Flawil
Flawil | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | St. Gallen (SG) |
Wahlkreis: | Wil |
BFS-Nr.: | 3402 |
Postleitzahl: | 9230 |
UN/LOCODE: | CH FLW |
Koordinaten: | 732160 / 253162 |
Höhe: | 610 m ü. M. |
Höhenbereich: | 541–814 m ü. M.[1] |
Fläche: | 11,47 km²[2] |
Einwohner: | [3] 10'446 (31. Dezember 2022) |
Einwohnerdichte: | 911 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
29,7 % (31. Dezember 2022)[4] |
Website: | www.flawil.ch |
Flawil - Bahnhofstrasse | |
Lage der Gemeinde | |
Flawil (im ostschweizerischen Ortsdialekt Flòòwiil [5]) ist eine politische Gemeinde im ostschweizerischen Kanton St.Gallen. Flawil zählte Ende 2014 10'345 Einwohner.
ausgesprochenDie Gemeinde liegt im Untertoggenburg und gehört zum Wahlkreis Wil.
Geographie
Die Gemeinde hat eine Fläche von 11,51 km2. Der tiefstgelegene Punkt liegt an der Glatt mit 542 m ü. M. Der höchstgelegene liegt oberhalb Alterschwil mit 814 m ü. M. Der Bahnhof Flawil liegt auf 610,6 m ü. M. Flawil setzt sich aus dem eigentlichen Dorf und den Weilern Oberglatt, Burgau, Egg, Alterschwil, Langenentschwil, Grobenentschwil und Raaschberg zusammen.
Die Nachbargemeinden Flawils sind Oberbüren, Gossau SG, Herisau, Degersheim SG sowie Oberuzwil.
Geschichte
Urkundlich wurde der Ort erstmals im Jahre 819 als Flahinwilare erwähnt. Um 850 wurde er auf Anordnung des Gaugrafen Gerold (IV.) in die Ortschaften Flahinwilare und Uzzinwilare (heute Uzwil) geteilt.
Nach der aristokratischen Zeit des Rittertums erwarb das sankt-gallische Ministerialengeschlecht Giel das Gebiet um Flawil.[6]
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus sieben Personen: 2 FDP, 2 CVP, 1 SP, 2 Parteiloss.
Ein Gemeindeparlament gibt es nicht, nur eine zweimal im Jahr tagende Bürgerversammlung.
Nationale Wahlen
Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2015 betrugen die Wähleranteile in Flawil: SVP 33.1 %, SP 15.5 %, FDP 15.3 %, CVP 15.1 %, Grüne 7.7 %, BDP 4.2 %, glp 4.1 %, EVP 1.6 %, EDU 1.0 %.[7][8]
Wappen
Wilhelm Weiss, ein sich für Lokalgeschichte und Heimatschutz einsetzender Malermeister, legte am 7. September 1915 einen Entwurf für ein Flawiler Gemeindewappen vor.
Als Vorlage verwendete er das Wappen der Giel, welches ein quergeteiltes, oben silbernes und unten rot-silbern kariertes Schild zeigte. Darüber befand sich ein mit einer goldenen Krone gekrönter silberner Spangenhelm und darauf ein Pfauenstutz. Die Bedeutung des karierten Feldes im Wappen der Giel ist heute unbekannt.
Am 19. Oktober 1915 wurde das Wappen offiziell von Herzog Leopold von Österreich an Flawil verliehen. Bei der Ausführung durch den Graveuren Egger sollte auf Anraten des Historikers Professor Max Gmür der Helm als Zeichen der Aristokratie entfallen. Das geänderte Wappen, welches sodann eine Mauerkrone zeigte, lag am 19. September 1916 vor. Von der Gemeindewappenkommission des Kantons St. Gallen wurde es schliesslich am 6. Dezember 1938 ohne Helm und Mauerkrone genehmigt.[6]
Blasonierung: Unter goldenem Schildhaupt zu sieben senkrechten Reihen geschacht von Silber und Rot.[9]
Die Flaggenfarben sind Gelb und Rot.[6]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Jahr | 1837 | 1850 | 1890 | 1900 | 1950 | 2000 | 2010 | 2012 | 2014 |
Einwohnerzahl | 2233 | 2664 | 4878 | 4873 | 6502 | 9320 | 9971 | 10150 | 10345 |
Religion
43 % der Bevölkerung sind römisch-katholisch, 25 % sind evangelisch und 33 % sind konfessionslos oder haben eine andere Konfession (Stand: 31. August 2012).
Sehenswürdigkeiten
Zu den wichtigsten sehenswerten Baudenkmälern zählen das Alte Rathaus, der Gasthof Hirschen, die evangelische Kirche (teilweise Jugendstil) und die katholische Kirche St. Laurentius.
Freizeit, Kultur, Sport
Zahlreiche Freizeit-, Sport- und Kulturvereine prägen das gesellschaftliche Leben in Flawil.
Zur gut ausgebauten Infrastruktur gehören unter anderem ein Mehrzwecksaal (Lindensaal), eine Bibliothek, ein Ortsmuseum, eine Ludothek, Fussballplätze, Turnhallen, Tennisplätze, eine Reithalle, eine Fechthalle, ein Freibad sowie ein Vitaparcours mit Finnenbahn.
Flawil kennt die Naherholungsgebiete Botsberger Riet, Umgebung Mattenhof/Gutsbetrieb und Girenmoos.
Bildung
Für die obligatorische Schulbildung sind mehrere Kindergärten, Primarschulhäuser und ein Oberstufenzentrum vorhanden. Weiterführende Schulen befinden sich in St. Gallen. Die Heilpädagogische Schule Flawil bietet Klassen vom Kindergarten bis zur Oberstufe.
Im Bildungszentrum Mattenhof werden Kurse für die Berufsaus- und Weiterbildung angeboten.
Gesundheit
In Flawil steht eines der drei Krankenhäuser der Spitalregion St. Gallen-Rorschach-Flawil.
Brauchtum
Die alljährlich am Dienstagabend nach Otmar (16. November) stattfindende Lägelisnacht basiert mutmasslich auf der Legende des Abtes Otmar von St. Gallen, der im Jahre 759 nach seinem Tode von der Insel Werd nach St. Gallen überführt wurde. Zu diesem Anlass fahren die Flawiler Kinder mit Leiterwagen einen Umzug durch das Dorf. Die Wagen sind mit kunstvoll geschnitzten und von innen mit Kerzen beleuchteten Räbenlichtern und Kürbissen geschmückt.
Zu Beginn der Fasnachtszeit am Schmutzigen Donnerstag um "elf ab siebni" (19.11 Uhr) wird vom Flawiler Narrenrat der Wanderpreis Chratzbürste an einen Bürger verliehen, der im vergangenen Jahr durch einen lustigen oder peinlichen Vorfall aufgefallen ist. Anschliessend findet die Beizenfasnacht statt, an der Guggenmusiken durch Restaurants ziehen und die Bevölkerung zu ausgelassenem Feiern animieren wollen.
Partnerstädte
Wirtschaft
Verkehr
Flawil liegt an der SBB-Bahnlinie Wil–St. Gallen. Ab Flawil bestehen stündlich je drei schnellen Verbindungen nach St.Gallen und nach Wil.
Flawil liegt an der Kantonsstrasse Nr. 8[10] (Hauptstrasse 430[11]) zwischen Gossau und Wil. An der Kantonsstrasse Nr. 8 am Maestrani-Kreisel im Westen Flawils beginnt die Kantonsstrasse Nr. 54,[12] welche nach Niederuzwil führt. Sowohl in Gossau wie auch in Niederuzwil (Ausfahrt Oberbüren-Uzwil) sind Anschlüsse an die A1 gewährleistet. Die Verbindung zur Hauptstrasse 16 ins Obertoggenburg gewährleistet die Kantonsstrasse Nr. 10 (Hauptstrasse 431[11]), die ebenfalls am Maestrani-Kreisel beginnt und nach Lütisburg führt.
Industrie
Die Schokoladen der Marken Maestrani, Munz und Minor der maestrani Schweizer Schokoladen AG werden hier produziert und vertrieben. Weitere in Flawil ansässige Unternehmen sind unter anderem die FLAWA AG, die Verbandstoff- und Watteprodukte herstellt, die SFS intec AG, die sich auf Tiefzieh- und Fliesspresstechnik spezialisiert hat, die BÜCHI Laboratory Equipment, die Geräte für Labortechnik herstellt, und die LÜDI SWISS AG, die Verbrauchsartikel im Analysenbereich produziert.
Landwirtschaft
In Flawil ist die St. Gallische Saatzucht tätig. Sie produziert Pro Specie Rara - Kartoffelsorten, blaufleischige Kartoffeln (Blaue St. Galler) und einheimische kaltgepresste Öle.[13]
Musik
In Flawil sind die St. Galler Mundartband Piggnigg, das Musik-Kabarett „er und i“ und die Flawiler Post-Grunge/Metal Band Strugglers[14] beheimatet.
Persönlichkeiten
- Johann Grob (1643–1697), Dichter und Epigrammatiker.
- Johann Ulrich Steiger (1920–2008), Holz- und Steinbildhauer.
- Karl Gottlieb Steiger, evangelischer Pfarrer und Dichter (1806-1850)
- Belinda Bencic (* 1997), Tennisspielerin
Bilder
-
Ehemaliges Bezirksgebäude Untertoggenburg
-
Reformierte Kirche
-
Katholische Kirche
-
Innenansicht der katholischen Kirche mit Glasmalereien
-
Ortsmuseum Lindengut
-
Traditionelle Holzhäuser mit Bärenbrunnen
-
Wandmalereien am Hotel Rössli
-
Traditionelles Toggenburgerhaus
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Flawil
- Beat Bühler: Flawil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- ↑ Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑ Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS) Band V Karte 1 sowie SDS-Originalmaterial (mehrere Gewährspersonen); gemäss Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen, hg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol, Frauenfeld 2005, S. 359 hingegen (Quelle für diese vom SDS abweichende Lautung unbekannt).
- ↑ a b c Alfred Hofmann: Das Gemeindewappen von Flawil. In: Toggenburger Heimat-Jahrbuch. Jg. 12. Thur Kalberer, Bazenheid 1952, S. 45–48.
- ↑ Nationalratswahlen 2015: Stärke der Parteien und Wahlbeteiligung nach Gemeinden. In: Ergebnisse Nationalratswahlen 2015. Bundesamt für Statistik, 2016, abgerufen am 31. Mai 2016.
- ↑ Listenergebnisse je Gemeinde. In: Ergebnisse Nationalratswahlen 2015. Kanton St. Gallen, 2016, abgerufen am 31. Mai 2016.
- ↑ St. Galler Wappenbuch. Das Staatswappen und die Wappen der politischen Gemeinden. St. Gallen 1991.
- ↑ Bauarbeiten vergeben. auf: tagblatt.ch (Nachweis für Kantonsstrassennummer)
- ↑ a b SR 741.272 Durchgangsstrassenverordnung, Anhang 2, Art. 3, B. Hauptstrassen, die nicht mit der «Nummerntafel für Hauptstrassen» (4.57) gekennzeichnet sind, admin.ch, abgerufen am 25. Mai 2011.
- ↑ Kantonsstrasse Nr. 54, Uzwil: Knotenausbau, easymonitoring.ch, abgerufen am 25. Mai 2011. (Nachweis der Kantonsstrassennummer)
- ↑ Webseite der St. Gallischen Saatzucht.
- ↑ Kämpfer wollen nach oben. auf: Tagblatt Online. 19. Oktober 2011, abgerufen am 28. April 2012.