Frankfurt-Schwanheim

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Wappen von Schwanheim
Wappen von Schwanheim
Wappen von Frankfurt am Main
Wappen von Frankfurt am Main
Schwanheim
18. Stadtteil von Frankfurt am Main
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Karte
Koordinaten 50° 5′ 13″ N, 8° 34′ 55″ OKoordinaten: 50° 5′ 13″ N, 8° 34′ 55″ O
Fläche 14,773 km²
Einwohner 20.557 (31. Dez. 2022)
Bevölkerungsdichte 1392 Einwohner/km²
Postleitzahl 60528, 60529
Vorwahl 069
Website www.frankfurt.de
Gliederung
Ortsbezirk 6 – West
Stadtbezirke
  • 531 – Schwanheim
  • 532 – Goldstein-West
  • 533 – Goldstein-Ost
Verkehrsanbindung
Autobahn A5
Bundesstraße B40
Straßenbahn 12 19
Bus 51 62 68 78 79 N7
Quelle: Einwohner mit Hauptwohnung in Frankfurt am Main. (PDF) In: Statistik aktuell, 03/2023. Abgerufen am 7. Juni 2023.

Schwanheim ist seit dem 1. April 1928 ein Stadtteil von Frankfurt am Main. Der Stadtteil liegt im Südwesten Frankfurts, am südlichen Ufer des Mains.

Geografie

Schwanheimer Düne

Schwanheim grenzt im Norden an die Frankfurter Stadtteile Höchst, Nied und Griesheim, im Osten an Niederrad, im Südosten an Sachsenhausen und im Süden an den Stadtteil Frankfurt-Flughafen. Westlich von Schwanheim liegt die Stadt Kelsterbach.

Zu Schwanheim gehört die in den 1930er-Jahren erbaute Siedlung Goldstein, die heute 11.000 Einwohner hat – mehr als das alte Schwanheim.

Geschichte

Die Wasserburg Goldstein aus dem 14. Jahrhundert
Fachwerkhaus in der Vierhäusergasse
Altes Brückenhäuschen der 1945 zerstörten Schwanheimer Brücke

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Im Jahr 880 wurde Schwanheim (ursprünglich Sueinheim) erstmals in einer Urkunde erwähnt, die die Schenkung der Kirche zu Sueinheim an die Salvatorkapelle in Frankfurt am 17. November 880 bestätigt.[1] Im Mittelalter gehörten die umliegenden Wälder zum Wildbann Dreieich, dieser unterhielt in Schwanheim auch eine seiner 30 Wildhuben. Während des 11. Jahrhunderts wurden Dorf und Gericht Schwanheim Eigentum des Klosters St. Jakob von Mainz, die Vogtei besaßen die Herren von Eppstein zu Erblehen.[1] Im 14. Jahrhundert bemühte sich die freie Reichsstadt Frankfurt, in Schwanheim Fuß zu fassen.

Im Jahr 1439 kauften Frankfurt und sein reicher Bürger Johann von Holzhausen je zur Hälfte die Eppsteinschen Vogteirechte über Schwanheim. Eigentümer von Schwanheim wurde wenig später der Erzbischof von Mainz. 60 Jahre danach kaufte Mainz die Vogteirechte zurück. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde der Ort ebenso wie der Nachbarort Niederrad zerstört.

19. Jahrhundert

Im Reichsdeputationshauptschluss fiel Schwanheim 1803 an das spätere Herzogtum Nassau. Um diese Zeit lebten dort etwa 700 Einwohner. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Schwanheim vom reinen Bauerndorf langsam zu einer Arbeitersiedlung, beeinflusst auch durch die chemische Industrie in Höchst und Griesheim und die immer stärker einsetzende wirtschaftliche Verflechtung mit Frankfurt. Dennoch wurde Schwanheim als nassauische Gemeinde nicht an die Hessische Staatsbahn angeschlossen. Auf Betreiben lokaler Senioren und der katholischen Pfarrei (Pfarrverwalter Joseph Bonn) wurde die medizinische Versorgung verbessert. So übten zwischen dem 1. September 1859 und dem 26. Oktober 1866 die ebenfalls dem Herzogtum entstammenden Dernbacher Schwestern, die sog. Armen Dienstmägde Jesu Christi vor Ort die ambulanten Krankenpflege aus. Im 1866er-Krieg wurde Schwanheim mit dem nassauischen Territorium und Frankfurt preußisch. Die Einwohnerzahl betrug zu dieser Zeit 1700. Erst am 15. September 1900 siedelten die o.g. Schwestern dort wieder. Nun waren sie sowohl in der ambulanten als auch stationären Krankenpflege tätig, und betrieben eine Verwahrschule (Kindergarten).

20. Jahrhundert

Französische Truppen besetzten am 14. Dezember 1918 die westlichen Stadtteile Frankfurts, darunter auch Schwanheim. Die Besatzung endete 1930.[2] Am 1. April 1928 wurde Schwanheim mit 5850 Einwohnern und 1793 Hektar, davon 667 Hektar Wald, in das Frankfurter Stadtgebiet eingemeindet. Im Frühjahr 1932 wurde mit dem Bau der Siedlung Goldstein begonnen. Der erste Bauabschnitt umfasste 380 Siedlerstellen. Der erste Spatenstich erfolgte am 1. Februar 1932 im Sauerackerweg 56. Der Name der Siedlung geht auf die im 13. Jahrhundert erstmals erwähnte Wasserburg Goldstein zurück, die sich im Besitz des Frankfurter Patriziergeschlechts zum Goldstein befand, aber bereits 1552 zerstört wurde. Außerdem erfolgte die Fertigstellung der Staustufe Griesheim und damit ein weiterer Übergang, wenn auch nur für Fußgänger über den Main. Die 1905 erbaute und am Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengte Brücke wurde 1963 etwa 500m flussabwärts neu errichtet und durch Oberbürgermeister Werner Bockelmann am 21. September eingeweiht.

Im Jahr 2005 wurde die 1125-Jahr-Feier des Stadtteils begangen.

Sehenswertes

St.-Mauritius-Kirche
Die Alte Schule, heute unter anderem Heimatmuseum
Alte Straßenbahnen im Schwanheimer Verkehrsmuseum
Schwanheimer Alteichen

Alte Schule

Das Dorf leistete sich ein Schulgebäude, das von 1827 bis 1832 als klassizistisches Eckgebäude im alten Ortskern errichtet wurde. Nach 1961 diente es kulturellen und sozialen Zwecken und erhielt den Namen Wilhelm-Kobelt-Haus. Heute beherbergt es auch die Stadtteilbibliothek und das Heimatmuseum.

St.-Mauritius-Kirche

Im Jahre 1901 wurde die im neugotischen Stil erbaute St.-Mauritius-Kirche eingeweiht. Architekt war der 1905 verstorbene Wiesbadener Joseph Dormann, ein Schüler von Max Meckel aus Freiburg. Von einem Vorgängerbau (vermutlich Mauritiuskapelle am selben Ort) wurden 2001 Bruchstücke einer spätgotischen Grablegungsgruppe aus der Zeit kurz nach 1400 entdeckt. Die Fundstücke sind die ältesten Steinzeugen Schwanheims und seit 2008 in der Kirche aufgestellt.[3]

Verkehrsmuseum Frankfurt am Main

Am 8. Mai 1984 wurde in umgebauten Wagenhallen der ehemaligen Waldbahn in Schwanheim das Verkehrsmuseum Frankfurt am Main eröffnet.

Schwanheimer Dünen

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Naturschutzgebiet Schwanheimer Düne, eine 58,5 Hektar große Binnendüne im Westen des Stadtteils, die zum Frankfurter Stadtwald gezählt wird.

Schwanheimer Wiese

Die Schwanheimer Wiese im Süden des Stadtteils ist Frankfurts größte Waldwiese. Hier floss vor 10.000 Jahren der Urmain und bildete jenen fruchtbaren Boden, auf dem der Schwanheimer Wald entstand. Die Wiesen entstanden durch Rodung und anschließende Verpachtung des gewonnenen Landes. 1483 wurde an dieser Stelle eine Ortsbezeichnung als Neue Wiese erstmals erwähnt. Die Alte Wiese, die sich von der Rodelschneise bis zur Schwanheimer Bahnstraße erstreckt, verbuschte während des Dreißigjährigen Krieges und wurde im 19. Jahrhundert wieder als solche hergestellt. Ein 1978 eingerichteter etwa sechs Kilometer langer Waldlehrpfad mit Erklärungen und Anschauungsobjekten zur Urgeschichte des Gebietes führt um die gesamte Schwanheimer Wiese.[4]

Weitere Sehenswürdigkeiten

  • Die Schwanheimer Alteichen sind eine Gruppe von etwa 30 Stieleichen am nördlichen Rand des Schwanheimer Waldes. Die rund 500 Jahre alten Bäume dienten bis ins 20. Jahrhundert als Fruchtbäume im dortigen Hutewald. Mehrere Texttafeln vor Ort informieren über die Geschichte der Bäume.
  • Eine landschaftliche Besonderheit im Süden der Schwanheimer Gemarkung ist die im Frankfurter Stadtwald verlaufende Kelsterbacher Terrasse. Es handelt sich um eine acht Kilometer lange, im Erdzeitalter Pliozän entstandene Flussterrasse, die während der Kaltzeiten vom Ur-Main geformt wurde.
  • Am nördlichen Rand des Schwanheimer Waldes liegt der Kobelt-Zoo. Seinen Namen hat der Zoo vom ersten Arzt im damaligen Bauerndorf Schwanheim, Wilhelm Kobelt.
  • Durch den Schwanheimer Wald führt der Historische Wanderweg Schwanheim. Der Lehrpfad hat 18 Stationen, die über die Geschichte der Gemarkung von der Steinzeit bis zum 19. Jahrhundert informieren. Entlang des Wanderwegs sind mehrere archäologische Fundstellen zu besichtigen.

Sonstiges

In Frankfurt-Griesheim, direkt gegenüber von Schwanheim am anderen Mainufer geschah am 22. Februar 1993, 4:00 Uhr morgens ein folgenschwerer Unfall: Es entwichen 10 Tonnen Chemikaliengemisch aus dem Werk der Hoechst AG. Die gelbe Wolke, die hauptsächlich aus dem gesundheitsschädlichen gelben Meta-Nitroanisol bestand, aber unter anderem auch die giftige Substanz Ortho-Nitroanisol enthielt, trieb über den Main und ging über den Stadtteilen Schwanheim und der Siedlung Goldstein nieder. Die gelbe Substanz bedeckte Häuser, Autos, Bäume. Schulen und Kindergärten wurden geschlossen, viele Anwohner klagten über Augenbrennen, Unwohlsein, Erbrechen und Hautveränderungen. Es erfolgte eine Langzeituntersuchung, um eventuelle Spätschäden nachweisen zu können.[5]

Persönlichkeiten

Literatur

  • Josef Henrich (Hrsg.): Suenheim – Sweinheim – Schwanheim. Verlag Franz Jos. Henrich KG, Frankfurt am Main 1971
  • Stadt Frankfurt am Main, Forstamt (Hrsg.): Historischer Wanderweg Schwanheim – Wanderweg zur Schwanheimer Geschichte und Vorgeschichte. 3. (korrigierte) Auflage, Frankfurt am Main 2002

Weblinks

Commons: Frankfurt-Schwanheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Stadt Frankfurt am Main, Forstamt (Hrsg.): Historischer Wanderweg Schwanheim, S. 51
  2. http://www.stadtgeschichte-ffm.de/aktuelles/newsletter_archiv/newsletter_01/newsletter_01_4.html
  3. Website des Bistums Limburg
  4. Stadtgewässer. Flüsse-Bäche-Altarme, herausgegeben vom Umweltamt der Stadt Frankfurt, Stand 2004
  5. Chronologischer Abriss des Forschungsprojektes um den Hoechst-Störfall von 1993 auf der Website des Instituts für Epidemiologie und Präventionsforschung (BIPS), Bremen (abgerufen am 8. Juli 2012)