Carol (Film)

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Film
Titel Carol
Produktionsland Vereinigtes Königreich,
Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2015
Länge 118 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Todd Haynes
Drehbuch Phyllis Nagy
Produktion Elizabeth Karlsen,
Tessa Ross,
Christine Vachon,
Stephen Woolley
Musik Carter Burwell
Kamera Edward Lachman
Schnitt Affonso Gonçalves
Besetzung

Carol ist ein 2015 erschienener Spielfilm des Regisseurs Todd Haynes nach dem Roman Salz und sein Preis, den Patricia Highsmith[3] unter dem Pseudonym Claire Morgan schrieb. Der Film lief am 17. Dezember 2015 in den deutschen Kinos an.

Handlung

Im New York der 1950er-Jahre verliebt sich Therese in Carol Aird, die als Kundin in das Kaufhaus gekommen ist, in dem Therese als Spielwaren-Verkäuferin arbeitet. Weil Carol ihre Handschuhe auf dem Tresen liegen lässt und Therese sie ihr hinterherschickt, wird Therese in das Haus eingeladen, in dem Carol mit ihrem Mann Harge und der kleinen Tochter Rindy lebt. Da es kurz vor Weihnachten ist, schmücken Carol und Rindy den Weihnachtsbaum. Allerdings sind Carol und Harge in Trennung begriffen.

Therese wird Zeugin eines Ehestreits, bei dem es darum geht, dass Carol an der Weihnachtsfeier in Harges Elternhaus teilnehmen soll, diese das aber verweigert. Therese fährt mit dem Zug wieder heim.

Einige Tage später lädt sie Carol in ihre bescheidene Wohnung ein. Ihr Freund Richard hat ihr einen Heiratsantrag gemacht und möchte mit ihr durch Europa reisen. Carol hatte kurz zuvor von ihrem Anwalt erfahren, dass ihr Noch-Ehemann das alleinige Sorgerecht für Rindy beantragt hatte, weil sie einen „unmoralischen“ Lebensstil führe und deshalb nicht geeignet sei, das kleine Kind aufzuziehen. Der unmoralische Lebensstil wurde mit einer Affäre begründet, die Carol mit Rindys Patentante Abby hatte.

Um sich abzulenken, nimmt sich Carol eine Tour mit ihrem Auto vor und fragt Therese, ob sie Lust habe mitzukommen. Therese sagt zu, obwohl ihr Freund wütend ist. Die Tour führt die beiden Frauen durch einige Motels und in einem dieser Motels verbringen sie eine Liebesnacht. Am nächsten Morgen erhält Carol ein Telegramm ihres Mannes, der ihr diese Nacht vorwirft, denn er hat einen Detektiv beauftragt, die Frauen zu beobachten. Carol bedroht den Detektiv im Nachbarzimmer mit einem Revolver, doch dieser ist glücklicherweise nicht geladen. Sie beschließt zurückzufliegen. Statt ihrer kommt Abby, um Therese mit dem Auto zurückzufahren. Für Therese hinterlässt sie einen Abschiedsbrief.

Beide sehen sich über einen Monat nicht. Einmal ruft Therese bei Carol an, diese hebt zwar den Hörer hoch, antwortet aber nicht. Therese hat inzwischen eine Stelle als Fotografin bei der Times angenommen.

Bei der Vorverhandlung um Rindys Sorgerecht beschwört Carol Harge, sich im Sinne Rindys zu entscheiden. Sie selbst will ihr Kind von Zeit zu Zeit sehen können. Sie lädt Therese zu einem Treffen in einem Café ein. Ihr Rendezvous wird allerdings durch Jack, einem Bekannten von Therese, gestört. Carol verabschiedet sich und sagt Therese, sie könnten sich später im Oak Room treffen. Therese und Jack fahren mit dem Taxi zu einer Party. Später entschließt sich Therese, Carol doch zu treffen. Als Therese zwischen den speisenden Gästen im Oak Room steht und Carol ihr zulächelt, endet der Film.

Produktion

Entwicklung

Der Film Carol basiert auf Patricia Highsmith' teilweise autobiografischem Roman Salz und sein Preis, der 1952 unter dem Pseudonym Claire Morgan veröffentlicht wurde und 1990 unter ihrem eigenen Namen mit dem Titel Carol neu aufgelegt wurde. Die Drehbuchautorin Phyllis Nagy, eine Freundin von Highsmith, schrieb schon 1996 einen ersten Entwurf des Drehbuchs.[4][5] Highsmith hatte Nagy angeregt, einen ihrer Romane zu adaptieren, auch wenn sie skeptisch war, ob aus diesem Roman ein "befriedigender" Film werden könnte wegen seiner "intensiven, subjektiven Erzählperspektive".[6] 2004 stieß die britische Produzentin Elizabeth Karlsen auf Nagys Drehbuch.[7] Das Filmprojekt wurde in der Folge über 11 Jahre lang durch die Filmfirmen Film4 Productions und Number 9 Films entwickelt.[8]

Vorproduktion

Im Mai 2012 wurde bekanntgegeben, dass John Crowley bei dem Film Regie führen würde, mit Cate Blanchett und Mia Wasikowska in den Hauptrollen.[9] Im Mai 2013 übernahm Todd Haynes den Regieposten, da Crowley aus Termingründen absagen musste.[10] Haynes hörte 2012 zum ersten Mal von dem Film, als die Kostümdesignerin Sandy Powell ihm davon erzählte. Für Haynes waren die Handlung, ihr historischer und sozialer Kontext, und die erneute Zusammenarbeit mit Cate Blanchett motivierende Faktoren für seine Mitarbeit an dem Projekt.[11] The Weinstein Company übernahm ebenfalls im Mai 2013 die Rechte für die Distribution in Amerika.[12] Im August 2013 wurde bekannt, dass Rooney Mara anstelle von Mia Wasikowska engagiert worden war, die ebenfalls wegen Terminschwierigkeiten absagen musste.[13] Mara war bereits 2012 für die Rolle der Therese vorgesehen, sagte die Rolle zu diesem Zeitpunkt aber ab, da sie sich nach den Dreharbeiten für Verblendung dazu nicht in der Lage sah.[14] Im Januar 2014 stießen Kyle Chandler als Harge und Sarah Paulson als Abby zum Cast hinzu, [15][16] und Carter Burwell wurde für die Filmmusik verpflichtet.[17]

Dreharbeiten

Die Dreharbeiten begannen am 12. März 2014 in Cincinnati (Ohio) und dauerten 34 Tage. Verschiedene Örtlichkeiten in und um Cincinnati dienten als Drehorte, um das New York der 1950er Jahre nachzustellen.[18] Gedreht wurde unter anderem in der Stadtmitte Cincinnatis, in den Stadtteilen Hyde Park und Over-the-Rhine, in Städten im Hamilton County (Wyoming, Hamilton, Cheviot) und in Alexandria (Kentucky). [19][20][21] Das Kamerateam um Edward Lachman verwendete als Filmmaterial Super 16 mm.[22] Der letzte Drehtag war der 25. April 2014. [23] Die Produktionskosten beliefen sich auf 11,8 Millionen Dollar.[24]

Soundtrack

Für die Filmmusik zeichnete Carter Burwell verantwortlich. Der Soundtrack wurde am 20. November 2015 veröffentlicht.[25] Burwell komponierte einen Großteil der Filmmusik selbst. Neben den Kompositionen Burwells finden sich auch noch Lieder von The Clovers, Billie Holiday, Georgia Gibbs, Les Paul and Mary Ford sowie Jo Stafford auf dem Soundtrack.[26]

Rezeption

„Einer der besten Filme des Jahres, packend und mit bezwingender Schönheit.“

DER SPIEGEL

„Während die selbstbewusste Alpha-Frau unter dem Druck, die Tochter zu verlieren, zunehmend zerbrechlicher wirkt, erwächst ihre junge Partnerin langsam aber sicher vom schüchternen Entchen zum stolzen Schwan. [...] Todd Haynes macht aus dieser verbotenen Liebe kein plumpes Botschaftskino, die gesellschaftspolitische Komponente läuft gleichsam unaufdringlich nebenher. Er erzählt eine wunderbar inszenierte, emotional packende Liebesgeschichte, die zur bezaubernden Lovestory mit Klassikerqualitäten gerät.“

Dieter Oßwald bei programmkino.de[27]

„Der große und übervorsichtige Fokus auf das Aussehen seiner Geschichte hat dazu geführt, dass Haynes ein sehr hermetischer Film gelungen ist. Carol und Therese sind zwei unerreichbare Figuren. Ihre Gefühlswallungen sind nicht nachfühlbar. Sie wirken fremd und unnahbar. In der Emphatiemaschine Kino wirken so angelegte Figuren eher kontraproduktiv. Man will diesen beiden Frauen folgen, will ihre innere Zerrissenheit nachvollziehen, will ihre Leidenschaft zumindest für einen kleinen Augenblick nachempfinden. Aber sie wirken eher wie Schaufensterpuppen, steif und künstlich.“

Patrick Wellinski/Deutschlandradio Kultur[28]

2016 belegte Carol bei einer Umfrage der BBC zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts den 69. Platz.

Auszeichnungen

Rooney Mara wurde für ihre Arbeit an Carol bei den Filmfestspielen in Cannes, wo der Film im Mai 2015 Premiere feierte, als beste Darstellerin ausgezeichnet.[29] Der Film von Todd Haynes war in Cannes zudem für die Goldene Palme nominiert, und gewann den Preis 'Queer Palm'.[30] Auf der Frankfurter Buchmesse 2015 wurde Carol als beste internationale Buchverfilmung gekürt.[31] Die Boston Society of Film Critics zeichnete Edward Lachman für die beste Kameraarbeit aus.[32] Im Vorfeld der Independent Spirit Awards 2016 wurde Carol in sechs Kategorien nominiert, darunter als Bester Film, für die Beste Regie und für die Beste Kamera.[33] Im Rahmen der Critics’ Choice Awards 2016 wurde Haynes für die Beste Regie nominiert, Lachman für die Beste Kamera, Becker und Loeffler für das Beste Szenenbild, Powell für die Besten Kostüme und Burwell für die Beste Musik. Zudem wurden Blanchett als Beste Hauptdarstellerin und Mara als Beste Nebendarstellerin nominiert.[34] Für die Golden Globes 2016 wurden Mara und Blanchett als Beste Hauptdarstellerinnen nominiert. Zudem wurde der Film bei den Golden Globes als Bestes Drama, für die Beste Regie und für den Besten Soundtrack nominiert.[35] Am 14. Januar 2016 wurden Blanchett als Beste Hauptdarstellerin und Mara als Beste Nebendarstellerin für einen Oscar nominiert. Zudem wurde der Film in den Kategorien Bestes adaptiertes Drehbuch, Beste Kamera (Edward Lachmann), Beste Filmmusik (Carter Burwell) und Bestes Kostümdesign (Sandy Powell) nominiert.[36]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Carol. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, November 2015 (PDF; Prüf­nummer: 156 207 K).
  2. Alterskennzeichnung für Carol. Jugendmedien­kommission.
  3. Carol In: Patricia Highsmith The Price of Salt, or Carol., W. W. Norton & Company, New York, 2004
  4. TALENT TALK: CAROL. In: We Are UK Film. 17. Mai 2015, abgerufen am 1. Juni 2015.
  5. Phyllis Nagy. Interview von David Poland. DP/30 in Cannes: Carol, Phyllis Nagy. DP/30: The Oral History Of Hollywood. 22. Mai 2015. Abgerufen am May 24, 2015.
  6. Phyllis Nagy: On Screen Writing and Carol. In: The Laughing Lesbian. 13. November 2015, abgerufen am 14. Dezember 2015.
  7. http://www.theguardian.com/film/2015/may/14/carol-film-cannes-karlsen-cate-blanchett
  8. Louise Jury: Patricia Highsmith’s lesbian tale brought to the screen after 11-year battle. In: London Evening Standard. 16. Mai 2014, abgerufen am 18. März 2015.
  9. Cate Blanchett & Mia Wasikowska To Star In John Crowley's Patricia Highsmith Adaptation 'Carol' In: Indiewire, 18. Mai 2012. Abgerufen am 17. April 2015 
  10. Todd Haynes to direct Carol In: Screen International, 23. Mai 2013. Abgerufen am 16. April 2015 
  11. Rebecca Ford: Cannes: Todd Haynes on Why 'Carol' Is About "Love Itself as Something Criminal" (Q&A). In: The Hollywood Reporter. 16. Mai 2015, abgerufen am 17. Mai 2015.
  12. http://deadline.com/2013/05/cannes-toldja-the-weinstein-company-acquires-u-s-rights-to-todd-haynes-helmed-carol-508927/
  13. Rooney Mara to romance Cate Blanchett in new lesbian drama. In: Screen International. 29. August 2013, abgerufen am 16. April 2015.
  14. http://deadline.com/2015/05/carol-cate-blanchett-rooney-mara-cannes-big-screen-journey-1201430574/
  15. http://deadline.com/2014/01/kyle-chandler-carol-todd-haynes-cate-blanchett-rooney-mara-674794/
  16. http://variety.com/2014/film/news/sarah-paulson-carol-cate-blanchett-todd-haynes-1201067066/
  17. http://blogs.indiewire.com/theplaylist/carter-burwell-scoring-todd-haynes-carol-danny-elfman-bound-to-fifty-shades-of-grey-20140121
  18. http://www.cincinnati.com/story/tvandmediablog/2014/04/28/carol-cate-blanchett-rooney-mara-cincinnati/8406309/
  19. http://www.journal-news.com/news/news/academy-award-winner-cate-blanchett-filming-in-leb/nfPMr/
  20. http://www.journal-news.com/news/news/hamilton-goes-into-time-warp-for-movie-shoot/nfZRc/
  21. http://www.fox19.com/story/24959472/hollywood-arrives-at-eden-park-carol-filming-in-the-area
  22. François Reumont: Ed Lachman, ASC, parle de son travail sur "Carol", de Todd Haynes. French Society of Cinematographers, 16. Mai 2015, abgerufen am 16. Mai 2015 (französisch).
  23. http://www.cincinnati.com/story/tvandmediablog/2014/04/28/carol-cate-blanchett-rooney-mara-cincinnati/8406309/
  24. http://www.hollywoodreporter.com/news/killer-films-founders-christine-vachon-826004
  25. http://filmmusicreporter.com/2015/10/21/todd-haynes-carol-soundtrack-details/
  26. http://blogs.indiewire.com/theplaylist/all-the-songs-in-todd-haynes-carol-including-billie-holiday-gerry-mulligan-the-clovers-jo-stafford-and-more-20150513
  27. Dieter Oßwald über "Carol" bei programmkino.de, eingefügt 24. Dez. 2015
  28. Patrick Wellinski über "Carol" bei deutschlandradiokultur.de, eingefügt 27. Dez. 2015
  29. http://www.filmstarts.de/nachrichten/18493533.html
  30. http://www.english.rfi.fr/visiting-france/20150524-us-film-carol-wins-queer-palm-cannes
  31. http://www.boersenblatt.net/artikel-preis_fuer_beste_internationale_literaturverfilmung.1036262.html
  32. http://deadline.com/2015/12/boston-film-critics-spotlight-best-picture-leonardo-dicaprio-paul-dano-charlotte-rampling-1201655892/
  33. .31st Film Independent Spirit Awards Nominations announced. In: filmindependent.org, 24. November 2015.
  34. Critics’ Choice Movie Awards. Nominations for the 21st Annual Critic’ Choice Awards. In: criticschoice.com. Abgerufen am 6. Dezember 2015.
  35. Michael Cieply und Brooks Barnes: Five Golden Globe Nominations for Carol and a Nod to DiCaprio. In: The New York Times, 10. Dezember 2015.
  36. Ethan Sacks: Oscars 2016 nominations: See the full list of Academy Award nominees. In: nydailynews.com. 14. Januar 2016.