Palmberg (Vorderpfalz)

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Palmberg

Der Palmberg mit Kapelle, von Osten. Rechts Wohnbebauung von Laumersheim, im Hintergrund Großkarlbach und der Leininger Sporn als Nordostrand des Pfälzerwalds

Höhe 137,1 m ü. NHN
Lage Deutschland
Rheinland-Pfalz
Vorderpfalz
Gebirge Hügelkette östlich vor dem Pfälzerwald
Koordinaten 49° 32′ 29″ N, 8° 14′ 26″ OKoordinaten: 49° 32′ 29″ N, 8° 14′ 26″ O
Palmberg (Vorderpfalz) (Rheinland-Pfalz)
Palmberg (Vorderpfalz) (Rheinland-Pfalz)
Besonderheiten Hl.-Kreuz-Kapelle auf der Kuppe
Die Hl.-Kreuz-Kapelle auf dem Palmberg
Kapelle, Altarbereich

Der Palmberg ist ein 137,1 m ü. NHN hoher[1] Hügel in der nördlichen Vorderpfalz (Rheinland-Pfalz). Einst lag auf dem Hügel das Dorf Berghaselbach, das seltener auch als Haselach erwähnt wird. Die katholische Hl.-Kreuz-Kapelle auf dem höchsten Punkt der Hügelkuppe ist eine Wallfahrtsstätte des Bistums Speyer. Nach dem Hügel trägt die regionale Winzergenossenschaft, die ihre Wirtschaftsgebäude am Nordhang hat, den Namen Gebietswinzergenossenschaft Palmberg.[2]

Geographie

Der Palmberg liegt südlich der Ortsgemeinden Laumersheim und Gerolsheim, zu deren Gemarkung er je zur Hälfte gehört. Optisch fortgesetzt wird er nach Osten, jenseits der Kreisstraße 2 (Gerolsheim–Lambsheim), durch den künstlichen Hügel der 2003 aufgelassenen und später weitgehend renaturierten Sondermülldeponie Gerolsheim. Westlich führt die Landesstraße 454 (Laumersheim–Weisenheim am Sand) vorbei.

Der Palmberg mit seinem höchsten Punkt (137,1 m) im Westen der Kuppe ist nur ungefähr 30 m höher als seine Umgebung. Er stellt den etwa 2 km langen Ostläufer eines langgestreckten Höhenrückens dar, der von Westen her in die Oberrheinische Tiefebene hineinragt. Über die Hügelkette verläuft die Wasserscheide zwischen den Einzugsgebieten des Eckbachs im Norden und des Fuchsbachs im Süden.

Geschichte

Bereits in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts soll Kaiser Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen, auf dem Palmberg ein Nonnenkloster mit Kirche gestiftet haben. Um diese Anlage herum entstand im Mittelalter das Dorf Berghaselbach, dessen Pfarrkirche St. Cyriakus als Mutterkirche aller umliegenden Ortschaften galt.[3] Von dem dort verehrten Märtyrer Cyriakus, dessen Attribut ein Palmwedel ist, dürfte der ganze Berg seinen Namen erhalten haben, ähnlich wie dies auch im nahen Weisenheim am Sand der Fall ist, wo der Palmwedel im Ortswappen an den alten Kirchenpatron St. Cyriakus erinnert.[4]

Dem Zisterzienserinnenkloster Maria Münster zu Worms unterstand die hiesige Cyriakuskirche bereits 1196, zudem hatte das Kloster auf dem Palmberg bedeutenden Grundbesitz.[5] Der Wormser Bischof Leopold II. von Schönfeld, vor seiner Erhebung zum Oberhirten Pfarrherr an St. Cyriakus in Berghaselbach, überließ dem Konvent, laut Urkunde vom 9. Januar 1196, zusätzlich alle Einkünfte des Gotteshauses, wobei er schreibt, die dortige Pfarrstelle sei wegen seiner Wahl zum Bischof soeben vakant geworden.[6] Gemäß dem Wormser Synodale von 1496 existierten damals noch Kirche und Siedlung.[7] Im Bauernkrieg 1525 stürmte der Landadelige Erasmus (Asmus) von der Hauben aus dem nahen Dirmstein mit einem Bauernhaufen den Ort und verwüstete ihn. Nach Einführung der Reformation durch die Kurfürsten von der Pfalz wurde der katholische Kult verboten.

Als die Spanier 1624, während des Dreißigjährigen Kriegs, die Gegend besetzten, beantragte der örtlich zuständige Bischof von Worms unverzüglich die Wiederaufnahme der früheren Wallfahrtstradition auf dem Palmberg.[8] Dies ist der erste greifbare Nachweis für die örtliche Wallfahrt; da sie wieder aufleben sollte, musste sie vorher bereits üblich gewesen sein. Im weiteren Kriegsverlauf wurde Berghaselbach als Wohnort völlig aufgegeben, nachdem die letzten Einwohner an Hunger und Pest gestorben waren.[9] Die Wallfahrten erfuhren während des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688–1697) eine erneute Unterbrechung, konnten aber nach dem Frieden von Ryswick (1697) wieder aufgenommen werden. Zu dieser Zeit standen noch Ruinen der alten Kirche und von Häusern des Ortes.[9]

Das verlassene Dorf Berghaselbach wurde im Laufe der Zeit vollständig zur Wüstung, die Wallfahrt blieb jedoch bestehen. Freiherr Franz Caspar von Langen aus Laumersheim ließ schließlich 1722/23 westlich der Hauptkuppe, in 119 m Höhe, auf den Grundmauern des Chores der alten Pfarrkirche eine kleine Wallfahrtskapelle errichten; der Wormser Weihbischof Johann Baptist Gegg weihte sie und einen darin befindlichen Altar am 3. Mai 1722 auf das Patrozinium des Hl. Kreuzes.[10]

Nachdem in den 1790er Jahren die Koalitionskriege von Frankreich aus auf die linksrheinischen deutschen Gebiete übergegriffen hatten, war das kirchliche Leben durch die französische Besatzung oftmals starken Restriktionen ausgesetzt. Darum fragte der Laumersheimer Pfarrer Joseph Heß 1807 beim geistlichen Vikariat in Worms nach, ob er die Prozession zum Palmberg, die in seiner Pfarrei „von jeher“ am Sonntag Laetare stattgefunden habe, weiterhin halten solle.[11]

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Kapelle

Die im Barockstil gehaltene achteckige Kapelle existiert bis heute. Sie ist fensterlos, im Putz der Außenwände sind Fenster lediglich reliefartig angedeutet. Im Innern finden sich eine Kreuzigungsgruppe aus dem 18. Jahrhundert sowie die Replikate mittelalterlicher Skulpturen, deren Herkunft zwar ungeklärt ist, die aber vermutlich aus dem früheren Dorf stammen. Die Originale der Skulpturen werden im Historischen Museum der Pfalz zu Speyer aufbewahrt. Am 3. Juni 1946 nahm der spätere Kardinal Joseph Wendel, damals noch Bischof von Speyer, in der Kapelle die Neuweihe des renovierten Altares vor.[12]

Wallfahrt

Die Heilig-Kreuz-Kapelle auf dem Palmberg ist eine offizielle Wallfahrtsstätte des Bistums Speyer.[3] Wallfahrtstag mit Festgottesdienst ist alljährlich der Pfingstmontag.[13]

Wirtschaft

Heute wird auf dem Palmberg Wein angebaut; mit Ausnahme des Nord- und Nordwesthangs bedecken die Weinberge die gesamte Fläche des Hügels. Die Lagen heißen Laumersheimer Kapellenberg (32,8 Hektar, im Westen) und Gerolsheimer Klosterweg (45 Hektar, im Osten). Die Gebietswinzergenossenschaft Palmberg e. G. wurde 1958 gegründet und hat ihren Sitz in Laumersheim. 2009 bewirtschafteten ihre 165 Mitglieder eine Rebfläche von 230 Hektar,[2] die sich auch auf das Terrain rund um den Palmberg erstreckt.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde im zu Laumersheim gehörenden Westteil des Hügels ein Vorkommen von Quarzsand entdeckt, das wegen seiner Reinheit dem Bergbaurecht unterliegt und damit Vorrang vor der Landwirtschaft besitzt. Aus diesem Grund musste die örtliche Winzerschaft dort hochwertige Weinberge aufgeben zugunsten des Quarzsand-Tagebaus durch ein auswärtiges Unternehmen. Auch eine Bürgerinitiative, die in den 1990er Jahren aktiv war, konnte die Enteignung der Grundstücke und den nachfolgenden Sandabbau, bei dem die für den Weinbau notwendige Mutterbodenschicht abgetragen wurde, nicht verhindern. Die jahrelangen Rechtsstreitigkeiten fanden Eingang in die regionale Dialektliteratur.[14]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
  2. a b Qualität aus der Natur – Palmberg. Gebietswinzergenossenschaft Palmberg e. G., abgerufen am 26. Dezember 2013.
  3. a b Laumersheim – Heilig Kreuz. Bistum Speyer, abgerufen am 26. Dezember 2013.
  4. Wappenbeschreibung von Weisenheim am Sand, im unteren Seitenbereich.
  5. Georg Friedrich Kolb: Statistisch-topographische Schilderung von Rheinbayern. Band 2, S. 200 (online).
  6. Franz Xaver Glasschröder: Urkunden zur Pfälzischen Kirchengeschichte im Mittelalter. München 1903, S. 192 (Urkundenregest Nr. 453).
  7. Michael Frey: Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des königl. bayer. Rheinkreises. Band 2. F. C. Neidhard, 1836, S. 365 (online).
  8. Clemens Jöckle: Wallfahrtsstätten im Bistum Speyer. Verlag Schnell und Steiner, München, ISBN 3-7954-0499-1, S. 18.
  9. a b Pfarrei Laumersheim: Unterlagen im Pfarrarchiv.
  10. Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte (Hrsg.): Protokollauszüge Laumersheim Kr. Frankenthal. Band II, 1722, S. 318 (online).
  11. Georg May: Das Recht des Gottesdienstes in der Diözese Mainz zur Zeit von Bischof Joseph Colmar (1802–1818). Verlag Grüner, Amsterdam 1987, ISBN 90-6032-290-8, S. 291 (online).
  12. Altarweihe auf dem Palmberg. In: Der christliche Pilger. Nr. 15, 1946.
  13. Wallfahrt zum Palmberg. Römisch-katholische Kirche, abgerufen am 17. Mai 2010.
  14. Albert H. Keil: Palmberg-Rezept. In: Hunde vor de Herze. Dirmstein 1997, ISBN 3-921395-34-8, S. 70 (online).