Kažnjenička bojna

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Kažnjenička bojna
Sträflingsbataillon


Ärmelabzeichen der Hauptabteilung
Aktiv 1991 bis 1994
Staat Kroatische Republik Herceg-Bosna
Streitkräfte Hrvatsko vijeće obrane (HVO)
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Irreguläre Truppe, Spezialeinheit
Gliederung 1 Hauptabteilung mit 10 Unterabteilungen (ab 1994)
Stärke 846 Mann, mit Unterabteilungen (November 1993)[1]
Standort Široki Brijeg (Herzegowina)
Herkunft der Soldaten Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Europa, Übersee
Spitzname Tutina Kažnjenička bojna
Tutići
Kažnjenici
Tuta ekipa
Stammnummer 1717
Schlachten Kroatienkrieg
Bosnienkrieg:

Operation „Lipanjske zore“ (1992)
Operation „Cincar“ (1994)
Kroatisch-bosniakischer Krieg

Führung
Befehlshaber Mladen Naletilić

Das Kažnjenička bojna (Sträflingsbataillon), kurz KB, war die irreguläre Truppe des Warlords und mutmaßlichen Bandenkriminellen Mladen Naletilić (1946–2021) im Kroatien- und Bosnienkrieg.

Die 1991 kurz vor Ausbruch des Kroatienkrieges gegründete 40 bis 50 Mann zählende paramilitärische Freischar stand unter dem persönlichen Befehl des kroatischen Außenministers Gojko Šušak (1945–1998). Zu Beginn des Bosnienkriegs verlegte Naletilić 1992 das nun 200 bis 300 Mann zählende KB in seine Heimatstadt Široki Brijeg (Herzegowina). Anfang 1993 wurde das KB als militärische Spezialeinheit[2] dem Generalstab des Kroatischen Verteidigungsrats (HVO) unterstellt. Die tatsächliche Befehlsstruktur blieb jedoch unverändert.

Die Angehörigen des KB waren Freiwillige sowie Söldner mit und ohne Kampferfahrung. Neben ethnischen Kroaten, seltener auch Bosniaken, kämpften daher auch US-Amerikaner, Engländer, Dänen und Deutsche (darunter Alexander Neidlein, Franz Kunst, Stefan Rays sowie Ralf Mrachacz (* 1954) und Falk Simang (* 1964), die später wegen Mordes an einem Kameraden verurteilt wurden[3][4]) in der Einheit.

Das KB wird auch mit kriminellen Handlungen und Kriegsverbrechen in Verbindung gebracht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Zerfalls Jugoslawiens Anfang der 1990er-Jahre kam Naletilić nach Kroatien. Das KB soll am 15. April 1991 von den vier kroatischen Emigranten Mladen „Tuta“ Naletilić (* 1. Dezember 1946), Ivan Andabak, Ludvig Pavlović und Ivan Tolić gegründet worden sein. Die Aufstellung erfolgte am 1. Juni 1991 durch Naletilić, welcher auch der militärische Befehlshaber der zu Beginn nur 40–50 Mann starken Einheit war. Der Name sollte sich darauf beziehen, dass in der Einheit Personen organisiert waren, die im kommunistischen Jugoslawien politisch verfolgt und inhaftiert worden waren. Tatsächlich waren aber viele gewöhnliche Kriminelle Teil des KB.

Mladen Naletilić, genannt „Tuta“, vor dem ICTY

Während des Waffenembargos gegen Kroatien sicherte sich Naletilić durch die Vermittlung von Waffengeschäften die Protektion des kroatischen Präsidenten Franjo Tuđman und vor allem von Außenminister Šušak. Das Kažnjenička bojna handelte im Kroatienkrieg unter Šušaks persönlichen Befehl, wie der ehemalige Sicherheits- und Nachrichtendienstoffizier der Einheit 2002 berichtete:

„Bili smo jedinica kojoj je zadatke dijelio isključivo i izravno Gojko Šušak. Dao nam je naredbe i za akciju Maslenica i za akcije oko Dubrovnika, i za Zadar i za Istru. Do odlaska u Hercegovinu funkcionirali smo kao privatna Šuškova vojska. Manje smo se borili protiv Srba, mnogo više protiv loših Hrvata. Sjećam se da nas je Šušak poslao u Opatiju potkraj 1991. i da je bila riječ o tamošnjoj policijskoj postaji. Rečeno nam je da se dolje mora stvoriti red i da tamo nisu dobri Hrvati. Tuta je osobno “zašamarao” načelnika opatijske Policijske postaje i naredio mu da radi ono što mu se kaže. I čovjek je od tog trenutka dosita radio što mu se reklo.“

„Wir waren eine Einheit, der Gojko Šušak ausschließlich und direkt die Aufgaben erteilte. Er gab uns Befehle für die Maslenica-Operation und für die Aktionen um Dubrovnik, für Zadar und für Istrien. Bis zu unserer Abreise in die Herzegowina fungierten wir als Privatarmee von Šušak. Wir haben weniger gegen Serben gekämpft, viel mehr gegen böse Kroaten. Ich erinnere mich, dass Šušak uns Ende 1991 nach Opatija schickte und dort eine Polizeistation war. Uns wurde gesagt, dass unten Ordnung geschaffen werden müsse und es dort keine guten Kroaten gebe. Tuta „ohrfeigte“ den Leiter der Polizeistation von Opatija persönlich und befahl ihm, das zu tun, was ihm gesagt wurde. Und von diesem Moment an tat der Mann, was ihm gesagt wurde.“[5]

Operation „Lipanjske zore“ (Herzegowina, Juni 1992)

Als sich die Kämpfe 1992 auf Bosnien und Herzegowina ausweiteten, verlegte Naletilić das Kažnjenička bojna bei Ausbruch des Bosnienkrieges nach Široki Brijeg. Im Juni 1992 war das KB mit anderen kroatischen Einheiten an den Kämpfen um die Stadt Mostar und das Neretvatal beteiligt. Im Zuge dieser Kämpfe wurde die Region in der Militäroperation „Lipanjske zore“ („Juni-Morgengrauen“) von serbischem Militär befreit.

Mitglieder des Kažnjenička bojna sollen am 9. August 1992 in Kruševo bei Mostar die Liquidierung des HOS-Führers Blaž Kraljević und acht seiner Mitstreiter durchgeführt haben.[6] Nach der offiziellen Version schossen HOS-Mitglieder auf den Kontrollpunkt des Kroatischen Verteidigungsrates, woraufhin Kraljević und sein Gefolge getötet wurden. Der Mord wurde angeblich von Naletilić initiiert. Die genauen Tatumstände wurden nie geklärt.

Naletilić betrieb 1993 über die Fronten hinweg Schmuggelgeschäfte. So verkaufte er Treibstoff an serbisches Militär und später ließ er harte Drogen aus Italien über Mostar nach Zagreb, Sarajevo und Skopje verkaufen.[7]

Das KB wurde Anfang 1993 als professionelle Militäreinheit dem direkten Kommando des Generalstabs des HVO unterstellt. Nach dem Ausbruch des kroatisch-bosniakischen Krieges griffen Einheiten des HVO, darunter das KB, am 17. April 1993 die Dörfer Sovići und Doljani (bei Jablanica) an und betrieben ethnische Säuberung.

Ab dem 9. Mai 1993 beteiligte sich das KB, wiederum mit anderen Einheiten des HVO, am Kampf gegen die Armee von Bosnien und Herzegowina in Mostar, ebenso an der folgenden mehrmonatigen Belagerung, dem intensiven Beschuss und der Blockade humanitärer Hilfsgüter des muslimischen Ostteils der Stadt.

Der ehemalige österreichische Neonazi und Fremdenlegionär Wolfgang Niederreiter (* 1971), dessen Veröffentlichungen zur Verurteilung der KB-Angehörigen Ralf Mrachacz und Falk Simang wegen Mordes führten, beschrieb Rekrutierung, Kampfeinsätze und Kriegsverbrechen beim KB im Jahr 1993 wie folgt:

„Am nächsten Morgen bringt er mich zur »Kasnicka Vojna« [sic!], der sogenannten »Bestrafenden Einheit« [sic!] der HVO. Als wir ankommen, ist der Chef gerade nicht da, so daß wir weiterfahren zu General Tutas Privathaus. Er, der mit bürgerlichem Namen Mladen Naletilic heißt, kommandiert die HVO in Siroki Brijeg und Mostar. Er fragt mich, was ich von ihm will. Ich zeige ihm meinen Legionärsausweis, und er versteht. Er teilt mich der ATG zu, der sogenannten Anti-Terroristen-Gruppe. Ivan fährt mich zurück zum Büro, wo ich eine Uniform bekomme, eine Kalaschnikow mit acht Magazinen – obwohl ich die eigene im Rucksack habe – eine Skorpio mit acht Magazinen, acht Handgranaten, ein Stiefelmesser und eine Splitterweste. […] Im beschlagnahmten Hotel »Park« kann ich mir ein Zimmer aussuchen. Ich teile es mit [Harald] Stefan Trupp, einem Österreicher aus Kärnten. Als nächsten treffe ich Eric [di Tommaso; aus Kanada], den ich schon von der Fremdenlegion her kenne. […] Ein Ausbildungsprogramm gibt es für uns Söldner nicht, vier von uns gehen selbst regelmäßig trainieren. Wir üben Zielschießen in einem Steinbruch. Die Kroaten sagen: »Weil wir zur ATG gehören, sind wir Spezialisten und müssen deshalb nicht trainieren.« […] Am 15. August, dem Marienfeiertag und hier unten dem höchsten Feiertag, findet unsere erste »Aktion« statt. Von Aktion wird immer gesprochen, wenn man bis ganz vorne an die Kampflinie geht. Die Moslems nützen den Marienfeiertag aus und setzen die Wälder rund um Mostar in Brand. Wir müssen an der Buna, einem kleinen Fluß, Stellung beziehen und die gegen Mostar vorrückenden Moslems aufhalten. […] Die Moslems schießen mit Bofors-Granaten. […] Bei uns in der vordersten Linie sehe ich nur Ausländer und keine Kroaten. Wir haben vier Schwerverletzte und einen Toten. […] Dann gibt es eine neue militärische Aktion: In einer Gruppe von dreißig Soldaten rücken wir in Richtung Razdani [= Raštani] vor, auf einen Bergrücken zu. Rastani ist vier Kilometer von Mostar entfernt. Früher wohnten dort Moslems. […] Um 22 Uhr rücken wir aus unserem Hotel ab, um 24 Uhr kommen wir auf dem Bergrücken an. Von dort aus geht es sieben Kilometer bis zum Ort hinunter. Wir bekommen zu essen und legen uns schließlich nieder. Um 2.55 Uhr werden wir geweckt. [...] Um 6 Uhr morgens kommen wir schließlich zu den ersten Häusern. Von unserer gesamten Gruppe sind nur noch vier übrig, wir Ausländer. […] Über Funk bekommen wir den Befehl, die Häuser anzugreifen, in denen sich moslemische Soldaten verschanzt haben. Mit Leuchtgeschossen markieren wir das Ziel, das heißt, wir schießen eine Patrone ab, die ein paar Minuten lang leuchtet. […] Wir greifen an. Um 6.10 Uhr trifft ein Sniper, ein Scharfschütze, Eric [di Tommaso; † 24. August 1993], genau zwischen die Augen. […] Nach vier Stunden sind schließlich alle feindlichen Soldaten fort und die 27 Häuser »gesäubert«, wie das die Kroaten nennen. Die Zivilbevölkerung nehmen wir fest, ohne jemanden zu verletzen. Plötzlich sind die Kroaten unserer Gruppe wieder da und feiern, obwohl es wirklich nichts zu feiern gibt, finde ich. […] Dann gehen wir noch einmal durch alle 27 Häuser. Wir haben diesen Rundgang dreimal zu machen. Als wir zurückkommen, fehlen sieben von den neun festgenommenen Zivilpersonen. Auch ein paar kroatische Soldaten sind fort. […] Alle sind mit dem Bajonett erstochen, die Kehlen sind durchgeschnitten. […] Wir gehen weg und reden mit den Kroaten nicht mehr. Würden wir fragen, warum sie das gemacht haben, würden sie vielleicht auch uns umlegen. […] Tuta ändert seine Meinung über mich nicht. […] Auch vom Massaker erzähle ich ihm und frage, ob diese Dinge denn normal seine. Er behauptet, davon nichts zu wissen.“[8]

Ein großer Teil des KB wurde schließlich in die 22. Sabotageeinheit (22. Diverzantski odred) umgewandelt und blieb als Spezialeinheit dem HVO-Hauptquartier unterstellt. Im Oktober 1995 hatte diese Einheit 318 Angehörige, davon 269 Infanteristen, 27 Unteroffiziere und 22 Offiziere.[9] Das 22. Diverzantski odred ging 1995 in der 2. Gardebrigade des HVO (2. Gardijska brigada HVO-a) auf, die bereits im Januar 1994 an Kämpfen gegen die bosnisch-herzegowinische Armee bei Uskoplje/Prozor-Rama in Bosnien beteiligt gewesen war.

Organisation (um 1993)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die militärische Struktur des KB änderte sich fünfmal, in Abstimmung mit Umstrukturierungen innerhalb des gesamten HVO. Das KB wurde zunächst in vier kleine Kommandoeinheiten, später in weitere noch kleinere sogenannte Antiterroreinheiten (Antiteroristička jedinica – ATJ, auch Antiteroristička grupa – ATG) gegliedert. Jede dieser Einheiten hatte einen anderen Gefechtsstand.[10]

HVO Generalhauptquartier Mostar
Oberbefehlshaber: Oberst Milivoj Petković (ab April 1992); Generalmajor Slobodan Praljak (ab 24. Juli 1993); Generalleutnant Ante Roso (ab 12. November 1993)
  Kažnjenička bojna
Hauptquartier: Široki Brijeg, Tabakfabrik
Militärische Führung: Mladen „Tuta“ Naletilić
Kommandant: Mario „Ćikota“ Hrkać (bis zu seinem Tod am 20. April 1993); danach Ivan Andabak mit Željko Vukoja
Mannstärke: 40–50 (Mai 1992), 80–100 (nach Juni 1992), 282 (November 1993)
ATJ „Vinko Škrobo“ (vormals „Mrmak“, bis Mitte 1993)
Namensgeber: Vinko Škrobo (* 26. Dezember 1924; † 1948), antikommunistischer Freischärler (sogenannter Škripar) aus Dužice
Aufstellung: Ende Mai/Anfang Juni 1993
Gefechtsstand: Mostar, Zagrebačka ulica
Kommandant: Vinko „Štela“ Martinović
Mannstärke: 85 (November 1993)
Historie: Gebildet aus ehemaligen Mitgliedern der HOS um Vinko „Štela“ Martinović, einem ehemaligen Mitglied des 4. Bataillon HOS. Hielt die Stellungen um das Krankenhaus in Mostar. Am 2. Juli 1993 der Stadtverteidigung von Mostar unterstellt.
ATJ „Baja Kraljević“
Namensgeber: Stanislav Kraljević (* 13. November 1970 in Široki Brijeg; † 11. Juni 1992 in Mostar), Gefallener des KB aus Široki Brijeg
Gefechtsstand: Mostar-Rodoč, Kaserne „Heliodrom“; heute Kaserne „Stanislav Baja Kraljević“
Kommandant: Predrag „Lija“ Mandić (* 1. Januar 1967 in Široki Brijeg)
Mannstärke: 20–80
Historie: Als eine der ursprünglichen Einheiten bildete sie den Kern des KB. Aufgestellt aus Führungspersonal des KB und Mannschaften des „Poskok bojna“ aus Široki Brijeg. Die Kämpfer sollten nicht älter als 23 Jahre sein.[11] Genoss eine Sonderstellung unter den ATGs mit gewisser Selbstständigkeit und war im Gegensatz zu des anderen ATGs eine Eliteeinheit, von der viele Kämpfer in andere ATGs wechselten. Wurde später direkt dem HVO-Generalhauptquartier unterstellt.
ATJ „Benko Penavić“
Namensgeber: Benedikt Penavić († 21. Dezember 1947 in Bogodol, heute zu Mostar), antikommunistischer Freischärler (sogenannter Škripar) aus Posušje
Aufstellung: um den 9. Mai 1993
Gefechtsstand: Mostar
Kommandant: Mario „Baja“ Miličević
Mannstärke: 68 (November 1993)
ATJ „Goran Spajić“
Namensgeber: Goran Spajić (* 7. Juli 1971 in Imotski; † 20. September 1993 in Raštani, zu Mostar), Gefallener des KB aus Široki Brijeg
Gefechtsstand: Grude
Kommandant: Miljenko „Piki“ Zadro
Mannstärke: 34 (November 1993)
ATJ „Marinko Marušić“ – Inženjerija Herceg-Bosne (vormals „Inženjerija“)
Namensgeber: Marinko Marušić (* 7. August 1942 in Mostar; † 28. Juli 1993 Massaker von Doljani bei Jablanica), Pionier
Kommandant: Željko Bošnjak († 24. August 1993); danach Kata Biloš
Mannstärke: 53 (November 1993)
ATJ „Martin Bebek“ (vormals „Sokolovi“, „Hrvatska legija časti“)
Namensgeber: Martin Bebek (* 7. Mai 1966 in Čapljina; † 9. Juli 1992 in Podveležje, zu Mostar), genannt Čeprkalo.
Gefechtsstand: Čapljina
Kommandant: Nedjeljko Ćemeraš
Mannstärke: 78 (November 1993)
ATJ „Miljenko Bašić“
Namensgeber: Miljenko Bašić (* 26. Oktober 1960 in Posušje; † 20. Januar 1993 in Gornji Vakuf-Uskoplje), Gefallener des KB aus Gornji Vakuf-Uskoplje
Gefechtsstand: Posušje
Kommandant: Miro Grabovac
Mannstärke: 81 (November 1993)
ATJ „Stanko Zlomislić“ (vormals auch „Stanko Zlomislić-Ciciban“)
Gefechtsstand: Rakitno
Kommandant: Ivan Zlomislić
Mannstärke: 21 (November 1993)
ATJ „Želja Bošnjak“
Namensgeber: Željko Bošnjak (* 11. September 1965 in Mostar; † 24. August 1993 in Raštani, zu Mostar), Gefallener des KB aus Široki Brijeg
Aufstellung: Ende 1993
Gefechtsstand: Ljubuški
Kommandant: Mario „Baja“ Miličević (ab Ende 1993)
Mannstärke: 38 (November 1993)
ATJ „Boka Barbarić“
Namensgeber: Boro (Boris) Barbarić (* 16. Februar 1959 in Knešpolje, zu Široki Brijeg; † 19. April 1993 in Doljani, zu Jablanica), Gefallener des KB aus Široki Brijeg
Gefechtsstand: Široki Brijeg
Kommandant: Robert Medić
Mannstärke: 31 (November 1993)
ATJ „Kruško“
Namensgeber: Samir „Kruško“ Kafedžić (* 1967; † Frühjahr 1993 in Sarajevo, Berg Igman), Gefallener der Spezialeinheit der bosnisch-herzegowinischen Armee „Jukini vukovi“ (Jukas Wölfe) aus Sarajevo
Gefechtsstand: Mostar
Kommandant: Jusuf „Juka“ Prazina (* 7. September 1962 in Sarajevo; † 4. Dezember 1993 in Belgien), bis zu seiner Flucht nach Kroatien im Oktober 1993; danach Božo Šain (* 29. Juli 1970)
Mannstärke: 90, 27 (November 1993)

Ausrüstung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Jahresbeginn 1994 wurde für eine Antiterrorgruppe des KB von 60 Mann (komando grupe „BUSOVAČA) beim Verteidigungsministerium Kroatiens, folgende Ausrüstung angefordert:[12]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Kažnjenička bojna wurden während des Bosnienkriegs zwei Lieder veröffentlicht: „Čuvaj Tuta Mostar“ (Tuta behüte Mostar!) und „Kažnjenička bojna Tutina“ (Tutas Sträflingsbataillon).

Kroatischer Text
Kažnjenička bojna Tutina
Deutsche Übersetzung
Tutas Sträflingsbataillon
Majko evo ratnika,
Zove ih domovina.
Sa svih strana dolaze,
Nekad duše kažnjene,
Da domove obrane.
Mutter, hier sind die Krieger,
Rief die Heimat.
Sie kommen von allen Seiten,
Lass die bestraften Seelen,
Die Heimat verteidigen.
Gledam hrabre ratnike,
Vidi duše kažnjene.
Poruka je njihova,
Dušmanima ne prašta,
Kažnjenička bojna Tutina.
Ich sehe die tapferen Krieger,
Sieh die bestraften Seelen.
Ihre Botschaft ist,
Dem Feind nicht zu verzeihen,
Tutas Sträflingsbataillon.
(Refrain:)
Ka-, Ka-, Kažnjeni,
Uvijek su mi zvali svi.
Od Slanog do Orlovca,
Nosim buru s Veleža,
Kažnjenička bojna Tutina.
(Refrain:)
Be-, Be-, Bestraft,
Haben sie mich immer genannt.
Von Slano bis Orlovac,
Bringe ich den Sturmwind zum Velež,
Tutas Sträflingsbataillon.
Mi u srcu nosimo,
Sveto ime Bajino.
Neka svatko dobro zna,
Da nikome ne prašta,
Kažnjenička bojna Tutina.
Wir tragen im Herzen,
Den heiligen Namen von Baja [Kraljević].
Lass sie alle gut wissen,
Dass niemandem verzeiht,
Tutas Sträflingsbataillon.
Majko evo ratnika,
Ponos Brijega Široka.
Poruka je njihova,
Bit će zemlja slobodna,
Sveta zemlja Hrvatska.
Mutter hier sind die Krieger,
Der Stolz von Široki Brijeg.
Ihre Botschaft ist,
Das Land wird frei sein,
Das heilige Land Kroatien.
(veränderter Refrain 2 x:)
Ka-, Ka-, Kažnjeni,
Uvijek su mi zvali svi.
Od Slanog do Orlovca,
Nosim buru s Veleža,
Kažnjenička bojna Tutina.
(veränderter Refrain 2 x:)
Be-, Be-, Bestraft,
Haben sie mich immer genannt.
Von Slano bis Orlovac,
Bringe ich den Sturmwind zum Velež,
Tutas Sträflingsbataillon.
Mi u srcu nosimo,
Sveto ime Bajino.
Neka svatko dobro zna,
Da se bori do kraja,
Kažnjenička bojna Tutina.
Wir tragen im Herzen,
Den heiligen Namen von Baja [Kraljević].
Lass sie alle sicher wissen,
Dass bis zum Ende kämpft,
Tutas Sträflingsbataillon.
Kažnjenička bojna Tutina.
Tutas Sträflingsbataillon.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stanislav „Baja“ Kraljević (Filmaufnahme vom 11. Juni 1992 (Todestag), Musik: „Kažnjenička bojna Tutina“) auf YouTube
  • Artikel zum 20. Todestag von Stanislav „Baja“ Kraljević. Archiviert vom Original am 13. Juni 2012; abgerufen am 2. Januar 2013.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Agilolf Keßelring: Die historische Analyse paramilitärischer Verbände als Herausforderung für die Neueste Militärgeschichte am Beispiel der Kommandoverantwortung im zerfallenden Jugoslawien. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift. Band 77, Heft 2. De Gruyter Oldenbourg, München 2018, Široki Brijeg als Knotenpunkt? Šušak, Praljak und das »Sträflingsbataillon« (Kažnjenička bojna), S. 415–457, hier 443 ff., doi:10.1515/mgzs-2018-0082.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Spisak za islatu osobnih dobodakna za studeni 1993.g. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2016; abgerufen am 24. März 2014 (Soldliste für den November 1993).
  2. PROSECUTOR v. Mladen NALETILIC, aka “TUTA” And Vinko MARTINOVIC, aka “ŠTELA”. (PDF; 847 kB) Abgerufen am 8. Juni 2015 (englisch, Urteil des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in den Fällen Naletilić/Martinović vom 31. März 2003, S. 29).
  3. Klaus Wittmann: Lebenslang für Söldner : Landgericht Memmingen verurteilt Angeklagte wegen Mord an Kameraden. In: taz, die tageszeitung. 15. Dezember 1995, S. 2 (taz.de).
  4. »Lebenslänglich« im ersten Söldnerprozeß. In: Antifaschistisches Infoblatt. Nr. 33, 1996, S. 39 f. (archive.org).
  5. Jasna Babić: Po Šuškovu naređenju, Tutina bojna ubijala je 'loše' Hrvate (Tutas Battalion tötete „schlechte“ Kroaten auf Šušaks Befehl). In: Nacional. Nr. 342, 5. Juni 2002 (kroatisch, nacional.hr).
  6. Željko Ivanković, Dunja Melčić: Der bosniakisch-kroatische „Krieg im Kriege“. In: Dunja Melčić (Hrsg.): Der Jugoslawien-Krieg: Handbuch zu Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2007, ISBN 978-3-531-33219-2, S. 426.
  7. Norbert Mappes-Niediek: Balkan-Mafia : Staaten in der Hand des Verbrechens – eine Gefahr für Europa. Ch. Links Verlag, 2003, ISBN 978-3-86153-313-9, S. 48.
  8. Christoph Santner, Wolfgang Niederreiter: Ich geh jetzt Rambo spielen : Müllkind, Neonazi, Söldner in Bosnien, Bekehrung – und ein Mordprozeß. Aufbau-Verlag, Berlin 1995, S. 80 f., 84–88.
  9. Urig broj 1790-17/95-11. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. März 2014; abgerufen am 24. März 2014 (kroatisch, Schreiben des Verteidigungsministeriums der Kroatischen Republik Herceg-Bosna, unterzeichnet von Ivan Andabak. Široki Brijeg, 27. Oktober 1995, Registernr. 1790-17/95-11.).
  10. Aussage von Vinko „Štela“ Martinović zitiert vor dem Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien, Protokoll vom 11. September 2001, S. 1981, Z. 10–15. Abgerufen am 12. April 2013.
  11. Karlo Rotim: Široki Brijeg. Selbstverlag, Široki Brijeg 1994, S. 377.
  12. Ur. broj 1717-01/1-17/94. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. März 2014; abgerufen am 24. März 2014 (kroatisch, Schreiben des KB vom 24. Januar 1994, unterzeichnet von Mladen „Tuta“ Naletilić und Ivan Andabak. Široki Brijeg, Registernr. 1717-01/1-17/94.).