Held der Russischen Föderation

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Auszeichnung Held der Russischen Föderation

Held der Russischen Föderation (russisch Герой Российской Федерации, Transkription Geroi Rossijskoi Federazii) ist die höchste Auszeichnung und der höchste Ehrentitel, der in Russland vergeben wird. Der russische Präsident verleiht diesen Orden an Personen, die sich bei ihnen übertragenen Aufgaben oder anderen Heldentaten im Dienste des Staates durch außerordentliche Tapferkeit hervorgetan haben.

Bis zum Jahr 2014 wurde die Auszeichnung mehr als 1000 Mal verliehen, hauptsächlich an Soldaten, die in den beiden Tschetschenienkriegen sowie im Dagestankrieg gekämpft haben. Zudem gab es mehr als 100 Auszeichnungen für Soldaten, die im Deutsch-Sowjetischen Krieg kämpften. Aber auch Kosmonauten, Künstler, Politiker, Sportler und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft wurden mit diesem Orden geehrt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Auszeichnung wurde am 20. März 1992 vom russischen Präsidenten Boris Jelzin per Dekret eingeführt, um die bisherigen Titel Held der Sowjetunion und Held der sozialistischen Arbeit zu ersetzen. Dekret Nr. 2553-I beinhaltet die Kriterien für die Vergabe des Titels und auch für die Gestaltung der Medaille. Die Verleihung ist auch posthum möglich.

Das Aussehen des Ordens ist ähnlich dem dem für die Helden der Sowjetunion. An einem weiß-blau-roten Band (19,5 × 15 mm) hängt ein fünfzackiger, unverzierter Stern. Der Stern aus Gold hat einen Durchmesser von 15 mm und wiegt 21,5 Gramm. Auf der Rückseite stehen die Worte Герой России (russisch für Held Russlands) und eine Seriennummer. In der Öffentlichkeit wird der Orden auf der linken Jackenseite oberhalb anderer Medaillen und Auszeichnungen getragen.

Empfänger (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Empfänger dieses Titels sind Beteiligte im Tschetschenienkonflikt sowie an anderen kriegerischen Auseinandersetzungen Russlands im Kaukasus – etwa am Dagestankrieg. Allein diese umfassten im Jahr 2014 mehr als die Hälfte aller Preisträger. Daneben waren Testpiloten (87) und Kosmonauten (44) unter den Geehrten. Während Kosmonauten mit ihrem Raumflug automatisch diese Auszeichnung bekommen, wird im Tschetschenienkonflikt der Titel für Tapferkeit im Gefecht oder für die Führung der pro-russischen Regierung verliehen. Ebenso wird die Auszeichnung auch postum an Personen verliehen, die in Ausübung ihrer Pflicht gefallen oder bei einem Attentat umgekommen sind. Bis heute wurde die Auszeichnung an mehr als 1200 Personen verliehen, davon an 500 Personen postum (Stand: Januar 2023). Nach zahlreichen Jahren mit 5 bis 30 Geehrten stieg diese Zahl im Jahr 2022 stark an, da viele Gefallene des Krieges gegen die Ukraine postum geehrt wurden. Zum Ende des Jahres 2022 umfasste diese Gruppe mit über 120 Personen bereits mehr als die durch Russland geehrten Teilnehmer des „Deutsch-Sowjetischen Krieges“. An einige von ihnen wird auch mit eigenen Briefmarken erinnert.[1] Es gibt keine offiziell veröffentlichte Liste der Empfänger.[2]

Die folgenden Angaben zu den Empfängern beziehen sich auf deren Position zum Zeitpunkt des Erhalts der Auszeichnung.

Empfänger Datum Grund
Arthur Adams1 17. Juni 1999 Schwedisch-russischer Spion, der wesentliche Inhalte des amerikanischen Atombombenprojektes an die Sowjetunion weitergab
Aleksandra Akimowa 1994 Unterleutnant der Luftstreitkräfte der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg mit 680 Einsätzen als Bordnavigator
Timur Apakidse 17. Aug. 1995 Oberst der Marineflieger (Su-33, u. a. auf dem Flugzeugträger Admiral Kusnezow)
Alexander Baranowitsch 5. Mai 2000 Generaloberst und erster Stellvertreter des Kommandeurs der Truppen des Militärbezirks Nordkaukasus
Wladimir Beljawski 8. Aug. 2006 Oberstleutnant im Nordkaukasus
Juri Borissow März 2018 Auszeichnung durch Wladimir Putin vermutlich für Entwicklung der Wunderwaffe Burewestnik[3]
Nina Brusnikowa 5. Okt. 2006 Bedienerin einer Melkmaschine in der Kolchose „Awrora“, verhinderte Schlimmeres, als dort ein Feuer ausbrach
Jekaterina Budanowa1 1. Okt. 1993 Oberleutnant, Jagdpilotin im 73. Garde-Jagdfliegerregiment während des Zweiten Weltkrieges
Juri Danilin 2004 Major, als Mitglied der Anti-Terror-Einheit „Alpha“ in Tschetschenien im Kampf getötet
Iliyas Daudi 2009 Soldat in Afghanistan 1985/86, rettete unter Einsatz seines Lebens drei Kameraden
Alexei Dmitrow1 23. Feb. 2012 Kapitän 1. Ranges und Kommandeur des atomgetriebenen Mehrzweck-U-Bootes K-154 Tigr der Nordflotte
Roman Filipow1 6. Feb. 2018 Major der Flieger, gefallen im Kampf mit Terroristen nach Landung mit Schleudersitz in Syrien
Jewgeni Frolow 11. Okt. 1994 Testpilot bei Suchoi
Feodosi Ganus1 19. Juli 1996 Russlanddeutscher Panzersoldat (Ladeschütze) in der Schlacht von Stalingrad im Unteroffiziersrang
Juri Gidsenko 1. Apr. 1996 Kosmonaut und Oberstleutnant der Luftstreitkräfte
Wiktor Glucharew1 10. Apr. 1995 Oberleutnant, im Zweiten Weltkrieg Flieger im 11. Schlachtfliegerregiment über Anapa
Wjatscheslaw Jewskin1 9. Sep. 1996 Major des FSB in Grosny
Ljubow Jegorowa 22. Apr. 1994 mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Langlauf
Ruben Jesajan 29. Mai 2006 Testpilot (Zivilflugzeuge) und stellv. Generaldirektor von GOSNIIGA
Damir Jussupow 16. Aug. 2019 Zivilpilot, der die durch Vogelschlag getroffene, vollbesetzte Verkehrsmaschine des Ural-Airlines-Fluges 178 erfolgreich notlandete
Achmat Kadyrow1 10. Mai 2004 bei einem Bombenanschlag getöteter Präsident Tschetscheniens
Ramsan Kadyrow 29. Dez. 2004 tschetschenischer Premierminister und Sohn Achmat Kadyrows
Said-Magomed Kakijew 14. Okt. 2002 Major in der 42. mot. Schützendivision in Tschetschenien
Michail Kalaschnikow 10. Nov. 2009 Waffenkonstrukteur und Generalleutnant
Alexander Kaleri 11. Aug. 1992 Kosmonaut
Alexander Karelin 26. Aug. 1996 mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister im Ringen, damit erfolgreichster Ringer aller Zeiten
Wiktor Kasanzew 4. Dez. 1999 Generaloberst in Dagestan und Unterhändler in Tschetschenien
Natalija Katschujewskaja1 12. Mai 1997 Sanitätsausbilderin in der 28. Armee in der Schlacht von Stalingrad
Olga Katschura 4. Aug. 2022 Offizierin, wurde am 29. Juli 2022 im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine getötet, posthume Auszeichnung durch Wladimir Putin
Sergei Kirijenko März 2018 Auszeichnung durch Wladimir Putin vermutlich im Zusammenhang mit der Entwicklung der Wunderwaffe Burewestnik[3]
Ruslan Kokschin 9. Dez. 2002 Oberleutnant und Zugführer der Grenztruppen Russlands in Tschetschenien
George Koval1 3. Nov. 2007 Geheimagent und Dozent am Chemisch-Technologischen Mendelejew-Institut in Moskau
Pawel Kretow 12. Aug. 2000 Oberst und Marineflieger (u. a. auf dem Flugzeugträger Admiral Kusnezow)
Sergei Krikaljow 11. Apr. 1992 Kosmonaut
Wladimir Kulakow Oberst und Kommandeur eines Artillerieregiments der Luftlandetruppen (Tschetschenienveteran)
Andrei Lamanow 16. Nov. 2010 Pilot, erhielt den Ehrentitel zusammen mit Jewgeni Nowoselow für die sichere Landung einer havarierten Tupolew Tu-154 am 7. September 2010[4]
Larissa Lasutina 27. Feb. 1998 Major und mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Langlauf
Waleri Legassow1 20. Sep. 1996 Leiter der Untersuchungskommission zur Katastrophe von Tschernobyl
Gennadi Ljatschin1 29. Aug. 2000 Kapitän 1. Ranges auf dem gesunkenen Atom-U-Boot Kursk
Juri Malentschenko 24. Nov. 1996 Kosmonaut und Oberstleutnant der Luftstreitkräfte
Alexander Margelow 24. Nov. 1994 Major der Fallschirmjäger, für besondere Verdienste bei der Erprobung von Ausrüstung (erster Abwurf eines Luftlandepanzers mit Besatzung)[5]
Igor Matkowski 21. Apr. 2008 Testpilot und Marineflieger (u. a. auf dem Flugzeugträger Admiral Kusnezow)
Dmitri G. Medwedew1 18. Mai 2005 Oberstleutnant im Nordkaukasus
Georgij Murzin 16. Aug. 2019 Kopilot beim Ural-Airlines-Flug 178, wirkte bei der erfolgreichen Notlandung der durch Vogelschlag schwer beschädigten Maschine mit
Alexander Nikulin 1. März 1994 Flieger des 947. Schlachtfliegerregiments im Zweiten Weltkrieg
Jewgeni Nowoselow 16. Nov. 2010 Pilot, erhielt den Ehrentitel zusammen mit Andrei Lamanow für die sichere Landung einer havarierten Tupolew Tu-154 am 7. September 2010[6]
Magomed Nurbagandow1 22. Sep. 2016 Polizeileutnant, weigerte sich nach seiner Gefangennahme durch Islamisten, eine defätistische Videobotschaft zu senden, und wurde daraufhin erschossen
Wiktor Omelkow1 1. März 1995 Major der Luftlandetruppen in Tschetschenien
Juri Onufrijenko 16. Okt. 1996 Kosmonaut und Oberstleutnant der Luftstreitkräfte
Gennadi Padalka 5. Apr. 1999 Kosmonaut und Oberstleutnant der Luftstreitkräfte
Alexei Palatidi1 22. Dez. 1999 Leutnant und Zugführer der Truppen des Innenministeriums in Tschetschenien
Nikolai Patruschew 15. März 2000[7] Armeegeneral und Leiter des russischen Geheimdienstes FSB
Alexander Pawlow 2006 Testpilot am Michail-Gromow-Institut für Flugforschung in Schukowski
Oleg Peschkow1 25. Nov. 2015 Oberstleutnant der Luftstreitkräfte, nach dem Abschuss einer Suchoi Su-24 der russischen Luftwaffe 2015 von syrischen Turkmenenbrigaden getötet
Waleri Poljakow 10. Apr. 1995 Kosmonaut
Sergei Preminin1 7. Aug. 1997 Besatzungsmitglied des gesunkenen sowjetischen U-Boots K-219
Alexander Prochorenko1 17. März 2016 Oberleutnant, soll bei Kämpfen um Palmyra einen Luftangriff auf die eigene Stellung angefordert haben.[8]
Alexander Rajewski 17. Aug. 1995 Oberst und Testpilot im Staatlichen Tschkalow-Flugerprobungszentrum in Achtubinsk
Sergei Rewin 1. Sep. 2012 Kosmonaut
Roman Romanenko 6. Mai 2010 Pilot der Luftstreitkräfte und Kosmonaut
Oleg Schalamow inoffizieller Mitarbeiter des russischen Innenministeriums MWD
Wladimir Schamanow 4. Dez. 1999 Generalmajor im Nordkaukasus
Wladimir Schoga1 6. März 2022 Kommandeur des Bataljon Sparta der separatistischen Volksrepublik Donezk als Oberst
Sergei Schoigu 20. Sep. 1999 Katastrophenschutzminister und Generaloberst
Lidija Schulaikina 1. Okt. 1993 Oberleutnant der Marine des 7. Garde-Bodenkampf-Flugregiments mit 38 Kampfeinsätzen im Zweiten Weltkrieg
Sergej Solnetschnikow1 29. März 2012 Major; rettete durch Selbstopferung zahlreichen Soldaten das Leben, als er eine explodierende Handgranate mit dem eigenen Körper bedeckte
Magomed Tolbojew 17. Nov. 1992 Testpilot am Michail-Gromow-Institut für Flugforschung in Schukowski und Pilot der Buran-Raumfähre
Gennadi Troschew 4. Dez. 1999 Generalleutnant und stellv. Kommandeur der Vereinigten Gruppierung der Streitkräfte im Nordkaukasus
Aldar Zydenschapow1 16. Nov. 2010 Seemann, rettete sein Schiff, den Zerstörer Bystry, indem er nach dem Ausbruch eines Feuers ein Kesselventil schloss und dabei tödliche Verbrennungen erlitt
German Ugrjumow 20. Dez. 2000 Vizeadmiral und stellv. Direktor des FSB
1 
Auszeichnung wurde postum verliehen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Helden der Russischen Föderation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. № 3002-3011. Серия «Герои Российской Федерации». In: rusmarka.ru. 2022, abgerufen am 15. Januar 2023 (russisch, Beispiele für 2022).
  2. Звание Героя Российской Федерации. Справка. In: ria.ru. RIA Novosti, 20. März 2012, abgerufen am 15. Januar 2023 (russisch).
  3. a b Putins "Sturmvogel": Kiriyenko erhielt dafür den Helden Russlands, Moskowski Komsomolez, 5. Juli 2018
  4. Harro Ranter: Flugunfall 07 SEP 2010 einer Tupolev Tu-154M RA-85684 – Izhma Airport. Abgerufen am 8. Januar 2019.
  5. Boris Jelzin: Ukas Nr. 1282. Präsident der Russischen Föderation, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. November 2014; abgerufen am 3. November 2014 (Originaldokument auf Commons).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/document.kremlin.ru
  6. Harro Ranter: Flugunfall 07 SEP 2010 einer Tupolev Tu-154M RA-85684 – Izhma Airport. Abgerufen am 8. Januar 2019.
  7. Патрушев Николай Платонович. Abgerufen am 29. Januar 2019.
  8. Lizzie Dearden: "Body of Russian special forces officer who 'ordered air strike on himself' to kill Isis militants returned home" The Independent vom 30. April 2016