Botanischer Garten Padua
Der Botanische Garten von Padua, italienisch Orto Botanico di Padova, ist der erste und älteste botanische Garten der Welt, der sich noch immer an seinem ursprünglichen Ort in Padua, Italien, befindet. Er wurde 1545 gegründet und gehört zur Universität Padua. Er hat zurzeit etwa eine Fläche von 22.000 m² mit 6000 Pflanzenarten und ist bekannt für seine besonderen Sammlungen und seinen historischen Aufbau.
Geschichte
1533 gründete Francesco Bonafede das Studium der Pharmakologie, damals „Lectrum Simplicium“ genannt, an der Universität Padua. Der Botanische Garten von Padua wurde vom Senat der Republik Venedig gegründet. Er wurde auf dem Gelände des Benediktinerklosters Santa Giustina nach dem Entwurf von Daniele Barbaro von dem Architekten Andrea Moroni in der Nähe der Basilika Santa Giustina angelegt und ist in seinem Grundplan weitgehend unverändert. 1554 war die ursprüngliche Anlage abgeschlossen. Seine erste wichtige Funktion war die Anzucht von Heilpflanzen (Horto dei semplici) und die Bereitstellung von Anschauungsmaterial zur Ausbildung der Studenten, die Heilpflanzen von ähnlich aussehenden Pflanzenarten sicher unterscheiden sollten.
Die Pflanzensammlungen wurden kontinuierlich erweitert mit Arten aus der ganzen Welt, besonders solchen, mit denen Venedig Handel trieb. Dadurch erhielt Padua die Hauptrolle bei der Einführung und dem Studium von exotischen Pflanzen, ergänzt mit einem Herbarium und einer wissenschaftlichen Bibliothek. Sieben Jahre nach seiner Gründung umfasste er 1500 Pflanzenarten. 1565 wurde hier erstmals in Europa ein Flieder gezüchtet, 1568 erstmals in Europa Sonnenblumen. Auch die erste Kartoffel in Europa wurde hier gezüchtet.
Heute dient die Einrichtung der Ausbildung der Biologie- und Pharmaziestudenten, der Forschung und dem Erhalt von seltenen Arten. Im Botanischen Garten sind 400 000 getrocknete Belegexemplare gesammelt. 1997 wurde der Botanische Garten in die Liste der Welterbe der UNESCO aufgenommen.
Anlage
Die ovale Anlage hat vier Tore aus dem 16. Jahrhundert, die von schmiedeeisernen exotischen Pflanzen umrankt sind. Die konzentrischen Wege führen an geometrisch um die Fontäne angelegten Beeten vorbei. Auf dem Gelände des botanischen Gartens befindet sich ein pharmakologisches Museum sowie eine Bibliothek mit Schriften aus dem 15. Jahrhundert zu seiner Entwicklung.
Besondere Pflanzen
Bis 1984 beherbergte der Garten ein Exemplar des Mönchspfeffers (Vitex agnus-castus), das es mindestens seit 1550 gegeben haben soll. Zurzeit ist die älteste Pflanze eine Zwergpalme (Chamaerops humilis var. arborescens), die 1585 gepflanzt wurde und „Goethe-Palme“ genannt wird, weil Johann Wolfgang von Goethe sie in seiner „Geschichte meines botanisches Studiums“ 1817/1831 erwähnte; diese Palme befindet sich in einem kleinen Gewächshaus im Hortus Sphaericus, in dem sich auch ein 19 Meter hoher Ginkgo von 1750 und eine Magnolie aus der Mitte des 17. Jahrhunderts befinden, die als älteste Exemplare dieser Arten in Europa gelten. Eine sehr große Platane im Arboretum stammt von 1680; sie hat einen hohlen Stamm durch einen Blitzschlag.
Sammlungen
Da es nur wenige Gewächshäuser gibt, stehen fast alle Pflanzen im Freien. 6000 Pflanzenarten werden zurzeit kultiviert und nach systematischen und pflanzengeographischen Gesichtspunkten geordnet gezeigt. Die systematische Abteilung befindet sich hauptsächlich in vier großen zentralgelegenen Beeten. Sie sind nach dem System von Adolf Engler (Systematik der Pflanzen nach Engler) geordnet, also der phylogenetischen Verwandtschaft der Pflanzenfamilien. Außerdem ist noch immer die Heilpflanzenabteilung sehr bedeutend. Jede Pflanze ist durch ein Schild mit dem wissenschaftlichen Namen und ihren wichtigsten Heilwirkungen gekennzeichnet. Seit kurzem gibt es eine Giftpflanzenabteilung, die selbstverständlich auch hauptsächlich didaktischen Zielen dient.
Besondere Sammlungen:
- Fleischfressende Pflanzen
- Heil- und Giftpflanzen.
- Pflanzenarten der Euganeischen Berge und der Triveneto-Region: eine Sammlung von Pflanzenarten aus der direkten Umgebung von Padua.
- Orchideen
- Wasserpflanzen
- Gebirgspflanzen
- Mediterrane Pflanzenarten
Darstellung von Habitaten
- Mediterraner Maquis: Enthält die typische Küstenvegetation des Mittelmeergebietes mit einem Klima, das charakterisiert ist durch heiße Sommer und milde Winter. Dort gibt es viele dornige Sträucher und Schlingpflanzen
- Alpinum
- Süßwasser-Habitat
- Sukkulente Pflanzen: Ein Wüsten-Habitat (interessant im Frühling und Sommer)
- Orchideen-Gewächshaus mit Pflanzenarten aus tropischen Regenwäldern
Literatur
- A. Minelli: The botanical garden of Padova (1545–1995), Marsilio, 1988, ISBN 88-317-6977-4
- G. Buffa, F. Bracco, N. Tornadore: Guida all’Orto Botanico di Padova. Quattro percorsi per conoscerne la storia e le piante. Centrooffset, Padova, 1999, ISBN 88-900229-1-4
Siehe auch
Weblinks
- Der Botanische Garten von Padua, Website der Universität Padua.
- Vorlage:Welterbe
- Pia Parolin, Botanischer Garten von Padua (wissen.de, abgerufen am 22. Oktober 2013)
Koordinaten: 45° 24′ 4,9″ N, 11° 52′ 48,2″ O