Grödner Bahn

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Klausen–Plan
Strecke der Grödner Bahn
Streckenlänge:31,00 km
Spurweite:760 mm (Bosnische Spur)
Maximale Neigung: 51 
Minimaler Radius:38 m
0,00 Klausen/Chiusa Übergang zur Brennerbahn 520 m s.l.m.
Gramphofen-Tunnel (92 m)
Löchlgraben-Tunnel (83 m)
Löchlgraben
6,81 Lajen-Ried/Novale di Laion 781 m s.l.m.
Flötzen-Tunnel (117 m)
Karlgraben-Tunnel (87 m)
Kienbach-Tunnel (214 m)
13,26 St. Peter/S. Pietro 1035 m s.l.m.
17,00 Runggaditsch/Roncadizza 1152 m s.l.m.
19,93 St. Ulrich/Ortisei 1224 m s.l.m.
Pfarrhaus-Tunnel (40 m)
23,50 Soplases (Inner-Riedl) 1340 m s.l.m.
25,09 St. Christina/S. Cristina 1396 m s.l.m.
Kehrtunnel St. Christina (203 m)
27,00 Fischburg (Regensburgerhütte)/Castel Gardena 1454 m s.l.m.
28,10 La Pozza 1495 m s.l.m.
29,90 Wolkenstein/Selva 1562 m s.l.m.
31,41 Plan 1592 m s.l.m.

Die Grödner Bahn war eine 31 km lange schmalspurige Lokalbahn, die vom heute in der italienischen Provinz Südtirol liegenden Bahnhof Klausen an der Brennerbahn nach Gröden fuhr. Die 1960 stillgelegte Bahn war in bosnischer Spurweite von 760 mm ausgeführt.

Streckenverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vereinfachtes Höhenprofil der Bahnstrecke

Um den Ausgangspunkt im Bahnhof Klausen wand sich ein Kehrviadukt, um möglichst früh viel Höhe zu gewinnen. Die Bahn verlief entlang der Bergflanke durch Tunnel und über Brücken bis nach St. Ulrich. In St. Christina ist noch heute ein Kehrtunnel sichtbar. Die Trasse wurde fast auf der gesamten Länge auf Kunstbauten errichtet – einerseits um den großen Höhenunterschied wettzumachen, anderseits, um die teilweise für eine Eisenbahn ungünstige Topografie auszugleichen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bahn am 28. Mai 1960 in St. Ulrich, letzte Fahrt
Die Grödner Bahn im O-Ton[1]

Die Bahn wurde 1915/16 nach jahrelang vorausliegenden Studien und Denkschriften als Heeresfeldbahn im Ersten Weltkrieg in einer Zeit von viereinhalb Monaten gebaut, um die damals an der dort verlaufenden Front zu Italien stationierten Einheiten mit Material versorgen zu können. Beim Bau waren bis zu 10.000 Arbeitskräfte im Einsatz: 500 Zivilarbeiter, 3.500 Militärarbeiter und Soldaten sowie 6.000 vornehmlich russische Kriegsgefangene. Die Dienststelle für Trassierung und Bauarbeiten leitete Leopold Oerley.

Die meisten Brücken entlang der Strecke wurden, um die Bahn schneller in Betrieb nehmen zu können, zunächst aus Holz gebaut und erst später durch Steinbauten ersetzt.

Anlässlich des Baues der Bahn wurde 1916 der Grödner Bildhauer Johann Baptist Moroder (1870–1932) durch Feldmarschall Conrad von Hötzendorf mit vier großen Skulpturen, der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, den Aposteln Petrus und Paulus und einen österreichischen Reichsadler aus Beton, beauftragt. Das Monument wurde über Klausen aufgestellt und erhielt später eine Bronzetafel mit Angaben zur Geschichte der Bahn. Es war die erste Betonskulptur Südtirols.

Die Bahn war niemals besonders leistungsstark und schnell. Mit der aufkommenden Konkurrenz des Automobils führte das 1960 zur Stilllegung. Schließlich wurde zum Anlass der Alpinen Skiweltmeisterschaften 1970 ein Abschnitt der ehemaligen Trasse für den Kraftverkehr zur SS 242 dir umgebaut.

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1916 wurde der Verkehr mit Lokomotiven aufgenommen, die von der in der heutigen Slowakei gelegenen Schmalspurbahn Ružomberok–Korytnica kúpele stammten. Die drei Lokomotiven waren von der Budapester Lokomotivfabrik MÁVAG gebaut worden und besaßen einst die Betriebsnummern 1–3 der Rózsahegy–Korytniczai helyi érdekü vasút (R.K.V.).

Eigens für die Bahnstrecke wurden sieben Vierkuppler bei Krauss in Linz im Jahr 1916 gebaut. Diese wurde von der Heeresbahn in der Kategorie IVc eingereiht, in der Literatur werden sie auch in der Nomenklatur der kkStB als Baureihe K bezeichnet, obwohl sie niemals dieser Bahnverwaltung angehörten. Bei den Ferrovie dello Stato Italiane (FS) erhielten sie die Baureihenbezeichnung R.410.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Szenen des Films Flucht in die Dolomiten wurden in und an der Grödner Bahn gedreht. Regisseur und Hauptdarsteller des Films war Luis Trenker, der aus dem Grödner Tal stammte.

Relikte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Trasse ist heute teilweise noch vorhanden und wird auch als Fußweg verwendet. Vereinzelt sind Bahnhöfe und Kunstbauten erhalten. Auch sind verschiedene Themenbereiche bis nach Wolkenstein aufgebaut, unter anderem auch zur Bahn selbst.

Im Tunnel in St. Ulrich stellte der einheimische Künstler Egon Moroder Rusina im Oktober 2000 den Graphikzyklus Auflösung aus.

In St. Ulrich wurde in den 1980er Jahren eine Lokomotive der österreichischen Originalbauart auf einem Kinderspielplatz aufgestellt und 2008 auf das ehemalige Bahnhofsgelände in St. Ulrich versetzt. Am Bahnhof Klausen war ebenfalls lange eine Dampflok aufgestellt. Diese hatte allerdings zur Grödner Bahn keinen Bezug, sondern stammte von einer süditalienischen Schmalspurstrecke. Mittlerweile ist diese Lok durch ein Modell eines typischen Zuges der Grödner Bahn ersetzt worden. Das aufgegebene Kehrviadukt in Klausen ist ebenfalls noch vorhanden.

Außerdem existiert noch im unteren, durch die Straße Klausen–St. Ulrich überbauten Bereich das zu Ehren Conrad von Hötzendorfs errichtete Denkmal mit Adler-Skulptur. Zu dessen Füßen liegt ein altes Bahnviadukt, neben dem für die Straße eine neue Brücke mit größerem Kurvenradius errichtet wurde. Die weiteren zahlreichen Bauwerke dieses Teils wurden beim Straßenbau adaptiert, etwa durch Erweiterung der Tunnelprofile.

Im Jahr 2015 wurde auf Initiative der Südtiroler Landesabteilung für Mobilität eine Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Grödner Bahn in Auftrag gegeben.[2]

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walther Schaumann: Die Bahnen zwischen Ortler und Piave in den Kriegsjahren 1915–1918. Einsatz und Leistung der österreichisch-ungarischen und Kaiserlich deutschen Eisenbahnformationen. Bohmann Verlag, Wien, Heidelberg 1971.
  • Josef Dultinger: Vergessene Vergangenheit. Schmalspurbahnen der k. u. k. Armee zur Dolomitenfront 1915–1918. Verlag Dr. Rudolf Erhard, Rum 1982.
  • Piero Muscolino: Die Dolomiten Schmalspurbahnen und Reiseerinnerungen. Auer–Predazzo, Klausen–Plan. Calosci, Cortona 1988.
  • Elfriede Perathoner: La ferata de Gherdëina – Die Grödner Bahn. 2. Auflage. Athesia, Bozen 1997, ISBN 88-7014-687-1.
  • Helene Flöss: Löwen im Holz. Haymon Verlag, Innsbruck 2003, ISBN 3-85218-431-2 (Roman, erzählt vom Bau der Grödner Bahn.).
  • Werner Duschek, Walter Pramstaller, u. a.: Local- und Straßenbahnen im alten Tirol. Eigenverlag Tiroler Museumsbahnen, Innsbruck 2008.
  • Vinzenz Peristi: 50 ani da canche i à tëut demetz la ferata de Gherdëina. In: Union di Ladins de Gherdëina (Hrsg.): Calënder de Gherdëina. St. Ulrich 2010, S. 11–40 (Bildmaterial, Ladinisch).
  • Eisenbahnatlas Italien und Slowenien – Atlante ferroviario d'Italia e Slovenia. Schweers + Wall, 2010, ISBN 978-3-89494-129-1, S. 110.
  • Elfriede Perathoner, Stefan Planker: Scibla mo 'n iëde. Museum Ladin, San Martin de Tor 2011, ISBN 978-88-89255-33-9 (Ausstellungskatalog in Ladinisch, Deutsch, Italienisch).
  • Elfriede Perathoner: Die Grödner Bahn. Athesia, Bozen 2016, ISBN 978-88-6839-214-7.
Zeitgenössische Werke

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Grödner Bahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bestandsammlung Alex Moroder, Radio Ladin de Gherdëina Datei bei Mediathek.
  2. Die Reaktivierung der Grödner Bahn. Südtirol Online, 20. Januar 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Januar 2015; abgerufen am 31. Januar 2015.

Koordinaten: 46° 34′ 31″ N, 11° 40′ 6″ O