Burgdorf BE

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BE ist das Kürzel für den Kanton Bern in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Burgdorf zu vermeiden.
Burgdorf
Wappen von Burgdorf
Wappen von Burgdorf
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Emmental
BFS-Nr.: 0404i1f3f4
Postleitzahl: 3400–3402
UN/LOCODE: CH BGF
Koordinaten: 614265 / 211786Koordinaten: 47° 3′ 25″ N, 7° 37′ 35″ O; CH1903: 614265 / 211786
Höhe: 533 m ü. M.
Fläche: 15,60 km²
Einwohner: i16'586 (31. Dezember 2022)[1]
Einwohnerdichte: 965 Einw. pro km²
Website: www.burgdorf.ch
Karte
Karte von Burgdorf
Karte von Burgdorf
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Burgdorf (franz. Berthoud; berndeutsch Burtlef) ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Emmental des Kanton Bern, Schweiz.

Zitat von der Webseite der Stadt: Burgdorf ist kein Dorf, sondern eine Stadt. Die Burg jedoch steht da, bloss nennt man sie Schloss.

Geschichte

1175 wurde Burtorf = Burg Bertolfs (Berchtolds) im Zusammenhang mit einer Schenkungsurkunde Herzog Berchtolds IV. von Zähringen erstmals erwähnt, was sich aber nur auf die Burg bezog, da die Stadt erst im Entstehen begriffen war. Dass der Name der Stadt in obiger Weise vom Namen des Zähringerherzogs herkommt, ist nicht ganz unumstritten, jedoch die mehrheitlich vertretene Meinung der Historiker. Jedenfalls wurde in späterer Zeit der Zusammenhang nicht mehr verstanden, so dass der erste Teil des Namens als Burg gedeutet wurde. Der zweite Namensbestandteil -dorf ergibt jedenfalls wenig Sinn, da Burgdorf seit sehr alter Zeit über ein Stadtrecht verfügt. Das Haus Zähringen starb 1218 aus. Damit war der Traum dieses Adelsgeschlechts von der Errichtung eines territorial geschlossenen Fürstenstaats im Raum Süddeutschland-Deutschschweiz geplatzt. Ein Grossteil des Erbes, so auch Burgdorf, kam ans Haus Neu-Kyburg, das in komplizierter Weise mit dem Hause Habsburg verwandt war. Von den Kyburgern hat die Stadt das Wappen (schwarz-weiss mit gelber Einfassung).

1273 trat die so genannte Goldene Handfeste[2] in Kraft, die älteste erhaltene Fassung des Burgdorfer Stadtrechts. Manche Bestimmungen blieben über 500 Jahre, bis zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft, in Kraft. Vermutlich haben die Kyburger vorbestehende Rechte aus der zähringischen Zeit übernommen und erweitert. Insgesamt erhielt die Stadt eine weitgehende Autonomie vom Adelsgeschlecht der Kyburger.

1384 kam die Stadt in den Besitz der Stadt Bern. Hintergrund ist der rasante wirtschaftliche Niedergang des Hauses (Neu-)Kyburg. In ihrer Finanznot wandten sich die Kyburger zuerst an ihre mächtigen Verwandten, die Habsburger. Dies löste Abwehrhaltungen in der bürgerlichen Burgdorfer Führungsschicht aus, da (wohl nicht ganz zu Unrecht) eine Beschneidung der weit gehenden Autonomie vom Fürstenhaus befürchtet wurde. Die aufstrebende Stadt Bern packte die Gelegenheit beim Schopf und belagerte die Stadt. Kyburg leistete im Burgdorferkrieg von 1383/84 anfänglich militärischen Widerstand, musste sich aber schliesslich fügen. Formell wechselte Burgdorf durch Kauf die Hand; Bern wollte den Anschein einer unrechtmässigen Aneignung vermeiden, und die verarmten Kyburger brauchten das Geld.

Bei einem Grossbrand in der Oberstadt brannten 1706 rund 60 Häuser ab. 1729 wurde erstmals eine erste Solennität (noch heute durchgeführtes Schulfest, die „Solätte“) auf Anregung vom Dekan Johann Rudolf Gruner, der auch Gründer der Stadtbibliothek ist, durchgeführt.

Johann Heinrich Pestalozzi entwickelte von 1800 bis 1804 seine Unterrichts- und Erziehungsmethode in Burgdorf und begründet diese theoretisch in seinem Hauptwerk Wie Gertrud ihre Kinder lehrt.

1875 wurde die Bahnlinie nach Solothurn, Langnau und Thun als erste elektrische Vollbahn Europas eröffnet. Die Motorisierung im 20. Jahrhundert hatte schließlich zur Folge, dass 1989 die gesamte Oberstadt für verkehrsfrei erklärt wurde.

Im Herbst 2002 wurde das aus privaten Mitteln finanzierte Museum Franz Gertsch eröffnet.

Wirtschaft und Bildung

In der Stadt gibt es mehrere Maschinenfabriken und Medizintechnikfirmen.

Burgdorf wird auch die Stadt der Schulen genannt. Den Grundstein für die Schulstadt legte 1798 Johann Heinrich Pestalozzi, der während 5 Jahren in Burgdorf tätig war. Er errichtete in Burgdorf eine Volksschule und ein Lehrerseminar im Schloss. Im Laufe der Jahrzehnte wurden in Burgdorf nebst den Grundschulen auch das grösste Gymnasium des Kantons Bern, das Technikum (heutige Fachhochschule) sowie eine grosse Berufsschule aufgebaut. Die Departemente Architektur, Holz und Bau und "Technik und Informatik" der Berner Fachhochschule sind vertreten. 2009 wurde die politische Diskussion über eine weitergehende Zentralisierung der Fachhochschule begonnen, so dass auch der Standort Burgdorf diskutiert wird [3].

Bis heute setzt sich Burgdorf für ein flächendeckendes und hochwertiges Bildungssystem ein und stärkt den Bildungsstandort Burgdorf mit Schulen und Ausbildungsstätten von regionaler Bedeutung. Die Stadt investiert deshalb auch in den Bau neuer Schulanlagen und in den Aufbau eines regionalen Bildungszentrums am Standort.

Politik

Vollamtliche Stadtpräsidentin ist seit 2009 Elisabeth Zäch (SP). Die übrigen sechs Mitglieder der Exekutive, die Gemeinderat heisst, sind nebenamtlich. Momentan lautet die parteipolitische Zusammensetzung der Exekutive: 2 SP, 2 FDP, 1 SVP, 1 BDP, 1 GFL. Die Legislatur dauert vier Jahre. Die nächsten Wahlen finden im Herbst 2012 statt. Der Gemeinderat wird nach Majorzwahlrecht gewählt, wobei die Wahl des Stadtpräsidenten am selben Tag wie die übrigen städtischen Wahlen erfolgt, aber als separate Wahl. Eine schweizweite Besonderheit des Wahlverfahrens der Burgdorfer Exekutive seit 2004 ist darin zu sehen, dass nur ein Wahlgang stattfindet, d. h. es genügt für die Wahl das relative Mehr.

Seit 1921 hat Burgdorf als Legislative ein Parlament, das Stadtrat heisst und 40 Mitglieder zählt. Vorher war eine Gemeindeversammlung das legislative Organ, die seither nicht mehr besteht. Der Stadtrat wird seit seiner Gründung nach dem Proporzwahlrecht gewählt. Die momentane parteipolitische Zusammensetzung lautet: 11 SP, 7 BDP, 6 SVP 5 FDP, 5 GFL, 3 EVP, 1 JF, 1 EDU, 1 CVP. Das Präsidium des Stadtrats wechselt jedes Jahr (Neuwahl jeweils an der letzten Sitzung des vorangehenden Jahres) und wird nach ungeschriebenen Regeln abwechselnd unter den Parteien vergeben; 2009 ist Remo Leibundgut von der SVP Stadratspräsident.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1764 1850 1880 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 1`225 3`636 6`549 8`404 9`772 11`586 13`936 15`888 15`379 15`373 14`714


Städtepartnerschaften

Burgdorf pflegt offizielle Partnerschaften mit

Mit den anderen Zähringerstädten werden freundschaftliche Verbindungen gepflegt.

Kunst, Kultur

Veranstaltungen

  • Die Solätte (Solennität) ist ein Volksfest, welches in Burgdorf jeweils am letzten Montag des Monats Juni gefeiert wird. Die erste Solätte fand 1729 mit einem Schulumzug statt. Der Schulumzug ist noch heute Teil davon. Am 26. Juni 2005 wurde die 275. Solätte gefeiert.
  • 1993 und 1994 fanden die ersten Burgdorfer Krimitage statt. Seitdem wird dieses Krimifestival alle zwei Jahre durchgeführt, das sich um fiktive, literarische, theatralische und reale Krimis dreht.

Sehenswürdigkeiten

Burgdorfer Schriftsteller

Der jenische Schriftsteller Albert Minder lebte in Burgdorf. 1926 bis 1928 war er Stadtrat als Abgeordneter der SPS. Seine wichtigsten Werke: Der Sohn der Heimatlosen (1925) und Die Korberchronik – Aus dem Wanderbuch eines Heimatlosen (1948). Im Steinhofquartier ist ein Weg nach ihm benannt.

Persönlichkeiten

Galerie

Weblinks

Commons: Burgdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. Ernst Theodor Gaupp: Deutsche Stadtrechte im Mittelalter, mit rechtgeschichtlichen Erläuterungen. Zweiter Band, Breslau 1852, S. 117-142, online.
  3. http://www.ahb.bfh.ch/NR/rdonlyres/AE97CFA3-4989-435E-957D-C96B60C8135B/0/20091110_dRegion_2.pdf Mitteilung zur Standortdiskussion der FH