Pedro Almodóvar

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. September 2016 um 13:14 Uhr durch Nuuk (Diskussion | Beiträge) (→‎Leben: Anfang April... was?). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Pedro Almodóvar (2008)

Pedro Almodóvar Caballero (* 24. September 1949 in Calzada de Calatrava, Ciudad Real) ist ein spanischer Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor.

Almodóvar gilt als der international bekannteste spanische Regisseur des zeitgenössischen Kinos. Seine Tragikomödie Alles über meine Mutter wurde im Jahr 2000 mit einem Oscar und einem Golden Globe für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet.[1]

Leben

Pedro Almodóvar wurde in einer kleinen spanischen Stadt in der Provinz Ciudad Real geboren, die zur Region La Mancha zählt. Als er acht Jahre alt war, zog seine Familie in die Extremadura.[2] Dort besuchte er die Grundschule bei den Salesianern und die weiterführende Schule bei den Franziskanern. Die schlechten Erfahrungen mit seiner religiösen Erziehung ließen ihn den Glauben an Gott verlieren. Zu dieser Zeit begann er, sich für Filmkunst zu interessieren und regelmäßig das Kino in der Provinzhauptstadt Cáceres zu besuchen.

Mit 16 Jahren zog er ohne Familie und ohne Geld nach Madrid und schlug sich dort mit Gelegenheitsjobs durch. Er war Kurzfilmer, Comicschreiber, Herausgeber von Fotoromanen, Schauspieler und Musiker,[3] bevor er eine Stelle als Büroangestellter bei Telefónica annahm, die er 12 Jahre lang innehatte.[2] Die Arbeit dort erlaubte ihm, Geschichten zu schreiben und die ersten ernsthaften filmischen Versuche zu machen. In diesen Jahren schrieb er für die spanische Zeitschrift La Luna eine Fortsetzungskolumne über die Erlebnisse von Patty Diphusa, seinem literarischen Alter ego.

Almodóvar begann seine filmische Karriere als Underground-Künstler der Movida madrileña, die nach dem Ende der Franco-Diktatur alles Schrille, Exaltierte und Hedonistische durchleben wollte. Mit seinem ersten Spielfilm Pepi, Luci, Bom und der Rest der Bande (Pepi, Luci, Bom y otras chicas del montón) wurde er eine wichtige Figur in der Madrider Movida und über die Grenzen Spaniens hinaus bekannt.

Gemeinsam mit seinem Bruder Agustín Almodóvar gründete er 1985 die Filmgesellschaft El Deseo, mit der seit Das Gesetz der Begierde bis heute alle Almodóvar-Filme produziert wurden.[4] Anfang April 2016 wurde bekannt, dass die Brüder Almodovar zu den Persönlichkeiten gehören, die in den Panama Papers im Zusammenhang mit möglichen Steuer- und Geldwäschedelikten genannt werden.[5]

Von Beginn an war die von Almodóvar offen gelebte Homosexualität ein thematischer Schwerpunkt in seinen Filmen. Dies machte ihn international bald zu einer Symbolfigur der Lesben- und Schwulenbewegung. Arnaldo Gancedo, Präsident des spanischen Verbandes der Schwulen, Lesben und Transsexuellen, kritisierte dagegen Almodóvars langjährige Zurückhaltung gegenüber der Presse bezüglich seines Privatlebens und seiner sexuellen Orientierung. Der Regisseur habe „weder uns, noch eine andere Schwulenbewegung je unterstützt“, so Gancedo im Jahr 2005.[6]

Zitate

Zu seiner Erziehung im Kloster bemerkte Pedro Almodóvar:

„Damals war ich schon ganz gegen religiöse Erziehung. Ich wusste von Anfang an, dass die Priester mir nichts zu sagen hatten. In ‚Die Katze auf dem heißen Blechdach‘, einem Film von Richard Brooks, der für die Kirche der Inbegriff der Sünde war und der auf dem Werk von Tennessee Williams basierte, erkannte ich mich vollständig wieder und ich sagte mir: Zu dieser Welt der Sünde und der Entartung gehöre ich auch.“

Carlos Polimeni: Pedro Almodóvar und der Kitsch español

Über ihn:

“Pedro Almodóvar doesn’t just make movies. Almodóvar is the movies. He revels in everything forbidden and forgiving that can transform life into art.”

Peter Travers: Rolling Stone

Einflüsse

Almodóvar zählt Alice Munro zu den von ihm am meisten geschätzten Autoren von Kurzgeschichten. Munros Sammlung Hateship, Friendship, Courtship, Loveship, Marriage (2001) bildet die Hintergrundinspiration für seinen Film Los abrazos rotos (2011) und die Protagonistin seines Films La piel que habito (2011) liest Munros Sammlung Runaway (2004).[7]

Filmografie

Regie und Drehbuch

Produktion

Auszeichnungen

Literatur

Bücher von Pedro Almodóvar

  • Conversations avec Frédréric Strauss. Paris 1994. Deutsche Ausgabe: Filmen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Gespräche mit Frédéric Strauss. Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-88661-192-2.
  • Fuego en las entrañas. La Cúpula, Madrid 1981.
  • Patty Diphusa und andere Texte. Edition 406, Hamburg 1997, ISBN 3-9803433-7-5. Spanische Ausgabe: Patty Diphusa y otros textos. Barcelona 1991.
  • Todo sobre mi madre. Guión original. München 2005.
  • Un guión de Almodóvar. La mala educación. Madrid 2004.

Bücher über Pedro Almodóvar

  • Frédéric Strauss, Sam Richard: Almodóvar on Almodóvar. Faber & Faber, London 2006, ISBN 0-571-23192-6.
  • Carlos Polimeni: Pedro Almodóvar und der Kitsch español. Parthas, Berlin 2005, ISBN 3-86601-625-5.
  • Silvia Colmenero Salgado: Todo sobre mi madre de Pedro Almodóvar. Estudio crítico. Barcelona 2001.
  • Bernhard Chappuzeau: Transgression und Trauma bei Pedro Almodóvar und Rainer Werner Fassbinder. Tübingen 2005.
  • Tamara Danicic: Rede, Vielfalt! Fremde Rede und dialogische Flechtwerke bei Pedro Almodóvar. Tübingen 2003.
  • „Pedro Almodóvar. Frauenfieber.“ In: du. Die Zeitschrift der Kultur Heft 09/2002 Nr. 729. Zürich 2002.
  • Paul Duncan/Bárbara Peiró (Hrsg.): Das Pedro Almódovar Archiv. Taschen, Köln 2011, ISBN 978-3-8365-0282-5.
  • María Antonia García de Leon, Teresa Maldonado: Pedro Almodóvar, la otra España cañí. Sociología y crítica cinematográficas. Ciudad Real 1989.
  • Christoph Haas: Almodóvar. Kino der Leidenschaften. Europa-Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-203-84119-3.
  • Antonio Holguín: Pedro Almodóvar. Madrid 1994.
  • Kerstin Huven: Gendering Images. Geschlechterinszenierungen in den Filmen Pedro Almodóvars. Frankfurt am Main 2002.
  • Stefanie Karg: Trabajar y formar una familia, como una persona normal. Zeichen der Identität im filmischen Werk Pedro Almodóvars. Dissertation. Saarbrücken 1997.
  • Isabel Maurer Queipo: Die Ästhetik des Zwitters im filmischen Werk von Pedro Almodóvar. Frankfurt am Main 2005.
  • Cordula Rabe: Pedro Almodóvar. Nachfranquistisches Spanien und Film. Frankfurt am Main 1997.
  • Manfred Riepe: Intensivstation Sehnsucht. Blühende Geheimnisse im Kino Pedro Almodóvars. Psychoanalytische Streifzüge am Rande des Nervenzusammenbruchs. Bielefeld 2004. (online in der Google-Buchsuche)
  • Frédéric Strauss: Pedro Almodóvar, un cine visceral. Madrid 1995.
  • Nuria Vidal: El cine de Pedro Almodóvar. Barcelona 1989.
  • Brad Epps, Despina Kakoudaki, editors: All about Almodóvar: a passion for cinema. University of Minnesota Press, Minneapolis 2009, ISBN 978-0-8166-4960-0.
  • Mechthild Zeul: Pedro Almodóvar: seine Filme, sein Leben. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-86099-629-4.

Weblinks

Commons: Pedro Almodóvar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Auszeichnungen für Alles über meine Mutter imdb.com, abgerufen am 27. März 2013.
  2. a b Das Leben von Pedro Almodóvar almodovar.de, abgerufen am 27. März 2013.
  3. Carlos Polimeni: Pedro Almodóvar und der Kitsch español Buchauszug, 24. Oktober 2005, abgerufen am 25. Februar 2012.
  4. Selbstdarstellung von El Deseo eldeseo.es, abgerufen am 27. März 2013 (spanisch)
  5. https://www.thespainreport.com/articles/704-160403213534-pedro-almodovar-former-king-s-sister-and-wife-of-miguel-arias-canete-appear-in-panama-papers
  6. Jumana Farouky: Acceptance – One Reel At A Time. Time Magazine, 2. Oktober 2005. Quelle: time.com, abgerufen am 27. März 2013.
  7. Pilar Somacarrera: A Spanish Passion for the Canadian Short Story: Reader Responses to Alice Munro’s Fiction in Web 2.0 Open Access, in: Made in Canada, Read in Spain: Essays on the Translation and Circulation of English-Canadian Literature Open Access , edited by Pilar Somacarrera, de Gruyter, Berlin 2013, S. 129–144, S. 143, ISBN 9788376560175