Fußball-Europameisterschaft 2012

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UEFA EURO 2012
polnisch: Mistrzostwa Europy w Piłce Nożnej 2012

ukrainisch: Чемпіонат Європи з футболу 2012


Bewerbungslogo von Polen und der Ukraine
Anzahl Nationen 16 (von voraussichtlich 53 Bewerbern)
Austragungsort Polen und Ukraine
Eröffnungsspiel 9. Juni 2012
Endspiel 1. Juli 2012

Die 14. Fußball-Europameisterschaft 2012 (UEFA EURO 2012) der Männer findet vom 9. Juni bis zum 1. Juli 2012 in Polen und der Ukraine statt. Dies hat das UEFA-Exekutivkomitee am 18. April 2007 bekannt gegeben.

Bewerbungen

Für die Fußball-Europameisterschaft 2012 wurde die Bewerbungszeit in zwei Phasen aufgeteilt. Damit sollten die Kosten für die UEFA und die Bewerber reduziert werden. Nach der ersten Phase blieben noch drei Kandidaten übrig. Die Nominierung des Gastgebers fand in der zweiten Phase statt.

Ursprünglich hatten sich zehn nationale Fußballverbände mit acht Bewerbungen um die Austragung der EM-Endrunde 2012 bemüht: Die Verbände von Aserbaidschan, Griechenland, Italien, Rumänien, Russland und der Türkei bewarben sich einzeln, Kroatien und Ungarn sowie Polen und die Ukraine gaben jeweils Gemeinschaftsbewerbungen ab. Bewerbungsschluss für die EM 2012 war der 1. Februar 2004.

Die ausführlichen Bewerbungsanforderungen für die erste Phase wurden den interessierten Verbänden am 8. Februar 2005 zugesandt. Bis zum 21. Juli hatten die Kandidaten Zeit, ihre Bewerbungsunterlagen abzugeben.

Bei der am 8. November 2005 durchgeführten Abstimmung schieden die Türkei (sechs Stimmen) und Griechenland (zwei Stimmen) aus der Bewerbung aus. Dadurch reduzierte das UEFA-Exekutiv-Komitee das Bewerberfeld auf die drei Bewerbungen von Italien (elf Stimmen), Kroatien/Ungarn (neun Stimmen) und Polen/Ukraine (sieben Stimmen). Die Bewerbungen von Aserbaidschan, Rumänien und Russland waren schon vorher gescheitert.

Am 18. April 2007 gab das UEFA-Exekutivkomitee in Cardiff bekannt, dass die gemeinsame Bewerbung Polens und der Ukraine den Zuschlag erhalten hat. Von den zwölf Stimmen der Mitglieder des Exekutivkomitees bekamen Polen und die Ukraine acht, vier Stimmen gingen an Italien.

Organisation

Am 29. Juli 2008 gab die UEFA bekannt, dass der Schweizer Martin Kallen nach den Endrunden von 2004 (Portugal) und 2008 (Schweiz und Österreich) auch für die EM 2012 als Chef-Organisator amtieren wird. Ob er sein Büro in Warschau oder Kiew einrichten wird, ist noch nicht bekannt[1].

Austragungsorte und Stand der Vorbereitungen

Allgemeine Situation

Austragungsorte Euro 2012

Die Spiele der EM 2012 werden voraussichtlich in jeweils vier polnischen und vier ukrainischen Stadien ausgetragen. In Warschau, Danzig, Donezk, Dnipropetrowsk und Lemberg sollen neue Stadien errichtet werden, während die übrigen Stadien renoviert und erweitert werden. Die Stadien in Chorzów, Krakau, Odessa und Donezk (RSK Olimpijskyj) sollen als Ausweichorte zur Verfügung stehen. Sie sollen ebenfalls erneuert und erweitert werden, damit auch diese Stadien für eine Europameisterschaft geeignet sind. Dabei wurde der geplante Neubau der Ostsee-Arena in Danzig von der UEFA als bestes Projekt gewürdigt.

Nach der Vergabe liefen die Vorbereitungen in beiden Ländern schleppend. Die UEFA zeigte sich ob der Verzögerungen mehrfach beunruhigt, ergriff aber lange Zeit keine Maßnahmen. Erst am 30. Januar 2008 veröffentlichte die UEFA eine Erklärung von UEFA-Präsident Michel Platini. Die UEFA bekennt sich weiterhin zur Vergabe nach Osteuropa und wird die Organisatoren mit ihrer ganzen Kraft unterstützen. Sie erkennt die politischen Gründe an, die zu einem schleppenden Tempo der Arbeiten geführt haben und ist sich sicher, dass dies nach den Neuwahlen in beiden Ländern besser wird. Darunter versteht die UEFA, dass bei den nötigen infrastrukturellen Projekten (Stadien, Unterkunft, Flughäfen, Eisenbahn, Transport) in den nächsten sechs Monaten große Fortschritte gemacht werden müssen. Die UEFA fordert vor allem die Staaten auf, durch finanzielle Unterstützung der Projekte den Prozess zu beschleunigen.[2] UEFA-Generalsekretär David Taylor machte deutlich, dass sich die UEFA zu Maßnahmen gezwungen sähe, wenn in den nächsten sechs Monaten zu wenig Fortschritte erzielt würden. Dies ist eine klare, wenn auch unausgesprochene, Warnung an die Organisatoren, dass die UEFA im Notfall dazu bereit ist, Polen und der Ukraine das Turnier wieder zu entziehen und einen neuen Organisator zu suchen. Dazu gibt es aber kein geregeltes Verfahren, und die Vergabe müsste neu begonnen werden.[3] In ihren Stellungsnahmen sprechen die UEFA-Verantwortlichen immer von beiden Nationen und lassen nicht erkennen, ob in ihren Augen eine der Nationen besser dasteht als die andere.

Nach der Visite von UEFA-Präsident Michel Platini Anfang Juli 2008 in Polen und der Ukraine gab er bekannt, dass die polnischen Vorbereitungen viel besser verlaufen als in der Ukraine und es auch im Notfall zu einer Änderung der Spielanteile kommen könnte. Polen würde dann 75 Prozent der Spiele (3 Gruppen-, 2 Viertelfinal-, beide Halbfinal- und das Endspiel) bekommen, die Ukraine nur die Spiele der Gruppe D austragen. Über weitergehende Konsequenzen, wie einen kompletten Entzug der Austragung in der Ukraine, wird spekuliert.

Polen

Politischer Hintergrund

Die politische Situation (Zerfall der Regierung unter Ministerpräsident Jarosław Kaczyński, dem die EM-Endrunde nie sehr am Herzen lag, und ein Korruptionsskandal im polnischen Fußballverband) verzögerten praktisch alle Projekte. Das Kabinett Kaczyński wurde nach den Parlamentswahlen vom 21. Oktober 2007 am 16. November durch das Kabinett von Donald Tusk abgelöst. In seiner Regierungserklärung vom 23. November 2007 versprach der neugewählte Premierminister, dass die EM 2012 in Polen stattfinden wird. Auf weitere Fragen ging er nicht ein.

Austragungsorte

Stadt Stadion Geplante Spiele
Warschau Nationalstadion (Neubau) - Eröffnungsspiel
- weitere zwei Vorrundenspiele
- Viertelfinale
- Halbfinale
Posen Städtisches Stadion – drei Vorrundenspiele
Breslau Neubau (noch ohne Namen) – drei Vorrundenspiele
Danzig Ostsee-Arena (Neubau) - drei Vorrundenspiele
- Viertelfinale
Chorzów Schlesisches Stadion Reserve
Krakau Henryk-Reyman-Stadion Reserve
Warschau

Die Planung für das geplante Nationalstadion in Warschau machte monatelang keine Fortschritte. Eine der letzten Amtshandlung der Sportministerin im Kabinett der Minderheitsregierung von Jarosław Kaczyński, Elżbieta Jakubiak, war es, eine Empfehlung bezüglich des zukünftigen Warschauer Stadions abzugeben. Diese beschränkte sich aber darauf, drei Projekte zu werten, die alle einen Neubau auf dem Fundament des seit Jahren stillgelegten Dziesięciolecia-Nationalstadions in Warschau vorsehen. Zu den anderen Vorschlägen, zum Beispiel zum Projekt eines Neubaus außerhalb der Stadt (der neben dem eigentlichen Stadionbau auch noch den Bau einer ganzen Infrastruktur nötig machen würde), das von der Warschauer Stadtregierung favorisiert wird, äußerte sie sich nicht.

Konkreter wurde der neue Sportminister im Kabinett Tusk, Mirosław Drzewiecki, am 29. November 2007. Er stellte ein deutsches Konsortium um das Architekturbüro J.S.K. als Projektanten für das nationale Sportzentrum von Warschau vor. Eines der zentralen Elemente dieses Zentrums wird das nationale Stadion sein, ein Mehrzweckbau für Fußballspiele, weitere Sportanlässe, Großveranstaltungen, Konzerte u. Ä. Die Wahl fiel auf J.S.K., weil dieses Büro mit Großprojekten von Deutschland bis China seine Kompetenz unter Beweis gestellt hat und die Einhaltung der Termine verspricht. Mit dieser Wahl wurde die Standortfrage auf zwei Orte reduziert: entweder würde anstelle bzw. auf dem Fundament des stillgelegten Nationalstadions oder auf der daneben liegenden Błonia-Wiese gebaut. Als ersten Fortschritt präsentierte Minister Drzewiecki am 17. Dezember 2007 den definitiven Standortentscheid, das neue Stadion an Stelle des alten Nationalstadions zu errichten[4]. Das Bauprojekt soll im Sommer 2008 ausgeschrieben werden, projektierter Baubeginn ist der Jahresanfang 2009.[5] Das Stadion soll im dritten Quartal 2011 betriebsbereit sein und 55.000 Zuschauern Platz bieten. Durch Anheben des Spielfeldes auf Höhe des Mittelrangs kann das Stadion zeitweise in ein Leichtathletikstadion umgebaut werden.[6]

Danzig

Die Arbeiten für die Ostsee-Arena in Danzig sind von allen polnischen Stadien am weitesten vorangeschritten (April 2008). Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie Baumaschinen Gebäude abreißen, die auf dem Gelände des zukünftigen Stadions stehen. Die größte Gefahr für das Projekt ist finanzieller Natur: der Bauherrin, die Stadt Danzig, fehlen 300 Millionen Złoty (etwa 90 Mio. Euro [Stand vom 29. Juni 2008]). Eine finanzielle Unterstützung durch die Zentralregierung in Warschau wird von der Regierung Tusk genauso abgelehnt wie schon von der Vorgängerregierung Kaczynski.[7]

Breslau

Der geplante Neubau ist noch ohne Namen. Auch in Breslau gewann das Architekturbüro J.S.K. die Ausschreibung. Deren Projekt ist ein Stahlbetonbau mit Glasfassade, der 44.000 Zuschauern Platz bietet. Projektierte Baubeginn ist Mitte 2008, Fertigstellung im Herbst 2010. Die projektierten Baukosten von 466 Millionen Złoty (rund 130 Millionen Euro) werden vom Projektanten als niedrig bezeichnet.[8]

Krakau

Ob das Henryk-Reyman-Stadion in Krakau als Ersatzspielort in Frage kommt, ist nicht sicher. Seit Sommer 2006 wird das Weichsel-Stadion etappenweise renoviert und ausgebaut. Der Bau soll im Jahr 2008 fertig gestellt sein. Bei der Planung wurde die EM-Tauglichkeit jedoch nicht berücksichtigt. In einem Fernsehbeitrag wurde deutlich, dass die Krakauer Stadtregierung im Moment keine Pläne zum Ausbau auf EM-Tauglichkeit hegt und dass ein solcher Ausbau nur mit finanzieller Unterstützung der Zentralregierung in Warschau zu machen ist.[9]. Weiter spricht die Nähe zu Chorzów gegen Krakau, da das Schlesische Stadion von Chorzów besser für EM-Begegnungen gerüstet ist.

Ausschreibung und Auftragsvergabe

An den Ausschreibungen zeigen Baufirmen aus der Volksrepublik China großes Interesse, die im Falle des Zuschlages die benötigten Arbeiter aus China mitbringen würden.[7] Unter dem Eindruck des Arbeitskräftemangels in der Baubranche hatte schon die Regierung von Kazimierz Marcinkiewicz im Jahr 2006 bedeutende Kontingente von Arbeitern aus China bewilligt.

Infrastruktur

Für die Meisterschaft sollen Autobahnen und Schnellstraßen auf annähernd 4000 Kilometern Strecke gebaut werden, zudem sind weitere Investitionen in das Eisenbahnnetz nötig. Der zusätzliche Bedarf allein an Fünf-Sterne-Hotels wird auf über 40 geschätzt. Gut steht Polen bei den Flughäfen da, die allesamt bereits in Betrieb sind und höchstens Erweiterungen oder Modernisierungen benötigen.

Ukraine

Austragungsorte

Infrastruktur zur EM 2012
Stadt Stadion Geplante Spiele
Kiew Olympiastadion Kiew (wird modernisiert) - drei Vorrundenspiele
- Viertelfinale
- Finale
Donezk Zentralstadion Schachtar
(Ersatz durch Neubau)
- drei Vorrundenspiele
- Viertelfinale
- Halbfinale
Lemberg Ukrajinastadion (Neubau) – drei Vorrundenspiele
Dnipropetrowsk Dniprostadion (Neubau) – drei Vorrundenspiele
Odessa Tschornomorezstadion Reserve
Donezk Olympiastadion Donezk Reserve

Die Ukraine ist bezüglich des Stadionbaus weiter als Polen. Die Arenen in Donezk und Dnipropetrowsk sollen voraussichtlich noch im Jahr 2008 fertiggestellt werden. In Kiew und Lemberg haben die Bauarbeiten allerdings noch nicht begonnen.

Ausschreibung und Auftragsvergabe

Das Nationalstadion in Kiew sollte ursprünglich von der taiwanesischen Firma Archasia Design Group renoviert werden.[10] Im Juni 2008 wurde der Vertrag wegen mangelnder Erfahrung im Baugewerbe gekündigt. Bei der Neuvergabe konnte sich das deutsche Unternehmen Gerkan, Marg und Partner [11][12], die auch schon das Olympiastadion in Berlin für die WM 2006 renovierten, unter anderem gegen den britischen Stararchitekten Norman Foster durchsetzen. Die Bauarbeiten sollen bis 2010 abgeschlossen sein.

Infrastruktur

Bezüglich der Infrastruktur liegt die Ukraine deutlich hinter Polen. Die Regierung beabsichtigt den Bau von beinahe 3000 km Autobahnen und Schnellstraßen. Weiter werden Investitionen in Eisenbahn, Flughäfen und Hotels aller Klassen benötigt.[7] Auch die Metro Kiew soll ausgebaut werden.

Qualifikation

Neben Montenegro als Debütant werden voraussichtlich 50 weitere Nationalmannschaften an der Qualifikation teilnehmen. Die Ukraine und Polen sind als Gastgeber automatisch qualifiziert.

Einzelnachweise

  1. Basler Zeitung online vom 29. Juli 2008
  2. Erklärung der UEFA vom 30. Januar 2008
  3. Basler Zeitung online vom 31. Januar 2008
  4. Hauptausgabe der Nachrichten der zweiten staatlichen Senderkette TVP 2, 17. Dezember 2007, 18 Uhr 30
  5. http://sport.onet.pl/0,1260069,1649824,wiadomosc.html
  6. http://www.jsk.de/#/de/projects/1559
  7. a b c Sonderausgabe der Hauptnachrichten des 1. staatlichen Fernsehens, 18. April 2008, 19 Uhr 30
  8. [http://miejsca.org/2007/stadion-we-wroclawiu-euro-2012/ Seite von J.S.K.-Architekci
  9. Kronika, Lokalstudio Krakau der dritten staatlichen Senderkette TVP 3, 26. November 2007
  10. Die Presse vom 05. August 2008
  11. ORF Sport
  12. Die Presse - „Verlust der Euro 2012 wäre Schande für das ganze Land“ vom 05.08.2008

Weblinks

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