Kammerforst (Thüringen)

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Wappen Deutschlandkarte
Kammerforst (Thüringen)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Kammerforst hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 7′ N, 10° 26′ OKoordinaten: 51° 7′ N, 10° 26′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Unstrut-Hainich-Kreis
Erfüllende Gemeinde: Vogtei
Höhe: 271 m ü. NHN
Fläche: 16,93 km2
Einwohner: 816 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 48 Einwohner je km2
Postleitzahl: 99986
Vorwahl: 036028
Kfz-Kennzeichen: UH, LSZ, MHL
Gemeindeschlüssel: 16 0 64 032
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Straße der Einheit 29
99986 Kammerforst
Website: www.kammerforst.de
Bürgermeister: Manfred Kollascheck
Lage der Gemeinde Kammerforst im Unstrut-Hainich-Kreis
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Karte

Kammerforst ist eine Gemeinde in thüringischen Unstrut-Hainich-Kreis (Deutschland). Die Gemeinde Vogtei ist erfüllende Gemeinde für Kammerforst.

Lage

Die knapp 1000 Einwohner zählende Gemeinde Kammerforst liegt langgezogen zwischen sanften Hügeln am Ostrand des Hainich und ist eine Nationalparkgemeinde.

Geschichte

Etwa zwei Kilometer südöstlich der Ortslage befinden sich im Waldstück Gotternsches Holz die Reste einer als Hüneburg bezeichneten Fliehburg am Ostrand des Hainich. Zum Burgareal gehört auch der dort von den Wallresten umschlossene Hünenteich, gegenwärtig wird vor Ort eine kulturgeschichtliche Schauanlage zur Besiedlungsgeschichte des Hainich aufgebaut.

Kammerforst wurde 860 erstmals in der Schreibform Cemeforste als Besitz des Klosters Fulda erwähnt, der freie Adlige Dietericus schenkte diesem Kloster 12 Hufen Land. Im Jahre 918 verfügte der sterbende ostfränkische König Konrad I. testamentarisch, dass dem Kloster Fulda für bestimmte Leistungen nach seinem Tode auch ein Gut übergeben werden sollte, das sich in Zemofurte befand.

Einige Orte nördlich von Kammerforst bildeten im Spätmittelalter das Sondergebiet der Vogtei Dorla, es wurde nach der Entmachtung und Vertreibung der Treffurter Ritter als Ganerbschaft Treffurt verwaltet. Einfluss auf die Ortsgeschichte hatte das Adelsgeschlecht von Seebach. Im Ort wurde 1515 der Kirchturm erbaut, die Kirche selbst soll zunächst ein Fachwerkbau gewesen sein. Die verschuldeten von Seebach mussten 2/3 ihres Ritterguts 1625 an Johann Christoph von Harstall abtreten, der es später denen von Eschwege verkaufte. Dieser Anteil des Rittergutes wurde als Oberhof oder von Eschwegischer Abteil bezeichnet. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort von Kaiserlichen gebrandschatzt. Mit dem Neubau der Kirche wurde 1687 begonnen. Nach 1764 gehörten Ober- und Unterhof wieder den Herren von Seebach.

Kammerforst war bis 1815 der westlichste Ort des Kurfürstentums bzw. Königreichs Sachsen. Er lag im kursächsischen Amt Langensalza. Nach der Abtretung an Preußen gehörte Kammerforst von 1816 bis 1944 zum Kreis Langensalza in der Provinz Sachsen.

Kammerforst war am 22. Mai 1994 der Verwaltungsgemeinschaft Vogtei beigetreten.[2] Seit der Gründung der Gemeinde Vogtei und der Auflösung der Verwaltungsgemeinschaft Vogtei am 31. Dezember 2012 ist die Gemeinde Vogtei erfüllende Gemeinde für Kammerforst.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Kammerforst setzt sich aus acht Gemeinderatsmitgliedern zusammen.

  • CDU: 2 Sitze
  • FWG Kammerforst: 6 Sitze

(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)[3]

Bürgermeister

Der ehrenamtliche Bürgermeister Manfred Kollascheck wurde am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[4]

Wappen

Blasonierung:„In Silber eine grüne Fichte.“

Das Wappen symbolisiert den Waldreichtum im Gemeindegebiet und steht gleichzeitig redend für den Ortsnamen.

Religionen

Die Evangelische Kirchgemeinde Sankt Andreas von Kammerforst gehört zum Kirchenkreis Mühlhausen, Bereich Bad Langensalza. Zur Pfarrei Kammerforst gehören als Filial die Orte Oppershausen und Heroldishausen.[5]

Söhne und Töchter der Gemeinde

Adolf Rettelbusch

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Zu den Festen des Dorfes gehören das Kirschenfest, das Waldfest, das Maienfest sowie ein Blasmusikfest. Im Jahresverlauf finden zahlreiche, von der Nationalparkverwaltung organisierte Veranstaltungen und Führungen statt.

Kirche

Das Kirchenschiff der dem Apostel Andreas geweihten, am Anger des Unterdorfes stehenden Kirche befand sich ursprünglich östlich vom Turm. Es wurde während des Dreißigjährigen Krieges zerstört und 1687 an heutiger Stelle erbaut. Dadurch befindet sich der Kirchturm heute im Osten. Eine dreiseitige Apsis schließt sich an. An der Deckentonne im Kirchenschiff finden sich neben einem barocken Deckengemälde auch Aposteldarstellungen, die auf den gebürtigen Kammerforster Maler Rettelbusch zurückgehen. Für ihn wurde vor der Kirche ein Findling als Gedenkstein errichtet. An den Patronatslogen, vorne links und rechts auf der Empore, finden sich die Wappendarstellungen. Kirchenpatrone waren die Familien von Seebach – der separate, hölzerne Zugang wurde in den 1970er Jahren entfernt – und von Eschwege.

Rittergut

Nach dem Bauernkrieg 1525 wurde das adelige Gut in Kammerforst in ein Ober- und ein Untergut aufgeteilt. Die Gebäude waren nur schwach befestigt und dienten landwirtschaftlichen Zwecken. Heute beherbergt das Obergut die Nationalparkausstellung "Naturerbe Hainich", sie hatte in der bisherigen Form 60.000 Besucher und wird ab Ostern 2010 in neu gestalteter Form wiedereröffnet.[6]

Landhotel „Zum braunen Hirsch“

Das 1837 erbaute Gebäude ist in fünfter Generation im Familienbesitz und ein kulturelles Zentrum der Gemeinde, hier wurde im April 1994 der Hainich-Rennsteig-Verein gegründet.[7]

Hünenburg, Nationalpark Hainich

Im Bereich eines ehemaligen Militärgeländes am Südwestrand von Kammerforst befindet sich die Hünenburg (Lage).

Wildkatzenkinderwald

Nur etwa 500 Meter von der Hünenburg entfernt wurde am 13. Mai 2003 der Spiel- und Lernort Wildkatzenkinderwald am Rande des Nationalparks eröffnet. Mit zahlreichen kuriosen Holzplastiken im Gelände, dem Kletterlabyrinth, Kriechtunnel, und anderen Spielgerät ist der Spielort auch schon für die Kleinsten interessant. Die hier in einem Holzhaus errichtete Umweltbildungsstation bietet fachkundige Beratung und thematische Schulungen zur heimischen Tier- und Pflanzenwelt an.[8]

Sonstiges

  • Als Zeugnisse eines derben Volkshumors bildeten sich bereits vor Jahrhunderten Besonderheiten des jeweiligen Dorfes charakterisierende Neck- und Spitznamen heraus. Demnach lebten hier im Ort die Kammerforster Holzböcke - Grund: Kammerforst besaß - im Gegensatz zu manch neidischem Nachbarort - einen eigenen Waldbezirk im Hainich.[9]
  • Erwähnenswert ist auch, dass sich etwa 4 km nordöstlich von Kammerforst genau in der Gemeinde Niederdorla der physikalische Mittelpunkt Deutschlands befindet. Im Süden und im Westen ist der Ort Kammerforst vom wenige hundert Meter entfernten Hainich umgrenzt.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Die Gemeinden der VG-Vogtei. In: Informationen der Verwaltungsgemeinschaft Vogtei. Abgerufen am 3. März 2010.
  3. Kommunalwahlen in Thüringen am 7. Juni 2009. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. (PDF; 1,9 MB) Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Februar 2010.
  4. Kommunalwahlen in Thüringen am 6. Juni 2010. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Juni 2010.
  5. Pfarrstelle Kammerforst. In: Evangelischer Kirchenkreis Mühlhausen. (Internetportal). Abgerufen am 3. März 2010.
  6. Nationalpark-Information in Kammerforst vorübergehend geschlossen.Neueröffnung zu Ostern 2010. In: Online-Ausgabe der Hainichzeitung, Ausgabe 2010. Abgerufen am 3. März 2010.
  7. Dieter Fechner: Landhotel „Zum Braunen Hirsch“ in Kammerforst. In: hainichlandaktiv. Juni/2008. Sonsdruck, Bad Langensalza, S. 4–5.
  8. Nationalparkverwaltung: Wildkatzenkinderwald feiert Geburtstag. Besuchermagnet wurde fünf Jahre alt. In: hainichlandaktiv. Juni/2008. Sonsdruck, Bad Langensalza, S. 5–7.
  9. Rolf Aulepp: Spitznamen der Orte und ihrer Bewohner im Kreise Mühlhausen. In: Eichsfelder Heimathefte, Heft 1, Heiligenstadt 1987, S. 78-83.

Weblinks

Commons: Kammerforst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien