten betrinken

Als kleiner Film mit eher unbekannten Schauspieler und einem Debütregisseur hatte es Withnail & I in einer ohnehin krisengeschüttelten Zeit für britische Kinoproduktionen schwer. Nach seiner Weltpremiere auf dem New York New Directors and New Films Festival am 27. März 1987 fand der Film lange keinen Verleih, weshalb er erst im Februar 1988 seinen Kinostart in Großbritannien erlebte.[41][42] Bei seiner Erstaufführung spielte der Film in Großbritannien rund 565.000 Pfund ein, was ein Verlustgeschäft bedeutete.[43] Erst durch die Veröffentlichung auf VHS, Mundpropaganda und schließlich Ausstrahlungen im Fernsehen entwickelte er sich zu einem britischen Kultfilm mit großer Fangemeinde, aus dem einige Sätze Teil der britischen Alltagskultur geworden sind. Wegen des hohen Alkoholkonsums der Hauptfiguren dient er auch als Grundlage für ein Trinkspiel: Jedes Mal, wenn Withnail ein alkoholisches Getränk zu sich nimmt, müssen die Teilnehmer dies ebenfalls tun – im Idealfall das gleiche Getränk.[44] Spätestens mit einem Artikel von James Brown im Magazin Loaded 1994 zementierte sich der Kultstatus des Films, der insbesondere an Universitäten, in Programmkinos und allgemein stark bei jungen Männern sein Publikum fand.[45]

Der Fankult erfuhr jedoch auch kritische Rezeption. Kevin Jackson polemisiert in dem Vorwort zu seinem Withnail & I-Buch, die Fans seien „fast immer männlich“, würden sich vor allem an „Trunkenheit, Schimpfwörtern und reaktionären Stereotypen“ im Drehbuch erfreuen und seien oft diejenigen, die ihren Bekannten mit dem Nachsprechen von „Szenen und Routinen aus Monty Python und The Young Ones“ auf den Geist gehen würden. Auch die Aktivitäten wie zügelloses Betrinken zum Film und der Besuch der ländlichen Drehorte, auf denen Fans Müll hinterlassen, seien zu hinterfragen.[46] Der Filmkritiker Ronald Bergan war in einem ansonsten kritischen Guardian-Artikel über vorgebliche Kultfilme und ihre Fans der Meinung, dass der „sauerwitzige“ Withnail & I neben This Is Spinal Tap einer der wenigen guten Filme sei, die durch Kultfilm-Fans bekannter gemacht wurden.[47] Der Filmwissenschaftler Justin Smith setzte sich in seinem 2010 erschienenen Buch Withnail and Us mit den Gründen für den Kultstatus des Filmes auseinander. Mit seiner einfach gehaltenen Handlung und den wenigen Lokalitäten sei es ein „spärlich“ wirkender Film: „Seine Intimität, sein geringes Budget, die kleinen Schauplätze und ein ökonomisches, aber auf dynamische Weise witziges Drehbuch“ seien neben „wunderschön ausgearbeiteten Darstellungen“ die Stärken des Filmes. Es sei etwas wagemutig und anachronistisch gewesen, inmitten des Thatcherismus einen Film über die damals als sehr unmodisch empfundenen 1960er-Jahre zu drehen, und der Film mache stattdessen „eine Tugend aus dem dauerhaften Gefühl einer Entfremdung, nicht im Gleichschritt mit der Gegenwart“ zu sein. Solche „einzelgängerischen, kauzigen Eigenschaften“ hätten zusammengenommen dem Film seine „spezielle, geheime, kultige Anziehungskraft“ verliehen.[48] Für den Schriftsteller Ben Myers verlor der Film seinen Außenseiter-Appeal durch viele der Fans, die im Cool Britannia der 1990er mehr an den Trinkspielen als an der Poesie interessiert gewesen seien. Schließlich habe gar Kate Moss das Landhaus im Lake District kaufen wollen.[49]

Auch unter Filmemachern hat Withnail & I eine Fangemeinde. Der Filmemacher Christopher Nolan bezeichnete Withnail & I 2017 als seine Lieblingskomödie.[50] David Fincher besetzte als Fan von Withnail & I die Schauspieler Paul McGann und Ralph Brown in seinem Film Alien 3 (1992), wobei Grant die ihm angebotene Rolle des Jonathan Clemens ausschlug.[51] Johnny Depp wollte aufgrund von Withnail & I schon länger mit Bruce Robinson zusammenarbeiten und holte ihn 2011 für die Hunter-S.-Thompson-Verfilmung The Rum Diary nach fast 20 Jahren auf den Regiestuhl eines Filmes zurück.[52] Wegen der Popularität des Stoffes war mehrfach eine Theaterversion des Stoffes im Gespräch, möglicherweise mit Jude Law, was aber stets an Robinsons Widerstand scheiterte.[53]

Im deutschsprachigen Raum ist der Bekanntheitsgrad des Filmes niedrig geblieben, es gab offenbar nie einen regulären Kinostart. Es sind drei Termine bei SRF zwei notiert. Am 22. Juni 2023 wurde der Film bei arte im Nachtprogramm ausgestrahlt, was die erste deutsche Fernsehausstrahlung bedeutete.[54] In Deutschland wurde der Film auf DVD auch mit dem Untertitel Zwei Freunde am Rande des Wahnsinns vermarktet.[55]

Kritiken

Obgleich nach seiner Premiere mit Sympathie bedacht, war für damalige Kritiker die spätere Karriere des Films unabsehbar – im 21. Jahrhundert sei Withnail & I von Listen der „Top-Kultfilme“ auf die der „besten britischen Filme“ gewandert.[56]

Peter Bradshaw war 2007 im Guardian der Meinung, dass Robinsons „sui-generis-Meisterwerk“ womöglich mit keinem anderen Film vor oder nach ihm vergleichbar sei. Der Film profitiere von seinem „auf wunderbare Weise literarischen Drehbuch“ mit vielen zitierbaren Sätzen sowie einer „einmaligen Kombination von perfekten Darstellungen“ von McGann, Grant, Griffiths und Brown. Auch die von Michael Pickwoad entworfenen Filmsets würden Lob verdienen. Bradshaw rät von einem Trinkspiel bei dem Film ab, höchstens bei einem absolut herausragenden Weinkeller, denn Withnail & I sei „viel witziger und trauriger, wenn man ihn mit eiskalter Nüchternheit schaut.“[57]

Roger Ebert schrieb retrospektiv im Jahr 2009 für die Chicago Sun-Times, dass kaum ein Film das Gefühl, betrunken zu sein, besser als Withnail & I vermitteln könne. Der Film „erreicht eine Art von Transzendenz in seiner Düsternis. Er ist kompromisslos, aufrichtig und sich selbst treu. Es ist keine Schulstunde oder eine Vorlesung, es ist witzig, aber auf eine sehr einheitliche und verdienstvolle Art, und es ist unvergesslich geschauspielert.“ Regisseur Robinson erinnere sich vergangener Zeiten als Überlebender „nicht mit Bitterkeit, sondern Ehrlichkeit. Mit Withnail entwift er eine der ikonischen Figuren des modernen Films.“[11]

Im deutschen Sprachraum ist die Anzahl der Filmkritiken zu Withnail & I überschaubar geblieben. Der Filmdienst zeigte sich überzeugt: „Eine urkomische "schwarze" Komödie über zwei Außenseiterexistenzen in einer Zeit gesellschaftlicher Auflehnung. Hinter seinen exzentrischen Charakteren und deren schlagfertigem Witz vermag der eigenwillige Regieerstling auch menschlich anrührende Momente zur Geltung zu bringen.“[58] Der Filmkritiker Oliver Lysiak schreibt, es sei ein „bitter-witziger Abgesang auf die 60er Jahre“ mit Hippies, Beatnik, Drogenträumen und die harten Realitäten des Schauspielbusiness. „Ein ebenso witziger wie ernüchternder Film, dessen Ende viel Platz für Melancholie und Hoffnung lässt.“[59][60]

Auszeichnungen

Literatur

  • Richard E. Grant, With Nails: The Film Diaries of Richard E. Grant. Picador, 1996.
  • Kevin Jackson, Withnail & I. British Film Institute, 2004.
  • Alistair Owen, Bruce Robinson: Smoking in Bed: Conversations with Bruce Robinson. Bloomsbury, 2000.
  • Bruce Robinson, Withnail & I: The Original Screenplay. Bloomsbury, 1995.
  • Maisie Robson, Withnail and the Romantic Imagination: A Eulogy. King's England Press, 2010.
  • Justin Smith, Withnail and us: cult films and film cults in British cinema. Tauris, 2010.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Nicholas Barber: Withnail and I: The ultimate cult film? Abgerufen am 11. Dezember 2020 (englisch).
  2. Bruce Robinson: How I Spend It: Withnail and I director Bruce Robinson on his passion for an old toolbox. In: Financial Times. 6. November 2020 (ft.com [abgerufen am 7. November 2021]).
  3. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 36.
  4. Justin Smith: Withnail's Coat: Andrea Galer's Cult Costumes. Fashion Theory. Volume 9, Issue 3, S. 306.
  5. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 41–43.
  6. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 100.
  7. Matthew Barnett: Why Bruce Robison is not defined by alcohol. 20. April 2017, abgerufen am 7. November 2021 (englisch).
  8. James Walker: You Terrible Cult! Abgerufen am 11. Dezember 2020 (englisch).
  9. Vivian MacKerrell bei der Internet Movie Database. Abgerufen am 11. Dezember 2020.
  10. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 37.
  11. a b Roger Ebert: Withnail and I movie review & film summary (1987) | Roger Ebert. Abgerufen am 11. Dezember 2020 (englisch).
  12. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 35–36.
  13. Withnail-and-I.com (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)
  14. Video: Withnail & I 30th anniversary: Richard E Grant and Bruce Robinson on the cult comedy. Abgerufen am 7. November 2021 (englisch).
  15. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 43–45.
  16. Liz Hoggard: Cult classic: Withnail and us. 17. September 2006, abgerufen am 11. Dezember 2020 (englisch).
  17. Richard E. Grant: Richard E. Grant Barely Survived Childhood. Now He's Thriving As An Actor. Abgerufen am 11. Dezember 2020 (englisch).
  18. Richard E. Grant: The World According To Grant. 17. Januar 2003, abgerufen am 11. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
  19. British Film Institute: Withnail & I (1988). Abgerufen am 7. November 2021 (englisch).
  20. a b Owen, Alistair: "Smoking in Bed. Conversations with Bruce Robinson". Bloomsbury 2000, S. 108 f.
  21. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 47.
  22. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 77.
  23. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 46–47.
  24. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 66.
  25. Simon Armstrong: Withnail and I: Cult classic turns 30. In: BBC News. 15. April 2017 (bbc.com [abgerufen am 11. Dezember 2020]).
  26. Adam Scowell: In search of the Withnail & I locations 30 years on. Abgerufen am 7. November 2021 (englisch).
  27. British Film Locations: Withnail & I: Filming Locations. Abgerufen am 7. November 2021 (britisches Englisch).
  28. Movie Locations: Film Locations for Withnail & I (1987), in Cumbria, London and Buckinghamshire. Abgerufen am 7. November 2021.
  29. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 52, S. 63.
  30. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 63.
  31. siehe 14-minütiges Interview mit Robinson auf der deutschen Bluray des Filmes, vgl. erste drei Minuten.
  32. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 90.
  33. Michael Pickwoad: 'WITHNAIL AND I' BY MICHAEL PICKWOAD. In: British Film Designers Guild. 2. April 2019, abgerufen am 12. November 2021 (britisches Englisch).
  34. David A. Ellis: Peter Hannan ASC BSC. 7. Juli 2015, abgerufen am 13. November 2021 (britisches Englisch).
  35. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 42.
  36. Justin Smith: Withnail's Coat: Andrea Galer's Cult Costumes. Fashion Theory. Volume 9, Issue 3, S. 315–320.
  37. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 93.
  38. Werner Böhnke: Werner Boehnke - Synchronautor (Liste mit Tätigkeiten). Abgerufen am 12. November 2021.
  39. Withnail & I. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  40. vgl. Synchronforum: Darsteller: Paul McGann. Abgerufen am 11. Dezember 2020.
  41. IMDb Releases: Withnail & I (1987). Abgerufen am 12. November 2021.
  42. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 94.
  43. Jeff Dawson, Sunday Times: Withnail & I. 20. September 2011, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  44. Withnail-Links.com: The Withnail and I Drinking Game Instructions - Drink Along with Withnail. Abgerufen am 11. Dezember 2020.
  45. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 97–98.
  46. Kevin Jackson: Withnail & I. British Film Institute, London 2004, S. 8–9.
  47. Ronald Bergan: Don't confuse cults with classics. 8. August 2008, abgerufen am 12. November 2021 (englisch).
  48. Justin Timothy Smith: Withnail and Us. Cult Films and Film Cults in British Cinema. I. B. Tauris, London 2010, S. 186.
  49. Ben Myers: Withnail and I: 30 years on, it’s the perfect film for Brexit Britain. In: New Statesman. 20. März 2017, abgerufen am 14. November 2021 (amerikanisches Englisch).
  50. BAFTA Awards: A Life in Pictures: Christopher Nolan. 2. Dezember 2017, abgerufen am 3. Juni 2021 (englisch).
  51. Thomas Hewitt-McManus: Withnail & I: Everything You Ever Wanted to Know But Were Too Drunk to Ask. Lulu.com, 2006, ISBN 978-1-4116-5821-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  52. Danielle De Wolfe: Johnny Depp: The world's biggest movie star talks. 31. Oktober 2011, abgerufen am 12. November 2021 (englisch).
  53. Ciar Byrne: Film director fights to keep 'Withnail & I' off the stage. 23. Oktober 2011, abgerufen am 14. November 2021 (englisch).
  54. Stand Juni 2023, vgl. Fernsehserien.de: Withnail & I. Abgerufen am 23. Juni 2023.
  55. vgl. Traumathek: Withnail and I - Zwei Freunde am Rande des Wahnsinns. Abgerufen am 13. November 2021.
  56. Kevin Jackson: Withnail & I: Britain's best film? 22. September 2011, abgerufen am 13. November 2021 (englisch).
  57. Peter Bradshaw: Withnail & I. 6. September 2007, abgerufen am 11. Dezember 2020 (englisch).
  58. Withnail & I. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  59. Oliver Lysiak: Filmkritik von Withnail & I. In: moviepilot.de. Abgerufen am 12. November 2021.
  60. Verband der deutschen Filmkritik: Oliver Lysiak. Abgerufen am 11. Dezember 2020.
  61. Ken Loach: Gallery: From Trainspotting to Sexy Beast - the best British films 1984-2009. In: The Guardian. 29. August 2009, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  62. Best British Movies | 100 Best British Films of All Time. In: Time Out. Abgerufen am 13. November 2021 (britisches Englisch).
  63. James Dyer, The 100 Best British Films, in: Empire, 24. Oktober 2022 (mit Update)