Rheinhessen

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Rheinhessen ist eine Region in Rheinland-Pfalz. Der Name leitet sich aus der von 1816-1919 bestehenden historischen Zugehörigkeit des Gebietes zum Großherzogtum Hessen und nachfolgend bis 1945 dem Volksstaat Hessen ab. Dies führt bisweilen heute noch zu Verwechslungen.

Geographische Lage

Rheinhessen wird von Rhein und Nahe umschlossen und erstreckt sich über eine Fläche von rund 1.400 km² zwischen der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz und den Städten Alzey, Bingen und Worms. Weitere größere Orte in der Region sind Ingelheim am Rhein, Nierstein und Oppenheim (alle am Rhein gelegen), sowie Osthofen, Nieder-Olm und Wörrstadt.

Geologie

Rheinhessen verfügt vornehmlich über Lößböden, aber auch Mergel mit großem Lehmanteil.

Klima

Durch seine geschützte Lage im Luv und Lee von Hunsrück, Taunus, Odenwald und Donnersberg gehört Rheinhessen zu den wärmsten und trockensten Gebieten Deutschlands, was den Wein- und Obstanbau begünstigt.

Rheinhessen ist - u.a. durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung - das am geringsten bewaldete Gebiet in ganz Deutschland. Starke Regenfälle sind die Ausnahme und treten meist nur im Sommer auf (i.d.R. in Verbindung mit Gewittern).

Die durchschnittliche Sonnenscheindauer beträgt in Rheinhessen etwa 1.600 Stunden, die Vegetationszeit etwa 240 Tage.

Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 10,5°C.

Geschichte

Rheinhessen ist vorgeschichtlich wie geschichtlich reichhaltig. Aus prähistorischer Zeit sind Fundstellen wie die Weinheimer Trift bei Alzey, der sogenannte Urrhein bei Eppelsheim („Dinotherium“) und das Brandungsriff bei Eckelsheim bekannt.

Die immer stark besiedelte Region bringt Funde aus allen geschichtlichen Perioden hervor, von steinzeitlichen Gräberfeldern bei Flomborn über keltische Schatzfunde bei Planig und römische Tempel und Theater in Mainz bis hin zu dem fränkischen Fürstengrab von Flonheim. Zwei der drei romanischen Kaiserdome stehen hier, in Mainz und Worms.

Als Durchzugsgebiet hat Rheinhessen viele Einflüsse und Völkerschaften erlebt. Der aus Nackenheim bei Mainz stammende Carl Zuckmayer brachte dies in Des Teufels General auf die Formel vom Rhein als "Kelter Europas". Neben vielen Einflüssen besonders hervorzuheben ist die langandauernde Besiedlung durch Juden, deren Spuren an manchen Stellen zu finden sind, besonders eindrucksvoll aber in Worms mit dem alten Judenfriedhof und der bald tausendjährigen Synagoge.

Rheinhessen entstand unter diesem Namen nach 1815, als die vorher politisch stark zersplitterte Region erstmals vereinigt und dem Großherzogtum Hessen zugeschlagen wurde. Rheinhessen blieb bis 1918 beim Großherzogtum Hessen, dann bis 1945 beim Volksstaat Hessen. Durch die Grenzziehung zwischen französischer und amerikanischer Besatzungszone wurde es von Hessen getrennt und war ab 1947 einer von fünf Regierungsbezirken des neugeschaffenen Bundeslands Rheinland-Pfalz. Er umfasste die kreisfreien Städte Mainz und Worms sowie die Landkreise Alzey-Worms und Mainz-Bingen. Der Landkreis Oppenheim war bereits 1938 aufgelöst und dem Landkreis Mainz zugeschlagen worden.

Im Zuge der Verwaltungsreform von 1968 veränderte sich das Gebiet von Rheinhessen geringfügig: Mauchenheim kam von der Pfalz zu Rheinhessen, die Orte Ippesheim und Planig wurden nach Bad Kreuznach eingemeindet und gehören seitdem zum Weinbaugebiet Nahe. Die Orte der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach zählen weiterhin zu Rheinhessen.

Etymologie der Orte auf -heim

Viele Orte in Rheinhessen enden auf den Wortteil -heim. Dies wird auf fränkische Zeiten, also das 5. bis 6. Jahrhundert zurückgeführt, als es üblich war Siedlungen oder Höfe nach ihrem jeweiligen Herren zu benennen. So entwickelte sich beispielsweise Ingelheim am Rhein aus dem vermutlichen Namen Ingilo über mehrere Stufen zum heutigen Namen der Stadt.

Andere Ortsnamen sind römischen Ursprungs wie die von Mainz (Moguntiacum) oder Bingen (Bingium), manche gehen auf keltische Bezeichnungen zurück wie Worms (Borbetomagus) und Alzey (Altiaia).

Weinbau

Rheinhessen ist mit 26.171 Hektar Rebfläche größtes Weinanbaugebiet Deutschlands. Für weitere Informationen siehe den Artikel Rheinhessen (Weinbaugebiet).

Dialekt

Der rheinhessische Dialekt gehört zu den rheinfränkischen Dialekten und ist eng mit dem Hessischen verwandt.

Rheinhessische Spezialitäten

  • Backesbroote -- Ein mit Kartoffeln und Speck gefüllter Braten
  • Backesgrumbeere -- Ein gut gewürzter Kartoffelauflauf mit Speck, Wein und saurer Sahne
  • Bremser -- Die Vorstufe zum Federweisser
  • Dibbehas -- Der Hase im Topf ("Dibbe"), immer mit Hase (Kaninchen) und Gewürz, wenn's richtig gut sein soll mit Wein
  • Gehacktesweck -- Brötchen mit stark gewürztem Mett und Zwiebeln
  • Handkäs mit Musik -- Mainzer Roller eingelegt in Essig Öl und Zwiebeln
  • Kreppel -- Variante des Berliner Pfannkuchens
  • Spundekäs -- Besteht aus Frischkäse, Paprika, Zwiebeln und anderen Gewürzen
  • Weingelee
  • Weinsuppe
  • Wingertsknorze -- Roggengebäck mit Speck und Zwiebeln
  • Wingertsimbs -- Typische Weinbergs Brotzeit
  • Zwiwwelkuche -- Zwiebelkuchen

Weblinks