Fischbach/Rhön

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Fischbach/Rhön
Wappen von Fischbach/Rhön
Koordinaten: 50° 39′ N, 10° 9′ OKoordinaten: 50° 39′ 7″ N, 10° 8′ 30″ O
Höhe: 410 m ü. NHN
Fläche: 7,02 km²
Einwohner: 555 (31. Dez. 2012)
Bevölkerungsdichte: 79 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 2013
Postleitzahl: 36452
Vorwahl: 036966
Fischbach/Rhön (Thüringen)
Fischbach/Rhön (Thüringen)

Lage von Fischbach/Rhön in Thüringen

Stadtteile der Stadt Kaltennordheim
Stadtteile der Stadt Kaltennordheim

Fischbach/Rhön ist ein Stadtteil der Stadt Kaltennordheim im Wartburgkreis in Thüringen.

Geografie

Geografische Lage

Der Ort befindet sich in der Thüringischen Rhön im Feldatal und im Biosphärenreservat Rhön.

Berge

Höchste Erhebungen ist der Umpfen (701 m ü. NN), eine weithin sichtbare Landmarke an der südöstlichen Gemarkungsgrenze.[1]

Gewässer

In der Gemarkung bilden mehrere Quellbäche den Fischbach, einen rechten Zufluss der Felda.[1]

Geschichte

An der Kirche

Ur- und Frühgeschichte

Fischbach befindet sich in einer bereits in frühgeschichtlicher Zeit dicht besiedelten Landschaft. Bereits in der Urnenfelderzeit wurde der benachbarte Berg Höhn besiedelt. Die Wallanlagen in Gipfellage des Umpfen gehört mit den benachbarten Anlagen Hessenkuppe (Dermbach), Diesburg (Aschenhausen), Arzberg (Geisa), Baier (Weilar), Horn (Urnshausen), Alte Mark (Erbenhausen) und anderen zu einem ausgedehnten Befestigungssystem der Kelten. Südlich der Wallanlage liegen mehrere runde und längliche Steinhügel, vermutlich Grabanlagen; auch Ackerterrassen sind am Nordabhang noch deutlich erkennbar.[2]

Ersterwähnung

837 wurde das Dorf erstmals in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda erwähnt. Der Ort im Tullifeld gehörte damals zum Ostfrankenreich.[3]

Neuzeit

1544 war Fischbach der erste Ort im Amt Fischberg, in dem die Reformation eingeführt wurde. Bis 1899 war es Sitz der Großpfarrei. Fischbach war 1658-1693 von Hexenverfolgung betroffen. Vier Frauen gerieten in Hexenprozesse, zwei wurden hingerichtet, eine starb unter der Folter.[4]

1879 wurden, basierend auf der Volkszählung von 1875, erstmals statistische Angaben zum Ort Fischbach publiziert. Fischbach hatte in diesem Jahr 76 Wohnhäuser mit 364 Einwohnern. Die Größe der Flur betrug 388,9 ha, davon Höfe und Gärten 5,8 ha, Wiesen 53,6 ha, Ackerfläche 197,1 ha, Wald 35,3 ha, Teiche, Bäche und Flüsse 1,9 ha. Auf Wege, Triften, Ödland und Obstbauplantagen entfielen 94,9 ha. Beachtlich war auch der Viehbestand: Fischbach hatte 14 Pferde, 132 Rinder, 87 Schafe, 19 Schweine und 61 Ziegen.[5]

Die Feldabahn, von den Einheimischen als Felleboh bezeichnet, war als Eisenbahnstrecke ab dem 1. Juli 1880 in ihrer gesamten Länge befahrbar. Die Betriebsaufnahme erfolgte im Abschnitt Diedorf-Fischbach in zwei Schritten: nachdem bereits die Bahnanlagen bis Dermbach fertiggestellt waren, wurde am 22. Juni 1880 der Abschnitt Dermbach–Kaltennordheim für den Güterverkehr und ab dem 1. Juli 1880 für den Personenverkehr freigegeben. Die Bahn gab dem Feldatal einen wichtigen wirtschaftlichen Impuls. Zunächst bildeten Holz und der in den Steinbrüchen abgebaute Basalt die wichtigsten Transportgüter. Mit dem Bau der Kalischächte rückte der Personentransport in den Vordergrund. Der Güterverkehr nach Kaltennordheim endete offiziell zum 31. Dezember 1994, der Personenverkehr wenig später am 31. Mai 1997.

Insgesamt 54 Frauen und Männer - überwiegend „Ostarbeiter“ - mussten während des Zweiten Weltkrieges in der Aluminiumwarenfabrik Karl Zitzmann sowie bei Bauern Zwangsarbeit verrichten.[6] Im Pfarramt Fischbach wirkte Wilhelm Spelge, der in der Zeit des Nationalsozialismus der Bekennenden Kirche angehörte, 1937 in „Schutzhaft“ genommen und 1938 aus seinem Amt vertrieben wurde.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl:

  • 1995: 638
  • 2000: 651
  • 2005: 595
  • 2010: 569
  • 2011: 566
  • 2012: 555
Datenquelle: ab 1994 Thüringer Landesamt für Statistik, Werte vom 31. Dezember

Wappen

Das Wappen wurde vom Heraldiker Uwe Reipert gestaltet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Die evangelische Kirche im Zentrum des Ortes: Schon 1453 besaß Fischbach eine eigene Pfarrei, die erste Fischbacher Kirche entstand wahrscheinlich im 14. oder 15. Jahrhundert. Ein Taufstein, der aus Fischbach stammen soll, kann Dermbacher Heimatmuseum betrachtet werden. 1544 wurde im Amt Fischberg die Reformation eingeführt.

„Nicolaus Dieterich soll der letzte papistische und auch der erste evangelische Pfarrer in Fischbach gewesen seyn, der sich mit seiner Köchin hat copulieren lassen, wobey seine beyden mit ihr erzeugten Kinder er auf jede Seite eins gestellt, dass sie mit eingesegnet worden unter seynem Mantel.“

Das heutige Kirchengebäude wurde 1707 errichtete unter Verwendung von Mauerwerk der Vorgängerkirche. Der Turm wird als „Dachreiter aus Holzfachwerk, viereckig mit Schweifkuppel“ beschrieben. Im Jahr 1891 wurde er noch um rund anderthalb Meter erhöht. 1972 musste der Kirchturm aufgrund von Schäden an der Beschieferung neu eingedeckt werden. Dabei fand altdeutsches Schieferwerk Verwendung. Im Zuge der Arbeiten vergoldete man den Stern auf der Spitze sowie Turmknopf und Wetterhahn. Im Inneren: zweigeschossige Emporen stehen auf Rundsäulen an den Seiten des Hauptraumes. Der Altarraum ist durch einen halbrunden Triumphbogen abgegrenzt. Die Orgel beschreibt ein Chronist als „ausgesprochen wertvolles, kleines Instrument“ aus dem Jahr 1705. Wer die Königin der Musikinstrumente gebaut hat, ist unbekannt. 1917 versah der Orgelbauer Otto Markert das Instrument mit neuen Klaviaturen und Registerzügen. 1938 reinigte die Ostheimer Orgelbaufirma Markert die Klaviatur, hängte sie um und reparierte den Blasebalg. 1922 verzeichnet die Chronik eine weitere Reparatur, die rund 8400 Mark kostete. Die Orgel ist an der Altarwand platziert. Dieses Jahr wurde die „Königin“ erneut restauriert. „Um die Kosten hierfür zu decken, bittet die Kirchgemeinde um Spenden“, sagt Fischbachs Pastorin Sylvia Graf. Am 5. Juli 1917 mussten die Fischbacher ihre größte und kleinste Bronzeglocke dem Ersten Weltkrieg opfern. Gemeinsam mit den ausgebauten Zinnpfeifen der Orgel wurden sie eingeschmolzen, um daraus Munition herzustellen. Drei neue Glocken wurden am 19. März 1921 in den Fischbacher Kirchturm eingebaut. Die größte unter ihnen erhielt die Inschrift: „Gott zur Ehre, den Nachkommen zur Lehre“, anspielend auf den Ersten Weltkrieg. Das Kirchengebäude wurde 1989/90 sowohl außen als auch innen komplett renoviert. 1995 wurde eine neue Läuteanlage eingebaut, und ein Jahr später erhielt das Kirchenschiff eine Bankheizung.[7] Auf der Westseite der Kirche befinden sich das Gefallenendenkmal und einige Gräber aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Ort verfügt über eine Reihe denkmalgeschützter und sehenswerter Fachwerkhäuser und eine Mühle. In Richtung Diedorf trifft man auf das Gebäude des ehemaligen „Haltepunktes Diedorf-Fischbach“, auch das Gleisbett ist noch vorhanden. Hinter dem Bahnhof, auf dem bereits in der Gemarkung Klings und Diedorf liegenden „Höhn“, steht die Burgruine Fischberg, von der jedoch nur geringe Reste erhalten sind.

Naturdenkmale

Wasserfall in der „Spring“

Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist der Umpfen, ein exponierter Berg am Südrand der Gemeinde und Wahrzeichen des Feldatales. Der Berg gilt als Zeugnis des Vulkanismus in der Rhön. Der im Gipfelbereich terrassenförmig angelegte Basaltsteinbruch ist deutlich vom Talgrund aus zu erkennen. Das östlich des Ortes befindliche Sommertal ist wegen seiner botanischen Besonderheiten als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Bemerkenswert sind die Kalksinterterrassen im Fischbachtal; sie bilden eine als „Spring“ bekannte Reihe kleiner Wasserfälle. Über Sehenswürdigkeiten am Wegesrand und die Entstehung der Kulturlandschaft im Feldatal informiert ein Wander- und Naturlehrpfad.[8]

Zur Tourismusförderung wurde der „Hexenpfad“ als Themenwanderweg ausgeschildert. Er vermittelt Kenntnisse zur Wanderschäferei und den in dieser Region typischen Trockenrasenzonen. Malerische und oft auch gespenstisch wirkende Hutebäume säumen den Weg.[9]

Ortsansicht (2009)

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Ab dem Hochmittelalter gab es hier eine Weberei, ab 1900 eine Schnitzerei und ab 1926 eine Aluminiumfabrik. Der Basaltabbau am Umpfen von 1914 bis 1978 war besonders in seiner Anfangszeit ein wichtiger Arbeitgeber mit eigenem Verladegleis an der Feldabahn.

Gewerbegebiete

Das Gewerbegebiet „Unter dem Umpfen“ befindet sich am südlichen Ortsrand von Fischbach. Es verfügt über eine Gesamtfläche von 4,7 ha.[10] Die BAF Industrie- und Oberflächenentechnik GmbH produziert hier Teflon-beschichtete Haushaltsgüter.[11] Die BAF firmierte bis zur Wende unter dem Namen alfi (Abkürzung für ALuminiumwarenfabrik FIschbach). Die früheren Eigner der alfi, Carl und Sophie Zitzmann, übersiedelten nach dem Krieg nach Wertheim/Baden Württemberg, gründeten dort die alfi neu und sicherten sich die Namensrechte. Deswegen musste ALFI Fischbach nach der Wende einen neuen Namen (BAF = Bratpfannen aus Fischbach) annehmen.

Straßenverkehr

Den Ort tangiert die B 285 im Abschnitt Dermbach - Kaltennordheim, die Bad Salzungen mit Mellrichstadt verbindet.

Schienenverkehr

Der Betrieb der Feldabahn wurde 2003 eingestellt und 2008 wurde mit dem Rückbau der Gleisanlage begonnen. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich jetzt in der Kreisstadt Bad Salzungen und östlich in Wasungen, jeweils im Streckennetz der Süd-Thüringen-Bahn.

Busverkehr

Nach Fischbach verkehren folgende Buslinien der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH [12]

Linie Fahrstrecke
L-101 EisenachMarksuhlDermbach – Fischbach – Kaltennordheim
L-109 Bad SalzungenUrnshausenDermbachEmpfertshausenKlings – Fischbach – Kaltennordheim
L-129 Bad SalzungenUrnshausenDermbach – Fischbach – KaltennordheimKaltenlengsfeld

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

  • August Creutzburg (* 6. März 1892; † 11. September 1941) Politiker (KPD), Reichstagsabgeordneter

Literatur

  • Adalbert Schröter: Land an der Straße. Die Geschichte der katholischen Pfarreien in der thüringischen Rhön. St.Benno Verlag, Leipzig 1989, ISBN 3-7462-0430-5, S. 77–80.
  • Bruno Kühn: Die Geschichte des Amtsbezirks Dermbach. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde. Band 1, 1854, ISSN 0943-9846, S. 249–296.

Einzelnachweise

  1. a b Thüringer Landesvermessungsamt TK25 - Blatt 5326 Tann, Erfurt 1999, ISBN 3-86140-090-1
  2. Robert Riemann Keltenburgen nördlich und südlich des Thüringer Waldes Hagenberg-Verlag Homburg 1986 S.26
  3. Ernst Friedrich Johann Dronke Codex Diplomaticus Fuldensis Kassel 1850 (Erstdruck)
  4. Kai Lehmann: Ausstellung „Luther und die Hexen“, Bereich Fischbach, Bibliothek Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden, 2012; Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum, Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland, Band 2, Hamburg 2003, S. 234 und 236.
  5. Constantin Kronfeld: Topographie des Landes. In: Landeskunde des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach. Zweiter Theil. Hermann Böhlau, Weimar 1879, S. 77.
  6. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 321, ISBN 3-88864-343-0
  7. Chronik der Kirchgemeinde Fischbach
  8. Geyer, Jahne, Storch: Geologische Sehenswürdigkeiten des Wartburgkreises und der kreisfreien Stadt Eisenach. In: Landratsamt Wartburgkreis, Untere Naturschutzbehörde (Hrsg.): Naturschutz im Wartburgkreis. Heft 8. Druck- und Verlagshaus Frisch, Eisenach und Bad Salzungen 1999, ISBN 3-9806811-1-4, S. 168–170.
  9. Faltblatt zum Hexenpfad bei Fischbach/Rhön (PDF; 2,1 MB)
  10. Landratsamt Wartburgkreis (Hrsg.) Der Wirtschaftsstandort Wartburgkreis - Stadt Eisenach. Info-Mappe Bad Salzungen/Eisenach 1998. S. 20.
  11. Datenquelle: Bundesfirmenregister
  12. Fahrplan der Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis mbH

Weblinks

Commons: Fischbach/Rhön – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien